Wieder nach Genua und Genf

Vom 19. bis 21. Juli 2001 protestierten über 300.000 Menschen gegen den G8- Gipfel in Genua, Italien. Am 20. Juli 2001 wurde Carlo Giuliani von einem Carabinieri erschossen. In der Nacht vom 21. auf den 22. Juli 2001 stürmten Sondereinheiten der italienischen Polizei die Diaz- Schule und schlugen brutal auf die 93 anwesenden AktivistInnen und JournalistInnen ein, die in der Diaz-Schule übernachteten. Über 60 von ihnen wurden zum Teil schwer verletzt, mussten blutüberströmt mit eingeschlagenen Schädeln und Zähnen und Knochenbrüchen auf Krankenbahren herausgetragen werden. Die Polizei hatte die Krankenwagen gleich mitgebracht.

Verfahren gegen Protestierende in Genua

Schon seit dem 2. März 2004 stehen 26 ProtestteilnehmerInnen wegen Bildung krimineller und subversiver Vereinigung, Verwüstung und Plünderung in Genua vor Gericht. Der Italienische Staatschef Berlusconi hat sich der öffentlichen Klage als Nebenkläger angeschlossen. Es drohen zwischen 8 und 15 Jahren Freiheitstrafe. Eine Anklage gegen 50 weitere ProtestteilnehmerInnen wegen ähnlicher Vorwürfe wird erwartet, dann wären gleich viele DemonstrantInnen wie Polizeikräfte angeklagt. Das Strafverfahren gegen den Todesschützen von Carlo Giuliani ist inzwischen eingestellt.

Genua nicht vergessen!

Für viele AktivistInnen bleibt die Brutalität der PolizistInnen in Genua unvergeßlich. Wahllos wurde bei den Demonstrationen auf Protestierende verschiedenster Gruppierungen eingeprügelt, in der Polizeikaserne Bolzaneto wurden Gefangene gefoltert.

Doch trotz aller Traumatisierungserfahrungen darf nicht vergessen werden, dass 300.000 trotz Repression in Genua waren und sehr gute Gründe hatten gegen den G8 zu protestieren. Am 19. Juli fand eine bunte und fröhliche Demo zur Solidarität mit MigrantInnen statt - auch das ist Genua.

Genua war - wie zuvor der Schuß beim EU-Gipfel in Göteborg - ein Versuch von oben, die breite Globalisierungsbewegung einzuschüchtern und aufzuhalten (und nach dem 11.9. wurde insgesamt das gesellschaftliche Repressionsklima verschärft, neue Sicherheitsgesetze wurden in vielen Ländern eingeführt).
Zumindest in Italien mißlang der Zerschlagungsversuch, auch nach Genua gingen buchstäblich Millionen auf die Straße, zum Beispiel gegen Krieg wie beim ESF in Florenz. International findet die Globalisierungsbewegung jedoch weniger mediale Beachtung, anhaltende Proteste gegen Gipfelereignisse wie zum Beispiel im mexikanischen Cancun gegen die WTO 2003 oder in Guadalajara, oder in Sea Island (G8 in den USA) werden kaum zur Kenntnis genommen. Ein Grund mehr, daran zu erinnern, warum Menschen auf allen fünf Kontinenten noch immer auf die Straßen und Feldwege gehen.

Um die Erinnerung an Genua wach zu halten, ruft indymedia Italien zur Unterstützung bei der Aufarbeitung des umfangreichen Archivs des Genoa Legal Forum auf.

Weitere Links:

PubliX theatre caravan news
Genova libera!
Kundgebung in Berlin zu Genua und Genf/ Aubonne
Manifest der Betroffenen aus der Diaz-Schule
Prozess gegen 26 AktivistInnen in Genua
An die 300.000 von Genua

Evian: 2. Prozess gegen Aubonne-AktivistInnen

Starhawk: Trauma: Unterstützung für Genua-Überlebende
Traumatisierung in Genua (ein Referat in Zürich)
Trauma-Informationszentrum


Gipfelinfo Meldungen