G8 2001: Rekonstruktion des Diaz-Überfalls

IMC Italy 07.07.2004 02:16 Themen: Repression
Kurze Beschreibung der Örtlichkeiten und der Ereignisse im Schhulkomplex Diaz-Pertini-Pascoli am Abend des 21. Juli 2001.
Der Schulkomplex Pascoli-Diaz-Pertini besteht aus zwei Gebäuden. (Über die drei Namen hat immer eine große Verwirrung geherrscht, der Bequemlichkeit halber wird die Schule, die als Schlafstätte benutzt wurde die Diaz-Schule genannt und jene, in der das Medienzentrum untergebracht war Pascoli Schule).

Zum besagten Schulkomplex gehören also drei Schulen, die im Juli 2001 dem Genua Social Forum zugewiesen wurden. Es sollten dort ein Medienzentrum, ein Kommunikationszentrum und ein Trainingszentrum eingerichtet werden, letzteres sollte verschiedenen Gruppen zur Durchführung von Vorbereitungstrainings für die Kundgebung und Aktionen dienen und funktionierte auch als Schlafstätte (auch wenn es sich hierbei um eine unregelmäßige Verwendung handelte, die zustande kam, ohne dass es irgend möglich gewesen wäre, das zu verhindern).

In der Pascoli Schule waren über vier Etagen verteilt ein Presseraum und eine Turnhalle und Erste Hilfe Stelle im Parterre, ein Raum für juristische und medizinische Unterstützung und die Kommunikationsbüros des GSF im ersten Stock, die alternativen Medien im zweiten Stock, Indymedia im Dritten und einige Sekretariatseinrichtungen wie Kopiergeräte und so weiter im Vierten, von welchen aus direkter Zugang zur Terrasse möglich war.

In der Diaz Schule war die Turnhalle für Trainings vorgesehen, ein kleiner Korridor und eine kleine Kammer rechts vom Eingang dienten als öffentlich zugänglicher Internetraum. Die Schule wurde schnell auch eine Schlafstätte für Demonstranten die andernorts keine Übernachtungsmöglichkeit gefunden hatten.

In der Woche schmissen Dutzende Hacker und Medienaktivisten den Laden und ermöglichten es so Medienmachern aller Art das, was in Genua geschah zu erzählen.

Am Abend vom Samstag, den 21. Juli als zahlreiche Demonstranten, die in der Diaz-Schule übernachteten bereits im Begriff waren zu entscheiden, ob sie noch am selben heimkehren sollten, erschienen einige Polizeigruppen auf dem kleinen Platz oberhalb der Via Cesare Battisti (Die Straße, in der sich die beiden Schulen befinden).

Die Polizei startet im Marschschritt und stürmt sowohl die Diaz als auch die Pascoli Schule. Während des Marsches bleibt ein Medienaktivist zwischen beiden Schulen stecken, der blutig halb tot geschlagen und lebensgefährlich verletzt auf der Straße zurückgelassen wird.

Rekonstruktion der Ereignisse vom 21. Juli 2001 in den Schulen Diaz, Pascoli und Pertini

Wenn die stürmische Gewalt der Polizisten in der Pascoli Schule beinahe sofort abebbte, nachdem sie sich außer auf Demonstranten, wenn auch gegen diese eher in beschränktem Maße, auf den Rechnern der Anwälte, Ärzte und Medienaktivisten entladen hatte, findet in der Diaz-Schule ein Gemetzel statt.

Die Nachricht macht schnell die Runden und die Straße vor den Schulen bevölkert sich mit Journalisten, bis sich die Polizei aus der Pascoli und aus der Diaz Schule zurückzieht.

Beim Rückzug aus der Diaz-Schule verhaftet die Polizei alle 93 Anwesenden (Abzüglich derer, denen es auf wundersame weise gelang, zu flüchten). Das, nicht bevor Dutzende verletzt und drei in außerordentlich schwerem Zustand zurückgelassen wurden, von denen einer im Sterben lag.

Stundenlang dauert der Abtransport der Rettungsliegen und die Überführung der Menschen, die in der Diaz Schule waren, in Gefangenentransportern, während der Chor der Menschen, die draußen stehen Assassini, assassini ruft, besonders dann, als die Ordnungskräfte einen schwarzen Sack mit dem gesamten beschlagnahmten Material hinausbefördern, der mit einem Leichensack verwechselt wird.

Als es schon späte Nacht ist, ziehen sich die Ordnungskräfte zurück. Sie halten eine Pressekonferenz in der sie die 93 bezichtigen, Teil einer internationalen Organisation zu sein, die sich Verwüstung und Plünderung zum Ziel setzt und sie behaupten, dass sie von bewaffneter Hand angegriffen worden seien und gefährliche Waffen im Inneren der Schule gefunden hätten.

Binnen kürzester Zeit werden sich viele von diesen Behauptungen als falsch erweisen. Der Fund zweier Brandflaschen und das versuchte Abstechen eines Polizisten werden sich erst zwei Jahre später als nachweisliche Fälschung herausstellen.

Originalartikel:  http://italy.indymedia.org/news/2004/06/574317.php
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Ergänzungen

genova - soli shirt

disorder 07.07.2004 - 19:42
... es gibt eine neuauflage des genova-libera soli t-shirts. mit dem erlös des shirts werden die menschen unterstützt, die im sommer 2001 gegen das g8 treffen in genua demonstriert haben und aufgrund konstruierter "beweise" noch immer verfahren zu befürchten haben.
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