SWITCH OFF Deutsche Bahn - Bekennerschreiben Nr. 4

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Freitagmorgen (24.1.) haben wir mit bewährten Mitteln Düsseldorfs wichtigstes Gleis für den Güterverkehr für mindestens 12 Stunden außer Gefecht gesetzt. Mindestens 24 Stunden war die Benutzung nur mit starken Einschränkungen möglich. Außer dem unmittelbaren wirtschaftlichen Schaden sollte Aufmerksamkeit für diesen Appell erzeugt werden.

Freitagmorgen (24.1.) haben wir mit bewährten Mitteln Düsseldorfs wichtigstes Gleis für den Güterverkehr für mindestens 12 Stunden außer Gefecht gesetzt. Mindestens 24 Stunden war die Benutzung nur mit starken Einschränkungen möglich. Außer dem unmittelbaren wirtschaftlichen Schaden sollte Aufmerksamkeit für diesen Appell erzeugt werden. Wir möchten uns bei den Reisenden entschuldigen und hoffen, dass wenigstens der ein oder andere Pendler auf diese Weise einen freien Tag bekommen hat.

Lieber Mitbürger, Liebe Mitbürgerin,  

man hat uns angelogen. Man hat uns erzählt, die Herrschenden würden stets in unserem Interesse handeln. Man hat uns erzählt, wir würden in der Besten aller Gesellschaften leben. Dass jeder uns darum beneiden würde. Dass es nie und nirgends besser gewesen sei. Dass die Antwort auf jede Frage "technischer Fortschritt!" laute und die Antwort auf alle daraus entstehenden Probleme "mehr davon!" sei. Wir sollen glauben, dass man ohne Wale, ohne Maikäfer, ohne Fledermäuse, ohne Wälder und sauberes Wasser leben kann. Nur ohne Staat, Wirtschaft und Polizei können wir angeblich keine Woche überleben. Wir sollen glauben, dass Elon Musk und seine Bande uns ein Paradies auf dem Mars bauen und unser Bewusstsein in die Cloud hochladen, aber ein Leben ohne Smartphones und Autos ist utopisch, eine Änderung der Wirtschaftsweise gar unmöglich.
Und man hat uns erzählt, alles würde gut werden, wenn wir brav unseren Job machen, unsere Stimme abgeben und die Politik mal machen lassen.

Aber sehen wir uns an: Krank, feige und faul starren wir auf unsere Bildschirme und fragen uns, was schief gelaufen ist. Zu verblödet und verwirrt von Dauerpropaganda um einen Völkermord als solchen zu erkennen, ist es kein Wunder, dass man uns mittlerweile sogar Erdgas, Kampfjets und Solarstrom als nachhaltig verkaufen kann. Krebs, Diabetes, Fehlhaltungen, schwere Depression und vieles mehr selbst bei Jugendlichen ist heute kaum noch etwas Besonderes. Wir schleppen uns für Mindestlohn an Arbeitsplätze, wo man uns wie Untermenschen behandelt. Dann dürfen wir dort Dinge tun, die für uns keinen echten Sinn haben. Aber vielleicht wird es ja mit dem nächsten Urlaub besser. Oder dem neuen Fernseher. Oder wenn die Rente kommt. Oder einfach, wenn das nächste Bier getrunken ist.

Doch es gibt auch Hoffnung: Immer mehr Menschen durchschauen die leeren Versprechen des Systems. Sie lassen sich nicht länger für dumm verkaufen von Politikern, Professoren, Zeitungen und Aktivisten. Sie wissen, dass sich Machtverhältnisse nicht ohne einen Kampf ändern und sie lernen, wie man einen solchen Kampf führt. Neben dem Willen und taktischen Fähigkeiten braucht es aber zunächst eine korrekte Diagnose, eine funktionierende Strategie und Organisation. Daran fehlt es der aufkeimenden Bewegung.

Das dringendste Problem in diesem Jahrhundert ist das der technologischen Eskalation. Auch wenn es bereits seit der Antike zu gravierenden Umweltveränderungen durch die sogenannten zivilisierten Völker kam, ist das Ausmaß der Zerstörung, das mit dem Entstehen der industriellen Gesellschaft begann, auf einer ganz anderen Stufe. Kein Ort und kein Lebewesen ist mehr sicher. Jedes Ökosystem des Planeten ist geschädigt oder kollabiert bereits. Es gibt keinen Fluss mehr, aus dem man gefahrlos trinken kann. Noch einmal: Das technologische System hat alle unsere Flüsse vergiftet. Dieses Verbrechen alleine hebt das System auf eine Ebene mit den schlimmsten Diktaturen. Und entsprechend muss ihm entgegengetreten werden - als Widerstandsbewegung.

Warum als Widerstandsbewegung? Kann die Kultur nicht schrittweise durch Überzeugungsarbeit verändert werden? Von immer größer werdenden alternativen Kommunen, die mit gutem Beispiel voran gehen? Von einer Graswurzelbewegung? Oder indem Druck auf die Politik ausgeübt wird? Oder durch eine neue Partei?
Nein. Der Antrieb der technologischen Eskalation und der zunehmenden Ausbeutung von Mensch, Tier und Natur sind nicht falsche Werte oder Überzeugungen, sondern die simple Tatsache, dass diese Methodik effektiv ist.
- Menschen werden sich immer zu Gruppen zusammenschließen, um das Überleben zu erleichtern. In hinreichend großen Gruppen bilden sich Untergruppen.
- Je mehr Ressourcen eine Gruppe für ihre Lebensweise benötigt, desto mehr gerät sie in Konkurrenz zu anderen Gruppen.
- Soziale Gruppen, die ohne Rücksicht nach Machtgewinn streben, werden sich in einer Konkurrenzsituation auf Dauer immer gegen solche durchsetzen, die das nicht oder nur begrenzt tun, beispielsweise weil sie durch die Sorge um langfristige Folgen für Mensch und Umwelt eingeschränkt werden.
- Das ungebremste Streben nach Macht führt zu einer ressourcenintensiven Lebensweise und damit zu mehr Konkurrenzsituationen.

Eine weniger abstrakte Art, das auszudrücken ist: Es ist egal, wie lebenswert, friedlich und nachhaltig dein Aussteiger-Bauernhof ist - wenn das System dein Land braucht, dann kommt die Polizei und holt sich dein Land. Und die kommt mit den besseren Waffen.
Wegen des hier plakativ und verkürzt geschilderten Mechanismus macht es auch keinen großen Unterschied, ob du den Kanzler oder den Polizeichef von deiner Agenda überzeugst. Wenn er nicht dem Machtgewinn des Systems dienlich ist, wird er langfristig entweder ersetzt, wieder auf Kurs gebracht oder das ganze System (in diesem Fall: Deutschland) wird von einem anderen System ersetzt, das weniger zimperlich und damit mächtiger ist. Das Gleiche gilt für Konzernchefs etc. Die Idee, dass wir die technische und damit gesellschaftliche Entwicklung kontrollieren und frei nach unserem Willen gestalten können, ist größtenteils eine Illusion.

Die einzige realistische Möglichkeit ist also, die Nutzung der industriellen Technologien physisch unmöglich zu machen. Das ist leichter als es scheint und kann von einem vergleichsweise kleinen Teil der Bevölkerung erreicht werden. Durch die hohe Vernetzung der modernen globalen Wirtschaft hätte eine schwere Wirtschaftskrise in einer der Industrienationen oder die Unterbrechung der Rohstoffexporte aus einem wichtigen Zuliefererland weltweit schwere Folgen für Staaten und ihre Industrien. Solche Krisen können durch koordinierte Sabotageakte (je nach Größe der Bewegung ggf. begleitet von Streiks, Aufständen, Besetzungen und zivilem Ungehorsam) verstärkt oder sogar ausgelöst werden. Ressourcenverknappung und Extremwetterereignisse spielen den Widerständlern dabei in die Hände. Wäre das industrielle System einmal am Boden, könnte es nie wieder aufgebaut werden, weil die Ressourcen, die zu Beginn des Industriezeitalters noch einigermaßen leicht, gewissermaßen mit Spitzhacke und Schaufel, abgebaut werden konnten, nun nur noch in extremer Tiefe zu finden sind. Es braucht also bereits einen LAUFENDEN High-Tech Apparat, um die Bauteile und Treibstoffe für diesen Apparat zu gewinnen. Auch das Stromnetz lässt sich nach einem nationalen Ausfall nicht mal eben wieder einschalten.
Das Szenario eines plötzlichen Zusammenbruchs jeglicher Zivilisation bleibt aber Katastrophenfilmen und Weltuntergangssekten vorbehalten. Historisch haben solche Ereignisse Jahrzehnte gedauert und wurden von vielen Zeitgenossen durchaus als Zeiten des Aufbruchs betrachtet. Es muss auch betont werden, dass das System IN JEDEM FALL auseinanderbrechen wird. Von uns hängt nur ab, wie viel des Planeten dann noch übrig sein wird.

Neben dem eigentlichen Angriff ist es wichtig, dass die Menschen möglichst gut auf den langsamen Zerfall des Systems vorbereitet sind. Die zunehmenden Krisen, in die die Welt zwangsläufig steuert, werden die gemeinschaftliche Selbstversorgung ohnehin für immer mehr Menschen attraktiver und notwendiger machen. Das wiederum verringert die Abhängigkeit vom Staat und erhöht somit das Widerstandspotenzial. Außerdem ist wichtig, dass geduldig und beständig die Situation erklärt wird. Möglichst viele Menschen müssen erfahren, dass es sich nicht um einen Angriff auf sie, sondern auf eine Kultur, die sie schon viel zu lange irregeleitet hat, handelt. Die subtile Indoktrination muss nach und nach aufgebrochen werden. Dabei sollte die Kernbotschaft niemals verwässert oder relativiert werden, um kurzfristig Sympathien zu bekommen. Erst wenn das Vertrauen in das System nachhaltig erschüttert ist, werden radikale Lösungen breite Zustimmung erfahren. Aber eben nur, wenn die Bewegung bis dahin konsequent ihren Standpunkt vertreten hat.

Aber warum denn die arme Bahn? Die ist doch supi nachhaltig!
Die Frage zeigt, wie weit sich die Diskussion von der eigentlichen Bedeutung der Worte entfernt hat. Nachhaltig beutet nicht: Technik A stößt 10% weniger von Giftstoff B aus als Technik C. Eine Kultur oder eine Technik ist nachhaltig, wenn sie mehrere Tausend Jahre an einem Ort praktiziert werden kann, ohne dass der Ort zerstört wird. Nur eine nachhaltige Kultur kann wirklich friedlich sein, da nur sie nicht auf immer wiederkehrende Eroberungen angewiesen ist. Im eigentlichen Sinn des Wortes ist also überhaupt nichts an der Bahn nachhaltig. Weder Stahl noch Plastik noch Aluminium noch Diesel und auch nicht Strom, egal aus welcher Quelle. Letztendlich geht es aber nicht um die Bahn. Es geht nicht darum, ob sie Kriegslogistik betreibt (tut sie), ob sie Landraub an indigenen Völkern unterstützt (tut sie), ob sie ihre Angestellten ausbeutet (tut sie), oder ob sie mit ihren Trassen die verbleibenden Wälder und Wiesen in immer kleinere Stücke zerteilt und so die Wanderungen von Wildtieren verhindert (tut sie auch). Sie ist ein geeignetes Ziel, weil sich so auf friedliche Weise das Gesamtsystem und seine Güterwege treffen lassen. Strommasten, Telekommunikationskabel, Logistikunternehmen, Pipelines und Fabriken stellen ebenso legitime Ziele dar.

Wenn du diese Zeilen gelesen hast, dann hast du bereits den engen Bereich der für dich vorgesehenen Informationen verlassen. Wahrscheinlich zweifelst du bereits ernsthaft an der Autorität der herrschenden Elite. Wir bitten dich, dich mit den Gedanken dieses kurzen Textes auseinander zu setzen. Überprüfe sie; widersprich, wo du widersprechen musst; und dann tu, was getan werden muss. Die Welt braucht dich. Wir brauchen dich.

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Ergänzungen

Ich sags mal so, die Authentizitätsprüfung beim BKA wird das Schreiben hier nicht überstehen.