Nachruf auf Richter Matthias Borgmann (Liebig34 Prozess)

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Matthias Borgmann

 

Der Tod von Richter Dr. Matthias Borgmann beunruhigt die Berliner Justiz. Aus linksradikaler Perspektive soll dabei nicht in Häme und Schadenfreude verfallen werden, sondern vielmehr die unmenschlichen Bedingungen in der Justiz, auch für ihre Repräsentant*innen, thematisiert werden. Bis vor wenigen Tagen war Richter Borgmann noch ein klarer Feind jedes freiheitsliebenden Menschen, jetzt wurde er von den Bedingungen, die er selbst geschaffen hat, in den Abgrund gerissen.

 

 

 

Dr. Matthias Borgmann hat sich am 10. Dezember 2019 selbst das Leben genommen. Besonders makaber, er hat sich an dem selben Baum erhängt, an dem bereits Richterin Kirsten Heisig  vor neun Jahren ihrem Leben ein Ende setzte. Die Untersuchungen der Kriminalpolizei nach den Ursachen für diesen unerwarteten Suizid, förderten schnell Merkwürdigkeiten ans Licht.

 

Seit dem Prozess Liebig34 / Padovicz, den Borgmann am 15. November ohne Entscheidung in der Sache vertagte, wurde er von Telefonanrufen und Mails des Siganadia GmbH Rechtsanwalts, Ferdinand Wrobel, regelrecht bombardiert. Dieser war nicht mit der Vertagung einverstanden und bestand auf einem zeitnahen Räumungstitel für die Liebig34.

 

 

 

Am 6. Dezember suchte Rechtsanwalt Wrobel in Begleitung des Innensenators Andreas Geisel, den Richter in seinem Dienstzimmer im Landgericht am Tegeler Weg auf. Anscheinend bedrohten sie den Richter Borgmann, denn am nächsten Morgen beschwerte sich Justizsenator Dirk Behrendt bei seinem Amtskollegen über diese Einflußnahme. Für Borgmann war dieser Druck wohl nicht mehr aushaltbar, In der Nacht zum 10. Dezember fuhr er in den Tegeler Forst und erhängte sich mit einem Kunsstoffseil an der sogenannten Heisig-Eiche.

 

Borgmann kannte die berüchtigte Jugendrichterin von ihrer gemeinsamen Tätigkeit am Kriminalgericht Moabit. Hier war er bis 2006 beschäftigt, wurde dann aber an das Landgericht am Tegeler Weg versetzt. Der Grund war die fast 50% Aufhebung seiner Urteile in der nächsten Instanz. Urteile von Borgmann wurden regelmäßig wegen Formfehlern aufgehoben, nicht tragbar bei Strafsachen befand die Senatsverwaltung. In Folge wurde er mit Zivilsachen betraut, im Mietrecht schien der Schaden geringer, den er anrichten konnte. Als zwischenzeitlich Plagiatsvorwürfe bezüglich seiner Doktorarbeit aufkamen, begab sich Borgmann in psychologische Behandlung – bei dem selben Mediziner, der auch schon Kirsten Heisig mit Psychopharmaka versorgt hatte.

 

Kurz vor der nächsten Runde im Liebig34 Prozess dürfte Dr. Borgmann klar geworden sein, dass er nicht eben in einer Win – Win Situation schwebte, eher das Gegenteil. Würde er die Liebig34 räumen lassen, müsste er den Rest seines Lebens mit Polizeischutz verbringen, würde er die Klage abweisen, wäre mit anderen Besuchen im Auftrag von Padovicz zu rechnen, bei gleichzeitigen Anfeindungen aus Politik und Medien.

 

Trotzdem mag keine Schadenfreude aufkommen. Schließlich ist es immer noch ein Mensch, der sich selbst erhängt hat, so wie zahlreiche Gefangenen, der Borgmann in den Knast geschickt hat oder Betroffene von Räumungen, die er in den Tod getrieben hat. Jetzt hat ihn ein System verschluckt, dem es gleichgültig ist, wer richtet oder vollstreckt. Hauptsache die Arbeit wird erledigt.

 

Genau hier muss man Matthias Borgmann zu Gute halten, dass er obwohl Mitglied im Studienzentrum Weikersheim, sich nicht von dessen Mentor Hans Filbinger  beeinflussen ließ und dessen Leitspruch „Was damals rechtens war, kann heute nicht Unrecht sein“, ablehnte.

 

So bleibt nur dem Richter Borgmann nachzurufen: Matthias, du hättest dein langweiliges Leben nicht für die Liebig34 opfern müssen!

 

 

 

 

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