Hochschul- Eliminierungs- Konzept von Stratmann?!

Martin 11.11.2003 22:05 Themen: Bildung
Was hat Bildungsabbau mit der „Optimierung“ von Hochschulen zu tun? Das versuchte Minister Lutz Stratmann (Bildungsschänder in Niedersachsen) in einer Regierungserklärung aufzuzeigen. Es folgt nun eine kritische Einschätzung dazu.
Stellungnahme zur Regierungserklärung von Stratmann zum HOK
Vom 29.10.2003

Eine kritische Einführung zum Hochschuloptimierungskonzept (HOK)

Was hat Bildungsabbau mit der „Optimierung“ von Hochschulen zu tun? Das versuchte Minister Lutz Stratmann in der obengenannten Regierungserklärung aufzuzeigen. Es folgt nun eine kritische Einschätzung dazu.

Stratmann sprach davon politische Handlungsspielräume durch die massiven Kürzungen zurückzugewinnen, grade diese werden durch die übereilten Einsparungen zunichte gemacht. Die viel geforderte und gelobte Hochschulautonomie wird mit den Füßen getreten. Viele Modernisierungsprozesse innerhalb der Hochschulen werden dadurch ausgebremst, unter anderen die beispielhafte Fach-zu-Fach-Integration (siehe Seite 3) des Fachbereiches Erziehungswissenschaften der Universität Hannover. Diese würde obsolet bei einer Verlagerung des Lehramtsstudiengangs Grund-, Haupt- und Realschule. So käme es zur irreversiblen Schädigung der bestehenden sinnvollen Strukturen.

Wie kann es eine von Stratmann propagierte Neuausrichtung unter der Zusammenkürzung des Etats geben? Es wird nichts gestärkt, sondern nur geschwächt. Oder besteht eine Stärkung heutzutage darin, dass keine Kürzungen in den entsprechenden Bereich vorgenommen werden? Im internationalen Vergleich investiert Deutschland, sowie auch die niedersächsische Landesregierung unterdurchschnittlich in Bildung. Dies gilt für Vorschulerziehung, sowie auch Hochschulausbildung. Nach dem Bildungsruin kommt unweigerlich der wirtschaftliche Ruin. Die hohe Korrelation von Bildungsniveau und Wohlstand ist längst durch internationale Studien (z.B. von OECD) belegt.

Eine Demokratie lebt von Information und Partizipation, beides wurde von Stratmann ignoriert. Die betroffenen Studierenden und Dozent/-innen wurden nicht informiert und miteinbezogen, stattdessen wurden mit den Hochschulleitungen geheime Beichtstuhlgespräche geführt. Durch dieses unverantwortliche Vorgehen wurde es in Kauf genommen die Betroffenen zu verunsichern und Ängste zu schüren. Geht es um die Einsparung von 1100 Stellen niedersachsenweit oder um das Schicksal von Menschen, die durch eine kurzsichtige Politik in ihrer Lebensgrundlage bedroht sind?

Die angestrebte Ökonomisierung der Hochschullandschaft wird dazu führen, dass die wissenschaftliche Ausbildung primär am Bedarf der Betriebe ausgerichtet wird und die Fachbereiche ihre Existenzberechtigung verlieren, wenn dorthin nicht genug Drittmittel fließen. Die Wissenschaft wird in einem solchen Fall nicht mehr der Gesellschaft verpflichtet sein, sondern der direkten wirtschaftlichen Nutzbarkeit. Die kritischen Geisteswissenschaften werden bei einer solchen Logik auf der Strecke bleiben, aber nicht ohne den Widerstand der Studierenden und Lehrenden. Der gesellschaftliche Wert eines Menschen, der auch in der Lage ist außerhalb ökonomischer Bahnen zu denken, ist unermesslich.
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Ergänzungen