Tendenz steigend - Bildungs & Sozialproteste

brutalstmöglicher aufklärer - update sch0 12.12.2003 01:03 Themen: Bildung
Update 16.12.: Berliner Tagezeitung (TAZ) besetzt. Berichte: 1 |2 | 3 |4 |5
In der TAZ - Artikel: What's the name of the game? Warum unsere Kritik nicht an der Uni endet, - Backlinks: 1 | 2
Übrigens brauchten die TAZ-Angestellten nicht "Indymedia" zu besetzen um hier verlinkt zu werden oder ihre Sichtweise in den Ergänzungen darzulegen. Eine Bevormundung fand nicht statt.
Hamburg Umsonst: 1 | 2
Alternativuni

Update 13.12.: Berlin: nach unterschiedlichen Angaben mind. 30 bis zu 60 000, Leipzig: 15-20 000, Frankfurt (am Main): 10 000 gegen Bildungs- und Sozialkahlschlag.

Nach den massiven und eindringlichen Protesten gegen den Irakkrieg, bei denen Millionen Menschen auf die Straße gingen, scheint der soziale Kahlschlag in Deutschland (wie auch anderswo) die Menschen aus ihren Sesseln zu heben und auf die Staße zu bewegen. Die nicht abflauen wollenden bundesweiten Massen-Proteste, bei denen mittlerweile hunderttausende, wenn nicht gar Millionen involviert wurden, sowie die Vernetzung zwischen Unis sowie anderen sozialen Bewegungen ist seit 3 Wochen, sprich: Überwiegend an den letzten drei Wochenenden, auf dem Siedepunkt. Sozialabbau im Rahmen der Agenda 2010 heizen die Stimmung weiter auf. Die Aktionen werden zunehmend radikaler. Auch in anderen Staaten wie etwa in Frankreich regt sich vermehrt der Widerstand. Jedoch ist der Protest und die Streikwelle derzeit noch fast ausschließlich durch Eigeninteresse der betroffenen Studierenden getreiben.
Ständig aktualisiert Übersichtsseite zu den Protesten + umfangreiche geografisch sortierte Linksammlung (Updates bitte hier anfügen) [Stand 15.12.]
November Feature (Hintergrund) | Translation (eng)
Nach dem in den letzten Jahren besonders eifrig von unten nach oben verteilt wurde und nun so manch "gewählteR VertreterIn" feststellen musste, dass für die Grundaufgaben des Staates kein Geld mehr verfügbar ist, kam der Gedanke auf, überall bei den sowieso schon Armen aber auch bei der künftigen Elite zu sparen. Nachdem in den letzten Jahrzehnten faktisch kein Hochschulausbau mehr getätigt wurde, jedoch immer mehr Studierende an die Hochschulen drängen, kam der kapitalistische Gedanke auf, die Ressource Bildung einfach durch Verteuerung zu verknappen. In Zukunft soll -- mehr als heute -- v.a. den jetzt schon reichen Schicht den Zugang zu Hoch- aber auch anderen Schulen nahezu exklusiv gewährt werden. Natürlich ist das nur ein Teil der derzeiten Strategie zur Schaffung einer massiven sozialen Kälte und Ausbeutung.

Seit Jahren werden Überlegungen angestellt, wie das Schul- und Ausbildungssystem umgestellt werden könnte. Dabei wird v.a. auf angloamerikanische Modelle geschielt, in denen u.a. Studiengebühren vorkommen. Es wird von Elituniversitäten gefaselt und vom Endes des humboldtschen Bildungssystems. Jedoch scheiterten die Versuche, den StudentInnen, und somit den reichen Eltern die Finanzierung aufzubürden, an spontanen und durchaus heftigen Reaktionen der derzeit studierenen Wählerschaft in Spe gescheitert. Doch dieses Jahr haben die RotstiftliebhaberInnen in den Parlamenten sich ein Herz genommen und die Proteste in den Wind geschrieben. Dies erschien vielen PolitikerInnen als ein geringeres Übel, als sich mit seinen wohlhabenden Bonzenfreunden anzulegen und dort Geld zu verlangen.

Mit kreativen, spontanen, friedlichen und immer zahlreicheren Aktionen protestieren bundesweit StudentInnen vor allem gegen Kürzungen im Bildungs- aber auch im Sozialbereich. Angefangen haben die Aktionen in Hamburg und in Frankfurt. Mittlerweile sind die Proteste auf ganz Niedersachsen, Berlin, Bayern, Sachsen-Anhalt und Hessen ausgedehnt. Hinzu kommt, dass am 1. November 100.000 Menschen in Berlin gegen Sozialabbau demonstriert haben - und das mit nur zaghaftem Engagement der Gewerkschaften - wohl aber ihrer Basis.

Aktionen:

Das Resultat war eine neu entfesselte Entschlossenheit der sich in der Ausbildung befindlichen Menschen, auf die Straße zu gehen aber auch ganz andere Aktionsformen auszuprobieren. Neben unzähligen Demonstrationen und Kundgebungen in nahezu allen Städten mit einer Hochschule, tauchen vermehrt Aktionsformen auf, die bisher eigentlich nur in radikaleren Spektren vorzufinden waren.

Beispiele:Besetzungen:Direct actions:

Den vorläufigen Höhepunkt haben die Uni-Proteste in Berlin am 27. November erreicht. Dort streiken drei Unis. Nach der Besetzung des Büros des Wissenschaftssenators und der PDS-Zentrale gingen , 20.000 auf die Straße und blockierten nach Demonstrationsende Plätze und Verkehrsadern mit einer großen RTS. Sowohl die Besetzung der PDS Zentrale als auch die des Büros des Wissenschaftssenators verliefen friedlich. Am Tag darauf folgete die Besetzung des Finanzsenat die die Polizei mit einer Räumung beendete.

In Frankfurt hatten vor Wochen schon Studenten Ministerpräsident Roland Koch blockiert und sogar die Luft aus seinem Dienstwagen gelassen. In Marburg und Gießen wurden CDU-Büros besetzt und in Frankfurt Hürdenläufe veranstaltet. Außerdem fanden überall noch unzählige weitere Aktionen statt: Öffentliche Vorlesungen, Trauermärsche, Ikea-SleepIns, Straßenblockaden, Spontandemos in Bannmeilen, Störaktionen gegen Bürgermeister, Minister, Ministerpräsidenten und Sabine Christiansen, Mahnwachen und viele mehr. Mittlerweile können Medien und Politiker den Widerstand zumindest nicht mehr ignorieren. Auch wenn das manchmal sonderbare Blüten treibt: Roland Koch zum Beispiel findet die Aktionen der Studenten "inakzeptabel" und fordert die Rückkehr zur Friedlichkeit - dabei ist noch kein einziger Stein geflogen.

Ausblick:

Einen neuen Schub könnte die Protestbewegung durch eine Vernetzung mit Schülern, Gewerkschaften und vor allem deren Basis und auch der radikalen Linken bekommen. Erste Schritte in diese Richtung werden getan. Auf der Großdemo vom Donnerstag waren z.B. erste Gewerkschaftsfahnen zu sehen. Ein bundesweites Studi-Vernetzungstreffen findet die Tage in Jena statt. Der 1. November hat gezeigt, dass der Sozialabbau im Rahmen der Agenda 2010 eben doch mehr Leute bewegt, als die "Reform"-Freunde in den bürgerlichen Medien uns Glauben machen wollen. Es sind einfach zu viele Menschen vom härtesten Sozialabbau in der Geschichte der BRD betroffen. Der "Heiße Herbst" kann doch noch kommen.

Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Auch in NRW wehren sich die Menschen!

Auf Muck 03.12.2003 - 20:59
Aus dem Kölner Stadtanzeiger:

Sozialverbände protestieren gegen Kürzungspläne der NRW-Regierung

Düsseldorf - Die Kritik an den geplanten Kürzungen der Sozialausgaben im nordrhein-westfälischen Landeshaushalt wächst. Der Sozialverband VDK warnte am Dienstag vor katastrophalen Folgen für die Familienpolitik. Von den bis 2005 geplanten Kürzungen seien die Familien mit mehr als 141 Millionen Euro betroffen. Eine Kurskorrektur sei deshalb dringend erforderlich. Die Caritas-Verbände in Nordrhein-Westfalen wollen am 13. Dezember in Düsseldorf gegen den Sparkurs der Landesregierung demonstrieren. (dpa/lnw)

Mehr Infos:

Caritas: „Jetzt schlägt´s 13!“



Erstmals Caritas-Demonstration für soziale Gerechtigkeit in NRW



Düsseldorf, 01.12. Dezember 2003. Die Caritas in NRW ruft für Samstag, den 13. Dezember, zu einer Kundgebung „für soziale Gerechtigkeit“ auf. In der Landeshauptstadt Düsseldorf will die Caritas ein deutliches Signal setzen gegen die derzeit im Landtag beratenen Sozial-Kürzungen. Erstmals in NRW geht der katholische Wohlfahrtsverband zentral für die Anliegen seiner Klienten auf die Straße.



Unter dem Motto „Jetzt schlägt´s 13!“ werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den Diensten und Einrichtungen der Caritas gegen die Haushaltspläne der Landesregierung protestieren. „Diese kurzsichtige Sparpolitik zulasten benachteiligter Menschen“ werde die Caritas nicht hinnehmen, heißt es im Aufruf zur Kundgebung, den die fünf Diözesan-Caritasdirektoren in NRW unterzeichnet haben. Die soziale Infrastruktur in Nordrhein-Westfalen sei gefährdet. Es sei Zeit, „öffentlich Solidarität mit den Menschen zu zeigen, die wir in unserer täglichen Arbeit betreuen und beraten. Wir wissen, was es für sie bedeutet, wenn wir ihnen nicht mehr helfen können“, schreiben die Caritasdirektoren.


Seit Jahren wird im Sozialen eingefroren, gekürzt und gestrichen. Bislang konnte dies fast immer durch Umorganisation und Mehrarbeit aufgefangen werden. Die Hilfe für die Klienten der Caritas blieb weitgehend erhalten. Jetzt aber will die Landesregierung radikal kürzen. Werden die Pläne so beschlossen, müssen zwangsläufig Dienste schließen. Das aber trifft Arme, Benachteiligte und sozial Schwache. Die Caritas versteht sich als ihre Lobby, daher demonstriert sie für soziale Gerechtigkeit.



Hinweis: Der Demonstrationszug formiert sich ab 10.30 Uhr auf den Oberkasseler Rheinwiesen, um dann über den Rhein zum Burgplatz zu ziehen. Dort beginnt um 5 vor 12 die Kundgebung. Mit Glockengeläut wird sie um 13.00 Uhr enden.



Aufgerufen sind haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter der Caritas, Betroffene und "Sympathisanten" sowie alle, die mit der Kampagne "NRW bleib sozial!" seit Wochen überall in NRW gegen den Entwurf des Landeshaushaltes protestieren.





Weitere Informationen und Vermittlung von Interviewpartnern über folgende Pressestellen:



Diözesan-Caritasverband Aachen

Tel. 0241/431-227 (Gerd Schnitzler)



Diözesan-Caritasverband Essen

Tel. 0201/81028-719 (Rudi Löffelsend)



Diözesan-Caritasverband Köln

Tel. 0221/2010-308 (Alfred Hovestädt)



Diözesan-Caritasverband Münster

Tel. 0251/8901215 (Harald Westbeld)



Diözesan-Caritasverband Paderborn

Tel. 05251/209-311 (Jürgen Sauer)



oder über die Redaktion der Zeitschrift Caritas in NRW, Kaiserswerther Str. 282 – 284, 40474 Düsseldorf, Tel. 0211/51606621, Fax: 0211/51606625, oder

per E-Mail:  redaktion@caritas-nrw.de


 http://www.dicvmuenster.caritas.de/
 http://www.caritas-in-nrw.de/
 http://www.sozialforum-koeln.de.tt/
 http://www.info.partisan.net

videos von den studiprotesten in berlin

klaus 04.12.2003 - 21:40
gibt bei der ag video-dokumetation der TU Berlin.
kontakt: 0179 7 29 13 678.

wir haben die proteste von studies (und auch immer mehr von anderen leuten)in berlin seit anfang november mit unseren kameras begleitet. bisher haben wir wir ca. 3 stunden fertige dokumentationen. wir würden uns freuen, wenn ihr interesse daran habt und die doku bei euch zeigt!

Wofür Bildung gut sein soll

Wal Buchenberg 09.12.2003 - 11:14
guckst du hier:  http://de.indymedia.org/2003/12/69260.shtml

Gruß Wal

Diplom in Ilmenau für Chinesen käuflich ?

Enrico Weigelt 27.01.2004 - 21:09

Liebe Leser,


hier mal ein paar Zitate aus einem internen Papier der TU-Ilmenau ...


"herausprüfen im Grundstudium, möglichst durch einen höheren Anteil von
mündlichen Prüfungen im Grundstudium um dabei keine Distanzverhalten
zu haben; so substituiert man einen Eingangstest durch Auswahl der
Elite während des Studiums"

"in den nächsten zwei Jahren eine Reduzierung der Studierenden von
derzeit 8000 auf 6000 durch solche Maßnahmen, Ziel ist eine elitäre
Universität, die Kapazitäten im Hauptstudium werden dann durch
ausländische Studierende aufgefüllt"

"Bachelor-Studiengang [..] für China und Indonesien; durch spez.
Auswahlverfahren die dort durchgefhrt werden [..] Absolventen
gegen Studiengebühren direkt ins Hauptstudium einsteigen"

"für die Beschaffung von Stipendien um einen Austausch von
Studierenden zu gewährleisten soll man sich inbesondere in Shanhai
an die dort ansässigen Konzerne wenden, alle multinationalen
Konzerne besitzen dort Niederlassungen"


Im Übrigen brüsten sich hier in Ilmenau einige chinesische Studenten,
die kaum ein Wort deutsch verstehen, gern damit, sich bereits die eine
oder andere Prüfung erkauft zu haben.

Auch einige örtliche Unternehmer, insbesondere solche die noch die DDR-Zeiten kennen und die Schipanski'sche Hexenjagd mit ansehen mußten,
sagen seit einiger Zeit, daß ein Diplom in Ilmenau nicht mehr das Papier wert ist, auf dem es geschrieben steht.


Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 5 Kommentare an

Nicht thematisch fremd — Lila Pause