Viraler Kapitalismus

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Ganze Länder unter Quarantäne, Börsen stürzen ab, Schulen und Unis schließen, Menschen verlieren ihre Arbeit. Eine virale Krise des Kapitalismus versetzt die Welt in Starre und trifft die Schwächsten. Dagegen gilt es, Solidarität zu organisieren und linke Perspektiven stark zu machen.

Der Schmuggel von Atemmasken boomt. Deutschland untersagt in Folge die Ausfuhr medizinischen Materials und stoppt eine Fracht mit 240.000 Atemmasken an der Schweizer Grenze. Desinfektionsmittel sind ausverkauft und quasi nur mehr am Schwarzmarkt zu horrenden Preisen zu bekommen und in den Supermärkten war über Tage hinweg kein Klopapier zu haben.

An den Börsen massive Kursstürze, in vielen Ländern kommt das Alltagsleben zum Erliegen. Italien wird de facto als Ganzes unter Quarantäne gestellt und die Reisewarnungen, die andere Länder ausgeben, entsprechen in etwa denen für Kriegszonen. Seit gestern weiten sich die Vorsichtsmaßnahmen in Form von Universitätsschließungen, Veranstaltungsverboten und so weiter auch auf Deutschland, Österreich, die USA und weitere Staaten aus. Tausende Menschen verlieren in Folge ihre Arbeitsplätze, insbesondere in der Leiharbeit und prekärer „Selbständigkeit“.

Gleichzeitig: Rassistische Reaktionen auf als chinesisch wahrgenommene Personen, dann auch auf Menschen, die generell als „asiatisch“ oder „iranisch“ einsortiert werden. Menschen im Nahverkehr setzen sich absichtlich nicht zu Menschen aus vermeintlichen "Risikogruppen". Ein Niesen oder ein Husten in der Öffentlichkeit führt zu Streit und dem Aussetzen elementarer Solidarität. Was genau passiert da gerade? Wie gelang es einem Virus, die ganze Welt in Panik zu versetzen? Und was hat das mit dem Kapitalismus zu tun?

Die Masken fallen

Vertrauen wir auf die – unterschiedlichen – Modelle über die möglichen Ausbreitungsszenarien, wird die Ausbreitung des Virus kaum noch aufzuhalten sein. Die Frage ist nur, wie viele Menschen letztlich davon betroffen sein werden – und wie viele daran sterben. Umso länger sich die Ausbreitung des Virus herauszögert, umso eher lässt er sich aufgrund veränderter klimatischer Bedingungen (etwa der Sommerhitze in vielen Teilen der Erde) eindämmen. Gleichzeitig besteht die Hoffnung, dass rechtzeitig ein Impfstoff erfunden wird, um die Epidemie/Pandemie unter Kontrolle zu bekommen. Ein nicht unwahrscheinliches Szenario ist es aber dennoch, dass auch dieser Virus „mit uns bleiben“ wird, wie die anderen „üblichen“ Krankheiten, bakteriell oder viral. Der Grad der Integration der Gesellschaften im globalen Rahmen führt eben dazu, dass lokale Ausbrüche von infektiösen Krankheiten schnell zu globalen Epidemien führen können. 2009 schaffte es das H1N1 Virus in neun Tagen über den Pazifischen Ozean, obwohl Modelle von Monaten ausgingen. Und seit der SARS Pandemie 2003 hat sich etwa der Flugverkehr alleine in China verzehnfacht.

Was wir über das aktuell alle Berichterstattungen dominierende Virus wissen, ist, dass es eine Mutation der Coronaviridae ist, die auch schon für die als SARS und MERS bekannten Epidemien/Pandemien verantwortlich waren. Wenn wir uns epidemische Ausbrüche der letzten Jahre anschauen, dann handelt es sich meistens um Mutationen der Coronaviridae oder der Influenza (Vogelgrippe, Schweinegrippe und so weiter). Ebola, aus der Gruppe der Filoviridae, stellt eine Ausnahme dar. In allen Fällen kommt es irgendwann zu einer Übertragung vom Tier auf den Menschen.

Das neuartige Virus wird fachlich als SARS-CoV-2 bezeichnet, welches die Erkrankung namens Covid-19 auslöst. Es ist deshalb brandgefährlich, weil Träger*innen – im Unterschied zu SARS oder ähnlichen Viren – schon ansteckend sind, bevor sie überhaupt Krankheitssymptome aufweisen. Das erschwert klarerweise die rechtzeitige Identifikation von Träger*innen enorm und ist ein wesentlicher Grund der raschen Ausbreitung. Über den Ursprung des Virus können wir bisher nur spekulieren. Allerdings: Auch bei diesem Virus ist eine nicht zu vernachlässigende Wahrscheinlichkeit, dass kapitalistische Landwirtschaft und Massentierhaltung die Entstehung und Verbreitung des Virus massiv gefördert haben. Zum einen schwächt die Abholzung großer Waldflächen die natürlichen Schranken von Wäldern gegen Übertragungen. Kombiniert mit der Suche nach immer „exotischeren“ Tieren zum kommodifizierten Verzehr – der Corona-Virus könnte im Markt von Wuhan für „exotische Tiere“ ausgebrochen sein – und der Auslagerung der Fleischproduktion auf fabrikmäßige Zulieferer an Waldrändern steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sich „Nutztiere“ neuartige Viren fangen und diese sofort übertragen. Andererseits fördert die profitgetriebene Massentierhaltung die Entstehung und Verbreitung von Viren und Epidemien innerhalb des Tierreichs, da die Tiere nicht nur unter den brutalsten und unhygienischsten Bedingungen hochgezüchtet werden, was die Virenübertragung und -ausweitung extrem fördert, sondern aus „Effizienzgründen“ eine Monokultur bei der Züchtung bevorzugt wird, die zusätzlich eine Ausbildung von Resistenzen der Tiere verringert.

Gleichzeitig gibt es kaum Mechanismen, die einer wirklich weltumfassenden Pandemie angemessen wären und die koordinierte und effektive Maßnahmen im Sinne der Allgemeinheit treffen könnten. Zentraler Grund: Die medizinische Forschung ist im neoliberalen Kapitalismus genauso privatisiert wie der Gesundheitssektor. Das wirkt sich in massivem Umfang auf die Behandlung der Betroffenen aus. Italiens kaputtgesparter Gesundheitssektor ist schon jetzt komplett überlastet und beschränkt funktionsfähig, Deutschland ist hier offensichtlich nicht viel besser gestellt, auch aus anderen Ländern werden Engpässe und Überlastungen gemeldet.

Die profitgetriebene, privatisierte medizinische Forschung führt dazu, dass Forschung und Produktion von Medikamenten und Impfungen nicht im Sinne des Allgemeinwohls, sondern gemäß der Profitlogik getätigt werden. Viele Informationen werden nicht weitergegeben. Die Medikamente oder zumindest die Forschung dazu existiert am Ehesten noch dort, wo sie am Wenigsten gebraucht würde, um den wirklichen Ausbruch solcher Epidemien zu verhindern. Letztlich wird auch in der Pharmaindustrie nur dort geforscht und entwickelt, wo und wann es einen Profit verspricht. Dabei ist es bei Ausbruch einer Epidemie oder Pandemie schon zu spät – Forschung, Aufklärung, Vorbereitung müssten schon längst zuvor organisiert und längerfristig geplant, Investitionen dauerhaft getätigt werden, wenn es denn daran gelegen wäre, möglichst viele Menschen vor einer epidemischen oder pandemischen Krankheit zu schützen und deren Effekte abzumildern. Die Kapazitäten hierfür hat die Menschheit schon längst – es ist die kapitalistische Logik, die ein solches Vorgehen verhindert. Denn Medikamente und Impfstoffe zu entwickeln ist teuer und eine profitträchtige Nachfrage nach diesen Maßnahmen gibt es in kapitalistischen Verhältnissen nur, wenn eine Epidemie ausbricht, wenn es also schon zu spät ist. Und auch dann zählt das Geld.

Ein Interesse an einem effektiven Schutz, an einer Sorge für einen Großteil der Menschen gibt es im Kapitalismus aber nicht, auch nicht im Angesicht einer Pandemie. Am 10. März verkündete die EU-Kommission die Bereitstellung eines 25 Milliarden Euro Fonds zur Bearbeitung der „Corona-Krise“. Davon sollen immerhin 140 Mio. Euro direkt in die Forschung gehen, die restlichen Milliarden sind dazu da, dass „die europäische Wirtschaft den Turbulenzen trotzen“ kann.

Eine virale Krise des Sozialen

Nachdem sich die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) und Russland Anfang dieser Woche nicht auf eine gemeinsame Förderbremse – wegen Corona-bedingtem Einbruch der Ölnachfrage Chinas – einigen konnten, wurde das Virus quasi zusammen mit dem massivsten Einbruch des Ölpreises seit 1991 Auslöser eines Kurssturzes an den Börsen weltweit. Die Wachstumsprojektionen der meisten Länder wurden für 2020 schon vor dem Einsturz des Ölpreises nach unten revidiert – jetzt werden die Prognosen noch düsterer. Die Entwicklungen führen die Fragilität der globalen kapitalistischen Gesellschaftsformation sehr deutlich vor Augen: Die Weltwirtschaftskrise 2007-08ff. ist eben nur oberflächlich „überwunden“ worden. Ein vergleichsweise zufällig losgetretenes Ereignis reicht womöglich, um erneut eine ausbuchstabierte Weltwirtschaftskrise vom Zaun zu brechen.

Andererseits: Keineswegs sind alle Menschen gleich vom Virus betroffen. Während nun „Konjunkturpakete“ für „die Wirtschaft“ – lies: die Kapitalist*innen – herausposaunt werden, regnen keine „Sozialpakete“ für den Großteil der Werktätigen. Schon jetzt wurden zahllose Messen abgesagt – und damit das Einkommen zahlloser Arbeiter*innen, die ohne Verträge oder „auf Honorarbasis“ angestellt sind, vernichtet. Alle, die können, sollen home officemachen, heißt es; in Deutschland kann man sich per Bildaufnahme seines Krankenausweises aus der Ferne eine Krankheitsbescheinigung für die Arbeit ausstellen lassen. Welch Fürsorge! Aber was ist mit denen, die prekär oder informell arbeiten? Was ist mit prekär selbstständigen Kulturarbeiter*innen, jetzt, wo viele Kulturveranstaltungen abgesagt sind? Was ist mit prekären Übersetzer*innen, Akademiker*innen, Leiharbeiter*innen? Was sollen diejenigen machen, die sich Ausfälle an Arbeitstagen oder medizinische Diagnosen in Ländern mit noch krasser privatisierten Gesundheitssystemen wie den USA nicht leisten können? Die große Politik schweigt.

In Italien sind landesweit Arbeiter*innen in Streik getreten, weil nicht genügend Sicherheits- und Gesundheitsmaßnamen im Sinne der Arbeiter*innen getroffen werden; in und um über 25 Gefängnissen brachen Aufstände aus, weil den Angehörigen der Kontakt verweigert wird – es gibt schon Tote. Das Harvard College ruft alle Studierenden dazu auf, innerhalb von fünf Tagen ihre Schlafsäle und Campus-Wohnungen zu verlassen, alle Kurse finden nur mehr online statt. Zur Frage danach, wie das Studierende, die kaum Geld oder andere Unterkünfte zur Verfügung haben, organisieren sollen, heißt es lapidar: „It may take some time before financial issues are settled.“ Auch in Deutschland und Österreich werden immer mehr Schulen geschlossen – welche Eltern können sich home office oder Abwesenheit von der Arbeit leisten, um sich um die Kinder zu kümmern?

Solidarische Perspektiven in Zeiten von Corona

Während sich das Virus derzeit noch exponentiell steigend ausbreitet, haben das kapitalistische System und seine politische Verwaltung bisher nicht viel mehr zu bieten als kaputtgesparte Gesundheitsinfrastruktur sowie recht grobe und ziellose Quarantäne-Maßnahmen und „Verhaltensempfehlungen“, die eine weitestgehende Individualisierung der Folgen beinhalten. Ausgenommen natürlich die „Unternehmer*innen“, um die sorgt man sich ganz besonders.

Die Bevölkerung selbst soll sich voneinander fernhalten – außer bei prekären Jobs, und auf dem Weg dorthin in überfüllten Nahverkehrsmitteln. Sogar die WHO, immerhin eine der größten und wichtigsten internationalen Gesundheitsorganisationen, empfiehlt neben dem Händewaschen die soziale Distanzierung. Wer kann, der isoliere sich, der Rest desinfiziere eben die Hände – falls Desinfektionsmittel noch erschwinglich zu bekommen sind. Was dieses Drängen auf soziale Isolation gerade im Kontext von Care-Arbeit mit älteren Menschen oder mit Menschen mit anderen Erkrankungen bedeuten wird, in Zeiten von Vereinsamung vieler Menschen – all dies wird sich erst mit der Zeit zeigen.

Die kapitalistische Medienlogik – sex sells, panic sells, spectacle sells – macht mit, es herrscht ein Informationschaos, dessen Ausmaße oszillieren zwischen exzessiver Panikmache – „Die meisten von uns werden erkranken, viele Junge und Alte werden sterben!“ – und Derailing – „eine normale Influenza ist viel gefährlicher, die meisten Menschen werden kaum mal leichte Symptome haben!“. Stimmen, die hier auf die Marginalisierten, die Menschen mit chronischen Erkrankungen, die Menschen in sehr prekären Arbeitsverhältnissen ohne Kündigungsschutz und so weiter hinweisen, bleiben weit dahinter zurück. Im Gegenteil: Ihnen dröhnt noch rechte Geiferei entgegen. Der neurechten Internationalen in den USA, Italien, Frankreich, der Schweiz, Spanien, UngarnDeutschland und Österreich schäumt schon der Mund: die Geflüchteten, die Chinesen, die Afrikaner – Danke Merkel, GRENZEN ZU!!!

Wir als Linke müssen gegen diesen kapitalistische Bankrottpolitik gegenüber dem Sozialen und dem Versuch der reaktionären Kapitalisierung angesichts der Corona-Krise entschieden entgegentreten und klarmachen: In der heutigen neoliberalen Welt ist die Entstehung viraler Pandemien durch kapitalistischen Raubbau und Massentierhaltung viel wahrscheinlicher geworden; ihre Ausweitung hingegen geht aufgrund der Globalisierung viel schneller vor sich. Daran hat aber wiederum nicht eine abstrakte „Globalisierung“ Schuld. Der Hund liegt darin begraben, dass es im neoliberalen Weltkapitalismus einfach kaum präventive Maßnahmen und Vorbereitungen für den Umgang mit solchen Pandemien im Sinne des Allgemeinwohls gibt, da sie aus der Perspektive privatisierter Pharmaindustrien und Gesundheitssysteme nicht profitabel sind. Das gilt für die jetzige Corona-Krise genauso wie für die weltweite Klimakrise. Nach dieser Logik fordert auch der Multimilliardär Bill Gates jetzt massive öffentliche Investitionen und die teilweise Aussetzung kapitalistischer Marktlogiken, um dem Virus beizukommen. Was er freilich nicht sagt: Dass es genau Menschen wie er waren, die zu der aktuellen Krise und zur stetigen Kommodifizierung des Gesundheitssektors und aller anderen Gesellschaftssphären beigetragen haben.

Kurzfristig müssen wir alles Erdenkliche dafür tun, dass auch diese Krise des Kapitalismus, die wortwörtlich eine virale ist, nicht auf dem Rücken der Vulnerabelsten und Schwächsten – (prekäre) Arbeiter*innen, Rentenaufstocker*innen, Frauen*, Refugees, chronisch Kranke, behinderte Menschen – ausgetragen wird. Es muss Sozial- und Sorgepakete statt Konjunkturpakete geben; dafür zahlen müssen die, die das Geld haben; keine Prekäre oder Reproduktionsarbeiterin darf die Lasten alleine tragen, es müssen soziale Sorgemechanismen und Auffangnetze eingefordert und organisiert werden. Mittel- und langfristig müssen wir auf eine Revolutionierung der Gesundheitssysteme und der Pharmaindustrie, und nicht zuletzt von Landwirtschaft und Tierhaltung drängen: Weg von einer Profitorientierung hin zu einer Gemeinwohlorientierung. Nur die Perspektive und Organisation einer solchen antikapitalistischen und internationalen Solidarität wird auch letztlich den dunklen Horizont neurechter Hetze und Menschenverachtung dorthin verfrachten, wohin er hingehört – auf den Müllhaufen der Geschichte.

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Ergänzungen

 

Das chinesisch-kubanische Werk Changheber in Jilin produziert ab dem ersten Tag des Chinesischen Neujahrsfestes das Interferon alpha (IFNrec) unter Verwendung kubanischer Technologie. Die Chinesische Gesundheitskommission hat unser Produkt unter denjenigen ausgewählt, die im Kampf gegen das Coronavirus eingesetzt werden.“

Weltweit laufen die Forschungen für einen Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus Covid-19 auf Hochtouren. Nun hat ausgerechnet das unter US-Sanktionen leidende Kuba einen Erfolg vermeldet, der so gar nicht in das Bild passen will, das westliche Medien gerne von dem Karibikstaat malen, der dem Gesetz nach immer noch sozialistisch ist.

Weltweit laufen die Forschungen für einen Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus Covid-19 auf Hochtouren. Nun hat ausgerechnet das unter US-Sanktionen leidende Kuba einen Erfolg vermeldet, der so gar nicht in das Bild passen will, das westliche Medien gerne von dem Karibikstaat malen, der dem Gesetz nach immer noch sozialistisch ist.

Seit Januar 2020 produziert ein chinesisch-kubanisches Joint Venture namens Chang Chun Hai Bo Er (kurz: Chang-Heber) in der nordostchinesischen Millionenstadt Changchun, in der Provinz Jilin, ein Präparat namens „Interferon α 2B“. Dieses Medikament ist bereits in der AIDS-Therapie erfolgreich angewandt worden. Aber die kubanischen und vor allem die chinesischen Mediziner sind der Ansicht, dass „Interferon α 2B“ auch in der Behandlung von Covid-19 entscheidend helfen kann. Jedenfalls hat die Chinesische Nationale Gesundheitskommission NHC das in Kuba entwickelte Medikament in jene Liste von 30 Präparaten aufgenommen, denen die chinesischen Behörden das Potenzial zuschreiben, sofort entscheidend bei der Behandlung von Covid-19-Patienten hilfreich zu sein. Denn es wurde nach Aussagen der kubanischen Regierung, die von der chinesischen Regierung nicht dementiert wurden, bereits erfolgreich bei rund 1500 Covid-19-Patienten in China angewendet.

Kubas Gesundheitsminister verkündete in der Sendung „Mesa Redonda“ auch, dass bei „Bio Cuba Farma“, für das immerhin rund 20.000 Mitarbeiter tätig sind, an einem antiviralen Wirkstoff namens „cigb 210“ geforscht wird, der im weltweit renommierten Fachmagazin „Journal of Immunoassay and Immunochemistry“ 2019 als ein „vielversprechender Anti-HIV-Wirkstoffkandidat“ eingestuft wurde. Beide Medikamente, „cigb 210“ und „Interferon α 2B“ sind der Hoffnungsträger für die Kubaner, bei der Entwicklung eines Impfstoffs weltweit ganz vorne zu sein, der gegen Covid-19 eingesetzt werden könnte. Der Vorteil der zwei kubanischen Präparate ist, dass sie für die Behandlung von Atemwegserkrankungen bei HIV-Patienten bereits erfolgreich erprobt sind und sich sehr gut auch für Covid-19-Patienten anwenden lassen, die bekanntlich ebenfalls an einer Lungenerkrankung leiden.

Entsprechend stolz verkündete schon am 6. Februar 2020 der kubanische Staatspräsident Miguel Díaz-Canel Bermúdez auf dem offiziellen Twitter-Konto des Präsidialamtes:

„Das chinesisch-kubanische Werk Changheber in Jilin produziert ab dem ersten Tag des Chinesischen Neujahrsfestes das Interferon alpha (IFNrec) unter Verwendung kubanischer Technologie. Die Chinesische Gesundheitskommission hat unser Produkt unter denjenigen ausgewählt, die im Kampf gegen das Coronavirus eingesetzt werden.“

Und einen Tag später twitterte Díaz-Canel auf seinem privaten Kanal:

„Interferon Alpha 2B: Das in China verwendete kubanische Medikament gegen das Coronavirus. Unsere Unterstützung für die chinesische Regierung und die Bevölkerung bei ihren Bemühungen zur Bekämpfung des Coronavirus.“

Dass das kubanische Gesundheitssystem zu solch bemerkenswerten Leistungen fähig ist, wird im Westen nur selten berichtet. Dabei ist beispielsweise die Kindersterblichkeit auf Kuba die niedrigste im gesamten lateinamerikanischen Raum und selbst die USA rangieren in diesem Punkt noch hinter Kuba. Die Leistungen kubanischer Chirurgen sind so gut, dass selbst US-amerikanische Patienten die kurze Tauwetterphase zwischen den USA und Kuba nutzten, um sich Operationen zu unterziehen, die keinen internationalen Vergleich zu scheuen brauchten.

Die nach wie als sozialistisch firmierende Inselrepublik hat sich in Fachkreisen durchaus seit Jahren Respekt erarbeitet. In 56 Jahren haben mehr als 400.000 kubanische Gesundheitsfachkräfte in 164 Staaten für die medizinische Versorgung von Millionen Menschen gearbeitet, wie der kubanische Außenminister Bruno Rodriguez auf einer Sitzung des UNO-Menschenrechtsrates, am 25. Februar 2020 in Genf vorrechnete.

Dort verurteilte er auch die Sanktionspolitik der USA gegen Kuba, die die medizinische Versorgung von mindestens 67 Millionen Menschen gefährdet, die von kubanischen Ärzten und Medizinern versorgt wurden, deren Regierungen aber auf Druck Washingtons die medizinische Zusammenarbeit mit Kuba einstellen mussten.

Der NDR berichtet, dass in Lübeck erfolgreich ein Impfstoff entwickelt wurde. (Ehe der freigegeben wird, ist es aber Sommer.)

Zum Artikel:

Wenn Kurse fallen ("Krise am Aktienmarkt") ist das kein Problem! Was viele Menschen nicht wissen, das ist, dass Investoren auch mit fallenden Kursen Gewinn erzielen können. (Sogenanntes "short gehen".) Marktbewegung ist immer gut, bewegt sich der Kurs nur minimal oder nicht, dann ibesteht am Markt eine Krise!

Was wäre, wenn die Schweiz oder Italien Ausgangspunkt der Seuche wären? 

Was ist und macht der Think Tank "SustainAbility"?

Wie sieht es eigentlih mit dem EU-weiten Streit zwischen Lebensmittelkonzernen (wie Nestle und Coke) und den grossen Supermarkt-Ketten aus?

Der Leiter des Zentrums für Infektionskrankheiten beim Princess Margaret Hospital in Hongkong, Owen Zeng, hat über die Folgen der Viruserkrankung Covid-19 bei genesenen Patienten berichtet. 

Die Folgen der Viruserkrankung sind beunruhigend. Auch nach der Entlassung aus dem Krankenhaus sollen die Betroffenen an Lungenproblemen und Atemnot leiden. Dies geht aus einer Untersuchung des Zentrums für Infektionskrankheiten hervor, der sich eine Gruppe von zwölf  bereits genesenen Patienten unterzogen hat. Zuvor berichtete darüber die „South China Morning Post“.

„Nach schnellem Gehen ringen sie nach Luft. Bei einigen der Patienten ist eine Abnahme der Lungenfunktion um 20 bis 30 Prozent zu beobachten“, sagte Owen Zeng.

Der Arzt fügte hinzu, die Patienten würden zur Feststellung des Ausmaßes der Lungenbeeinträchtigung auch weiterhin untersucht. Zudem werde ihnen eine Physiotherapie zur Stärkung der Lungen verordnet.

 Neun der Patienten seien einer Computertomografie (CT) unterzogen worden. Die CT-Aufnahmen hätten Symptome angezeigt, die auf eine Beschädigung der Lungen schließen lassen. Wie weitreichend die Folgen der Erkrankung seien, müsse noch ermittelt werden, so Owen Zeng. So wollen die Ärzte untersuchen, ob das Covid-19 eine Lungenfibrose verursacht – eine Veränderung des Lungengewebes, die zu einer Verhärtung und Vernarbung der Lunge führt. Durch die verringerte Dehnbarkeit verringert sich das Lungenvolumen und die Atmung wird behindert.

 

Der Experte empfahl den entlassenen Patienten, Übungen zur Anregung des Herzkreislaufsystems zu machen – so sei beispielweise Schwimmen für die Regeneration der Lungen äußerst hilfreich.

„Sie spüren, wenn sie sterben. Es ist wie ertrinken. Nur langsamer“ Italienische Medien berichten von dramatischen Zuständen in den Kliniken der Krisengebiete. Menschen würden elendig und einsam an den Folgen der Infektion sterben, die Ärzte kämen mit der Behandlung nicht hinterher. Die Zeitung „Il Giornale“ zitiert die Chefin der Notaufnahme des Krankenhauses San Carlo Borromeo in der Nähe von Mailand, Francesca Cortellaro: „Covid-19-Patienten kommen allein, weil keine Verwandten sie begleiten dürfen. Wenn sie sterben, dann spüren sie es, sie sind dabei ganz klar. Es ist, als würden sie ertrinken. Nur langsamer. So, dass sie alles mitbekommen.“

 

Sie führe eine lange Liste von Menschen, die sich per Videochat von ihren Angehörigen verabschieden wollen. Diese nennt sie „Abschiedsliste“. Für das letzte Gespräch gebe sie den Patienten ihr eigenes Handy. „Ich hoffe, dass wir Mini-iPads bekommen, wenigstens drei oder vier, damit die Menschen nicht allein sterben müssen“, zitiert die Zeitung die Ärztin. Die Klinik versuche, neue Räume herzurichten und zusätzliche Betten für die Erkrankten bereitzustellen. Die Umfunktionierung von Krankenplätzen, die eigentlich für Herzkranke ausgerichtet seien, dauere eigentlich Monate, aber die Klinik habe dies in fünf Tagen geschafft. Doch auch diese zwölf weiteren Plätze seien nicht genug. Das Krankenhaus bei Mailand führe einen „Wettlauf gegen die Zeit“, schreibt „Il Giornale“.