[Athen] Solidarische Aktion für Dervenion 56 und internationaler Aufruf zur Solidarität

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Wir rufen zu internationalen Aktionen in Solidarität mit den Squats auf. Machen wir, dass der griechische Staat, das griechische Kapital und seine Partner*innen die Entscheidung, die Bewegung anzugreifen, bereuen werden.
English Version: https://athens.indymedia.org/post/1606123/

Am Freitag den 26.06. räumte und vermauerte der griechische Staat die Besetzung Dervenion 56 und das Gebäude in Dervenion 52 in Exarcheia, Athen. Daraufhin fand eine stundenlange Versammlung auf dem zentralen Exarcheia Platz statt. Am Abend des selben Tages gab es eine spontane Demonstration von 300 Leuten. Als die Demo vor dem Squat in Dervenion endete, wurden Barrikaden in den umliegenden Straßen errichtet und Gefährt*innen begannen die Mauern der Schande einzureißen. Die Polizei ließ sich nicht blicken und nach einigen Stunden gingen auch die Demonstrierenden. Am nächsten morgen kamen wieder die Riot cops und versiegelten erneut die Eingänge zum Gebäude. Die folgenden Tage waren von Solidarischen Aktionen geprägt. Eine Demonstration lief durch die zentrale Einkaufsmeile im, von Bullen besetzten Zentrum Athens (Ermou). Dabei wurden Sprüche gerufen und einige Leute attackierten multinationale Bekleidungsunternehmen. Selbst der reiche yuppie Neffe des Premierministers, der Bürgermeister von Athen, Costas Bakogiannis, konnte der Wut über die geräumten Häuser nicht entkommen. Der Pionier gewaltsamer Gentrifizierung und seine Bodyguards wurden mit Kaffees und weiteren Gegenständen bei einem lokalen religiösen Festival attackiert. In den folgenden Tagen fand eine weitere Demonstration in Exarcheia statt, wo Gefährt*innen die Mauern zu den versiegelten Migrant‘s Squats in Themistocleous 58 und Trikoupi 15 zerstörten. In diesen Tagen erreichten uns viele Texte in Solidarität und Bannerdrops fanden in ganz Griechenland statt.

Als Geste der Solidarität mit Dervenion 56 und als Erinnerung an die Mächtigen, haben wir die Mauern vor den Türen von Matrozou 45 in Koukaki eingerissen. Unsere Botschaft lautet: „Nichts ist vergessen“. Wir blieben so lange wie wir brauchten um unsere Nachbar*innen zu grüßen und Texte an die Leute zu verteilen. Am selben Tag fand ein HipHop Konzert in Solidarität mit D56 auf dem Exarcheia Platz statt. Nach dem Konzert wurden die Leute aufgefordert zum Squat zu gehen um ihn wieder zu öffnen. Die Menge bewegte sich dort hin, bauten überall Barrikaden und die Zerstörung der Betonblöcke wurde gemeinsam praktiziert. Nach einer Weile entschieden sich die Bullen anzugreifen, doch dieses mal wurde ihr Angriff mit Molotov Cocktails und Steinen beantwortet. Es knallte in der Nachbarschaft und als Vergeltung schlugen, folterten die Cops und nahmen Leute fest und brachen in Geschäfte ein.
Die Wut steigt.

D56 Squat in Exarcheia wurde im September 2015 besetzt. Er war Treffpunkt für solidarische Strukturen für Migrant*innen und Refugees. Medizinische Versorgung, Essen, Kleidung, Sprachkurse etc. Außerdem war er auch Treffpunkt für viele anarchistische und anti-autoritäre Gruppen um ihre Kämpfe zu organisieren und Events zu antifaschistischen, feministischen, ökologischen und anarchistischen Kämpfen zu veranstalten. Events die nicht in die Festivals der Autorität passen, Events ohne finanzielle oder institutionelle Ausgrenzung. In Zeiten der Auferlegung faschistischer (sic!) Quarantänegesetze, beschloss Dervenion 56 weiter zu operieren und die depressive Misere der Isolation und „individueller Verantwortung“ zu brechen. Ein großer Teil der anarchistischen Bewegung blieb in den besetzten Räumen weiterhin aktiv und organisierte den Widerstand gegen faschistische Gesetze, sowie die Bildung von Strukturen gegenseitiger Hilfe (mutual-aid structures) mit denen hunderte Anwohner*innen, Migrant*innen, Arbeitslose und Menschen der sozialen Basis unterstützt wurden. Es war dieser Ort in dem kollektive Prozesse, gemeinsamer Raum und Zeit gegen die Situation überlebten, die der Staat versuchte zu oktroyieren.

Ohne Zweifel können die Motive des Staates, D56 zu räumen, in den Inhalten des Squats, den Solidarischen Aktionen und der kollektiven Hilfe (mutual aid) gefunden werden. Ein Ort an dem sich Militante treffen und der Autorität getrotzt wird ist ein Feind des Staates. Alle anderen Behauptungen über Gewalt, Eigentum, unbezahlte Rechnungen, Legalität und Drogenhandel sind nur falsche Entschuldigungen des Staates, der Banken und ihrer Geschäftspartner*innen. In jedem Fall sind sie selbst die Repräsentant*innen der Unterdrückung, der Willkür und Zerstörung. Taten die sie selbst als „Entwicklung“ bezeichnen. Die Besetzerinnen und der Rest der Widerständischen der Gesellschaft werden als interner Feind angesehen, weil sie nicht mit dem Strom schwimmen, weil sie sich nicht den Diktaten der Mächtigen fügen, weil sie keine Erlösung in kapitalistischer Entwicklung sehen, sondern nur einen weitere Täuschung um die Ausbeutung voranzutreiben und Profite zu machen. Ein aktuelles Beispiel dieser Entwicklung ist der „big walk of Athens“, ein Projekt das von den Steuergeldern der Athener Arbeiter*innen bezahlt wurde, die durch die Gentrifizierung, die sie selbst bezahlen müssen, aus dem Zentrum verdrängt werden.

Der Teil der Gesellschaft welcher als interner Feind des Staates angesehen wird sind diejenigen die revoltieren und mit den Einheiten der Repression kämpfen, wenn der Staat – ob links oder rechts – tötet. Wenn er uns in ökonomische Krisen führt, wenn er die Umwelt zerstört, wenn er freies Leben in immer tieferen konservativen Gewässern ertränkt. Der Interne Feind des Staates scheint manchmal zurückzuweichen und zu schrumpfen, doch in Wirklichkeit bereiten wir immer die Umstände vor, wieder aufzustehen, unsere Nachbarschaften zu verteidigen, Straßen, Flüsse, Berge, Schulen, Universitäten und Arbeitsplätze in Orte des politischen Kampfes zu verwandeln.

Ein Kampf zwischen jenen wenigen die alles für sich selbst wollen und der unzähligen Menge die alles für alle will.

Dervenion ist ein Haus der Bewegung und als solches werden wir es verteidigen.

Wir rufen zu internationalen Aktionen in Solidarität mit den Squats auf. Machen wir, dass der griechische Staat, das griechische Kapital und seine Partner*innen die Entscheidung, die Bewegung anzugreifen, bereuen werden.

Um Dervenion 56 und alle Squats zu verteidigen, um den Boden für die nächste soziale Revolte vorzubereiten.

Koukaki Squats Community

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Ergänzungen

Video: https://www.youtube.com/watch?v=s59EYrkyFBE

 

Mittlerweile sieht Dervenion 56 so aus wie auf dem Foto zu sehen ist:

 

 

Bilder: