Das Märchen vom Dammbruch

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Als Menschen, die sich der radikalen Linken in Nürnberg zugehörig fühlen, veröffentlichen wir hier eine Antwort auf das Statement der Organisierten Autonomie (OA). Wir wollen darin nicht auf die inhaltliche Kritik an den Referent*innen oder den Ablauf der Auseinandersetzung eingehen. Dazu wurde an andere Stelle bereits genug gesagt. Mit diesem Text wollen wir aufzeigen, wie manipulativ das Statement der OA ist. Wie die OA durch eine völlig verdrehte Beschreibung der Ausgangssituation, den Eindruck erweckt, Queerfeminist*innen hätten in den letzten Tagen die harmonische radikale Linke Nürnbergs zerstört. Wir fühlen uns schon lange im Umfeld der OA und in der Schwarzen Katze unwohl, weil uns ihr Umgang mit Sexismus, Gewalt und Mackertum ankotzt. Deswegen wissen wir: die harmonische Stimmung in der radikalen Linken Nürnbergs hat es nie gegeben.

Als Menschen, die sich der radikalen Linken in Nürnberg zugehörig fühlen, veröffentlichen wir hier eine Antwort auf das Statement der Organisierten Autonomie (OA). Wir wollen darin nicht auf die inhaltliche Kritik an den Referent*innen oder den Ablauf der Auseinandersetzung eingehen. Dazu wurde an andere Stelle bereits genug gesagt. Mit diesem Text wollen wir aufzeigen, wie manipulativ das Statement der OA ist. Wie die OA durch eine völlig verdrehte Beschreibung der Ausgangssituation, den Eindruck erweckt, Queerfeminist*innen hätten in den letzten Tagen die harmonische radikale Linke Nürnbergs zerstört. Wir fühlen uns schon lange im Umfeld der OA und in der Schwarzen Katze unwohl, weil uns ihr Umgang mit Sexismus, Gewalt und Mackertum ankotzt. Deswegen wissen wir: die harmonische Stimmung in der radikalen Linken Nürnbergs hat es nie gegeben

Auffällig am Statement ist, dass das gesamte erste Drittel aus Banalitäten besteht. Es sind Sätze, denen eigentlich nur zugestimmt werden kann. Wer will denn schon die Aussage kritisieren, dass es innerhalb der politischen Linken verschiedene Ansätze gibt? Oder widersprechen, dass Kritik- und Reflexionsresistenz anstrengend sind? Wenn der Anfang schon so richtig ist, wie kann anschließend etwas geschrieben werden, dem widersprochen werden sollte? Für uns haben die einleitenden Feststellungen einzig und allein die Funktion, Kritik präventiv abzuwehren und sich potenziell die Sympathie der Leser*innen zu sichern.

Im Anschluss schreibt die OA: „Die wahrscheinlich destruktivste aller möglichen Herangehensweisen, ist die Diffamierung der vermeintlichen Gegenseite als reaktionär, konservativ, x-feindlich, Querfront etc. Stets sollte man dabei im Kopf haben, dass das eigene Vorgehen von anderen durchaus auch mit allen möglichen Schlagwörtern belegt werden könnte – wenn sie es den wollten. Dass man allerlei Zusammenarbeiten mit staatlichen oder anderen ideologisch eher schwierigen Institutionen, kleinbürgerliche, individualisierte Ideologie etc. auch durchaus rauf und runter kritisieren und mit diversen Schlagwörtern versehen könnte, Veranstaltungen dagegen machen könnte, Schlammschlachten und Diffamierungs-Feldzüge starten, all das könnten andere auch. Der Unterschied ist nur: sie wollen es scheinbar nicht.“

Zuallererst: "Die wahrscheinlich destruktivste aller möglichen Herangehensweisen" empfinden wir als eine schwer erträgliche Zuspitzung. Es lässt die Interpretation zu, dass körperliche Gewalt produktiver und legitimer ist. Und damit sind wir bei einem Punkt, der in diesem Absatz am deutlichsten wird. Die OA stellt sich und ihre Genoss*innen aus der Schwarzen Katze indirekt als (unschuldige) Opfer dar, die aktuell das Schlimmste-Mögliche - Diffamierung - erleiden müssen. Dabei ist die dafür konstruierte Ausgangssituation bereits völlig falsch: Sie zeichnen ein Bild der radikalen Linken Nürnbergs, wie es sie nie gegeben hat. Ja, wenn es gegen Nazis oder Repression geht, können wir uns aufeinander verlassen. Und ja, für wichtige Tage - wie den 8. März - setzen sich auch viele Gruppen an einen Tisch. Damit das lange Zeit möglich war, wurden Konflikte einfach ignoriert. „Solidarische Kritik“ und der „konstruktive nach vorne gewandte Umgang“, den die OA in ihrem Statement beschreibt, hat es nie gegeben.

Immerhin macht es verständlich, dass die OA sich so schwer damit tut, wenn es mal zu einer öffentlichen Diskussion kommt. Sie sind es nicht gewohnt. Das entschuldigt die abstrakt gehaltenen Anschuldigung aber trotzdem nicht. Der OA wurde in den veröffentlichten Debattenbeiträgen nicht vorgeworfen, sie wäre reaktionär, konservativ oder würde eine Querfront mit Rechten bilden. Ein einziger Satz des langen Statements des Klimacamps ist, dass Transfeindlichkeit ein wichtiger Teil rechter Ideologie sei, der Vortrag Rechten in die Hände spiele und die Gefahr einer neurechten Querfront bestehe. Über die These kann man geteilter Meinung sein, was sie aber nicht ist, ist eine Diffamierung der Schwarzen Katze oder der Veranstalter*innen als Querfrontler*innen. Wir erleben diese Unterstellung als eine polarisierende Übertreibung. Zusätzlich werden die Prolos (eine weitere Gruppe aus Nürnberg) nicht öffentlich zurechtgewiesen, wenn sie Queerfeminismus als eine individualistische, neoliberale Ideologie beschreiben. Es scheint, als unterscheidet sich Kritik und Diffamierung darin, ob sich die OA den Kritisierten/Diffamierten zugehörig fühlt.

Folgen wir der Argumentation der OA, dann haben die Reaktionen auf eine einzelne Veranstaltung die Spaltung der Nürnberger radikalen Linken herbeigeführt. Tatsächlich ist Nürnberg nicht anders als viele andere Städte. Debatten, die woanders geführt werden, gibt es auch hier. Und auch dieser Konflikt schwelt in Nürnberg schon lange. Die Eskalation in den Reaktionen zu sehen, erscheint uns schlicht als dreist. Was wurde denn erwartet? Eine Veranstaltung, bei der ausschließlich Referent*innen eingeladen sind, die ganz eindeutig einer Position zuzuordnen sind. Zusätzlich wird mit Finkberger einer der Vortragenden gerade kontrovers diskutiert. Das alleine ist schon eine Sache für sich. Dass diese Veranstaltung als offenes Gesprächsangebot getarnt ist, ohne die Beteiligung von trans Menschen oder Personen, die eine queerfeministische Meinung vertreten, ist für uns ein manipulativer Versuch sich unangreifbar zu machen. "Solidarische Kritik" und ein "konstruktiv nach vorne gewandte Umgang" würden unserer Meinung nach anders aussehen.

Angesichts dessen, sollte niemand verwundert sein, dass die Veranstaltung auch Reaktionen hervorruft. Eine symbolisch zugemauerte Tür, ebenso wie queerfeministisches Cornern in der Nähe der Schwarzen Katze sind beides "direkte und unverblümte" Arten, Ablehnung zu äußern. Auf Indymedia wurde auch ein Blockadeaufruf veröffentlicht. Weder wurde dieser umgesetzt, noch über social media verbreitet. Das spricht unserer Meinung nach bereits dagegen, von einer Eskalation zu sprechen. Zusätzlich trauen wir der OA zu, zwischen einem Aufruf einer linksradikalen Gruppe zum Cornern und einem anonymen Blockadeaufruf auf Indymedia zu unterscheiden. Tun sie das nicht, dann eben um eine Eskalation herbeizureden, die es so überhaupt nicht gibt.

Wir können und wollen nicht beurteilen, was am Statement der OA strategische Halbwahrheiten sind und was die Genoss*innen tatsächlich so wahrnehmen. Uns ist es wichtig, dass das Bild, das hier von der Nürnberger radikalen Linken und den Auseinandersetzungen rund um die Veranstaltung gezeichnet wurde, nicht unserem entspricht. Die Szene ist schon immer zerstritten - ob wir darüber reden oder nicht. Zusätzlich möchten wir betonen: Wir wünschen uns mehr Streit und Debatte. Dieser darf gerne öffentlich geführt werden, das bietet die Möglichkeit sich zu beteiligen oder mindestens mitzudenken. Es schwächt uns nicht. Ganz im Gegenteil, es ist bitter nötig.

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