Mittenwald Dokumentation

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Ruhm oder Schande?

Die umstrittene Gedenkstätte bei Mittenwald

 

Es ist ein Denkmal, an dem sich die Geister scheiden: das Ehrenmal der Gebirgstruppe auf dem Hohen Brendten bei Mittenwald. Jedes Jahr zu Pfingsten veranstaltet dort der Verein "Kameradenkreis der Gebirgstruppe" eine Gedenkfeier. Kritiker sehen darin eine "Selbsthilfegruppe von Kriegsverbrechern".

 

Ganze 14 Meter hoch sind die zwei Muschelkalkpfeiler, davor prangt ein Kreuz: Das Ehrenmal der Gebirgstruppe auf dem Hohen Brendten bei Mittenwald ist weithin sichtbar. Heimkehrende Soldaten errichteten es 1957, um an die gefallenen Kameraden des Ersten und Zweiten Weltkriegs zu erinnern. Rund 20.000 Menschen sollen an der feierlichen Einweihung des Denkmals zu Pfingsten teilgenommen haben - seither versammelt sich zum Jahrestag der Eröffnung regelmäßig ein Großteil des heute 4500 Kameraden zählenden Kreises.

 

Gebirgsjäger waren an Kriegs-Massakern beteiligt Only local images are allowed.Only local images are allowed. Gedenkfeier des "Kameradenkreis der Gebirgstruppe" Der Protest von Demonstranten gegen die Erinnerungsfeiern am Ehrenmal zu Pfingsten hat eine fast ebenso lange Tradition. Der von linken Historikern angeführte Widerstand sieht in der Gedenkstätte vor allem ein Schandmal, dass Kriegsverbrechern huldigt - denn die Gebirgsjäger waren im Zweiten Weltkrieg an Massakern beteiligt. Dass seit einigen Jahren am Ehrenmal ganz allgemein aller militärischen und zivilen Opfer von Krieg und Terror gedacht und auf die Geschichte der Gebirgstruppe nicht mehr gesondert eingegangen wird, mildert dies nicht ab. Grund dafür ist auch, dass der Kameradenkreis die Geschichte der Gebirgstruppe nie aufgearbeitet hat.

 

Seit September 2008 läuft in München einer der vielleicht letzten Prozesse gegen ehemalige Kriegsverbrecher Deutschlands. Angeklagt ist Josef Scheungraber, ältestes Mitglied des "Kameradenkreises der Gebirgstruppe", der 1988 von ihr mit der Goldenen Ehrennadel für seine Verdienste ausgezeichnet wurde. Er muss sich als ehemaliger Kompaniechef einer Pioniereinheit der Gebirgstruppe für 14-fachen Mord und einen Mordversuch an Zivilisten 1944 im toskanischen Falzano di Cortona verantworten. Der Kameradenkreis hat auch unter den Politikern ein prominentes Mitglied: Edmund Stoiber. Bereits im Jahr 2005 wurde er von Gegnern des Ehrenmals zum Austritt aus dem Verein aufgefordert.

 

Internationaler Protest wird laut Only local images are allowed.Only local images are allowed. Inschrift des "Ehrenmals" bei Mittenwald Der Arbeitskreis "Angreifbare Traditionspflege" hat 2009 seinem Widerstand neuen Ausdruck verliehen. Er hat an Pfingsten ein Denkmal auf dem Bahnhofsvorplatz der Stadt Mittenwald eingeweiht, das an die Verbrechen von Gebirgsjägern erinnert. Nachdem die Gemeinde das Denkmal entfernen ließ, wurde erstmals internationaler Protest laut. So meldete sich der Direktor des Simon-Wiesenthal-Centers in Jerusalem, Efraim Zuroff, zu Wort: Es sei eine Schande, dass es in Mittenwald noch immer kein Mahnmal für die Opfer der Wehrmachts-Gebirgstruppe gibt, dafür aber gleich mehrere Denkmäler zu Ehren der gefallenen Soldaten.Die Worte des einflussreichen Direktors haben Wirkung gezeigt: Mittlerweile diskutiert die Gemeinde mit dem Arbeitskreis über einen geeigneten Ort für das Denkmal. Die Opfer der Gebirgsjägern werden somit vielleicht doch noch Gerechtigkeit erfahren. ************************************** Noch ne Aktion 

Mein schönstes Wandererlebnis in Oberbayern

Hallo, ich möchte euch berichten, was ich neulich auf dem Hohen Brendten bei Mittenwald erlebt habe. Man war das klasse!
Eigentlich wollte ich nur allein auf dem Berg sein und über meine Beziehung nachdenken. Ich sitze also da und meditiere und frage mich, ob ich mit meinem Freund Schluss machen soll.
Plötzlich und völlig unerwartet tauchten aber einige Gestalten aus dem Gebüsch auf. Sie wirkten leicht verwirrt, wahrscheinlich hat sie der steile Aufstieg große Mühe gekostet. Waren sicher starke Raucher dabei.
Sie trugen Feuerlöscher auf dem Rücken, dabei brannte es doch gar nicht! Sie liefen zielstrebig auf das Ehrenmal der Gebirgsjäger zu, das sich hier ehrwürdig in den Himmel bohrt. Ich rieb mir die Augen, dachte, ich träume. Aber es war wahr. Sie stellten sich wie die ghostbusters im Film auf und besprühten das schöne Denkmal mit Farbe. Bestimmt zehn Meter hoch! Dann sprühten sie Parolen: Kein Vergeben - kein Vergessen. Gebirgsjäger angreifen.
Geistesgegenwärtig zückte ich sofort meine Kamera und filmte die Aktion. Den Film muss ich aber erst fertig machen. Damit ihr einen ersten Eindruck bekommt, klickt auf das Foto.

Am Montag habe ich bei einer Zeitung angerufen und wollte mein Foto verkaufen. Hat nicht geklappt. Aber die Lokalredakteurin erzählte mir, dass bei ihnen ein kurzer Text eingegangen ist. Sie hat ihn mir vorgelesen. Habe alles mitgeschrieben, weil ich dachte, er interessiert vielleicht auch andere:

https://www.youtube.com/watch?v=8izjsRYelz8

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Ergänzungen

... sollte man mal wieder dort eine Demo machen wie zuletzt vor Jahren! War zwar oft anstrengend, aber ich glaube wir haben einiges bwewirkt!