Isolation von Delbert Africa aufgehoben

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Am 4. August 2019 berichteten wir über das Verschwinden des Gefangenen Delber Africa im US Bundesstaat Pennsylvania. Angehörige hatten große Sorgen, dass er vielleicht getötet würde, wie es einem ebenfalls gefangenen Genossen von ihm vor einigen Jahren passiert ist. Zahlreiche Anrufe bei Behörden und Suchaktionen von Unterstützer*innen waren nun erfolgreich. Danke an alle, die sich per Mail, Fax und Telefon an den Nachforschungen beteiligt und so die Knastbehörden zur Transparenz gezwungen haben.

Delbert Africa wurde am 8.August.19 aus dem Geisinger Krankenhaus wieder zurück in die Krankenstation des SCI Dallas - Gefängnisses verlegt und er konnte einen Anruf tätigen.

Am 9.August.19 fuhren zwei Gruppen von Unterstützer*innen los, die eine fuhr zum Gefängnis, die andere zum Krankenhaus und forderte die Herausgabe der medizinischen Bescheide.

Delbert's Besucher konnten zwei Stunden mit ihm verbringen, aber er ist sehr schwach, da er Leberprobleme hat.

Delbert wird eine Anhörung im September 2019 haben, bei der entschieden wird, ob er nach 41 Jahren Haft endlich freigelassen wird.

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Ergänzungen

Berlin: Infoveranstaltung, Lesung und Kundgebung über kämpfende Gefangene in den USA

 

Donnerstag, 15. August 2019

Veranstaltung
Leonard Peltier, Jalil Muntaqim, Mumia Abu-Jamal ... kämpfende Langzeitgefangene in den USA wollen endlich frei sein
Weitere Informationen...


Zilona Gora, Grünbergerstr. 73, 10245 Berlin-Friedrichshain, U-Bhf. Samariterstrasse

 

 

Freitag, 13. September 2019

Lesung mit Michael Koch: Leonard Peltier


Buchladen Schwarze Risse, Gneisenaustr. 2a, 10961 Berlin-Kreuzberg, U6/7-Mehringdamm

 

 

Samstag, 14. September 2019 15:00

Kundgebung: Medizinische Behandlung und Freiheit für Leonard Peltier, Jalil Mumtaqim und Mumia Abh-Jamal! Free Them ALL!

weitere Informationen


US Botschaft, Pariser Platz 2 / Brandenburer Tor, Berlin, U55-Brandenburger Tor, Bus 100

 

Bilder: 

 

Ausgabe vom 12.08.2019, Seite 6 / Ausland

 

Kolumne von Mumia Abu-Jamal

 

Krank und verschollen

 

Konfrontation zwischen Move-Organisation und Staat noch nicht vorbei

 

Von Mumia Abu-Jamal

 

https://www.jungewelt.de/artikel/360591.krank-und-verschollen.html

 

 

 

 

 

Delbert Africa, Mitglied der Move-Organisation und seit Jahrzehnten zu Unrecht in Pennsylvanias Gefängnissen eingesperrt, war eine Woche lang »verschollen«. Wie war das möglich? Delbert ist 73 Jahre alt und damit das älteste Mitglied der »Move 9«, die am 8. August 1978 bei einem Polizeiüberfall auf das Gemeinschaftshaus der Organisation in West-Philadelphia verhaftet wurden.

 

Seit dem 31. Juli 2019 galt Delbert als vermisst. Bis dahin saß er im Staatsgefängnis Dallas in Luzerne County, Pennsylvania, und hatte bei der Knastverwaltung eine schriftliche Krankmeldung eingereicht, weil seine Beine extrem angeschwollen waren. Nachdem das medizinische Knastpersonal ihn untersucht hatte, wurde seine umgehende Verlegung in ein Krankenhaus angeordnet. Die Frage war nur: in welches Krankenhaus? Von seinen Vertrauten erfuhr es niemand.

 

Delberts bürgerlicher Name ist Delbert Orr. Wie alle Move-Mitglieder hatte auch er den Familiennamen Africa angenommen. Als er für alle außerhalb des Gefängnisses verschollen war, schrillten bei den anderen Mitgliedern der Move-Organisation die Alarmglocken. Sie erinnerten sich an Phil Africa, der auch aus dem Knast in ein Krankenhaus verlegt worden war: »Wir sind sehr misstrauisch gegenüber dem, was hier vor sich geht. 2015 wurde unser ›Move 9‹-Bruder Phil Africa aus dem Knast Dallas mit einer ›kleinen Virusinfektion‹ des Magens in ein externes Krankenhaus gebracht. Fünf Tage lang war er mit einer Kontaktsperre belegt. Nach seiner Rückkehr in den Knast kam er gleich in die Hospizpflege und starb nur einen Tag später.«

 

Schon im März 1998 starb Merle Africa von den »Move 9« nach der Genesung von einer Magenvirusinfektion im Staatsgefängnis Cambridge Springs im Nordwesten Pennsylvanias. Nun wiederholt sich das gleiche Muster bei Delbert. Move-Mitglieder haben also gute Gründe, gegenüber Verlegungen in Krankenhäuser argwöhnisch zu sein.

 

Wer Delbert Africa nicht kennt oder zu ihm kein Bild mehr im Kopf hat, sei an Videoaufnahmen von der Polizeirazzia gegen das Gemeinschaftshaus in Philadelphia im Jahr 1978 erinnert. Die im Fernsehen gesendeten Aufnahmen zeigten damals einen muskulösen Mann, der mit erhobenen Händen vor schwerbewaffneten Cops stand und dann von ihnen brutal zu Boden geworfen, mit Füßen getreten und mit Gewehrkolben geschlagen wurde. Diese Bilder von Delbert Africa wurden zu Ikonen der Konfrontation zwischen Move und Staat.

 

Die Move-Organisation hatte nach Delberts Verschwinden aus Sorge um ihn ihre Unterstützer aufgerufen, John Wetzel, den Chef der Gefängnisbehörde von Pennsylvania, unter der Nummer 001-717-728-2573 anzurufen, sich nach dem Verbleib von Delbert Orr Africa – Gefangenennummer AM 4985 – zu erkundigen und zu fordern, dass er umgehend mit seiner Familie Verbindung aufnehmen kann.

 

Auf diese Weise erfuhr Move, dass Delbert in das »Geisinger Wyoming Valley Medical Center« in Wilkes-Barre, Pennsylvania, verlegt worden war. »Von einer anonymen Quelle erfuhren wir, Delbert habe Blut im Urin, seine Blase funktioniere nicht und sein Darm zeige Verschleiß durch eine Überfunktion der Nieren. Das Wasser in den Beinen baue sich nicht schnell genug ab. Er sei wach, bei Bewusstsein, könne sprechen, sei aber schwach.« Delberts Tochter und sogar seinen Anwälten wurden Besuche verwehrt und der Zugang zu seinen Gefängnis- und Krankenhausakten verweigert.

 

Delbert Africa sollte voraussichtlich im September einen Termin bei der Bewährungskommission haben. Move befürchtet nun, dass der Staat Delbert sterben lassen will, bevor er und Edward »Chuck« Africa als die letzten beiden der überlebenden sieben »Move 9« auf Bewährung entlassen werden könnten.