Katalonien

Katalonien: „Dies ist ein antifaschistischer Kampf, nicht nur ein Kampf um Unabhängigkeit“

Ein Interview mit zwei jungen Anhänger*innen der „katalanischen Bewegung“ über die jüngste Entwicklung. Das Interview entstand am 22. Oktober.

Juan: Mein Name ist Juan, ich bin 23 Jahre alt, ich studiere an der Universität und arbeite.

Sira: Mein Name ist Sira, ich bin Fotojournalistin und Photographin, und ich berichte über die aktuelle Mobilisierungen in Katalonien.

Wie habt Ihr an den letzten Demonstrationen teilgenommen? Wie habt Ihr sie wahrgenommen? Gibt es einen Strategiewechsel bei diesen Demonstrationen, einen Wechsel von Gewaltlosigkeit zum Ausüben von Gewalt?

Sira: Als Fotografin habe ich alle Demonstrationen der letzten 2,3 Jahre in diesem “katalanischen Prozess” – wie er sich selbst nennt – dokumentiert. Ich habe keinen klaren Strategiewechsel gesehen, denn in Wirklichkeit haben wir in den letzten Wochen einen Wendepunkt erlebt, den niemand so erwartet hat. Früher waren es gewaltfreie Demonstrationen. Nun, ich würde nicht sagen, dass es sich jetzt um gewalttätige Demonstrationen handelt, aber ich würde sagen, dass es eine Menschenmenge gibt, die vorher keinen Raum hatte, sich zu äußern, und die jetzt mit viel Wut auf die Straße geht. Die sich mit einer Strategie der populären Selbstverteidigung gegen Repressionen sowie mit anderen Arten von Demonstrationen äußert, die wahrscheinlich radikaler sind, so wie wir es bisher noch nie erlebt haben.

Luftbrücke Hong Kong – Barcelona. Bulletin Nº 2

 "Wir wollen keine Huldigungen, nur um dann der Nachwelt in der Geschichte der Katastrophen zu erscheinen."


Das gro
ße Spiel

Ruinen

Spanien ist eine Ruine. Der Wind weht durch die Leere, die die Größe Spaniens hinterlassen hat. Wir wurden von der sogenannten Tradition, von jeder Generation von Herrschern, von jeder Generation von Kaufleuten und Betrügern ausgeraubt. Nur zerbrochen und gescheitert, können die Spanier versuchen sich neu zu erfinden, um dem Niveau ihrer Kunst und ihrer Feste gerecht zu werden. Hongkong, Chile, Ecuador, Haiti, Libanon und die gelben Westen Frankreichs zeigen, dass die Regierungsform selbst eine Ruine ist. Eine grimmige Ruine, die ihre Seifenblasen schützt, als wären sie Diamanten.

Consejo de los Tumultos

Im 16. Jahrhundert brach in den Niederlanden eine Revolte gegen die spanische Krone aus. Gefordert wurde die Freiheit der Religionsausübung, die Freiheit der Konvertierung zur protestantischen Religion. 1556 schickte Philipp II. den Herzog von Alba, um den Aufruhr zu unterdrücken. Er führte ein Regime des Terrors und der Unterdrückung unter dem Namen einer Institution namens Consejo de los Tumultos ein, das nichts anderes als ein Sondergericht war.

 

Auf die Proteste gegen diese Willkür erwiderte der Herzog Fernando Alvarez de Toledo:
"Und wenn einige dadurch versehentlich sterben sollten, dann werden sie eben Märtyrer und kommen direkt in den Himmel."

 

Der Prinz von Oranien bekräftigte daraufhin sein Motto "Ich werde nicht nachgeben" (No cejaré) und leitete seine Kampagne „der Armen des Meere“ ein, Operationen einfacher Leute, die sich an Überraschungsangriffen an den Kanälen beteiligten, um sich dann wieder zu verstreuen. Das spanische Imperium musste sich achtzig Jahren Krieg stellen, verlor seine Territorien und begann zusammenzubrechen. Heute nun will Spanien diese seine Strategie von Terror und Unterdrückung fortführen.

 

¡Vaga General! – Einige Eindrücke vom Generalstreik in Katalonien

Copyright: https://victorserri.com/

Ende letzten Monats rief in Katalonien ein Bündnis der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung zu einem Generalstreik vor allem gegen die Repression des spanischen Staates auf. re:volt-Autor Mo Foc aus Barcelona mit einem Bericht und einer strategischen Einschätzung zur katalanischen Bewegung.

Katalonien: Innenansichten eines gesellschaftlichen Umbruchs

Radio Aktiv Berlin

Nur wenige Stunden nach der parlamentarischen Abstimmung zur Unabhängigkeit Kataloniens vom spanischen Staat berichtete Hans Laubek am 27. Oktober 2017 im Berliner Lokal der Freien Arbeiter*innen Union (FAU) über seine Eindrücke während des Referendums am 1.10. sowie des darauf folgenden Generalstreiks. Er war in dieser Zeit sowohl  mit Aktivist*innen der linksrevolutionären und nationalistischen Partei CUP als auch der syndikalistischen Gewerkschaft CNT in Barcelona unterwegs, welche beide für sehr unterschiedliche Haltungen stehen. Er gab einen detaillierten Überblick über die Gemengelage der sich teilweise widersprechenden Ansätze, die sich zwischen den extremen Polen Nationalismus und Selbstorganisation bewegen und sich in ihrer Ablehnung der staatlichen Repression und der postfrancistischen Oligarchie treffen. 

FAU-Katalonien-Veranstaltung heute (Freitag) zu „Nationalismus und Emanzipation“

 

Im Moment höchster Aktualität führt die Basisgewerkschaft Freie Arbeiterinnen- und Arbeiterunion (FAU) am heutigen Freitag ab 19:30 Uhr eine Veranstaltung zum Katalonien-Konflikt durch. Referieren wird Hans Laubek, der am 1. Oktober bei dem verbotenen Referendum in Barcelona war.

 

…auch unser Katalonien

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Uns erreichen jetzt täglich neue Informationen und Berichte aus Barcelona, auch von direkt dort beteiligten Aktivist*innen, Freund*innen und Verwandten. Die Berichterstattung der Medien hier spiegelt hingegen leider nur einen kleinen Teil dessen, was da jetzt los war und ist. Und vor allem wird der Konflikt scheinbar unvermeidlich schon Anfang nächster Woche in eine weitere, vermutlich sehr extreme Eskalationsstufe gehen.

 

Anarchist/innen festgenommen

Kasa Muntanya Barcelona

Politisch herrscht kalter Krieg zwischen der spanischen und der katalanischen Regierung, doch wenn es um Repression geht, klappt die Zusammenarbeit nach wie vor hervorragend. Vor Tagen wurden in Barcelona elf Personen festgenommen, sieben Frauen und vier Männer, denen “terroristische Umtriebe“ nachgesagt werden und die u.a. uruguayischer, italienischer und österreichischer Nationalität sind. Ausgerechnet an dem Tag, an dem der ehemalige Ministerpräsident Pujol wegen Steuerhinterziehung angeklagt wurde, fanden die Verhaftungen statt, verbunden mit umfangreichen Razzien. Die Rede war von “anarchistischem Terrorismus“, die Festgeommenen sollen verantwortlich sein für eine lange Reihe von Anschlägen, deren Konsequenzen jedoch an keiner Stelle erwähnt werden. Die Repressionskräfte drangen in drei Sozialzentren ein und nutzten die Gelegenheit, in umfangreichem Stil Material aller Art mitzunehmen, das mit dem Fall mitgroßer Wahrscheinlichkeit nichts zu tun hat. Zudem betroffen waren zwei libertäre Zentren in den Stadtteilen Sant Andreu und Poble Sec.

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