Dresden

Bericht vom 60. Prozesstag im Antifa Ost-Verfahren am OLG Dresden am 28.07.2022

Bericht vom 60. Prozesstag – Mittwoch, 28.07.2022

Vor Prozessbeginn: Auftaktkundgebung 

An diesem ersten Tag der Aussagen des Kronzeugen Johannes Domhöver (im Weiteren abgekürzt mit J.D.) wurde zu einer Kundgebung unter dem Motto „Unsere Solidarität gegen politischen Verrat“ aufgerufen.

Ab 08:30 Uhr versammelten sich viele solidarische Menschen vorm OLG Dresden. Es wurden Redebeiträge verlesen – u.a. der des Solibündnisses – und Musik gespielt.

Wird Johannes Domhöver im stillen Kämmerlein vernommen?

Wie schon letzte Woche bekannt wurde, lässt der Vergewaltiger und Verräter Johannes Domhöver [1] über seinen Anwalt mitteilen, dass er zwar aussagebereit sei, allerdings nur, wenn die Öffentlichkeit während seiner Vernehmung ausgeschlossen wird.

Pflegenotstand in Deutschland

 

Mindestens 200.000 Pflegekräfte fehlen aktuell in Deutschland, darunter allein mehr als 4.000 auf Intensivstationen. Seit Jahren schon steigt diese Zahl kontinuierlich und es ist zu erwarten, dass sie bis 2030 für alle medizinischen Berufe die 500.000 übersteigen wird. Damit kommen im Schnitt 13 Patient*innen auf jede Pflegekraft, was eine fast unmöglich zu bewältigende Aufgabe bedeutet. Schlechte Bezahlung, lange Arbeitszeiten und dauerhafter Stress stellen den Alltag von Pflegekräften dar. Dabei handelt es sich bei Pfleger*innen in Deutschland mit rund 1,7 Millionen Menschen um eine der größten Berufsgruppen.

Redebeitrag zur Kiezdemo über Gentrifizierung

 

Von wie vielen Bekannten habt ihr in den letzten Monaten schon gehört, dass sie sich Sorgen machen, ihre Miete nicht bezahlen zu können? Von wie vielen Fällen, in denen Menschen aus diesem und anderen teils rechtmäßig umstrittenen Gründen aus ihrer Wohnung geworfen wurden? Wie oft seid ihr schon durch Dresden gelaufen und habt euch über wieder neue Bonzen-Bauten geärgert, die beispielsweise ehemalige Grünflächen ersetzen? Wie viele Kneipen, in die ihr mal gerne gegangen seid, haben über die Jahre schließen müssen?

Statement zu den Entwicklungen um J. Domhöver

Johannes Domhöver ist Kronzeuge im Antifa Ost Prozess. Hat er sich selbst dafür entschieden? Wurde er von den Bullen unter Druck gesetzt? Wie dieser Prozess genau abgelaufen ist, werden wir nie erfahren. Ob er diesen Weg widerwillig gegangen ist, weil er keine andere Variante gesehen hat oder ob er einfach wirklich nur das Arschloch ist, für das wir ihn halten, werden wir nicht raus bekommen. Gehen wir also vom Schlimmsten aus: Domhöver wird vollumfänglich zu allem, was er weiß, aussagen. Er wird Leute verraten, er wird Leute beschuldigen, er wird jede Variante, die die Bullen und Staatsanwaltschaft ihm hinlegen, unterschreiben.

Eine der Fragen, um die wir kreisen, ist, wie sind wir - als Bewegung oder Szene - hierher gekommen? Wie konnte uns die Situation so sehr entgleiten, dass nun ein ehemaliger Genosse - einige haben ihn lange genug dafür gehalten - gegen uns aussagt? Zweifel daran, ob wir seit dem Outcall nicht hätten anders handeln sollen. Zweifel, ob nicht doch die Stimmen recht hatten, die meinten, dass die Auseinandersetzung mit Domhöver jetzt und so öffentlich nicht hätte stattfinden sollen. Vielleicht gibt es eine Antwort auf unsere Fragen, wenn wir zurück zum Anfang der Auseinandersetzung gehen.

Prozess gegen rassistische Schließer beginnt.

Bereits im August 2020 erhob die Staatsanwaltschaft Dresden Anklage gegen fünf Beamte der JVA Dresden wegen gefährlicher Körperverletzung im Amt. In dieser Woche startet am 10. Juni nun das Verfahren gegen sie.

Stoppt die türkische Besatzung

"Stoppt die türkische Besatzung - Riseup4Rojava" im Hintergrund zerbombte Gebäude

Schon lange versucht die Türkei durch Luft- und Drohnenangriffe die kurdischen Gebiete zu zermürben. Nun hat sie eine neue Militäroffensive gestartet, die sich gegen die südkurdischen, weitgehend von der PKK kontrollierten Gebiete Zap, Metîna, Avaşîn und seit einigen Tagen auch gegen das nordkurdische Kobanê richtet. Die Intensität der Angriffe nimmt dabei immer weiter zu: Bei der jetzigen Invasion kamen auch Bodentruppen zum Einsatz.

Auf ein einziges Ziel lassen sich die türkischen Angriffe auf Kurdistan nicht zurückführen. Die tief verwurzelte Feindschaft gegenüber Kurd*innen, die Errungenschaften der Revolution in der autonomen Region Rojava und die Bestrebung der Türkei, syrisches und irakisches Staatsgebiet zu dem ihrigen zu erklären, sind jedoch wohl die zentralen Motive. Dazu kommt, dass Militäroffensiven dem türkischen Staat die Möglichkeit bieten, die im Land vorherrschenden starken Klassenwidersprüche zu überdecken. Indem der Bevölkerung ein neoosmanisches Nationalbewusstsein und rassistischer Hass auf Kurd*innen beigebracht vermittelt wird, kann von der wirtschaftlichen und innenpolitischen Krise abgelenkt und der Einfluss der kurdischen Bewegung abgeschwächt werden.

 

Heraus zum revolutionären 1. Mai

 
In den letzten Wochen schien es hierzulande nur ein Thema zu geben: Krieg in der Ukraine, direkt in Europa. Der Aufschrei über Russlands Angriff ist groß, ebenso die Sorge um die vielen Menschen, die gezwungen waren und sind, ihr Zuhause fluchtartig zu verlassen. Und nicht zuletzt ist es auch die Diskussion um die Auswirkungen auf Deutschland und andere europäische Länder: Die Spritpreise schießen in die Höhe, es gibt Lieferungsengpässe bei verschiedenen Lebensmitteln und auch ihre Preise sind deutlich gestiegen. Dabei sind Krieg und wirtschaftliche Probleme eigentlich allgegenwärtig. Weltweit gesehen gehören bewaffnete Konflikte vielerorts zur Normalität, ebenso die Flucht vor diesen und Lebensmittelknappheit. Davon wird in der Regel geschwiegen - besonders auch von der Mitschuld der BRD und anderer europäischer Länder, etwa durch Waffenexporte. Allein 2019 erhielt beispielsweise das NATO-Mitglied Türkei Kriegswaffen im Wert von 344,6 Millionen Euro von Deutschland. Damit werden seit Jahren Militäroffensiven gegen die kurdische Bevölkerung unterstützt, die große zivile Opferzahlen fordern. 

Anna und Arthur schweigen! - Statement zur Zeug:innenaussage am 13. April

Am 13. April wurde eine Genossin als Zeugin geladen, um im Prozess gegen die vier Angeklagten am OLG Dresden auszusagen. Nachdem sie zuvor ausgefallen war, erschien sie nun zu ihrer zweiten Vorladung mit Zeug:innenbeistand. Dieser stellte direkt zu Beginn der Befragung klar, dass sich die Zeugin auf ein vollumfängliches Aussageverweigerungsrecht nach §55 berufen werde und daher nicht aussagt. Nachdem der Vorsitzenden Schlüter-Staats schon in vorangegangenen Vernehmungen klar zu verstehen gab, dass er ein Aussageverweigerungsrecht in Bezug auf den § 129 nicht vollumfänglich gelten lassen werde, kam der raue Ton nicht unerwartet.

Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland

In den letzten zwei Jahren hat uns die Coronapandemie und der Umgang der Regierung mit dieser wieder einmal vor Augen geführt, wie wenig am Mythos von Gleichheit und Gerechtigkeit in einer bürgerlichen Demokratie dran ist. Besonders Prekär-Beschäftigte, Frauen, Migrant*innen und andere bereits stark benachteiligte Personengruppen traf die Krise hart. Nun sollte eindeutig sein, dass sich in dieser Zeit keine neuen Ungleichheiten auftaten, sondern bloß bereits existierende verstärkt wurden. Wir leben in einem kapitalistischen und patriarchalen Staat, was zwingend dauerhafte ökonomische und politische Ungleichheit mit sich bringt. In Deutschland gibt es dabei noch eine Besonderheit: Den Unterschied zwischen „Ost-” und „Westdeutschland”.

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