[RMK] Bericht zum antiautoritären 1. Mai in Waiblingen

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Dieses Jahr, fand wie jedes Jahr in Waiblingen zum 1. Mai eine Demonstration des DGB statt. Wie in den vergangenen Jahren beteiligten sich hieran auch Antikapitalist*innen mit einem eigenen Ausdruck. In diesem Jahr wendete sich der Block schwerpunktmäßig gegen die autoritäre Wende in Form von Gesetzesverschärfungen (z.B. NoPolG) und die steigende Zustimmung zu autoritären Positionen.

Im Vorfeld zu der Demonstration fand zudem eine Veranstaltung zur „Einführung in die Kapitalismuskritik“ statt. Hier ging es darum Ursachen, sowie Systematiken zu verstehen um am Ende nicht einer verkürzten, populistischen Kritik zu verfallen.

Insgesamt beteiligten sich knapp 200 Personen an der Demonstration.

 

Einführung in die Kapitalismuskritik

 

Mit der Veranstaltung zur „Einführung in die Kapitalismuskritik“ zu Beginn des Mais wurde ein allgemeiner Beitrag in das Verständnis des kapitalistischen Wirtschaftens geleistet. Zwar ist eine solche theoretische Veranstaltung kein Gassenhauer, jedoch beteiligten sich etwas unter 2 Dutzend Personen an dem Workshop.

Besonders hervorzuheben gilt für uns hier der Teil der Diskussion in welchem es um die Allgemeinheit des Kapitalismus ging. Klar geht es einem Multimillionär im Kapitalismus erst einmal besser, als einfachen Arbeiter*innen oder (Lohn-)arbeitslosen. Jedoch sind beide Teile desselben Systems und den selben ökonomischen Zwängen unterworfen.

Es gibt nicht den „bösen“ Kapitalisten der uns die Löhne drückt, im Geld badet und sich Nachts ins Fäustchen lacht wie „evil“ man ist. Auch Lohndumping ist ein Ergebnis der kapitalistischen Konkurrenz und kann nicht mit menschlichen Feindbildern verbunden werden. Selbst wenn einzelne super in dieses Bild passen, führt dies nur in eine verkürzte Kapitalismuskritik. Oder zu absurden, menschenfeindlichen Ansätzen wie der versuchten physischen Vernichtung einer Klasse (z.B. Entkulakisierung in der UdSSR).

Für die anwesenden blieb die Erkenntnis, dass der Kapitalismus nur als Systematik ausgehebelt werden kann und es dafür einer bewusstseinsbildenden Bewegung bedarf, welche die Zwänge aufhebt.

 

Der 1. Mai

 

mit einer etwas zu kurzfristigen angegangen worden. Nachdem wir jedoch im Vorfeld nicht von Ansätzen zur Bildung einer antikapitalistischen Initiative mitbekommen hatten, begannen wir unsererseits mit den Vorbereitungen für einen antiautoritären Block.

Nachdem wir im letzten Jahr auf die Situation in der Pflege eingegangen waren, setzten wir dieses Jahr einen Schwerpunkt auf die aktuell um sich greifende autoritäre Wende. Ein besonderer Punkt für uns war hierbei die Bezugnahme auf die Ankündigung eines neuen Polizeigesetzes.

Insgesamt beteiligten sich an unserem Block rund 30 Personen, welche lautstark durch die Waiblinger Innenstadt zogen und einen unversöhnlichen Eindruck zu den bestehenden Verhältnissen hinterließen. Durch den Verzicht auf Seitentransparente versuchten wir einen offenen Eindruck zu erwecken und erlebten auch einiges Interesse an dem Block, was wohl auch an dem klar antiautoritären Ausdruck lag.

Ob wir künftig versuchen sollten für den ersten Mai ein paar mehr bunte Klamotten raus zu kramen, um nicht als „schwarzer Block“ wahrgenommen zu werden, könnte ein Teil der Diskussion für nächstes Jahr sein. Auch wenn ein „freundliches“ Schwarz sich in unseren Kreisen wohl ziemlicher Beliebtheit erfreut.

Zeitgleich zu unsrem Block gab es zudem auf der Demo einen maoistisch-dominierten Block, welcher aufgrund der Farbgebung mit der IGM-Jugend verschmolz .

Im Anschluss an die Demonstration beteiligten wir uns mit einem Infostand auf dem Fest des DGBs und konnten bei strahlendem Sonnenschein und interessantem Programm, ein paar nette Gespräche führen. Insgesamt freuen wir uns sehr über den solidarischen Umgang der Gewerkschafter*innen mit politischen Initiativen, ihrem Engagement und die Möglichkeit am 1. Mai gemeinsam auf die Straße gehen zu können.

An diesem Punkt möchten wir uns bei allen Beteiligten bedanken! Einen Gruß auch an alle Menschen, welche sich nach der Demo in Waiblingen an der Revolutionären in Stuttgart beteiligten.

 

Ein Fazit...

 

ist irgendwie etwas, dass man am Ende immer ziehen sollte.

Einerseits bleibt für uns hier der Punkt, dass wir eine öffentliche Mobilisierung, sowie Einbindung nicht oder nur punktuell bewerkstelligt bekommen haben. Andererseits bleibt der Punkt, dass wir trotz dieses Fehler in der Mobilisierung einen durchaus stabilen Block auf die Straße in Waiblingen bekommen haben.

Unser Anspruch muss sein, dass wir hier das Positive mitnehmen und sehen, was geleistet wurde. Zeitgleich müssen wir aus den Fehlern für künftige Mobilisierungen lernen und beginnen wieder anschlussfähiger zu werden. Denn klar ist, dass wir als antiautoritäre Kräfte wieder in die Offensive kommen müssen.

Punktuell gilt es hierfür mit unserer zu kritischen Haltung brechen und Ebenen des Dialoges eröffnen. Mit uns selbst in unserer politischen Strömung, wo wir zu oft Verbindlichkeiten und konstantes Arbeiten kritisch betrachten und uns im Individualismus verlieren. Hierzu gehört den eigenen Standpunkt kollektiv zu vertreten und sich nicht mehr durch (unsolidarische) Kritik aneinander aufzureiben. Zudem müssen wir vermehrt aus unseren Komfortzonen ausbrechen, kritische Dialoge suchen und auf Menschen zugehen.

Der 1. Mai hat uns viele Chancen, Möglichkeiten aufgezeigt. Wo solidarische Perspektiven bestehen und wo nicht. Für uns gilt es dies jetzt zu nutzen und mit Selbstbewusstsein in den politischen Diskurs einzusteigen.

Für eine antiautoritäre Linke!

 

 

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