1. Mai Berlin - Erste Bilanz

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Erstaunlich viele Leute in Kreuzberg, einiges an Chaos aber auch noch Luft nach oben. Über 2.000 Menschen kamen zur Revolutionären 1. Mai Demo und nahmen sich das Recht zu demonstrieren! Wir haben versucht zusammenzufassen, was heute (und gestern) in Berlin alles passiert ist. Ergänzungen erwünscht!

Walpurgisnacht

  • Bereits in der Nacht zum 30. April schepperte es bei einigen Investor*innen in Solidarität mit dem geräumten SabotGarden und ein SPD Büro wurde verklebt. Andere sorgten bei Padovicz für Glasbruch.
  • Im Südkiez sammelten sich dann ab 19 Uhr rund um den Boxi immer wieder einige Leute, es gab drei schöne Fahrraddemos mit ein bisschen Pyro und hetzenden Bullen. Insgesamt war die Mobilisierung jedoch sehr überschaubar.
  • Ab 21 Uhr versammelten sich dann vielleicht 100-200 Menschen am Dorfplatz, aus der Liebig34 und von ein paar Hausdächern gab es keinen Knoblauch dafür aber Farbbomben auf die Cops.
  • Nachts fackelten dann noch drei Autos in Kreuzberg ab.

 

1. Mai

  • Schon vor 18 Uhr versuchten die Cops die Oranienstraße abzuriegeln. Am Rio-Reiser-Platz (Heinrichplatz) sammelten sich schließlich einige Leute und zum ersten mal seit Monaten kam Demostimmung auf.
  • Trotz Corona und Demonstrationsverbot sammelten sich schnell zwischen 2.000 und 4.000 Menschen im Kiez.
  • Erstes Ziel der Demo war um 18:40 der Görlitzer Bahnhof. Dort kamen einige Leute zusammen, nahmen sich die Fahrbahn und brannten das erste von noch viel viel Feuerwerk ab. Die Cops fuhren massiv auf.
  • 19:20 Ohlauer Ecke Reinhardstraße. In den kleineren Straßen gab es immer wieder Situationen ohne Polizeipräsenz und viel Spielraum. In der Manteuffelstraße kurz vorm Kanal landeten Teile einer Baustelle auf der Straße und kleinere Barrikaden wurden errichtet. Hier wäre noch deutlich mehr drin gewesen.
  • 19:40 Kottbuser Brücke. Wieder viele Leute und nicht die Bullenpräsenz wie am Görli. Von der Kohli40 und gegenüber gab es viel Feuerwerk. Schließlich entstand eine kämpferische Sponti mit viel Rauch und ca. 300 Leuten durch die Kohlfurter Straße zum Wassertorplatz. Dort stand eine Wanne der überraschten Einsatzleitung der Cops, der ein paar Flaschen abbekam.
  • 20:00 Mariannenplatz. Vom Oranienplatz oder Kotti zurück zum Mariannenplatz versuchten die Cops sämtliche Straßen abzuriegeln. Wie immer vergaßen sie die Hinterhöfe. Auf dem Platz dann wieder statitische Situation, einige Flaschen auf die Bullen die austickten und auf die Leute einschlugen. Einer Frau brachen sie dabei das Handgelenk.
  • Ab 20:30 gab es nicht mehr den einen Hotspot. Rund um den Heinrichplatz sammelten sich nochmals einige Leute. Auch an der Ecke Manteuffelstraße/Naunynstraße gab es noch mals einen größeren Auflauf, hier machten die Cops jedoch viele Festnahmen. Am Lausitzer Platz gab es gegen 21 Uhr nochmals einen pyortechnischen Angriff auf ein paar Cops an der Ecke zur Eisenbahnstraße. Danach räumten die Bullen auch diesen Park.
  • Mit dem einsetzende Regen gegen 22 Uhr unterschied sich Kreuzberg dann nicht mehr sonderlich von einem "normalen" Freitagabend.

 

Vorläufiges Fazit:

Die Mobilisierung war unerwartet gut: Trotz Demonstrationsverbot und Geisels Einschüchterungsversuche im Vorfeld kamen viele Leute in den Kiez. Das dezentrale Konzept des Revolutionären 1. Mai-Bündnisses funktionierte erstaunlich gut (Danke an dieser Stelle!). Auch wenn auf jeden Fall Luft nach oben war: Wir können viel von diesem Tag lernen. Chaoskonzepte mit kleinen Spontis scheinen auch in Berlin möglich zu sein, es muss nicht immer die angemeldete große Demo sein. So ist von Anfang an klar: Der 1. Mai ist das, was ihr draus macht!

Wir sehen uns in den nächsten Tagen und Nächten wieder! Fight the virus of control!

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Ergänzungen

Bilder von den Demos

Bilder: 

Und Jugendliche, die in Wetsend ein Haus besetzt haben um dort einen Juegndcentrum zu schaffen. Wurde sofort geräumt. https://de.indymedia.org/node/80435

Zum einen vielen Dank an die Orga. Das war ein Versuch wert was Ihr gemacht habt. So konnte das Versammlungsverbot umgangen werden.

Dann war es super,  dass es kein grausames May-Fest mit seiner Ballermann-Stimmung gab dieses Jahr.

Zum Zweiten; alle Leute die ich auf der Straße gesehen habe waren keine Freunde und Freundinnen der Bullen. Die Bullen bewegten sich in Feindesland an diesem Tag. Und es waren viele Leute überall unterwegs.

Zum Dritten: Wären einige organsierete Gruppen unterwegs gewesen, wäre einiges mehr möglich gewesen. Pflastersteine können schnell und unauffällig aus dem Boden geschaufelt werden aud auf die Straße verteilt kullern. Sie sind dann da wenn sie gebraucht werden. Kleine Gruppen tun gut daran sich zukünftig Arbeitsschwerpunkte zu schaffen und an ihrer Absicherung zu denken.

Es  ist nicht leicht gegen 5000 Bullen (von überall angefordert. u.a. Bamberg) anzustinken. Zwar gab es keine große Demo, aber irgendwie war in den Kiezen rund um den Göritzer Park, Oranienstraße, Kotti etc. alles Demo. Wer auf der Straße war, wollte Teil von einem Contrapunkt gegen Demoverbote sein. Insofern ein Erfolg das die Stadt 5000 Bullen braucht um unerlaubte Demos zu unterbinden. Und das alles, was ich sah, wenn auch unspezifisch, Demostimmung und Opposition in sich trug. Und das öfter kleine Demozüge sich formieren konnten.

Interessant war auch ein Gespäch mit zwei Frauen die sonst auf der Demo vor der Volksbühne waren. Es entspannte sich ein Gespräch von Autonomen mit ihnen. Sie kamen, weil sie in Sorge über die Grundrechtezerstörung in Covid19-Zeiten waren. Und sie berichteten von Repressionen gegen ihre Versammlungen vor der Volksbühne. Sie selber nahmen nur wenige Menschen der Rechten dort wahr aber ein buntes Spektrum von Leuten, die dort sind. Für sie war die Situation am Rio-Reiser-Platz (Heinrich Platz) erstaunlich und sie verglichen die Erfahrungen mit denen am Rosa Luxemburg-Platz. Sie erleben die Presseberichterstattung zur Volksbühnen-Kundgebung als völlig gegensätzlich zu ihrer Wahrnehmung am RL-Platz. Auf jeden Fall waren dies Menschen, die anders drauf waren, aber die offen waren und mit denen wir im Gespräch bleiben müßen. Vielleicht müssen wir unbedingt genauer hinschauen, wer da warum hingeht und wer gut drauf ist. Und die Rechten dort einfach rauskloppen, damit andere dort ihren Ausdruck von Opposition finden können gegen die gegenwärtige Situation. Vielleicht sind einige von uns zu schnell mit Pauschalurteilen gegenüber dem diffusen Haufen Am RL-Platz. Die Beiden Frauen waren auf jeden Fall eindeutig keine typischen ersten-Mai Gängerinnen, aber weit davon entfernt sich Rechts oder verschwörungstheoretiisch einzuordnen.

Die offenen Türen in Hinterhöfe waren gut. Und überraschten die Bullen. Es gab auch vereinzelte Denunziationen der offenen Türen, zb. durch eine türkische Anwohnerin die die Bullen alamierte. Ein anderer türkischer Anwohner konterkarrierte das gleich wieder in dem er eine Tür öffnete und Demonstrant*innen  weiter durch die Hinterhöfe fließen konnten. Und die Bullen sich nicht trauten nachzuziehen, weil sie nicht wußten was sie erwartete.

Die Bullen konnten zwar eine große Demo verhindern. Aber die Masse an Menschen machte es, das sie nicht verhindern konnten das alles Demo war. Viele migrantische Männer auf der Straße, manchmal auch Gruppen migrantischer Frauen. Einige legten sich verbal immer wieder mit den Bullen an.

Ich weiß nicht ob das generell so war, aber viele Einheiten am Rio-Reiser-Platz hatten Schußwaffen dabei.

Ich hatte mit schlimmerem gerechnet und mir gleichzeitig viel mehr erhofft.

Es war gut, dass so viele im Kiez unterwegs waren und immer wieder Spontis ausbrechen konnten. Auch das Konzept des R1MB Bündnisses fand ich erfolgsversprechend und wir haben es auch fast immer vor den Bullen zu den verabredeten Spots geschafft.

Aber da setzte die Ratlosigkeit ein. Die Leute schaffen sich ein Machtvakuum aber nutzen es nicht. Es hätte an so vielen Orten in Kiez Möglichkeiten zu dezentralen Aktionen gegeben, auch und gerade an den verabredeten Spots.

Es braucht mehr Organisation. Geübte Kleingruppen die die Lücken, die sich auftun, auch zu nutzen wissen. Aber auch der Mob muss lernen richtig zu reagieren. Ich denke hier herrscht eindeutig Weiterbildungsbedarf. Mehr Demotraining, mehr Austausch in organisierten Gruppen, keine Angst Militanz zu thematisieren.

Alles in allem aber keine absolute Blamage. Es geht aber mehr, nur müssen wir auch dran arbeiten!

Unserer Einschätzung nach bewegten sich eher 5000 bis 8000 Menschen im Kiez. Es gab kein Bullen-Myfest, so dass auch keine oder kaum gaffende Tourihorden und Hipster in Kreuzberg waren.

Viele AnwohnerInnen von Kreuzberg 36 waren auf den Straßen. Auch wir haben die Solidarität bei Hinterhoffluchten mitbekommen.

Fast alle die in Kreuzberg waren waren es aus bewussten Motiven.

Der revolutionäre 1. Mai sind wir alle ist tatsächlich so manifestiert worden.

Bilder: