Freiräume

(B) Wer macht denn sowas? Dixi-Klo auf Tram-Schienen gelegt

03.06.barrikade scheffelstr.

"Wer macht denn sowas? Dixi-Klo auf Tram-Schienen gelegt und abgefackelt" fragte die BZ am 4. Juni, nachdem wir eine Verbindungsstraße zwischen Lichtenberg und Friedrichshain mit brennendem Baustellenkram gesperrt hatten. Damit versuchten wir zu einer Entlastung unserer Gefährt*innen im Friedrichshainer Nordkiez beizutragen, deren Häuser seit Monaten von den Bullen belagert werden. In letzter Zeit haben sich öfter ähnliche Vorfälle in einiger Entfernung zum Dorfplatz zugetragen und es liegen Berichte vor, dass die belagernden Bullen dann für Nahbereichsfahndungen eingebunden werden. Vieles wird in der Presse nicht gemeldet, ebenso Gerüchten zufolge zunehmend stadtweit Angriffe auf die Einsatzkräfte der Berliner Polizei.

[Bielefeld] Wo steht die Black Lives Matter-Bewegung aktuell?

Bericht & Analyse: Demo in Bielefeld vom Sonntag, 7. Juni 2020

Auch in Bielefeld wird demonstriert: Anlässlich einer rassistisch motivierten Festnahme fanden sich im ostwestfälischen Bielefeld am Sonntag etwa 1.000 Menschen zusammen, um gegen Polizeigewalt und Schikane zu demonstrieren. Wie verlief die Demonstration und was lässt sich aus ihr über den aktuellen Stand der BLM-Bewegung in Deutschland lernen? Ein Vorschlag für weiteres Vorgehen am Ende.

Partys und sexuelle Übergriffe - der Schumacher Club in Bochum

Der Betrieb in Nachtclubs steht aufgrund der Corona-Pandemie aktuell überall still und ausschweifende Nächte sind bis auf Weiteres auf Eis gelegt. Dies haben die Inhaber*innen und das Personal des Schumacher Clubs, ein Club mitten in der Bochumer Innenstadt, zum Anlass genommen, um ein Imagevideo zu veröffentlichen, das einen Spendenaufruf enthält.

In dem Video kommen Clubbetreiber*innen, Veranstalter*innen, Personal, DJs und Menschen hinter den Kulissen zu Wort. Und sie werfen mit hedonistischen Hippie-Floskeln nur so um sich: der Club „bringt Menschen zusammen“, hier würde „diverses Leben gefeiert“, hier fänden Menschen „ein Zuhause“, es sei ein „Biotop in sich für Menschen, die sich ausleben möchten, unabhängig von gesellschaftlichen Konformen“ – „a stranger in life is a neighbour on the dancefloor“.

Letztendlich wird der Club auch als „Safe Space“ bezeichnet – ein Begriff, der hellhörig macht. Wie wird ein Club eigentlich zu einem Safe Space – also zu einer inklusiven Umgebung, in der marginalisierte Gruppen besonderen Schutz erfahren? Wie wird vor allem ein Club zu so einem sicheren Ort, der betont, wie frei und unbeschwert hier alle sein können? Wie können die Betreiber*innen des Clubs mit Bestimmtheit sagen, dass der Club ein Safe Space ist? Was tun sie dafür? Wir haben das oben genannte Video zum Anlass genommen Antworten auf die Frage zu finden, wie sich weiblich gelesene Personen(1) hier fühlen. Dabei sind wir auf unzählige erschreckende Erfahrungsberichte gestoßen.

 

Der Schumacher Club – ein Safe Space?

 

Es braucht nicht viel Recherchearbeit, um herauszufinden, dass der Schumacher Club kein Safe Space ist. Wer sich in und um Bochum umhört, Besucher*innen fragt, wie sie sich im Club fühlen und was sie für konkrete Erfahrungen gemacht haben, bekommt allzu schnell den Eindruck vermittelt, dass der Club lediglich darum bemüht ist sein linkes und diverses Image zu pflegen, um junge aufgeklärte und sensibilisierte Menschen anzulocken, ergänzt durch konkrete LGBTIQ+ Angebote. Ein ausgearbeitetes Awareness-Konzept, welches sich nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis bewährt, sucht man hier zudem vergeblich. Es dürfte schließlich auf der Hand liegen, dass es nicht ausreicht, unter jede Facebook-Veranstaltung zu schreiben, dass von allen Gästen Respekt und Offenheit gefordert wird. Wenn diesen Sätzen nicht auch Handlungen folgen, bleiben sie leere Versprechen.

 

Partys und sexualisierte Gewalt

 

In Clubs wie dem Schumacher Club kommen Woche für Woche Menschen zusammen, die gemeinsam feiern, tanzen und sich berauschen. Wie auf allen anderen Partys auch, sind sich Menschen nah, es ist dunkel, oft unübersichtlich, Menschen nehmen Drogen, die Musik ist laut. Es entsteht eine Atmosphäre, in der Täter unauffälliger Grenzen überschreiten können und es so besonders häufig zu übergriffigem Verhalten und sexualisierter Gewalt kommt. Der Schutz von potentiellen Opfern ist in diesen Räumen besonders wichtig und muss von Veranstaltenden, Personal und Inhaber*innen so gut es geht gewährleistet werden. Was dabei als sexuell übergriffig empfunden wird, ist vielfältig und bestimmt jede betroffene Person selbst. Clubs sind also oft Orte, an denen sich konkret weiblich gelesene Personen nicht sicher fühlen können. Von Clubbetreiber*innen und Veranstalter*innen muss daher zwingend gefordert werden, dass sie alles dafür tun, damit sich diese Personengruppe hier wohl und sicher fühlt.

 

Viele weiblich gelesene Personen haben uns erzählt, dass sie im Schumacher Club übergriffiges Verhalten beim Personal gemeldet haben, woraufhin nichts passiert ist und Täter ungestört weiterfeiern durften. Frauen berichten davon, dass Übergriffe als Lappalie abgetan wurden. Bedürfnisse von betroffenen Frauen wurden allzu häufig übergangen, Täter werden geschützt und erfahren keinerlei Konsequenzen für übergriffiges Verhalten. Für FLTI(2) ist es enorm wichtig zu wissen, dass sie sich hier in einem Umfeld bewegen, in dem sie sich nicht auf Unterstützung von den Verantwortlichen verlassen können, sondern sexuelle Übergriffe offenbar geduldet werden oder Victim-Blaming betrieben wird.  So wurde uns auch erzählt, dass Betroffenen selbst die Schuld für übergriffiges Verhalten gegeben wurde, weil sie "zu berauscht" gewesen seien. Uns geht es um Schutz! Ist Schutz nicht ein unabdingbares Konzept für einen Safe Space? 

Zudem dürfen im Schumacher Club offensichtlich auch Nazis mitfeiern: Gäste mit Kleidung rechtsextremer Marken wurden beim Personal gemeldet - auch hier wurde nicht gehandelt.

 

Der Schumacher Club muss zwingend als unsicherer Ort für weiblich gelesene Personen geoutet werden! Es muss aufhören, dass dieser Club sich als "Safe Space" bezeichnet, während nichts für nachhaltige Sicherheit getan wird. Orte mit dem Prädikat "Safe Space" werden von Menschen aufgesucht, weil sie sich fernab von den leider üblichen Übergriffen in der Partyszene geschützt bewegen wollen. Umso gravierender ist das Erleben von sexualisierter Gewalt an einem Ort, an dem man sich sicher wähnt.

Es kann nicht länger geduldet werden, dass es mitten in Bochum einen Ort gibt, an dem über sexuelle Belästigungen und Übergriffe hinweggesehen wird, an dem die Bedürfnisse von  Betroffenen keine Rolle spielen und an dem es egal zu sein scheint, wie sicher sich FLTI hier wirklich bewegen und fühlen können, während nach außen hin von einem Safe Space geredet wird, um möglichst viele Menschen – also auch FLTI – zu erreichen. Fest steht: Menschen, die dulden, schweigen oder wegschauen, machen sich zu Mittätern - hier also explizit auch die Inhaber*innen und das Personal des Clubs!

 

Wenn ihr in diesem Club involviert seid - ob als Gast oder Gästin, DJ oder Veranstalter*in - fangt an zuzuhören und nicht wegzuschauen! Wir haben innerhalb kürzester Zeit zahlreiche Erfahrungsberichte von Betroffenen sammeln können und sind davon überzeugt, dass diese nur die Spitze des Eisbergs darstellen.

 

Der Schumacher Club – ganz sicher kein Safe Space!

 

 

 

(1) In diesem Kontext geht es vor allem um weiblich gelesene Personen, die aufgrund von struktureller Diskriminierung sexuelle Übergriffe erfahren, beziehungsweise in der Partyszene besonderen Schutz erfahren sollten. Es wird in konkreten Fällen von Frauen gesprochen, wenn sich auf Berichterstattungen bezogen wird. 

(2) FLTI = Frauen, Lesben, Trans- und Intermenschen

Updates und DAS EINZIG WAHRE URTEIL: L34 presents LIEBIG CHAOTICA

*** Räumungsversuch der L34 ab jetzt theoretisch möglich ***

Unsere Meinung, warum die Liebig 34 nicht geräumt werden sollte kennt ihr ja schon, deshalb soll es in diesem Statement nicht erneut darum gehen.

Sperrmüllfest - O-Amt angegriffen und verjagt

Vorgestern war es wieder mal so weit: Sperrmüll in den Seitenstraßen auf dem Wuppertaler Ölberg.

(B) Immobilienbüro für die L34 eingeworfen

Das Gericht hat über die Liebig34 geurteilt: Seit Mittwoch, dem 3.6. liegt das Räumungsurteil gegen das Kollektiv vor. Wir nehmen das nicht einfach hin! Wir sind FLINT*-Menschen, die sich mit dem Projekt auf vielen Ebenen verbunden fühlen und stinksauer über die herrschenden Verhältnisse sind!

In der Nacht vom 4. auf den 5.6. haben wir unserer Wut ein wenig Raum gegeben und Steine in ein Immobilienbüro in Berlin Prenzlauer-Berg (Senefelder Straße) geworfen. Das Büro wirbt wie viele andere mit Wohnraum als Kapitalanlage und trägt damit zum Ausverkauf der Stadt bei. Wir haben den ganzen Mist satt und wollen mit euch weiter die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen.

Liebig34 bleibt! Für mehr militanten Feminismus!

Solidarische Grüße auch an die Aufständigen in den USA und weltweit!

Eine neue Hoffnung!

 

DieselA, Episode IV: Eine neue Hoffnung

 

Vor gar nicht langer Zeit (heute) in einer nicht allzu weit entfernten Galaxis (Zobtener Str. 69, Berlin Lichtenberg): Eine Rebell*innenorganisation bekämpft aus dem Untergrund das herrschende böse Imperium...

 

Wir, die anarcha-queerfeministische Wagengruppe DieselA, haben heute am 04.Juni 2020 erneut eine leerstehende Brache in Berlin Lichtenberg besetzt und somit - mal wieder - ein neues Zuhause gefunden. Und wir wollen bleiben!

 

 

 

 

 

DieselA, Episode IV: A New Hope

Once upon a time (today) situated in a galaxy nearby (Zobtener Str. 69, Berlin Lichtenberg): a group of rebels are fighting against the evil empire, challenging them from the underground...

 

 We as anarcha-queerfeminist wagengroup DieselA squatted again an empty property in Berlin Lichtenberg today on 4th of june 2020. On this place we found again a new home and we want to stay!

 

 

 

 

Soligrüße an die Liebig 34 aus Dresden

Mit Wut mussten wir erfahren, was das Landgericht Berlin heute geurteilt hat: das anarcha-queer-feministische Hausprojekt Liebig 34 kann ab jetzt theoretisch jederzeit geräumt werden. Daher senden wir solidarische Grüße aus Dresden an die Liebig 34!

Noch ist die Liebig nicht geräumt, werdet aktiv und bleibt auf dem laufenden um rechtzeitig von einer drohenden Räumung zu erfahren!

http://liebig34.blogsport.de/2020/06/03/zur-urteilsverkuendung-gegen-den...

Bannerdrop - Solidarität mit der Liebig!

In der Nacht vor dem Prozesstermin der Liebig 34 haben wir an der Bastei, einem ehemals besetzen und nun wieder leerstehendem Haus in Aachen, ein Banner aufgehangen. Wir schicken Soli-Grü0e an alle Menschen, die Widerstand leisten gegen die Räumung der Liebig und anderer räumungsbedrohter Projekte!

 

Statement der Keimzelle zum Anlass des Gerichtstermin der Liebig 34

Wir kommen von dem Jugendraumkollektiv Keimzelle, dass sich in der Rigaerstraße 94 befindet. Die Keimzelle ist ein freier, selbstorganisierter Jugendraum. Und als solcher haben wir einige Dinge zur Räumungsbedrohung des Hausprojektes in der Liebigstraße 34 zu sagen.
 

  Uns Jugendlichen wird oft gesagt: sei du selbst. Und was für eine aufregende Phase in unserem Leben das doch sei, in der wir uns selbst ausprobieren und unsere Persönlichkeit finden können. Diese Selbstfindung bedeutet auch ein unabhängig werden von unserer Kernfamilie. Ein Ausprobieren an Orten, außerhalb der eigenen Wohnung. Genau deshalb empfinden wir es als großes Privileg, in einer Metropole wie Berlin zu wohnen, da wir hier so viele verschiedene inspirierende Lebenskonzepte an einem Ort finden. Doch obwohl Berlin immer weiter wächst und immer mehr Bewohner*innen eine Heimat bietet, schrumpft die Vielzahl an alternativen Lebenskonzepten immer weiter. Und wir als Jugendliche stellen uns die Frage; wie sollen wir wir selbst sein, wenn es in unserer Stadt bald keinen Freiraum mehr dafür gibt?    Das alternative Wohnkonzept der Liebig 34 ist ein ähnliches wie das der R94, in der sich unser Raum, die Keimzelle, befindet. Sie ist ein Hausprojekt, in welchem Menschen zusammen in einer Geminschaft leben und ein Freiraum für Andersdenkende. Die Räumung des Hausprojektes würde einen wichtigen Freiraum in Berlin zerstören. Das sehen wir nicht nur als Bedrohung für unser Kollektiv, sondern für noch so viel mehr. Die Liebig ist unentbehrlich für Berlin und die Jugendlichen, die hier zuhause sind. Als Schutzraum für FLINT* und LGTBQ+-Menschen handelt es sich um einen einzigartigen Freiraum. Das Haus ist nicht nur ein Ort, an dem wir uns sicher fühlen, sondern auch ein Ort, an dem wir uns mit unserer geschlechtlichen und sexuellen Identität frei von Vorurteilen auseinandersetzten können. Ein Ort, an dem wir wir selbst sein können.   Zusätzlich ist die Liebig 34 ein hoch politischer Ort. Nicht nur im Kampf gegen den Sexismus, sondern auch im Kampf gegen all die Ungerechtigkeiten, die in unserem Staat vorherrschen. Die Liebig unterstützt uns in unserer politischen Meinungsbildung, welche für uns einen zentralen Teil unserer Identität darstellt. Allein durch ihre Existenz im Kiez, und auch durch das Teilen von Informationen z.B. auf Kundgebungen oder über soziale Medien oder die Zusammenarbeit mit der Keimzelle direkt z.B. beim (politischen) Kiezradio oder in der Workshopreihe für Schüler*innen des queer-feministischen Jugendbündnisses Queer-Pferdchen.  

 Gleichzeitig symbolisiert die Räumungsbedrohung ein viel allgemeineres Problem. Denn das zerstören eines solchen Hausprojektes ist ein Symptom der fortschreitenden Gentrifizierung unserer Stadt. Und so stellen wir uns zusätzlich zu der Frage, wo wir unsere Freiräume finden, weitere Fragen: Können wir überhaupt in Berlin bleiben? Haben wir hier, wo wir aufgewachsen sind, wo unsere Verwandten und Freund*Innen wohnen noch eine Perspektive? Nicht nur, weil uns Orte der Auslebung fehlen, sondern auch weil wir ganz einfach keinen mit dem spärlichen Einkommen von jungen Menschen bezahlbaren Wohnraum finden. Unsere Heimat wird ausgehöhlt, vom Kern aus Luxussaniert und dann so teuer verkauft oder vermietet, dass für das, was diese Stadt einst ausmachte, was diesen Kiez eins ausmachte, kein Platz mehr ist. Für Künstler*Innen, für Freiräume, für alternative Lebenskonzepte. Und warum? Weil die Einzelpersonen, die ein Haus besitzen, mehr Rechte haben, als die Menschen die das Haus beleben, es zu einem Zuhause, zu einem gemeinschaftlichen Freiraum machen.   Dazu einmal, was auf Berlin.de über diesen Bezirk steht:„Friedrichshain ist heute eines der attraktivsten Wohnviertel in Berlin. Anfangs prägten die Alternativen, Studenten, Künstler und Punks das Stadtbild, dann wurde gebaut, renoviert und verändert. Heute ist der Stadtteil eine begehrte Wohngegend für Menschen mit ein bisschen mehr Geld im Portemonnaie, Familienbezirk sowie Szene- und Partyviertel, in das auch die Touristen kommen.“   Dazu sagen wir nein! Solche Entwicklungen und die Bedrohung unserer Freirräume machen uns unsagbar wütend! Wir sind noch hier und wir bleiben auch hier. Wir akzeptieren kein Haus weniger, jede Räumung hat ihren Preis. Die Liebig 34 muss bleiben; Für die  Bewohner*Innen, für die Stadt und auch für uns Jugendliche. 

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