Mitglied des Sächsischen Landtages instrumentalisiert Holocaust

Regionen: 
Event: 

Volker Külow (DIE LINKE, Mitglied des Sächsischen Landtags) sieht allerdings kein Problem darin, den Brand des Gewerkschaftshauses in Odessa zu Werbezwecken als Холокост (Holocaust) zu bezeichnen

"Junge Welt" und Linkspartei veranstalten derzeitig gemeinsam eine Wanderausstellung zum Pogrom in Odessa, die von der Kreml-Organisation CIS-EMO produziert wurde. Sprecher auf der Eröffnung in Berlin war - als Augenzeuge -Oleh Muzyka, ehemals Politiker der ukrainischen Rechtsaußen-Partei "Rodina" (dt. Heimat; nicht zu verwechseln mit der russischen "Rodina"-Partei). Auf YouTube ist zu sehen, wie er gegen das "homosexuelle Europa" hetzt,

Dass diese Ausstellung zu einer sachlichen Aufklärung der schrecklichen Ereignisse beiträgt, ist zu bezweifeln. Entsprechende Zweifel werden auch in einem aktuellen Artikel der Leipziger Internetzeitung erwähnt:

 

Külow bat im Internet, einen russischen Werbetext für diese Veranstaltung zu teilen, der mit "Холокост в Одессе" (dt. Holocaust in Odessa) überschrieben war. Nach Protesten wurde der russische Text entfernt, ist aber noch in der Bearbeitungs-Geschichte sichtbar:

 

Bei aller Trauer und Wut um die 48 Toten des Brandes in Odessa, so handelt es sich bei der unverhältnismäßigen Verwendung des Wortes "Holocaust" zu Werbezwecken doch um Populismus und damit um eine Instrumentalisierung des Genozids an den Juden. Wenn der Begriff "Holocaust" inflationär auf viele Katastrophen angewendet wird, und seien es Mordanschläge, so wird damit das singuläre Ereignis des von Deutschland bürokratisch organisierten 6-Millionen-fachen Massenmords relativiert. Der Begriff "Holocaust von Odessa" wurde auch nicht zufällig auch durch den russischen Faschisten und Querfront-Vordenker Alexandr Dugin über Twitter und in der rechtsnationalen Zeitung "Zawtra" (Morgen) popularisiert.

 

Der Leipziger LINKE und Mitglied des Sächsischen Landtags Volker Külow verteidigt jedoch seine Verwendung des Begriffs "Holocaust":

 

Der schwerste Vorwurf besteht in der Unterstellung, wir würden „eine Geschichtsrelativierung betreiben, wie man sie sonst nur von rechts außen kennt“. Das ist völlig abwegig und bewusst ehrabschneidend. Die in der russischen Ankündigung von uns ursprünglich gebrauchte Überschrift „Holocaust von Odessa“ – von einer Muttersprachlerin übersetzt – beruht auf der Übersetzung des Begriffes "Massaker" ins Russische als "Holocaust", was linguistisch korrekt ist. Diese Übersetzung weckt in Deutschland Assoziationen, die in anderen Ländern, insbesondere in Russland, nicht bekannt und nicht verständlich sind.

 

Diese Schutzbehauptung ist gelinde gesagt lächerlich - es ist dazu nicht mal nötig einen Linguisten zu konsultieren: Das Wort Holocaust (ein Lehnwort, das mit den deutschen Verbrechen überhaupt erst in die russische Sprache Einzug hielt) ist im Russischen eindeutig mit Faschismus konnotiert; es wird zwar gelegentlich auch für andere Genozide verwendet, aber eben um Assoziationen mit dem Faschismus zu wecken. Für neutrale Übersetzungen des Begriffs "Massaker" braucht man einfach nur ein Wörterbuch aufschlagen: Holocaust findet sich nicht darunter.

 

Auch wenn Külow sich hier offensichtlich verrennt: Was die Hintermänner von CIS-EMO angeht, so beweisen diese ein gewisses Geschick, was das Anknüpfen an die Diskurse vor Ort angeht. In Warschau wurde die Veranstaltung angekündigt als "Chatyn in Odessa" (Chatyn ist ein belarussisches Dorf, das 1943 von den Nazis niedergebrannt wurde, dabei wurden 149 Bewohner bei einer Strafaktion erschossen oder verbrannt)

 

Auf der Warschauer Ausstellung präsentierten auch die umstrittenen Autoren Byshok und Kotschetkow ihr Buch "Neonazis & Euromaidan", das u.a. - in auffälliger Übereinstimmung mit Muzykas Rhetorik - antisemitische Passagen über die "Juden" enthält, die damals schon Hitler finanziert hätten (genannt werden die obligatorischen Rothschilds und Warburgs) und heute angeblich die Nazi-Partei "Swoboda" finanzieren, was erklären würde, warum sich die Swoboda-Nazis heute nicht mehr antisemitisch äußern würden (Eine von der Jungen Welt beworbene Buchpräsentation der Autoren in Berlin war vor einigen Wochen abgesagt worden, nachdem den beiden CIS-EMO-Männern Verbindungen in die russische rechte Szene nachgewiesen wurden, u.a. zu "Russisches Bild", der Anti-Migranten-Organisation DPNI und der berüchtigten "Russischen Nationalen Einheit") 

 

Stanislav Byshok (Buchautor CIS-EMO, u.a. Nazi-Organisation "Russisches Bild") und Oleh Muzyka, Rechtsaußen-Partei Rodina (dt. "Heimat", Zeuge der Ausstellung)

 

Ebenfalls in Warschau traten Byshok/Kotschetkow mit Alexander Dyukov auf, einem Historiker ohne akademischen Grad, dessen bisherige Leistung sich darin erschöpft hat, Stalin-Verbrechen im Baltikum systematisch zu relativieren. 

 

Ein Mitarbeiter des Revisionisten Dyukov steuerte zum Buch "Neonazis & Euromaidan" einen Artikel über das Odessa-Pogrom bei, für den u.a. Truther-Seiten wie globalresearch.ca als Quellen verwendet wurden.

Übrigens fällt bei der Ausstellung auf, dass die ganze Vorgeschichte des Brandes - die Straßenkämpfe zwischen den Lagern und ersten sechs Toten (durch Schießereien) wegfällt, obwohl gerade diese Vorgeschichte ja stark auf den "Bürgerkrieg" hinweist, von dem viele ja auch sprechen, wenn es um die Ostukraine geht. Speziell bei den Ereignissen in Odessa steht die Bezeichnung "Bürgerkrieg" allerdings der nationalistischen Sakralisierung der Ereignisse als "Chatyn" bzw "Holocaust" im Weg, dh. dem Bild von der von Faschisten zurückgelassenen "Asche", aus welcher "Neurussland" wie ein Phönix aufsteigen soll. Denn genau so heißt das neue Buch des Nadelstreifen-Nationalisten Byschok: "Neurussland. Auferstanden aus der Asche". Dort werden die pro-russischen Rebellen der Ostukraine natürlich als patriotische Helden glorifiziert (bisher nur in Russisch erhältlich). 

Bilder: 
webadresse: 
Lizenz des Artikels und aller eingebetteten Medien: 
Keine Auszeichung / Eigene Angaben zur Weiternutzung im Text