Schanzenfest 2023: Klima - Flucht - Europa

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Klima Flucht Europa - Schanzenfest 2023

Das Schanzenfest 2023 findet am Samstag den 9. September statt. Auf einem Blog zum Straßenfest im Schanzenviertel wird zudem berichtet, dass es "sich inhaltlich um die Themen »Klima – Flucht – Europa« drehen" wird. Das Fest soll wie gewohnt selbstorganisiert und unangemeldet stattfinden. Neben einem unkommerziellen Anwohner*innenflohmarkt, soll es Livemusik, Aktionen und Solidaritätsstände geben "gegen den Export der Folgen des Klimawandels und die Abschottung der EU-Außengrenzen". In den nächsten Wochen und Monaten sollen Aufrufe und weitere Infos veröffentlicht werden. Es wird dazu aufgerufen auf Ankündigungen zu achten und sich mit eigenen Beiträgen zu beteiligen.

In dem redaktionellen Beitrag auf https://schanzenfest.blackblogs.org werden inhaltliche Eckpunkte und mögliche Debattenbeiträge rund um das Fest eröffnet. Unter anderem werden Eurozentrismus und Postkolonialismus kritisiert: "Europa sieht sich selbst als Paradies voll Wohlstand, Demokratie und Menschenrechten. In Wahrheit werden Elend und globale Zerstörung hier produziert und in alle Welt exportiert. Spielen Menschenleben keine Rolle, wenn Ressourcen gesichert oder die Grenzen abgeschottet werden sollen. Werden dreckige Geschäfte mit Diktator*innen und Regimes gemacht, solange die strategischen Interessen übereinstimmen."

 

Das kapitalistische Versprechen vom unbegrenzten Wachstum

Eine "selbstgefälliger Doppelmoral" wird kritisiert, die nach innen als "kapitalistisches Versprechen für ungebremstes Wachstum und Wohlstand" wirkt, das zu einem "immer weiter greifenden globalen Raubbau, kapitalistischen Verteilungskämpfen, kriegerischen Konflikten und Armut führt." Den Preis für Reichtum in den Industrieländern bezahlen laut dem dem Beitrag bis heute vor allem die Menschen in den Ländern des globalen Südens: "Koloniale Kontiunitäten und Verbrechen werden dabei fortgeschrieben. Um Europa eine todbringende Mauer gezogen, um kapitalistische Ungerechtigkeiten als System der Ausbeutung aufrechtzuerhalten. Flüchtende ertrinken dafür im Mittelmeer oder erfrieren an den Landgrenzen. Kämpfen sich Menschen gegen dieses menschenverachtende Grenzregime bis Europa durch, werden ihre Fluchtgründe nicht anerkannt, drohen Illegalisierung und Abschiebung. Die menschengemachte Klimaerwärmung und die menschengemachten lebensfeindlichen Realitäten von Flüchtenden sind Ausdruck ein und desselben Systems"

Lernen von unterschiedlichen Widerstandserfahrungen statt Appelle an Regierungen

Kritisiert werden auch Firmen wie Siemens oder die Deutsche Bahn welche sich ein "grünes Image" geben, gleichzeitig aber "an der Erschließung und Zerstörung des Regenwaldes durch Megaprojekte wie Tren Maya" in Mexiko beteiligt sind. Der Automobilindustrie wird zudem vorgeworfen Korruption und politische Morde an Umweltaktivist*innen, Gewerkschafter*innen und investigativen Journalist*innen außerhalb Europas zu begünstigen. Bezugspunkt sollen keine Expert*innenrunden oder Appelle an Regierungen sein, sondern "soziale Kämpfe, die aktuell weltweit stattfinden". Die Notwendigkeit von Kämpfen auf unterschiedlichem Terrain, biete dabei aber auch Möglichkeiten der Verschränkung von Widerstandsperspektiven und sozialen Kämpfen von unten. Indigene Gemeinden sind, wie festgestellt wird, dabei "häufig am stärksten betroffen von Klimaveränderungen und Landraub. Gleichzeitig bringen sie viel Wissen und Erfahrungen mit, die viel zu wenig gehört werden."

Hamburg Cruise Days am selben Wochenende

Als lokaler Bezugspunkt wird der Hamburger Hafen als "eine Drehscheibe für Technologien zur globalen Ausbeutung und ein Kreuzfahrtterminal ins Verderben" angesprochen. Am Wochenende um den 9. September finden zeitgleich zum Schanzenfest die "Hamburg Cruise Days" statt. "Hamburg", so schreiben die Veranstalter der Cruise Days, wird "erneut zur Bühne für die Welt der Kreuzfahrt. [..] Das schönste Kreuzfahrtfestival der Welt kehrt [..] zurück: mit imposanten Schiffen und einem hochwertigen, bunten Landprogramm, mit dem Blue Port Hamburg und spektakulären Event-Highlights wie der Parade am Samstagabend." Die Kreuzfahrtbranche steht seit langem in der Kritik, wegen der gesundheitsgefährdender und klimafeindlichen Abgasentwicklung.

Für die Stadt sind die Kreuzfahrtschiffe ein gutes Geschäft. Hamburg will sich auf dem hart umkämpften Markt als international angesagtes Kreuzfahrtziel etablieren. Der Großteil der weltweit knapp 400 Kreuzfahrtschiffe fährt mit hochgiftigem Schweröl und auch der Marinediesel, auf den Schiffe im Hafen wechseln, enthält 100 Mal mehr Schwefel als PKW-Diesel. Umweltverbände haben in der Vergangenheit die Hamburg Cruise Days als falsches Signal in der Klimadebatte kritisiert. Mit dem Schanzenfest zu Klima - Flucht - Europa, wird diese Kritik und Debatte vorraussichtlich befeuert werden.

 

Quelle und mehr Infos: https://schanzenfest.blackblogs.org

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