Berlin: Bundeswehr-Adbustings gegen Klimawandel und globale Ungerechtigkeit am Verteidigungsministerium

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Die Bundeswehr hat es nicht leicht: Ihre Poster sind einfach viel zu einfach zu kapern. Das lässt sich gerade wieder rund ums Verteidigungsministerium in Berlin bewundern. Dort hängen in Werbevitrinen kunstvoll veränderte Werbeposter des Militärs. Die Künstler*innen-Gruppe „Außenwerbung kunstvoll kapern (akk)“ brachte am Wochenende über dreißig Adbustings in Umlauf.

Seenotrettung und Klimaschutz stärken
Statt mit stimmungsvollen Bildern von rauer See Werbung für den Dienst in der Marine zu machen, hinterfragen die Poster nun den Sinn der Bundeswehr. „Damit wollen wir die die Schreibtischtäter*innen auf ihrem Weg zur Arbeit begrüßten.“ sag Annegret, die Sprecher*in von „Außenwerbung kunstvoll kapern (akk). „Statt immer mehr Geld in den immer weiter steigenden Wehretat zu stecken, sollten für tun was wirklich zählt: Die zivile Seenotrettung  im Mittelmeer und den Klimaschutz stärken!“

Die neuen Slogans rund ums Kriegsministerium lauten „Rumballern statt retten. Statt Geflüchtete im Mittelmeer zu retten, rüsten wir auf“ und „Volle Kraft voraus in die Klimakrise. Statt Klimaschutz zu fördern, verdoppeln wir den Wehretat.“ Der Wehretat ist in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen und mittlerweile der größte Etatposten der Republik. „Was für eine Fehlinvestition“ sagt Annegret von kkk kopfschüttelnd: „Wir müssen endlich in Klimaschutz, Zusammenarbeit mit den armen Ländern und in zivile Seenotrettung investieren. Stattdessen kauft die Regierung Kriegsgerät und Waffen, um einen Kapitalismus, der das Klima ruiniert und globale Ungerechtigkeit schafft, gewaltsam verteidigen zu können.“

Die Poster hinten das ganze Wochenende
Die Gruppe habe die Poster mit Absicht am Wochenende aufgehängt, damit die Poster länger hängen und die Botschaften mehr Menschen erreichen. „Wie wir aus Gerichtsprozessen wissen, hat Wall extra Teams zum Überwachen der Vitrinen und zum Monitoren des Internets“ erklärt Annegret. Deshalb habe die Gruppe auf die Veröffentlichung von Standorten in Echtzeit verzichtet. Am Wochenende sei es zudem viel schwerer für die Bundis, in der eigenen Befehlskette und bei Wall die Zuständigen zu erreichen. „Hat ja auch gut geklappt, wie man an den teilweise immer noch hängenden Postern sieht.“

Poster nur ausgeliehen
Annegret berichtet weiter, dass die Gruppe die Poster erst aus den Werbevitrinen ausgeliehen habe. „Es gibt Anleitungen im Internet, die zeigen, wie man die Werbevitrinen ohne Beschädigungen mit Rohrsteckschlüsseln aus dem Baumarkt öffnen kann“ erklärt Annegret (z.b. hier:  https://bbsc.blackblogs.org/wp-content/uploads/sites/782/2020/03/anleitu... ). Anschließend habe die Gruppe die originalen Slogans mit der Spraydose übermalt. Den neuen Text erstellte die Gruppe mit einer Schablone „Es war das erste Mal, dass wir das gemacht haben“ sagt Annegret: „Wir waren überrascht, wie einfach das ist.“ Die Gruppe habe sich einfach Sprayfarbe in allen möglichenn Blau- und Grautönen besorgt und losgelegt. „Selbst so komplexe Sachen wie ein Wellenkamm sind ganz einfach zu sprayen“ sagt Annegret: „Wir haben uns dabei sehr künstlerisch gefühlt.“

Rückgabe in Unsichtbarkeitswesten
Anschließend habe „Außenwerbung kunstvoll kapern (akk)“ die ausgeliehenen Poster selbstverständlich zurück gebracht. Beim Aufhängen trug die Gruppe Arbeitskleidung und Warnwesten. „Das wirkt wie ein postmoderner Unsichtbarkeitsmantel“ lacht Annegret. „An einer Bushaltestelle warteten Angestellte aus dem Botschaftsviertel  auf einen Bus. Einmal kurz grüßen, mit der Stimme der Autorität bitten, beiseite zu treten und es hätte nicht viel gefehlt, und die hätten uns auch noch beim Aufhängen geholfen.“

Spaß mit lustigen Knöpfen
Viel Spaß hatte die Gruppe auch mit den neuen Werbevitrinen mit Wechselpostern. „Wenn man verstanden hat, dass die ganze Glasplatte nach oben aufgeht und man versuchen muss, ganz ganz unten ein bisschen nach vorn zu ziehen, dann sind die wegen der Knöpfe sehr lustig“ sagt Annegret. Der oberste Knopf in Blau stoppe die Bewegung, der zweite in Grün starte den Mechanismus wieder. Mit den drittem und vierten Knopf gehe es hoch und runter. Besonders lustig sei, dass die Maschine erkenne, wie viele Poster in der Vitrine hängen, indem einmal alle schnell ab gespult würden. „Das macht sehr viel Spaß im Unsichtbarkeitsmantel mitten auf dem Mittelstreifen der Potsdamer Straße zu stehen und das auszuprobieren.“

MAD überwacht Kommunikationsguerilla
Viel zu tun also für den Militärischen Abschirmdienst (MAD). Der Militärgeheimdienst sammelt akribisch Informationen über Adbusting-Aktionen, um „die Sicherheit der Bundeswehr und ihrer Verbündeten zu gewährleisten.“ Darüber lacht Annegret: „Kein Wunder, dass die Naziprepper alles unterhalb der Größe eines Schützenpanzers aus der Kasernen schleppen können, wenn die beim MAD mit Adbustings gucken beschäftigt sind.“

Auf zum Tag ohne Bundeswehr
Die Adbustings dürften nicht die letzten gewesen sein. Anlässlich des dieses Jahr wegen der Seuche ausfallenden „Tags der Bundeswehr“ ruft die Kommunikationsguerilla tob21.noblogs.org dazu auf mit kreativen Aktionen am 12. Juni den „Tag ohne Bundeswehr“ zu feiern. „Am Tag ohne Bundeswehr kommen wir sicher wieder“ freut sich Annegret. „Die Geheimräte vom MAD können sich ja schon mal überlegen, wie sie am 12. Juni die Sicherheit der mit der Bundeswehr verbündeten Werbevitrinen sichern wollen. Das wird sicher wieder lustig.“

Der Tag ohne Bundeswehr 2021:
https://tob21.noblogs.org/

Werbevitrinen mit Rohrsteckschlüsseln öffnen:
https://bbsc.blackblogs.org/wp-content/uploads/sites/782/2020/03/anleitung.pdf

Der MAD jagt Adbuster*innen (mit wenig Erfolg):
https://dfg-vk.de/wp-content/uploads/2021/02/2020-03-02_PM_Geheimdienst-vs-Adbusting.pdf

Wie Wall in Berlin seine Vitrinen sichert:
https://de.indymedia.org/node/45657

 

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