Soziale Kämpfe

Bericht zum Wahlboykott in Berlin

34 % - also ein gutes Drittel der wahlberechtigten Berliner – ist nicht zur Wahl gegangen. Dazu kommen noch die „Ausländer“ und „Minderjährigen“, die gar nicht erst wählen durften. Damit sind – wie zu erwarten – prozentual wieder diejenigen die stärkste Kraft geworden, die dem bourgeoisen Wahlspektakel ferngeblieben sind. Und das trotz der in diesem Jahr besonders intensiven und massiven Wahlpropaganda der Herrschenden auf allen Kanälen – inklusive des Versuchs, neue Pseudoprotestparteien wie die AfD zu züchten, so chauvinistische Hetze zu fördern und damit auch ihre Gegner wieder verstärkt zur Wahl zu mobilisieren.

Fotos: Mietenstoppdemo gegen Verdrängung, Verarmung und den Ausverkauf der Stadt

Am 10. September 2016 gingen unter dem Motto "Gemeinsam gegen Verdrängung, Ausgrenzung, Armut und den Ausverkauf der Stadt" an die 1200 Menschen auf die Straße. Es war ein buntes Miteinander von Mieter*innengemeinschaften, Nachbar*innen, Rentner*innen, stadtpolitisch Aktiven, Linksradikalen und vielen mehr - ein gemeinsamer Ausdruck des Protestes gegen die herrschende Wohnungspolitik in dieser Stadt.

Fotos unter: http://www.umbruch-bildarchiv.de/bildarchiv/ereignis/100916mietenstopp_d...

Fotos: Blockupy 2016 in Berlin

Für den 2. und 3. September 2016 hatte das Blockupy Bündnis zu einem antikapitalistischen und antirassistischen Aktionswochenende in Berlin aufgerufen. Rund 1000 Menschen beteiligten sich am Freitag an Protesten gegen das Ministerium für Arbeit und Soziales in der Wilhelmstraße. Mit einer Blockade sollte einer der zentralen Orte markiert werden, in denen Verarmungs- und Ausgrenzungspolitik gestaltet wird. Am Nachmittag gab es dezentrale Aktionen an verschiedenen Orten in der Stadt. An die Arbeit - Exit Capitalism!
Fotos unter: http://www.umbruch-bildarchiv.de/bildarchiv/ereignis/blockupy_berlin_201...

[S] Antikapitalistischer Block auf der Großdemo gegen TTIP

Heute fand in Stuttgart eine Anti-TTIP Demo statt, bei der mehrere fortschrittlichen Gruppen zu einem antikapitalistischen Block aufriefen. Dieser fasste etwa 250 Teilnehmende und nahm im Laufe der Demonstration an Größe an. Insgesamt besuchten, laut Veranstalter, ca. 40.000 Menschen die Demonstration. Hauptgrund für unsere Mobilisierung waren die durch und durch isolierte, zu kurz greifende Kritikpunkte des strikt geschlossenen Veranstalterkreises. Dadurch waren wir nicht in der Lage antikapitalistische Positionen in die Mobilisierung zu tragen und beschlossen daher unsere eigene Mobilisierung für die Demonstration zu starten.

"Die Wahrheit schweigt wenn das Para spricht"

TTIP & CETA - Klassenkampf von oben

Egal wo in den Medien über TTIP oder CETA gesprochen wird, sind die Themen Verbraucherschutz und Mitbestimmung nicht weit. Die große Angst vor Chlorhühnern und genmanipulierten Agrarprodukten rückt in greifbare Nähe. Unternehmen dürfen die Staaten verklagen und bei der Gesetzgebung mitmischen, im Geheimen ihre eigenen Verhandlungen durchführen und das ohne Zustimmung der Bevölkerung. Doch wo blieb der Verbraucherschutz und die Mitbestimmung bisher? 

[Musikvideo] Wahlboykott in Berlin

Aus Anlass der am Sonntag anstehenden Abgeordnetenhauswahl in Berlin wurde ein musikalischer Beitrag zum Wahlboykott veröffentlicht.

60,00 € in 10 Lebensmittelgutscheinen - statt einer einzelnen Bargeldauszahlung

Am 30.08.2016 suchte ein Mann das Jobcenter Märkischer Kreis mit der Bitte um Hilfe. Der Mann hatte sein letztes Geld aufgebraucht. Er ist wohnungslos, ohne unterstützende familiäre Kontakte und zweifelsfrei anspruchsberechtigt im Sinne des SGB II. Seine Vorsprache erfolgte in Begleitung eines Beistandes. Die forsche Abweisung auch.

Iserlohner Dorfrecht

Entgegen der klaren gesetzlichen Vorgaben des § 24 SGB II über abweichende Erbringung von Leistungen hatte der Mann Anspruch auf eine Bargeldauszahlung.Ausgehändigt wurden ihm stattdessen 10 Lebensmittelgutscheine im Gesamtwert von 60,00 €;  2 Gutscheine á 10,00 € und 8 Gutscheine á 5,00 € = 60,00 €. Dabei ist die Verwendung der Gutscheine sehr eingeschränkt.  
Es ist unwahrscheinlich, dass die Leistungssachbearbeiter solche regelmäßigen Rechtsverletzungen eigenverantwortlich riskieren. Vielmehr scheint sich abermals zu bestätigen, dass die Geschäftsführer des Jobcenter Märkischer Kreis diese Demütigung mit Lebensmittelgutscheinen von ihren Beschäftigten einfordern.Die Ausgabe von Lebensmittelgutscheinen hat der Gesetzgeber ausdrücklich nur drei Problemgruppen vorbehalten. Das Jobcenter Märkischer Kreis missachtet seit mehr als zehn Jahren regelmäßig das Sozialrecht: 
SGB II § 28 (2) „Solange sich Leistungsberechtigte, insbesondere bei Drogen- oder Alkoholabhängigkeit sowie im Falle unwirtschaftlichen Verhaltens, als ungeeignet erweisen, mit den Leistungen für den Regelbedarf nach § 20 ihren Bedarf zu decken, kann das Arbeitslosengeld II bis zur Höhe des Regelbedarfs für den Lebensunterhalt in voller Höhe oder anteilig in Form von Sachleistungen erbracht werden.“
http://www.beispielklagen.de/IFG007.html 

Keiner dieser Vorwürfe ist auf den Leistungsberechtigten zu übertragen.

Unwirtschaftliches Verhalten

Die Ausgabe von Lebensmittelgutscheinen kostet Geld. Steuergeld. Wenn Steuergelder gesetzwidrig verwandt werden, ist das was? Verschwendung von Steuergeldern?Für die Auszahlung von Bargeld genügt es den Geldautomaten im Raum 104 regelmäßig aufzufüllen. Die Buchführung beschränkt sich auf minimalsten Aufwand. Die Ausgabe von Lebensmittelgutscheinen beim Jobcenter ist nicht nur erheblich kosten- und arbeitsintensiver, sie ist lästig und in sehr vielen Fällen überflüssig, ja rechtwidrig. Die Gutscheine werden von der Mehrzahl der Leistungsberechtigten als persönliche Demütigung empfunden und auch selbst Jobcentermitarbeiter geben unumwunden zu, dass es ihnen peinlich wäre, „mit den Dingern zu bezahlen“.

Der Weg der Lebensmittelgutscheine

⇒ Am Anfang steht der Ankauf von Gutscheinen. Seit 2011 hat das Jobcenter Märkischer Kreis mit dem "Wertgutschein Pass" ein neues Gutscheinsystem eingeführt. Der Anbieter Sodexo tritt dabei als "Marktführer im Bereich staatlicher Sozialleistungen" auf.
⇒ Der Leistungsberechtigte spricht beim Leistungssachbearbeiter vor und beantragt eine Bargeldauszahlung.
⇒ An die Stelle der Ermessensausübung zur Prüfung der Auszahlungsform tritt häufig die rechtswidrige Umsetzung der Weisung der Geschäftsführung.
⇒ Hier: zehn Ausgabe-Buchungen im Jobcenter
⇒ Ausgabe von 10 Gutscheinen für insgesamt 60,00 €
⇒ zehn Einkäufe in bis zu zehn Geschäften
⇒ zehnmal Buchungs-Mehraufwand in bis zu zehn Geschäften
⇒ Einzel-Abrechnungen mit dem Jobcenter in bis zu zehn Geschäften für einen Minimalbetrag
⇒ zehn Ausbuchungen im Jobcenter
⇒ zehn Einzel-Überweisungen
⇒ zehnmal Buchungs-Eingangs-Kontrollen in bis zu zehn Geschäften

Vermutlich berücksichtigt diese Aufzählung noch nicht einmal alle tatsächlichen Handlungsschritte.
Auskunft zur Häufigkeit der ausgegebenen Gutscheine und die mit der Abwicklung verbundenen Kosten lehnte das Jobcenter Märkischer Kreis bisher ab.

Fazit:

Das Jobcenter tritt mit dem Anspruch an, Erwerbslose für den ersten Arbeitsmarkt fit machen zu wollen. Aber bereits der unverhältnismäßige Bürokratieaufwand für die rechtswidrige Ausgabe von Lebensmittelgutscheinen lässt vermuten, dass die Entscheider selbst kaum in der Lage wären, am ersten Arbeitsmarkt zu bestehen.

   

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Wir haben am 7. September 2016, in dem Monat, in dem der China Summit in Hamburg und der G20 Gipfel in Hangzhou stattfinden, die Europazentrale der Chinese Ocean Shipping Company (COSCO) in der Hamburger Neustadt (Herrengraben 74) mit Rauch und Farbe angegriffen.

Gǎi Dào Nr. 69 – September 2016

Hallo liebe Gefährt*innen, liebe Interessierte und liebe Unentschlossene! Ein heißer Sommer geht langsam zu Ende und wieder kommt eine Gai Dao um die Ecke, um euch für die letzten warmen Tage mit Diskussionsstoff zu versorgen.

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