Nazis und Fundis am Rande des CSD in Pforzheim

Regionen: 

Am 17.06.2023 fand in Pforzheim der erste CSD statt. Mit Sorge blickten wir schon jeher auf diesen Tag. Schon im Vorhinein wurde auf Sozialen Medien stark gegen den CSD gehetzt, was die Sorge noch vergrößerte. Jedoch blieb es am Tag selbst Verhältnismäßig ruhig.

In den nachfolgenden Zeilen werden wir verschiedene Personen erwähnen, die sich am 17.06. rund um den CSD herumgetrieben haben.

Beginnen wollen wir mit dem altbekannten Alexander Zubrod (Bild 01). Zubrod ist ein seit Jahren bekannter Nazi aus Pforzheim. Früher führte er eine Zeitlang einen kleinen „IB“ Kader in Pforzheim, inzwischen taucht er eher als Beobachter bei verschiedenen Demonstrationen und Veranstaltungen auf. Er nimmt noch regelmäßig an den montags stattfindenden Coronademos teil (Bild_02 + Bild_03) und konnte sich dort unter anderem mit Personen aus dem „Pforzheim Revolte“ (PR) Umfeld vernetzen. Auch pflegt er noch guten Kontakt zu anderen Rechten aus Pforzheim und ganz Baden-Würrtemberg. Eine dieser Personen ist Silvio Corvaglia, Vorsitzender des „Freundeskreis ein Herz für Deutschland e.V.“ (FHD) (Veranstalter der Nazifackelmahnwache am 23. Februar).
Zubrod war sich am 17. nicht zu schade, ein paar Sticker von „Pforzheim Revolte“ (welche umgehend wieder entfernt wurden) zu verkleben (Bild_04). Ansonsten schlich er nur einmal um den Marktplatz um sich die Veranstaltung anzuschauen und traf sich dann in der Fußgängerzone unter anderem mit Silvio Corvaglia (Bild_05).

 

Auch Corvaglia (Bild_06, 1. v.l.) war eine Zeitlang anwesend und beschaute sich die Veranstaltung. Gemeinsam mit Alexander Zubrod und noch 2 weiteren Rechten, waren sie ungefähr eine bis zwei Stunden vor Ort. Corvaglia ist, wie schon erwähnt, der Vereinsvorsitzende des „FHD“ und damit maßgeblich an den jährlich stattfindenden Fackelmahnwachen in Pforzheim verantwortlich. 2004 kandidierte er bei der Gemeinderatswahl in Pforzheim für die „Republikaner“. Des weiteren organisierte er mit dem „FHD“ in der Vergangenheit diverse Saalveranstaltungen, bei denen Holocaustleugner und prominente Partei-Funktionäre der extrem Rechten auftraten.
Der „FHD“ diente schon immer als eine Art Verbindungsstück der Naziszene in BaWü. Auch heutzutage treffen sich Rechte aus verschiedenen Städten und Gruppen am 23.02. in Pforzheim.

 

Neben Zubrod und Corvaglia waren auch noch 2 weitere Nazis vor Ort (Bild_05 + Bild_06). Hier handelt es sich um ein Ehepaar, leider sind uns die Namen nicht geläufig.
Er schaute sich den CSD bereits seit dem Aufbau an (Bild_07) und war der erste der 4 Personen vor Ort, sie kam später mit dazu, ging aber auch als erstes. Es könnte sich bei ihm um ein langjähriges „FHD“ Mitglied handeln. Zum Vergleich haben wir ein Bild vom 16.02.2016 herausgesucht, auf dem neben Corvaglia auch noch andere „FHD“ler zu sehen sind. Es könnte sich dabei um den Mann in der grünen Jacke und den schwarzen Handschuhen handeln (Bild_08). Falls diese beiden Personen bekannt sein sollten, freuen wir uns über einen Hinweis.
Die meiste Zeit über saß die Gruppe jedoch in der Fußgängerzone und schaute sich die Veranstaltung aus sicherer Entfernung an (Bild_09).

 

Außer den vier älteren Nazis, traute sich auch ein weiterer, als gewaltbereit einzustufender, Nazi auf die Straße. Hierbei handelt es sich um Dino C. (Bild_10 + Bild_11). Er war zu seiner Zeit ein Mitglied von den „Berserker Pforzheim“, welche, unter der Führung von Sascha Palosy, vor allem 2014 bei den „HoGeSa“ Protesten in Köln Bekanntschaft erlangten (Bild_12, links C. beim Hitlergruß, daneben Palosy mit „Berserker Pforzheim“ Fahne).
Bereits zu dieser Zeit fiel C. als gewaltbereit auf. Über die Jahre bedrohte er immer wieder Aktivist:innen. Sehr wahrscheinlich verbüßte er auch schon eine kurze Haftstrafe, aufgrund von Körperverletzung (leider haben wir keine genauen Informationen hierzu).
Vor 2 Jahren griff er gemeinsam mit zwei weiteren Nazis ein Café an, da sie fälschlicherweise dachten, das OAT Pforzheim würde sich dort treffen.
Zu dieser Zeit bedrohte er wieder Aktivist:innen und plante, das hiesige OAT anzugreifen. Dazu kam es jedoch nie, da er nach dem Angriff auf das Café scheinbar Angst vor einer Haftstrafe hatte. Das er nun wieder aus seinem Loch gekrochen kam, verwundert uns ein wenig.
Gut zu sehen ist auch seine Hakenkreuztattoowierung (Bild_13). Auf diese wurde die Polizei am 17.06. hingewiesen, diese beschwichtigte jedoch nur und ging nicht gegen ihn vor.
Zum Glück kam es aber auch an diesem Tag zu keinen Ausschreitungen seinerseits. Dennoch stufen wir ihn weiterhin als gewaltbereit und gefährlich ein, auch wenn er nicht organisiert ist.
Im Jahr 2021 traf er auf den Coronademos „PR“ und freundete sich mit diesen an (Bild_14). Jedoch können wir auch in dieser Beziehung keine nennenswerten neuen Entwicklungen beobachten.
Am 17.06. verschwand er nach ca. 2 Stunden wieder von der Bildfläche.

 

So viel zu den bekannten Nazis. Auch ein paar jüngere Nazis schlugen auf, genauer gesagt ein Pärchen (Bild_15). Die beiden sind uns bekannt, leider können wir sie momentan nicht genau zuordnen. Sie bewegen sich jedoch im Umfeld von „Pforzheim Revolte“ und der „AfD“.
Bei ihr handelt es sich offenbar um „Paulina“, wie aus ihrem Telegram- und Instagramprofil hervorgeht (Bild_16 + Bild_17). Sein Name ist uns leider nicht bekannt.
Im Vorfeld zum CSD postete „PR“ ein Foto gegen den CSD (später werden wir hier noch genauer drauf eingehen), unter welches „Paulina“ auf dem „PR“ Telegramkanal nach einer Gegendemo fragte (Bild_18). Falls auch hier noch weitere Informationen vorhanden sind, freuen wir uns gerne über Hinweise.

 

Ansonsten haben wir noch zwei Nazis gesehen, die sich oberhalb des Marktplatzes eine Zeitlang aufhielten und Bier tranken (Bild_19). Wir ordnen die beiden in die Kategorie „Suffnazis“ ein, der Name sollte selbsterklärend sein. Einer der beiden hat am Arm ein „Freiwild“-Tattoo (Bild_20), der andere eine schwarze Sonne.

 

Bevor wir uns mit den anwesenden Fundis beschäftigen, wollen wir noch ein paar Worte zu „Pforzheim Revolte“ verlieren.
„PR“ ist ein lokaler Ableger der „Identitären Bewegung Schwaben“. Über die „IB“ und ihre neue Aufteilung wurde an anderer Stelle schon viel und ausführlich berichtet, daher wollen wir uns hier auch kurz fassen.
Hauptsächlich ist „PR“ bisher bei den wöchentlichen Coronademos in Erscheinung getreten. Hier lieferten sie sich mit der Pforzheimer Zeitung einen Schlagabtausch über diverse Transparente und knüpfen Kontakte zu anderen Rechten aus Pforzheim, wie z.B. Alexander Zubrod und Dino C.
Neben der Teilnahme gab es aber bisher keine großartigen öffentlichkeitswirksamen Aktionen. Auf ihrem Instagram und Telegramkanal inszenieren sie sich wie man es von der IB kennt. Aktionen finden außerhalb der Öffentlichkeit oder Nachts statt, werden „groß“ in Szene gesetzt und auf Social Media ausgeschlachtet. Dennoch sehen wir „PR“ als eine gefährliche rechtsextreme Gruppe an. Als vorwiegend junge Menschen sprechen sie eben auch diese an, sei es in der Schule, Berufsschule oder Freizeit. Auch durch die inszenierten Aktionen, welche Online zur Schau gestellt werden, konnten sie in geringer Zeit eine relativ große Reichweite erzeugen. Diese begrenzt sich zwar hauptsächlich auf deutschsprachige rechte Instagramaccounts oder von „Revolte“ Mitgliedern erstellte Accounts, dennoch sollte dies nicht unterschätzt werden.
Auch können sie als gewaltbereit eingestuft werden. Sie besitzen des weiteren diverse Kontakte zu Personen aus dem Umfeld des „III. Weg“ und „Neue deutsche Stärke“, sowie dem extrem rechten Label „Neuer Deutscher Standard“ (oder auch „NDS Records“).
Nun zum Zusammenhang mit dem diesjährigen CSD in Pforzheim. Eine Woche vor dem CSD postete „PR“ ein Video, in dem fünf Aktivisten auf einer Brücke am Rand von Pforzheim stehen, Pyro zünden und ein Banner mit der Aufschrift „Wir akzeptieren eure LGBTQ Propaganda nicht“ hochhalten (Bild_21). Ein Abend vor dem CSD posierten 6 Aktivisten auf dem Marktplatz in Pforzheim, ebenfalls mit Pyro und einem Banner mit der Aufschrift „Keine Akzeptanz! Kein CSD in Pforzheim!“ (Bild_22). Der Caption des Bildes nach zu Urteilen könnte man annehmen, dass der CSD entweder abgesagt wurde, oder „PR“ eine größere Aktion gegen des CSD geplant hat.
Im Endeffekt blieb es aber am Samstag ruhig. Vereinzelt wurden mal ein paar kleine „PR“ler gesichtet, diese trauten sich aber nicht in die Nähe. Von einer Aktion, wie z.B. letztes Jahr beim CSD in Stuttgart, ganz zu schweigen.
Dies reiht sich in eine Art Kontinuität von „Pforzheim Revolte“ ein. Es werden oft große Ankündigungen gemacht, gefolgt ist bisher jedoch noch nichts. Es wurden auch schon von „PR“ selbst und einzelnen „privat“ Seiten von „PR“lern Videos und Bilder mit Drohungen gegen das in Pforzheim bestehende OAT gepostet, dennoch gab es bisher noch keine großangelegte Aktion, abgesehen vom lokalen Stickerkrieg.
Wir wollen die Gefahr dennoch nicht kleinreden. Die „IB“ und ihre Ableger sind nach wie vor eine Bedrohung von rechts für die Gesellschaft und auch Linke. In den vergangenen 2 Jahren konnte man eine Tendenz hin zu „Anti-Antifa“-Arbeit feststellen. Jedoch sind bisher noch keine großen Taten gefolgt.

 

Nun noch ein kleiner Blick auf die Anwesenden Fundis.
Die Stadt empfand es als gute Idee, am selben Tag eine Kundgebung von fundamentalistischen Christen, gegen des CSD zu erlauben. Unter dem Motto „Christus Street Day“ versammelten sich ca. 20 – 30 Fundis rund um den christlich extremistischen Populisten Lothar Gassmann (Bild_23 Person ganz links). Gassmann ist seit vielen Jahren als Fundamentalist unterwegs, hat inzwischen über 200 Bücher zu Themen rund um fundamentalistische Glaubensüberzeugungen veröffentlicht, die „Bibelgemeinde Pforzheim“ mit gegründet und spricht Wahlempfehlungen für die AfD aus. Die Befürchtung, dass von dieser Kundgebung Gefahr für Teilnehmende des CSD ausgeht, war also mehr als berechtigt. Zwar blieben die Fundis mit ihrer Kundgebung brav am Eingang zur Fußgängerzone, es machten sich aber dennoch immer wieder kleinere Grüppchen von ihnen auf den Weg um Flyer direkt um den CSD herum zu verteilen. Auch in der Fußgängerzone sprachen sie Menschen an um ihnen sie von ihrer „christlichen“ Ideologie zu überzeugen (Bild_24).
Auch zu Gassmann findet sich im Internet vieles und man erkennt sehr schnell, welche Ansichten er teilt. Optional hat er auch einen Telegramkanal, auf dem er seine Propaganda verbreiten.
Wir sind froh, dass es an dem Tag nicht zu Zwischenfällen kam, sehen es aber auch als wichtig an, diesen Bericht, sowie die Fotos und Informationen über die genannten Personen zu veröffentlichen.
Neben den Bekannten und benannten Personen, gab es auch am Rande immer wieder Menschen, welche nicht klar dem rechten Spektrum zugeordnet werden konnte, doch auch von diesen Personen ging keine Bedrohung aus. Dennoch haben wir sie auf dem Schirm und werden weiterhin dran bleiben.

 

Bildquellen:
Armilla Brandt
Instagram
Telegram
eigene Fotos
alte Recherchebilder

 

 

Bilder: 
webadresse: 
Lizenz des Artikels und aller eingebetteten Medien: 
Creative Commons by-sa: Weitergabe unter gleichen Bedingungen