Bilbao - Baskenland

18 JAHRE ANTIFA-NETZWERK - ANTIFASCHISMUS IM BASKENLAND

Sare Antifa

Vor genau 18 Jahren wurde das Antifaschistische Netz “Sare Antifaxista“ gegründet. "Wir haben mit mehr als 250 Gruppen und Medien Kontakt aufgenommen und zusammengearbeitet. Ich glaube nicht, dass es in diesem Land ein Kollektiv gibt, das mit einer so großen pluralen Bandbreite gearbeitet hat", sagt Edu Bilbao, ein Aktivist von Sare Antifa. Bis heute ist der Kreis der Aufarbeitung, Wahrheit, Gerechtigkeit gegenüber den Opfern der Diktatur und vor allem der Wiedergutmachung noch nicht geschlossen.

Die Einhaltung der genannten Prinzipien hatten die UN-Berichterstatter 85 Jahre nach dem faschistischen Putsch von 1936 und der Unterdrückung durch das Franco-Regime gefordert. Nach Edu Bilbaos Meinung sind "das falsch benannte Gesetz der Demokratischen Erinnerung und seine Kopie in Euskadi nur weitere Flickenteppiche, der nicht den Vorstellungen der UN-Verantwortlichen entsprechen" (1). Er weist darauf hin, dass "die Institutionen in ihrem Bemühen, einer würdigen Erinnerungsarbeit den Wind aus den Segeln zu nehmen, die Historische Erinnerung in ein weiteres Nebenprodukt ihrer Politik verwandelt haben" (2). Er erklärt, dass “wir von Sare Antifaxista die Klientel-Politik der Institutionen zur Bearbeitung des Themas Historische Erinnerung nie akzeptiert haben" und fügt hinzu, dass "wir die Arbeit der Memoria Historica fortsetzen werden, das ist eine unverzichtbare Verpflichtung" (Interview: Juantxo Basterra).

Die neue baskische Linke - Strategisch gespalten

Baskische Linke, gespalten

Jahrzehntelang prägte der militärische Konflikt zwischen ETA und dem spanischen Staat den Kampf der der baskischen Linken (abertzale Linke) für ein unabhängiges und sozialistisches Baskenland. Eine Veränderung ihrer politischen Strategie bedeutete vor etwas mehr als zehn Jahren die Abkehr vom bewaffneten Kampf, die schließlich 2018 zur endgültigen Auflösung von ETA führte. Auf diese Weise veränderte sich auch die politische Landkarte im Baskenland. Neue Organisationen betraten die politische Bühne.

Warum es die baskische Linke in ihrer alten Version nicht mehr gibt. Welche Strategien die verschiedenen Strömungen in der abertzalen Linken verfolgen. Und wieso man im Baskenland von keinem Friedensprozess sprechen kann. Eine Bestandsaufnahme.

Bilbao: Fußball-Ausnahmezustand

Antifa-Demo gegen russische Neofaschisten von Spartak in Bilbao

Bilbao befindet sich im unsportlichen Ausnahmezustand: weil 2.500 russische Fans erwartet werden, ein Drittel davon potenziell rassistische Gewalttäter, hat das normale Leben aufgehört zu funktionieren: Schulen werden geschlossen, Kneipen machen zu, die Polizei warnt in jeder Hinsicht.

 

Das Schlimme an der Sache ist, dass die ganze Geschichte absehbar war. Nicht nur absehbar, sondern vorprogrammiert. Denn wer auch nur einen kurzen Blick auf die jüngste Fangeschichte des Fußballclubs Spartak Moskau wirft, weiß, das die entsprechende Auslosung ein Teufelslos ist. Hunderte von gewaltbereiten Fans, rassistisch, faschistisch orientiert und echte Machos, machen sich auf den Weg, wohin immer es auch gehen soll: nach Sevilla, Marseille, Maribor, Manchester – und regelmäßig passiert dasselbe: Straßenschlachten, Zerstörungen, physische Angriffe. 

Bewegung für Amnestie

Amnestie-Demo in Bilbao Juni 2017

Am 24.Juni 2017 fand in Bilbao eine Großdemonstration statt für die Freilassung und Amnestie der politischen Gefangenen, die nach dem Ende von ETA weiter als Geiseln gehalten werden in spanischen und französischen Gefängnissen. Organisiert war die Demonstration von der baskischen Linken - die gleichzeitig nicht daran teilnahm. Wie erklärt sich dieser Wiederspruch?

 

Nach dem erklärten Ende des bewaffneten Kampfes setzte ein Teil der baskischen Linken ohne umfassende vorherige Diskussion auf den Weg durch die Institutionen und Parlamente; ein anderer Teil setzt weiter auf die Mobilisierung auf der Straße. Der erste Teil gründete mit Sortu und EH Bildu Parteien und Koalitionen, der zweite Teil lehnt diese Strategie ab und brauchte einige Zeit, um sich neu zu formieren. Dabei herausgekommen ist die sogenannte Amnestiebewegung, auch ATA genannt (ATA – Amnistia ta Askatasuna, Amnestuie und Freiheit). Dabei repräsentiert ATA nicht das gesamte kritische Spektrum. Deshalb ist mittlerweile üblich geworden, die institutionelle Linke als „offizielle baskische Linke“ zu bezeichnen, um zu differenzieren.

Schwarzer Stern geräumt!

Protest gegen Räumung (argazkipress)

Völlig überraschend wurde am Dienstag, 7.3.2017 im Stadtteil Irala-Rekalde von Bilbao das besetzte Zentrum IZAR BELTZ (baskisch: Schwarzer Stern) geräumt. Um 8:45 Uhr lief die baskische Ertzaintza-Polizei auf, als sich niemand im Zentrum befand und wechselte Türen und Schlösser aus. In der Hand hatte die Polizei einen richterlichen Räumungsbescheid. Vor 11 Jahren war das leerstehende Gebäude in einem Stadtteil mit mehreren Dutzende Leerständen besetzt worden, ein ehemaliges Schlachthaus mit Kühlanlagen. Weil es vorher als Drogenplatz bekannt war, hatte die Besitzerin nichts gegen die Besetzung, es kam zu einer informellen Absprache: sollte es ernsthafte Käufer geben, sollte das Gebäude wieder geräumt werden. 

Baskale Kulturverein in Bilbao

Der in Bilbao ansässige baskisch-deutsche Kulturverein Baskale feiert 2017 sein sieben-jähriges Bestehen. Sieben Jahre von Aktivitäten verschiedenster Art: feministische Projekte, Ausstellungen, Filme, antifaschistische Erinnerungsarbeit, alternativer Tourismus. Die Redaktion Baskinfo hat Amaia Urrutikoetxea vom Kulturverein Baskale zu den bisherigen Ergebnissen befragt.

Baskinfo: Sechs Jahre Kulturverein Baskale und fast vier Jahre Webportal Baskultur.info ist Grund genug nachzufragen, wie die bisherige Erfahrung war. Amaia Urrutikoetxea von Baskale Elkartea – wie waren die ersten Jahre?

 

Amaia: Im Großen und Ganzen sind wir zufrieden.Unsere Projekte laufen gut, wir sind integriert in Bilbo und Bizkaia. Mittlerweile hat der Verein 40 Mitglieder, von denen die Hälfte regelmäßig aktiv ist, das ist eine gute Voraussetzung für kontinuierliche Arbeit.

Ungestrafter Polizeimord in Bilbao

Vor 4 Jahren und 7 Monaten wurde in Bilbo nach einem Europa-Fußballspiel ein Athletic-Fan von der Polizei getötet, mit einem aus kurzer Distanz abgeschossenen Gummigeschoss. Nun ist zu befürchten, dass das in der Folge eröffnete Verfahren gegen die potentiellen Schützen nun eingestellt wird. Frist ist der 6.Dezember, deshalb fand am vergangenen Freitag (1.12.2016) eine Demonstration statt, an der sich mehr als 500 Personen beteiligten.

 

Die Demo begann an jenem Ort, an dem Iñigo Cabacas getötet wurde, in einer Sackgasse vor einer linken Bar, die die baskische Polizei schon lange im Visier hatte. Sie endete vor dem obersten baskischen Gericht, wo die Entscheidungen getroffen wurden und werden. An der Spitze der Demo gingen die Eltern des Toten, die die Hoffnung nicht aufgegeben haben, dass der Tod ihres Sohnes zumindest juristisch aufgearbeitet wird.

Tödlicher Machismus

Machosport Stierkampf

Situation 1

Ein Musiklehrer aus der baskischen Hauptstadt wirft das 17 Monate alte Baby seiner Freundin aus dem geschlossenen Fenster im ersten Stock, nachdem ihn die 18-jährige Mutter beim sexuellen Missbrauch der Kleinen erwischt hat. Das Kind stirbt zwei Tage später, die Mutter überlebt schwer verletzt.

Situation 2

 

Ein im spanischen Staat bekannter Stierkämpfer lässt im Training spektakuläre Fotos machen, als er sich mit seiner fünf Monate alten Tochter auf dem Arm mit rotem Tuch einem stattlichen Stier entgegenwirft. Die „nationale“ Presse berichtet.

KUKUTZA: Knast für Solidarität

Demo für Kukutza September 2015 Bilbo (FAT)

Wie vor zwei Tagen bei Baskinfo gemeldet, wurden beim dritten KUKUTZA-Prozess Geld- und Haftstrafen verhängt. Ohne konkrete Beweise wurden 19 Personen verurteilt, die vor vier Jahren gegen die Räumung und den Abriss des besetzten Sozialzentrums KUKUTZA protestiert hatten. Im ersten Prozess im Juni 2012 waren deutsche Solidarische freigesprochen worden, im zweiten Prozess gab es ebenfalls 22 Freisprüche, jedoch auch eine Verurteilung zu drei Jahren Gefängnis (noch nicht rechtskräftig). 

Faschistischer Übergriff

Faschistischer Übergriff in Bilbao

Das Opfer des neofaschistischen Angriffs in der vergangenen Woche in Bilbao konnte bei der Polizei zwei der drei Täter identifizieren. Sie hatten den Jugendlichen nachts vor seiner Wohnung abgepasst, ihn verprügelt und ihm mit Messern ein Hakenkreuz und “88“ eintätowiert. Bei einem der Identifizierten handelt es sich um einen einschlägig bekannten 50-jährigen, der bei früheren spanischen Nazi-Aufmärschen in Blbao aufgefallen war. Er stammt aus dem selben Stadtteil wie das Opfer. Äußerst seltsam ist das Verhalten der Polizei, denn der Identifizierte wurde noch nicht zum Verhör einbestellt. Stattdessen wurde der Jugendliche erneut vernommen, die Polizei interessiert sich, bei welchen Fiesta-Ständen er vor dem Angriff gewesen war und sowie für seine politische Gesinnung. 

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