Globalisierung

Warum der Virus uns so ungleich macht - Ein intersektionaler Blick auf die Covid-19 Krise

Seit der Covid-Krise ist zu beobachten wie sich #staythefuckathome oder #flattenthecurve Hashtags mit rasanter Geschwindigkeit im Netz verbreiten und an ein vermeintliches Gefühl des Zusammenhalts und der Solidarität innerhalb unserer Gesellschaft appellieren. Schließlich sitzen wir alle im selben Boot und müssen jetzt an einem Strang ziehen. Es wird ein nationalistisches Wir-Gefühl propagiert, was auf vielen Ebenen an Ereignisse wie die WM 2006 erinnert. Die Krankheit mache schließlich keinen Unterschied darin, welches Geschlecht, welche Rassismuserfahrungen oder welchen Klassenhintergrund wir haben. Genau wie auf dem Fußballplatz oder in den Stadionrängen, da sind wir ja angeblich auch alle gleich. Es gehe nun darum alle zu schützen, indem wir möglichst viel zuhause bleiben, uns in einer wohl behüteten Kernfamilie bewegen und den staatlichen Entscheidungen über unsere Bewegungsfreiheit unreflektiert Folge leisten.

Aber wie gleich macht uns Corona wirklich? Werden durch diese Vorsichtsmaßnahmen tatsächlich alle Menschen gleichermaßen vor dem tödlichen Virus geschützt? Und wer kann die Regeln, um den Virus einzudämmen, ohne allzu große Schwierigkeiten und Einschränkungen umsetzen?

 

 

Der 1. Mai im Ausnahmezustand – Vehikel zur Zerstörung der demokratischen Fassade

In Berlin ist der Ausnahmezustand nicht offiziell verkündet worden und im Vergleich mit Städten wie Madrid oder Paris wirken die Maßnahmen der Infektionsschutzverordnungen hier fasst gewöhnungsfähig. Dank einer im europäischen Vergleich etwas weniger kaputt gesparten Gesundheitsversorgung, noch immer vorhandenen Möglichkeiten mit staatlichen Transferleistungen zu überleben und eiligst angekündigten Geldspritzen für die Wirtschaft, konnte Deutschland bislang die ganz große Panik vermeiden; dass nur aufgrund der Fähigkeit, anderen Ländern die Finanz- und Sozialpolitik zu diktieren.
Endlich ist der ganze Party- und Tourirotz verschwunden, Grünflächen werden zunehmend von Menschen genutzt, die sich nicht um das Verbot sozialer Kontakte kümmern. Allerdings gehen auch viele mit den Einschränkungen sogenannter Grundrechte konform und wünschen sich mehr Überwachung und Kontrolle. Die Schweine paradieren an allen Orten wo sich „Unvernünftige“ zusammenfinden könnten, Sicherheitsdienste erleben einen Boom, wer sich eine Spionage App aufs Smartphone lädt, soll mit etwas mehr Bewegungsfreiheit belohnt werden …

Sind wir vor dem Virus alle gleich?

Viel wird in diesen Tagen die Einheit und der Zusammenhalt gegen die Ausbreitung des Coronavirus beschworen. Schließlich treffe das Virus alle gleichermaßen und daher nehme es auch alle gleichermaßen in die Pflicht. Heiko Werning von der taz bescheinigt dem Coronavirus gar demokratisch zu sein.1 Schließlich treffe es „bräsige Karnevalistinnen ebenso wie hippe Clubbesucher, Hollywood-Celebritys wie altersschwache Heimbewohnerinnen, faschistische Staatenlenker wie klerikalfaschistische Ajatollahs“ gleichermaßen. Daher sei nun „Mathe statt Marx“ angesagt.

Ob Lesbos oder Bochum, Corona betrifft uns alle #Leavenoonebehind

Puppe am Kran

Aktivist*innen aus Bochum befestigten heute (11.04.2020) an einem Baukran eine mit einer Rettungsweste bekleidete lebensgroße Puppe an einem Galgenstrick sowie ein Transparent. Die Aktion soll auf die fehlgeleitete Geflüchtetenpolitik Europas und die katastrophalen Zustände in den Lagern aufmerksam machen.

[RMK] Solidarität über Grenzen hinaus – Aktion und Bericht zum „Corona-Lager“

 

Im tiefen Hinterland des Rems-Murr-Kreises werden ab heute positiv getestete Geflüchtete aus den LEA*s in Baden-Württemberg untergebracht. Gestern waren wir in Sechselberg vor Ort: haben uns ein Bild gemacht, Transparente aufgehängt und ein paar Spuren mit Kreide hinterlassen.

 

 

Transpi-Aktion #LeaveNoOneBehind

Ein klares Zeichen setzen gegen die Festung Europa!

Coronavirus – Draußen der Sarg, drinnen der Fernseher. Das geöffnete Fenster, auf eine geschlossene Welt!

Coronavirus – Raoul Vaneigem | Übersetzung aus dem französischen Claude Buttoir / Veröffentlicht am 21.03.2020 bei Lundi Matin #234 https://lundi.am/16-mars

Die Gefahr des Coronavirus zu bestreiten, ist sicher absurd. Ist es andererseits nicht ebenso absurd, dass eine Störung des üblichen Krankheitsverlaufs Gegenstand einer solchen emotionalen Ausbeutung ist und die arrogante Inkompetenz schürt, die einst die Tschernobyl-Wolke aus Frankreich fegte? Natürlich wissen wir, mit welcher Leichtigkeit das Schreckgespenst der Apokalypse aus seiner Kiste kommt, um den ersten kommenden Kataklysmus zu ergreifen, an den Bildern der universellen Flut zu basteln und die Pflugschar der Schuld in den sterilen Boden von Sodom und Gomorrha zu treiben. [1]

 

 

 

 

 

 

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