Original-Beitrag mit Bildern: https://periskop.noblogs.org/post/2025/10/30/keen-bock-auf-augenwischere...
Auf die rassistische Beleidigung folgte eine Spielunterbrechung und die Durchsage des Stadionsprechers, rassistische und diskriminierende Äußerungen zu unterlassen. Die Reaktion eines nicht unerheblichen Teils der blau-gelben Fanschar bestand darin, Antwi-Adjei über die gesamte nachfolgende Spieldauer bei dessen Ballberührungen auszupfeifen. Das DFB-Sportgericht reagierte auf die rassistischen Beleidigung mit einem Strafantrag von 30.000€ gegen den 1. FC Lokomotive Leipzig.
Bereits im direkten Nachgang des Spiels war der Verein darum bemüht, den Imageschaden zu begrenzen und verweist dabei gerne auf seine „Keen Bock auf Rassismus“-Kampagne. Eine Entschuldigung beim Betroffenen wurde veröffentlicht, ebenso ein Statement, in dem der Verein davon spricht, dass „diese eine Stimme einen Schatten auf einen sonst wundervollen Fußballnachmittag geworfen [hat].“ Bereits ein gutes Jahr zuvor, als mit Lloyd-Addo Kuffour ein damaliger Spieler des FSV Zwickau von Lok-Fans ebenfalls rassistisch beleidigt worden war, erregte sich der 1. FC Lokomotive Leipzig über „den ein oder anderen, der […] dem 1. FC Lok mit solchen hirnlosen und verletzenden Ausrufen massiv schadet.“
Das Werk Einzelner auf Kosten des Vereins: eine für die Verantwortlichen in Probstheida bequeme Erzählung. Einen knappen Monat nach dem Spiel versuchte die LVZ dem blau-gelben Befinden nachzuspüren. Statt einer kritischen Einordnung mit belastbaren Informationen förderte der verantwortliche Lokaljournalist jedoch lediglich die Telefonnummern von Ex-Präsident Steffen Kubald und Stadionsprecher Marko Hofmann zu Tage. Den Schlusspunkt des Artikels bildet der Persilschein für den Verein, der „selbst keinen Deut Rassismus in sich trägt.“
Wären die neonazistischen Umtriebe rund um den 1. FC Lokomotive Leipzig sowie die Ignoranz eines Großteils seiner Anhänger_innen diesen gegenüber nicht so offensichtlich, ließe sich über eine derart selbstbewusst vorgetragene Relativierung nur die Stirn runzeln. Angesichts der Bedeutung, die der Bezugspunkt 1. FC Lokomotive Leipzig fortwährend für die extreme Rechte in Leipzig und Umgebung besitzt, scheint es allerdings – einmal mehr – notwendig zu sein, darüber zu informieren.