„How dare you?“ – Klassen*Klima*Kampf JETZT!

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Klassen*Klima*Kampf JETZT!

»Ungleich fataler als jede staatliche Repression ist vorauseilender Gehorsam, ob nun manch staatstragender DGB-Gewerkschaft oder (leider auch) der inoffiziellen Führungsspitze von Fridays for Future. Er ist ein Schlag ins Gesicht all derjenigen, die sich gerade aufbäumen gegen den reaktionären Backlash auf den Straßen und in den Parlamenten. [...] Heute ist es wichtiger denn je, dass wir aus unserer #Netzstreik-Bubble herauskommen, dass sich Arbeiter*innen- und Umweltbewegung zusammenschließen und der herrschenden Klasse den Kampf ansagen!«

Ein „Ende der Geschichte“ prophezeite 1992 der US-Politikwissenschaftler Francis Fukuyama. Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks würden die angeblichen „Triebkräfte des Fortschritts“ – konkret benannt: der Kampf des Menschen gegen die Natur sowie der Menschen gegeneinander – ihr „friedliches Ende in Kapitalismus und bürgerlicher Demokratie“ finden.

Welch Hohn! Aber so siegestrunken gaben sich die Privilegierten vor dreißig Jahren. Und entsprechend verlief zumindest das erste Jahrzehnt: überall wurde gleichförmig privatisiert und Kapital angehäuft, wurden soziale Sicherheiten abgebaut und Daumenschrauben angezogen, die kapitalistische Konkurrenz bis zum Bersten auf die Spitze getrieben.

Seitdem bekam die Legende vom glorreichen Siegeszug des globalen Kapitalismus immer neue Risse. Krise für Krise für Krise wurde weggedrückt, bis sie irgendwann umso heftiger eskalierte und ein ums andere Mal auf die Schwächsten abgewälzt wurde. Erst „Corona“ zwang uns alle zum kurzen Innehalten. Wir kommen zur Ruhe und denken darüber nach, wie die Realität wirklich aussah und wie die Zukunft aussehen könnte.

„How dare you! The future is unwritten!

Noch vor Corona wähnten wir uns einigermaßen einbetoniert inmitten zynischer Verhältnisse. Die letzten dreißig Jahre kapitalistischer Ausbeutung hatten besagten Kampf der Menschen gegeneinander und gegen die Natur erst recht auf die Spitze getrieben: Der Klimawandel wuchs zur Klimakrise und droht in eine Klimakatastrophe zu münden. Greta rief „How dare you!“ und alle klatschten, aber niemand handelte.

Unerwiderter Klassenkampf von oben inmitten globaler Konkurrenz entfremdete uns zudem immer weiter voneinander. Nie zuvor waren so viele Menschen auf der Flucht vor Krieg und Armut, vor organisiertem Hass und Verfolgung. Sich verständnislos gegenüberstehende Welterklärungs-Blasen in sozialen Netzwerken, die eigentlich alle miteinander in Kontakt bringen sollten, schäumen über.

#ZuhauseBleiben und #KlappeHalten!?

Erst jetzt, inmitten der anhaltenden Corona-Krise, zeigt sich einer breiten Bevölkerung die ganze Widersprüchlichkeit des kapitalistischen Normalzustandes: vollkommene Plan- und Verantwortungslosigkeit, Lug und Trug, autoritäre Willkür und nationalistische Eiseskälte gegenüber allen Außenstehenden. Menschen in Kliniken und Pflegeeinrichtungen, in Fabriken und dem ÖPNV, in Geflüchteten-Lagern und Schulen wird nach wie vor der notwendige Schutz verweigert. Dafür werden von der Arbeiter*innenbewegung langwierig erkämpfte Arbeitsrechte kurzerhand einkassiert. Als hätte man nur darauf gewartet.

Während der Staat unseren Protest repressiv zu unterdrücken versucht, zeigt er sich auf dem rechten Auge gewohnt blind. So wurden in Jena, Frankfurt oder Berlin Proteste für Geflüchtete unter Einhaltung des Infektionsschutz gewaltsam aufgelöst, während an anderer Stelle hunderte Neonazis dicht gedrängt die Polizei vorführen dürfen.

Und wie zum Spott reden uns nun auch noch einige ein, es sei unsolidarisch, dagegen auf die Straße zu gehen – wir müssten alle zu Hause bleiben. Das ist aber nicht wahr: Studien belegen, dass fast alle Infektionen in geschlossenen Räumen stattfinden. Sogar bürgerliche Gerichte erkennen an, dass mit 2m Abstand und einem schicken Tuch über Mund & Nase das Ansteckungsrisiko für einen selbst wie für andere zu vernachlässigen ist.

Zusammen kämpfen gegen Klima-, Corona- und soziale Krisen

Ungleich fataler als jede staatliche Repression ist genau dieser vorauseilende Gehorsam, ob nun manch staatstragender DGB-Gewerkschaft oder (leider auch) der inoffiziellen Führungsspitze von Fridays for Future. Er ist ein Schlag ins Gesicht all derjenigen, die sich gerade aufbäumen gegen den reaktionären Backlash auf den Straßen und in den Parlamenten. Denn noch in jeder Krise wurden nationalistische und faschistische Kräfte dazu benutzt, emanzipatorische Aufstände auszutrocknen, um die nächste Welle kapitalistischer Verheerung autoritär einzuleiten und den vorherigen „Normalzustand“ wiederherzustellen.

Umso wichtiger, uns gerade jetzt vom Verstand leiten zu lassen, nicht von falschen Autoritäten. Lassen wir uns nicht von den Straßen drängen! Die nächsten Wochen und Monate werden dafür entscheidend sein, ob für die Klimazerstörung maßgeblich verantwortliche Konzerne wie Fluggesellschaften, Autokonzerne und Energieriesen mit neuen Milliardensubventionen „gerettet“ werden und einmal mehr die Ärmsten dafür die Zeche zahlen sollen – oder ob wir gemeinsam das Klima retten und damit die Zukunft für uns junge Generationen und unsere Kinder sichern. Und es entscheidet sich nicht zuletzt daran, ob wir Schüler*innen, Studis und lohnarbeitenden Menschen aus aller Welt jetzt beisammen stehen, um die Coronakrise solidarisch durchzustehen und uns eine lebenswerte Zukunft für alle zu erkämpfen!

#SystemChangeNotClimateChange

Schon aus Verantwortung für das Klima und eine lebenswerten Welt für alle Generationen werden wir als junge Klimagerechtigkeitsbewegung das nicht hinnehmen und vereinen uns mit Arbeiter*innen, Gewerkschafter*innen und fortschrittlichen Kräften zum diesjährigen, traditionellen Arbeiterkampftag! Vielerorts in Deutschland und unter allerlei verantwortungsvollen Vorkehrungen für den Gesundheitsschutz sind Mai-Kundgebungen und Demonstrationen geplant, die wir als #FFFbleibtAktiv nicht nur unterstützen, sondern vielmehr zu breiter Beteiligung all unserer Freund*innen und Genoss*innen in FFF- und P4F-Ortsgruppen bundesweit aufrufen!

Lasst Lohnarbeitenden und Gewerkschafter*innen dieselbe Solidarität zukommen, die sie uns letztes Jahr am 20.9. erwiesen, als sich allein in Deutschland 1,4 Mio. Menschen an unserem Klimastreik beteiligten! Heute ist es wichtiger denn je, dass wir aus unserer #Netzstreik-Bubble herauskommen, dass sich Arbeiter*innen- und Umweltbewegung zusammenschließen und der herrschenden Klasse den Kampf ansagen!

Deshalb rufen wir Euch alle auf: HERAUS zum 1. Mai!

Perspektivisch müssen und werden wir weitaus mehr erkämpfen! Denn wir alle wissen, dass sich die Klimakrise im Kapitalismus nicht bewältigen lässt.
Dies mal für den Anfang:

  • Die Einhaltung des Pariser Abkommens, Nettonull bis 2025!

  • Gesundheitsschutz vor Kapitalinteressen – Solidarität mit #Schulboykott und den Forderungen der Lohnarbeitenden an der Corona-Front!

  • Schluss mit Polizeirepressionen, Behördenwillkür und vorauseilendem Gehorsam – Versammlungsfreiheit hat Vorrang vor dem „Recht auf Shopping“!

  • Einen unbürokratischen Rettungsschirm für Mensch & Umwelt, nicht für das Kapital!

  • #LeaveNoOneBehind: internationale Solidarität, Seebrücken und offene Arme statt Festung Europa!

 #FFFbleibtAktiv

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