Von: Alexander Amethystow
Gerade mal elf Tage hat es gedauert, dann nahm der ehemalige armenische Präsident Sersch Sargsjan, Anführer der Republikanischen Partei (RPA), von seinen Plänen Abstand, nun als Premierminister weiter zu regieren. Kurz vor Ende seiner zehnjährigen Präsidentschaft hatte Sargsjan die Verfassung durch eine Volksabstimmung ändern lassen – Armenien wurde von einer präsidialen zu einer parlamentarischen Republik. Im Gegensatz zum Präsidenten ist die Ausübung des Amtes des Regierungschefs nicht auf eine bestimmte Anzahl von Legislaturperioden begrenzt. Als Sargsjan, entgegen seiner bisherigen Versprechungen, sich doch noch zum Premierminister nominieren ließ, wurde das von seinen Gegnern als Absicht gedeutet, er wolle bis an sein Lebensende regieren. Die gewaltlosen Demonstrationen in der Hauptstadt Jerewan griffen schnell auf den Rest des Landes über. Fast der gesamte Verkehr wurde lahmgelegt. Schon bald sah man unbewaffnete Soldaten in den ersten Reihen der oppositionellen Demonstranten marschieren. Bald streikten nicht nur die Jerewaner Studenten, sondern auch die Arbeiterinnen der Nähfabrik im Provinzzentrum Wanadsor. Hauptstraßen, Flughäfen und teilweise auch Grenzübergänge wurden blockiert. Am 23. April erklärte Sargsjan seinen Rücktritt und übergab die Macht an seine Parteigenossin Karen Karapetjan.