Antifa

Zwischen Faschisierung, Elitenzwist und Widerstand. Die Türkei seit dem Referendum

Weit verbreitet ist die Auffassung, Erdoğans Diktatur würde ewig währen. Wer etwas genauer hinschaut, sieht, dass die Türkei zerrissen wird von Auseinandersetzungen zwischen den Eliten, gesellschaftlichem Widerstand und Krisen. Eine systematische Analyse.

[LE] StayOut

Das Staytoo-Apartment befindet sich in der Karl-Liebknecht-Straße 144, auch liebevoll „Karli“ genannt. Nur einen Steinwurf von der HTWK und der HFTL entfernt. Während wir schon das Apartment und zwei weitere Objekte in Connewitz und dem "Szeneviertel Südvorstadt" angriffen, lagen die Student_innen noch gemütlich im Bett. Getroffen haben wir die Objekte im Zusammenhang langfristiger Überlegungen zum Problem der Wohnraumverknappung für einkommensschwache Schichten.

[HM] - Ein ganz besonderer Ort

In der Woche vor der Niedersächsischen Landtagswahl 2017 haben einige Antifaschist*innen in einem Hamelner Wahlbezirk mit (im regionalen Vergleich) besonders hohen Stimmenanteilen für die AfD bei der zurückliegenden Bundestagswahl 2017 zahlreiche Flugblätter verteilt, die in relativ kompakter Form darstellen, warum die AfD absolut nicht wählbar ist.

Die Flugblattverteilung erfolgte in der - wenngleich geringen - Hoffnung, an die Restvernunft derjenigen Menschen appelieren zu können, die meinen, mit einer Stimme für die AfD eine Form von Protest zum Ausdruck zu bringen.

Das Flugblatt sowie der vollständige Text des selbigen sind im Folgenden zu finden.

»Phallus Germanus - Rechtsruck in die Mitte«

In Leipzig wurden im Rahmen einer Aktion gegen Diskriminierung fünf ehemalige Industrie-Schornsteine zu Säulendiagrammen umgedeutet. Sie verbildlichen die Ergebnisse der Leipziger »Mitte«-Studie 2016 - eine Statistik zu autoritären und rechtsextremen Einstellungen in Deutschland. Die besorgniserregenden Zahlen der Studie zeigen, wie verbreitet menschenfeindliche Weltbilder in der Bundesrepublik tatsächlich sind.

 

 

Wahldebakel und Widerstand

In Österreich haben die rechten und rechts-nationalistischen Kräfte spätestens bei den Nationalratswahlen am 15. Oktober gezeigt, dass sie auf dem Vormarsch sind. Hanna Lichtenberger und re:volt-Redakteurin Johanna Bröse sprechen über bisherige Strategien und Möglichkeiten des Widerstands.

[HH] Antifaschistische Spray-Aktionen bei Jens Eckleben und Peter Lorkowski (beide AfD)

NO AFD !

In der Nacht von Sonntag 15.10. auf Montag 16.10.17 bei Jens Eckleben und Peter Lorkowski die Umgebung mit viel Farbe verschönert!

 

Wie vier Risse geheilt werden bevor etwas definitiv kaputt geht

Das Folgende ist eine Übersetzung eines Textes von Feministinnen aus Parma, Italien.

!!Triggerwarnung!! In diesem Text geht es um sexualisierte Gewalt, die teilweise sehr genau beschrieben wird. Wenn du gerade oder generell keine Lust hast, so etwas zu lesen, dann lies diesen Text besser nicht.

Es handelt von einem schrecklichen Übergriff innerhalb der antifaschistischen Szene in Parma in einem Raum der RAF (Rete Antifascista di Parma, Antifaschistisches Netzwerk Parmas) und davon, wie das Milieu über Jahre hinweg die Gewalt, die passiert ist, nicht nur ignoriert hat sondern immer weiter reproduzierte. Als wegen anderen Ermittlungen die Repressionsbehörden auf den Vorfall aufmerksam wurden, bekam das Ereignis weitere Brisanz. In einem Verhör der Überlebenden, die den Vorfall nie angezeigt hatte, wurden die Namen der Täter genannt, welche schließlich einen Prozess wegen Vergewaltigung bekamen. Die Tatsache, dass die Überlebende mit der Polizei gesprochen hat, wurde zu einem weiteren Vorwand, ihr Solidarität für die erlebte Gewalt zu verwehren. Nach viel zu langer Zeit erst bildete sich eine feministische Solidaritätskampagne, aus deren Sicht auch der folgende Text geschrieben wurde.

Stuttgarter Zeitung, Stomper 98, Herrenberg-Juha

Stomper 98 in Herrenberg Gesinnungspolizei überrollt das Jugendhaus

Von Marc Schieferecke 16. Oktober 2017 - 09:00 Uhr

 

Only local images are allowed. In Herrenberg wird das Publikum Stomper 98 nicht bejubeln können. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Linke stoppen den Auftritt der angeblich rechten Band Stomper 98. Die gilt selbst in linksautonomen Clubs in Berlin und Leipzig als unverdächtig.

 

Herrenberg - Uneingeweihte mag dieser Anfang verwirren: SO36, Berlin, Jugendhaus, Herrenberg, Conne Island, Leipzig, Stomper 98, auf Tour. Das SO36 ist ein Club in Kreuzberg. Über dessen Weltanschauung ist alles damit gesagt, dass das SO36 Partys speziell für homosexuelle Muslime veranstaltet – seit 20 Jahren. Falls es weiterer Klarstellung bedarf: „Das SO36 wendet sich ausdrücklich gegen jede Form von sexistischen, rassistischen oder homophoben Äußerungen.“ Dies ist der erste Satz in der Eigenpräsentation des Clubs. Wer gegen ihn verstößt, fliegt raus.

Dies gilt auch für Bands auf der Bühne, damit selbstredend auch für Stomper 98, eine sechsköpfige Combo, bei deren Anblick nicht wenige Herrenberger vorsorglich die Straßenseite wechseln würden. Martialisches Auftreten ist für Stomper Lebenseinstellung und Berufspflicht. Die Band spielt „Oi!“, eine Unterströmung des Punkrock, die einst erdacht wurde, weil Urpunkern der Punk zu kommerziell geworden war. Sie wollten musikalisch zurück in die Gosse. Weshalb die rechtsnationaler Umtriebe gänzlich unverdächtige Berliner „Tageszeitung“, die „taz“, Stomper 98 zum „Stolz der Arbeiterklasse“ erklärte. Dies in einer Schlagzeile, die acht Jahre alt ist.

Den Frontmann holt seine rechte Vergangenheit immer wieder ein

Schon damals gab der Frontmann Sebastian Walkenhorst zu Protokoll: „Diese Scheiße kotzt mich an.“ Was der Kommentar dazu war, dass ihn und damit die Band einmal mehr seine Vergangenheit eingeholt hatte. In jungen Jahren hing Walkenhorst in seiner Heimat Delmenhorst mit Rechten ab. Später zog er nach Göttingen, zeugte vier Kinder, wurde Vegetarier, schwor den Drogen ab – und selbsterklärtermaßen den Rechten. Ungeachtet dessen ist Stomper 98 in linksautonomen Kreisen nach wie vor verdächtig, mit Rechten zu sympathisieren. Auslöser der damaligen Diskussion war ein Foto, das Walkenhorst mit einem alten Kumpel zeigte. Sie waren sich zufällig über den Weg gelaufen. Dummerweise spielte jener Kumpel in einer fraglos rechtsnationalen Band.

Dies ist nun zum Problem des Jugendhauses Herrenberg geworden. Dort sollten Stomper 98 vier Tage nach dem Auftritt im SO36 spielen. Werden sie aber nicht, das Konzert ist vergangenen Freitag abgesagt worden, nach längerer Debatte. Die Begründung liefert der Jugendhaus-Vorstand schriftlich: „Es ist an der Zeit, dass wir Vorstände die Notbremse ziehen, um die Hetze gegen unser Haus und unsere Mitarbeiter zu beenden.“

Die Konzertankündigung hatte Antifa-Aktivisten alarmiert. Auf einer Internetplattform erschien eine mehrseitige Schmähschrift gegen Stomper 98 und das Jugendhaus gleich mit. 40 Unterzeichner stehen am Ende. Das Antifa-Aktionsbündnis Stuttgart zählt zu ihnen, Bands, sogar ein Tattoo-Studio. Dann tat das Internet, was das Internet tut: Die Botschaft explodierte, zeugte Empörung und Boykottdrohungen. Tenor: Wenn ihr die spielen lasst, seht ihr uns nie wieder.

Die Bewohner von Connewitz erfreuen sich außergewöhnlicher Unbeliebtheit

Womit sich im beschaulichen Herrenberg eine Geschichte wiederholt, die in einem alles andere als beschaulichen Teil Leipzigs schon vergessen ist, in Connewitz. Die Bewohner des Stadtteils erfreuen sich außergewöhnlicher Unbeliebtheit. Dem Leipziger Polizeipräsidenten schwellen die Stirnadern, wenn er nur über sie spricht. Anfang 2006 fielen rund 200 Neonazis über Connewitz her und verwüsteten eine komplette Straße. Der Verfassungsschutz war zumindest eine Zeit lang regelmäßig zu Gast, unrechtmäßig, wie ein Gerichtsurteil belegt. Und zwar wegen des Verdachts linksradikaler Umtriebe im Conne Island.

Das Conne Island ist das geistige Zentrum von Connewitz, und Connewitz ist „Antifa-Area“, wie die Bewohner am Ortseingang Besucher schriftlich mahnen. Wer sich hier nur verdächtig macht, ein Rechter zu sein, riskiert Prügel. Im Conne Island werden Stomper 98 am Freitag spielen, mal wieder. Die Frage nach rechter Gesinnung haben die Macher des linken Clubs bereits 2008 geklärt. Damals führten sie den Streit, der nun Herrenberg eingeholt hat. Selbst der Subkontext einzelner Liedzeilen wurde diskutiert. Wie bei Linken üblich, würde das Protokoll der Debatte mehrere Zeitungsseiten füllen. Das Ergebnis ist kurz: Stomper 98 treten auf – damals wie heute.

#Katalonien: Nachfragen zu 13 Antworten

https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Katalonien_provinzen_vegueries.svg

 

Raul Zelik hat – im Stile einer faq-Liste – Antworten auf 13 Fragen zum Katalonien-Konflikt geschrieben.

 

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Frage 1 lautet: „Warum sucht Katalonien eigentlich keinen Kompromiss?“

 

Die Frage mag viel gestellt werden; mein Bedenken gegen die Unabhängigkeit reflek­tiert die Frage nicht: Wäre das Ziel richtig, würde ich – soweit es das Kräfteverhältnis zuläßt – nicht auf Kompromißbereitschaft drängen.

 

Raul antwortet seinerseits auf die Frage:

 

Die katalanische Seite sucht seit 20 Jahren einen Kompromiss, wird vom Zentralstaat aber schlicht und einfach zurückgewiesen.“

 

Gut, die „katalanische Seite sucht [...] einen Kompromiss“.

 

Das mag ehrenwert sein oder nicht – aber mich interessiert: Zwischen welchen beiden Positionen oder Zielen soll denn überhaupt ein „Kompromiß“ erreicht werden?

 

[Dem Artikel ist eine .pdf-Version beigefügt; siehe am Ende.]

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