Adbustingserie gegen Krieg reißt nicht ab: Crossmedia schon wieder geoutet
Berlin - Eine unbekannte Gruppe politischer Adbuster*innen hat gestern Nacht in Kreuzberg veränderte Bundeswehr-Werbeplakate an Bushaltestellen aufgehangen. Statt Werbung für die KSK-Serie der Bundeswehr zu machen, prangt auf den jetzt bearbeiteten Plakaten der Spruch: “Kein Bock auf Werbung für Krieg? Crossmedia schon.” Seit 2015 ist Crossmedia gemeinsam mit der Werbeagentur Castenow verantwortlich für die Rekrutierungskampagnen der Bundeswehr. Crossmedia produziert die Webserien der Bundeswehr, mit denen die Bundeswehr insbesondere Jugendliche ansprechen möchte und sich als ganz normalen Arbeitgeber inszeniert.
Die nun aufgetauchten veränderten Plakate, sogenannte Adbustings, markieren das Kreuzberger Büro der Werbeagentur Crossmedia in der Kohlfurter Straße 41/43 als einen Ort, an dem Krieg normalisiert und vorbereitet wird. Gesichtet wurden die Plakate an den umliegenden Bushaltestellen am Kottbusser Damm, Kottbusser Tor und in der Urbanstraße.
Auf den Plakaten verdreht der mackerige Protagonist der KSK-Serie die Augen. Eine namenlose Adbusterin erklärt: “Auch der KSK-Boy hat die Schnauze voll von Werbung für die Bundeswehr. Denn Bundeswehr, das heißt Krieg, Schikane, Sterben und Herrschaft weltweit mit Gewalt durchsetzen. Man muss schon mindestens genauso unfähig wie die Bundeswehr selbst sein, um zu glauben junge Menschen hätten auf sowas Bock.”
Die Bundeswehr hat das Problem ebenfalls erkannt. Denn seit der Abschaffung der Wehrpflicht 2011 hat sie massive Probleme freiwillige Rekrut*innen zu finden. Nach diversen PR-Katastrophen wie dem legendären Bananenvideo und mehreren sexistischen Kampagnen beauftragte sie 2015 die Werbeagenturen Castenow und Crossmedia, das Image der Bundeswehr zu erneuern. Seitdem vermarktet u.a. Crossmedia die Bundeswehr multimedial als hippe moderne bunte Arbeitgeberin.
Der erste Meilenstein der neuen Marketingstrategie war 2016 die von Crossmedia produzierte Webserie “Die Rekruten”. Hier wurde der Alltag in der militärischen Grundausbildung teenagergerecht verharmlost. Darauf folgten u.a. Serien zu Auslandseinsätzen (Mali) und zuletzt Spezialkräften (KSK-Serie). Insbesondere für die KSK-Serie wurde massiv Außenwerbung eingesetzt, um sie bekannt zu machen. Diese Plakate sind es auch, die nun in veränderter Form von Adbuster*innen wieder vor dem Büro von Crossmedia aufgetaucht sind. “Wir wollten Crossmedia im Kiez outen. Unsere Hoffnung ist, dass sowas jetzt regelmäßig passiert. Denn hier in Kreuzberg hat keine*r Bock auf Werbung für Krieg. Die Werbefuzzis sollen wissen, dass wir mitbekommen, was sie da tun,” so ein weiteres Mitglied der Gruppe anonymer Adbuster*innen.
Die Hoffnung, dass Crossmedia auch in Zukunft nicht still und heimlich mit der Arbeit weitermachen kann, ist durchaus begründet. Denn bereits am 6. Januar diesen Jahres war die Werbeagentur Ziel eines ähnlichen Outings. Damals hatten Kriegsgegner*innen, entsprechende Sprüche direkt an die Fassade gekleistert bzw. Graffiti angebracht. Die Aktivist*innen kritisieren, am 6. Januar wie auch heute, die Nutzung von Werbung zu Rekrutierungszwecken. “Militär bietet keine Jobs für Held*innen, sondern verheizt junge Menschen in Einsätzen und trichtert ihnen außerdem Gehorsam, Töten, Sterben und Kritik-Unfähigkeit ein. Deshalb: Kein Bock auf Bundeswehrwerbung!”
andere Aktion gegen Crossmedia:
nowar.blogsport.de/2019/02/17/crossmedi.../
de.indymedia.org/node/28014
Bananenvideo von 2013: www.youtube.com/watch?v=86ELBWLNdmg
Sexistische Bundeswehrkampagne von 2014 (auf der Homepage der Bundeswehr): bit.ly/2W7JGyw