Wir wählen den Angriff als Antwort auf die Bullenbesatzung in Connewitz!

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Seitdem die Bullenwache in Connewitz am 05.05.2019 angegriffen wurde, ist die Präsenz der Bullen im Viertel massiv gestiegen. Nach endlosen Nächten im Helikopterlärm nach der Räumung des Black Triangles und alltäglicher permanenter Bestreifung und Bewachung unter Bernd Merbitz, hat sich der neue Leipziger Bullenpräsident Thorsten Schultze eine neue Methode ausgedacht, um den Widerstand im Viertel zu bekämpfen: Fußpatroullieren von BFE-Einheiten, meist zu viert, die von tagsüber bis mittlerweile spät in die Nacht durch den Kiez streifen und verstärkt streifende Fahrradbullen. Aber auch das Gefahrengebiet in der Eisenbahnstraße, die verstärkte Bestreifung im Leipziger Westen, wo es ebenfalls rebellische Strukturen gibt und die anlasslosen Kontrollen auf dem Unicampus sprechen für eine Law & Order Politik des neuen Bullenpräsidenten.  Lange genug haben wir uns das angesehen. Am 01.Juni gingen wir dann zum Angriff über, inspiriert von den neuerlichen Ereignissen gegen Repression und Bullen in der Berner Reitschule [1], dem Bremer Ostertorviertel [2] und dem Berliner Dorfplatz [3].

Ein Augenzeugenbericht [4] zu den Ereignissen am Herderpark:
"[...] Als ich ankam spielte Toxic von Britney Spears, falls jemand nachfragt. An der Ecke vom Schwan war viel los. Die Polizeiwagen (Sixpacks) fuhren die ganze Zeit rum und wollten genau da durchfahren, wo Menschen ihr Wochenendbier tranken und ihren Wochenendball spielten. Da kamen die Polizeiwagen halt nicht gut durch, weil viele rumstanden. Nochmal: Es war keine Demo sondern ein Wochenende. Viele äußerten, dass es sich wie pure Machtdemonstration anfühlte, dass die Polizei genau da durchfahren wollte, wo Menschen Britneys Toxic hörten. [...] Beim Schwan haben wir uns was zu trinken geholt und uns auf die Treppen vom Herderpark gesetzt. Plötzlich tauchten vermummte Menschen hinter uns auf, warfen Sachen rum und schon sind sie verschwunden. Uns passierte nichts, obwohl wir zwischen ihnen und den Polizist*innen saßen. [...] Ich weiß nicht warum die Polizei da war, werds evtl nie erfahren. Aber habe beobachtet, dass ihre Anwesenheit alle gestört hat. [...]"

Weitere Berichte von dem Abend könnt ihr hier nachlesen: https://de.indymedia.org/node/33456 & https://de.indymedia.org/node/33449
Zwei Wannen wurden massiv mit Steinen, Pyro und Flaschen eingedeckt, sodass die Bullen sich kurzzeitig zurückziehen mussten. Hier ein kurzes Video das zeigt, wie diese zwei Wannen, die eine ist hinter der ersten, sich im Steinhagel zurückziehen:

https://www.l-iz.de/html/downloads/2019/Demo/01062019_herderplatz.mp4?_=1

Bei dem Angriff wurde unseres Wissens niemand festgenommen. Die Bullen sperrten das Gebiet danach weiträumig ab, die Spurensicherung nahm ihre Arbeit auf und die umliegenden Parks wurden unter anderem auch mit Spürhunden durchsucht. Zwischen dem Connewitzer Kreuz und der Auerbachstraße, die zur Bullenwache führt, wurde ebenfalls abgesperrt. Die Absperrung bewirkte eine autofreie Zone, was viele Menschen veranlasste, sich fröhlich auf die Straße zu setzen. Die Anspannung durch die Anwesenheit der Bullen blieb aber und als ein Mensch einen Rauchtopf zündete, wurde er festgenommen, nach kurzer Zeit aber wieder frei gelassen.

Etwas später in der Nacht gingen wir wieder zum Angriff über. Diesmal erwischte es eine Wanne in der Biedermannstraße Ecke Hammerstraße. Abermals trat diese ruckartig die Flucht an. Verletzte Bullen gab es leider keine, der Sachschaden ist noch unbekannt. Unseren Informationen nach kamen darauf Bullen mit Verstärkung auf den Innenhof des autonomen Jugendclubs Zoro, wo einige Jugendliche den Abend verbrachten. Als diese die Schweine kommen sahen, versuchten sie aus natürlichem Reflex, ins Zoro zu laufen. Die Bullen begannen daraufhin, willkürlich auf die Schlange, die sich am Eingang gebildet hatte, einzuprügeln. Eine unbeteiligte minderjährige Person wurde festgenommen und verprügelt. Anschließend wurde das Gebiet weiträumig für die Spurensicherung abgesperrt. Um ca. 6 Uhr früh kam die angeforderte Hundertschaft aus Hannover als Verstärkung an, die es sich nicht nehmen ließ, demonstrativ mit einigen Wannen in der Stö (Stockartstraße, ehemals besetzter Straßenzug, nun legalisierte Hausprojekte) zu parken. Die Arbeit der Spurensicherung dauerte bis in die Mittagsstunden an.

Die Geister, die ihr rieft...

Wir haben die Räumung des Black Triangle nicht vergessen! Auch die Misshandlungen der Jugendlichen vor etwas mehr als einem Jahr haben wir nicht vergessen! Der neuerlichen Besatzung zum Trotz hielten wir es für wichtig und richtig, den Angriff auf Bullen als Antwort auf ihre Aufstandsbekämpfung zu wählen. Der Repression müssen wir gemeinsam offensiv entgegentreten, ob auf der Straße oder im Gerichtssaal! Wir müssen die widerständige, lebendige Geschichte von Connewitz bewahren, den Zusammenhalt innerhalb unserer Bewegung stärken, die politische Kultur ausbauen und die Konfliktlinien verschärfen. Die ständige Präsenz der Bullen ist ein Angriff auf unseren Widerstand, auf unsere Bewegung. Sie ist ein Versuch, einen subversiven Raum zu kriminalisieren und zu unterdrücken. Vor kurzem wurde ein*e Sprayer*in beim Malen von einer dieser Fußpatrouillen festgenommen, an einer Wand an der man sonst seelenruhig bei Tageslicht malt, weil das für niemanden ein Problem darstellt. Unser Wunsch nach einer freiheitlichen und selbstbestimmten Ordnung ist der Ordnung der Herrschaft, Ausbeutung und Verwertung entgegengesetzt. Unsere Antwort auf ihre Angriffe kann nur von offensiver Natur sein. Dabei möchten wir daran erinnern, dass Strukturen zu erschaffen, Freundschaften zu schmieden und sich gegen Staat und Kapital zu verschwören genauso militant sein kann wie Bullen direkt anzugreifen. Ein revolutionärer Weg muss nicht immer Gewalt als Mittel haben, jedoch sehen wir die Notwendigkeit von Gegengewalt in einem revolutionären Prozess.

Wenn wir ständig von einem Kiez reden, der "anders ist", müssen wir tatsächliche Formen von solidarischem Miteinander finden. Wenn wir eine Revolution anstreben, müssen wir die Verhältnisse im Hier und Jetzt, in den Räumen in denen wir interagieren, bereits ändern. Nur so können wir die einsame Kälte des kapitalistischen Alltags durchbrechen. Derzeit bedrohen Bullen und die zunehmende Gentrifizierung unsere Ideen von solidarischem Miteinander. Deshalb müssen wir gemeinsame Strategien gegen diese Prozesse entwickeln und in die Praxis umsetzen, den Widerstand auf jeglichen Ebenen ausweiten und intensivieren. Gleichzeitig müssen wir wieder mehr und ernsthafter darüber in Austausch treten, wie dies geschehen kann. Unser Ziel ist es, dem Mythos Connewitz wieder Leben einzuhauchen, den rebellischen Kiez wieder aufzubauen.

Wir können nicht einschätzen wie die Bullen reagieren. Die Stimmung könnte jederzeit kippen. Seid deswegen achtsam und solidarisch miteinander. Solltet ihr Festnahmen oder andere Schikanen mitbekommen, schaut nicht weg! Bleibt, um die Bullen zu beobachten, damit sie nicht noch mehr Scheiße bauen. Schreitet ein, wenn es erforderlich ist. Habt keine Angst! Gemeinsam sind wir stark!

Verteidigen wir unsere Viertel. Bilden wir eine, zwei, drei, viele Kiezmilizen! Lasst uns die Bullen weiter angreifen!

Einige an den Angriffen des 01.Juni beteiligte Anarchist*innen

[1] https://barrikade.info/article/2288
[2] https://de.indymedia.org/node/33146
[3] https://de.indymedia.org/node/33145
[4] https://twitter.com/sibelschick/status/1135111880991813632

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