(B) Wer macht denn sowas? Dixi-Klo auf Tram-Schienen gelegt

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03.06.barrikade scheffelstr.

"Wer macht denn sowas? Dixi-Klo auf Tram-Schienen gelegt und abgefackelt" fragte die BZ am 4. Juni, nachdem wir eine Verbindungsstraße zwischen Lichtenberg und Friedrichshain mit brennendem Baustellenkram gesperrt hatten. Damit versuchten wir zu einer Entlastung unserer Gefährt*innen im Friedrichshainer Nordkiez beizutragen, deren Häuser seit Monaten von den Bullen belagert werden. In letzter Zeit haben sich öfter ähnliche Vorfälle in einiger Entfernung zum Dorfplatz zugetragen und es liegen Berichte vor, dass die belagernden Bullen dann für Nahbereichsfahndungen eingebunden werden. Vieles wird in der Presse nicht gemeldet, ebenso Gerüchten zufolge zunehmend stadtweit Angriffe auf die Einsatzkräfte der Berliner Polizei.

Am Tag nach dem Räumungsurteil gegen die Liebig 34 wurde auf Indymedia ein Text mit der Überschrift
„Meldung Nr. 131: Lage im Nordkiez 3. Juni“ hochgeladen, der zusammenfasst,

dass morgens um 8 Uhr der Polizeihubschrauber den Kiez im Tiefflug über den Dächern weckte. Um 9 Uhr fand eine Theaterperformance statt, die sich kritisch mit der Justiz auseinandersetzte. Mehr als hundert Personen fanden sich als Zuschauer*innen am Dorfplatz ein. Die Polizei hielt sich dort im Hintergrund, rechnete jedoch mit Allem und war daher mit Hundertschaften und Zivis im Nahbereich. Am Nachmittag gab ein unkenntliches Team aus Journalisten und Securities auf Nachfrage an, vom Völkischen Beobachter zu sein. Dabei handelt es sich um die Zeitung der NSDAP von 1920 bis 1945. Es musste daher der Vermutung nachgegangen werden, ob es sich um Nazis handelte, um diese gegebenenfalls zu konfrontieren. Gegenüber einem vermummten Mob mit Stangen gaben sie sich nicht mehr so geschmacklos und beteuerten, keine Nazis zu sein, weswegen nichts unternommen wurde. Erst am Donnerstag klärte sich durch die Berichterstattung des RBB, dass es sich um ihr Team handelte. Später am Nachmittag ereignete sich ein Verkehrsunfall am Dorfplatz. Eine Zivikarre hatte sich im fließenden Verkehr auf die Mitte des Dorfplatzes gestellt. Ein Auto und ein Fahrradfahrer, die das Auto umfahren mussten, kollidierten infolge der Sichtbehinderung durch das Einsatzfahrzeug. Die Zivikarre entfernte sich daraufhin umgehend, konnte jedoch knapp oberhalb der Liebig34 von Anwohner*innen umstellt und beschuldigt werden. Daraufhin riefen die Insassen per Funk nach Verstärkung, woraufhin nach wenigen Minuten ein Kontingent an Bereitschaftspolizei angerannt kam, um ihre Kollegen zu befreien, was ihnen durch den Einsatz von körperlicher Gewalt gelang. Der Unfall verlief zum Glück glimpflich und keine der beiden Beteiligten wurde verletzt. Später am Abend kam es laut Polizeimeldung in der Rigaer Straße noch zu einem Farbangriff auf ein Polizeifahrzeug und in der Scheffelstraße sowie Simon-Dach-Straße zu brennenden Straßensperren, weswegen der Helicopter den Tag so beendete wie er begonnen hatte.

Diese Meldung wurde schnell von der Indymedia Moderation entfernt, weshalb uns einige Worte zur Gegeninformation und dezentralen Konzepten notwendig erscheinen. Besatzungsmächte verursachen in den von ihnen unterworfenen Gebieten Ohnmachtsgefühle aber auch Wut. Ihre Macht gerät ins Wanken, sobald der zu kontrollierende Raum stärker wächst als ihre personellen Ressourcen. Dieses Spiel ist für den Sommer sehr gut geeignet. Auch am Ende der Sonnenallee in Neukölln häufen sich Berichte von brennendem Zeug auf der Straße und mit Gegenständen beworfenen Fahrzeugen der Bullen. ( https://www.bz-berlin.de/berlin/neukoelln/tatort-sonnenallee-erst-attack... )

Nicht selten sind abends hektische Blaulichtfahrten ihrer Unterstützungskräfte zu beobachten, die zu den üblichen Orte und Grünanlagen eilen, um bedrängten Kollegen zu helfen. Kleine Barrikaden und andere Späße werden irgendwann dazu führen, dass ihr Raumschutzkonzept zusammenbricht. ( https://www.bz-berlin.de/berlin/pankow/300-personen-im-mauerpark-polizis... )

Durch Coronabedingte Machterweiterungen hat bei den Bullen der Größenwahn paranoide Züge angenommen, besonders Jugendliche, die sich in ihren Augen irgendwie verdächtig benehmen werden gnadenlos gejagt. ( https://www.rtl.de/cms/mann-stuerzt-auf-der-flucht-vor-der-polizei-von-d... )
Um die latente Stimmung zur Selbstverteidigung zu stärken, schlagen wir vor, den Bullen die Grenzen ihrer Kapazitäten zu zeigen und kleine oder größere Angriffe besser zu verbreiten.
Darunter verstehen wir Texte wie diesen, die nicht nur Actions bekannt machen, sondern auch etwas zu den Hintergründen mitteilen. Was von de.Indymedia Team wieder gelöscht wird, kann zusätzlich in den Kiezen plakatiert werden, damit wir uns in diesem Sommer gegenseitig unterstützen können. Wenn Leute Bescheid wissen, warum wieder Bullenkolonnen von Kreuzberg nach Friedrichshain rasen, liegen vielleicht auch bald im Wrangelkiez brennende Dixis auf der Straße?!

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Ergänzungen

Ihr schriebt: "Am Nachmittag gab ein unkenntliches Team aus Journalisten und Securities auf Nachfrage an, vom Völkischen Beobachter zu sein. Dabei handelt es sich um die Zeitung der NSDAP von 1920 bis 1945. Es musste daher der Vermutung nachgegangen werden, ob es sich um Nazis handelte, um diese gegebenenfalls zu konfrontieren. Gegenüber einem vermummten Mob mit Stangen gaben sie sich nicht mehr so geschmacklos und beteuerten, keine Nazis zu sein, weswegen nichts unternommen wurde. Erst am Donnerstag klärte sich durch die Berichterstattung des RBB, dass es sich um ihr Team handelte."

Wir bitten Euch genaueres zu dem Vorfall zu schreiben. Wie kommt ein Journalistenteam dazu solch eine Angabe zu machen. Was war der Kontext? Was ist vorher passiert? Wollten die provozieren? Haben die die Situation verkannt? Sollte das ein zynischer Witz sein? Wir wissen, es macht Mühe immer genau zu berichten. Aber Aussenstehende wollen sich gerne immer ein genaues Bild von Eurer Situation vor Ort machen, um angemessen unterstützen zu können.

Vielen Dank. No justice no peace. L34 bleibt und alle anderen auch!