Tanz der lebenden Toten auf der Berliner Sicherheitskonferenz

 

Am 29.11.2023 waren wir zusammen mit einem Bündnis gegen die Berliner Sicherheitskonferenz unterwegs und haben vor dem Tagungshotel Andels eine antimilitaristische Performance veranstaltet. Trotz Kälte waren wir um die 200 Menschen. Während einige Teilnehmer*innen der Demo den Schwerpunkt auf einen Antikapitalismus legten, der keine eindeutige Distanz zum Militarismus beinhaltete, haben wir das Grauen eines jeden Krieges zum Thema gemacht.

 

 

 

Als untote Soldat*innen klagten wir in einer Performance vor dem Hotel den Krieg an. Und mit ihm die Profiteure, die in der Berliner Sicherheitskonferenz mit Waffen dealten. Texte von geschundenen Soldat*innen aus dem ersten und zweiten Weltkrieg wurden dieser Sicherheitkonferenz entgegen geschleudert. Die Zombiearmee gelobte solange umherzuwandeln, bis Krieg und Herrschaft von der Welt verschwunden sind.

 

Den Aufruf zu der Demo ( https://de.indymedia.org/node/318829 ) haben wir nicht unterzeichnet, weil antipatriarchale Inhalte bei der Diskussion um den Aufruf rausgekippt worden sind und eine eindeutige antimilitaristische Ausrichtung auf der Strecke blieb. Stattdessen haben wir einen eigenen Aufruf gemacht: https://de.indymedia.org/node/322217

 

Bilder zur Performace weiter unten oder andere Bilder hier: https://www.flickr.com/photos/presseservice_rathenow/albums/72177720313023130/

 

Wir dokumentieren einen Beitrag, der Eingangs zur Demo gehalten wurde:

 

 

 

 

 

(EINLEITUNG:) In dem Beitrag reden wir von Männern und Frauen, wir meinen männlich und weiblich gelesene Menschen. Denn nicht alle Menschen identifizieren sich mit den sozialen und/oder biologistischen Zuschreibungen.

 

Dies ist ein Redebeitrag des „Provisorischen Anarchistischen Antikriegsrat“

 

Schon klar.

 

Der Kapitalismus hat das Patriarchat hervorgebracht:

 

Deshalb muss zuerst der Kapitalismus abgeschafft werden, dann verschwinden auch das Patriarchat und der Kolonialismus.

 

Und ja, es gibt gerechte Kriege.

 

Kriege für die gute Sache. Um den Kapitalismus abzuschaffen zum Beispiel.

 

Dazu braucht man Militär. Oder militärische Strukturen. Und eine Führung. Eine gute Führung.

 

Erfahrene Genossen. Befehl und Gehorsam.

 

Und Waffen – (egal, woher sie kommen oder wer daran verdient).

 

Und folgsame überzeugte Soldaten, die für die gute Sache kämpfen.

 

Und bereit sind für diese zu sterben.

 

Wie soll die revolutionäre Befreiung denn sonst vor sich gehen?

 

 

 

Zuviel Polemik?

 

Mag sein, aber wir vermissen innerhalb der Linken einen radikalen Antimilitarismus.

 

Wir vermissen eine queer-feministische, eine antipatriarchale Haltung gegen jeden Krieg.

 

Stattdessen sind viele Linke zu Militärhobbyexpert*innen geworden, die uns die Geopolitik und das dazugehörige Morden und Sterben erklären:

 

  • Die einen forderten zu Beginn des Angriffs auf die Ukraine sogar die Einrichtung von Flugverbotszonen durch die NATO. Die besten Voraussetzungen für eine direkte Eskalation zweier Atommächte. Schon vergessen?

  • Und dann sammeln Menschen, die wir vor kurzem noch als Anarchist*innen bezeichnet hätten, Gelder für die „Comrades“ in den ukrainischen Schützengräben. Diese Comrades, die dann in einer Frontlinie mit ukrainischen Faschos stehen. Und den faschistischen Wagnertruppen gegenüberstanden. Wie absurd!

  • Und andere Linke rechtfertigten den Angriff Russlands als Akt der Selbstverteidigung gegen die NATO. Die Junge Welt zum Beispiel. Widerlich.

  • Manche veranstalten mit Sarah Wagenknecht sogenannte Friedensdemos. Rechtsoffen mit Beteiligung der Partei „Die Basis“. Putinfreundlich. Deutsch. Und Migrant*innenfeindlich. Rinks gleich lechts.

 

Sie Alle reproduzieren Kriegslogik.

 

Warum gibt es keine Perspektive gegen Militär und Krieg, die explizit gegen das Patriarchat gerichtet ist?

 

Wieviele Revolutionen haben sich jemals gegen das Patriarchat gerichtet?

 

Und gegen die Herausbildung patriarchaler Männlichkeit – als Basis zur Kriegsführung und Konterrevolution?

 

Denn: egal welche Seite den Krieg gewinnt, am Ende gewinnt das Patriarchat.

 

Femizide – spezifische Gewalt gegen Frauen – gehören zur Kriegsführung.

 

Vergewaltigung sind Kriegsstrategie – in Friedens- wie in Kriegszeiten.

 

Eroberung ist immer patriarchales Prinzip

 

und die Überlebenden sind traumatisiert und/oder brutalisiert.

 

Männer im wehrfähigen Alter dürfen nicht aus der Ukraine und Russland ausreisen. An das sogenannte männliche Geschlecht wird die Kriegsfähigkeit gebunden. Was ist das anderes als Patriarchat in Reinform!

 

Und der deutsche Kriegsverteidigungsminister fordert von der deutschen Nation jetzt die Kriegstüchtigkeit: „Deutsche Männer an die Front, Deutsche Frauen in die Rüstungsproduktion und Kinderaufzucht“ – das war Kriegstüchtigkeit im NS.

 

Und wer Krieg nach außen führt, führt ihn immer auch nach innen. Mühsam erkämpfte emanzipatorische Errungenschaften werden wieder zerstört.

 

Zwangsräumungen, unbezahlte Stromrechnungen, Angst vor dem Abstieg.

 

Und aktuell wieder im Visier: Migrant*innen, Araber*innen, Jüd*innen, Transgender und Queers. Und als Frauen gelesene Menschen.

 

Wir kennen die Bilder der Männer in den Schützengräben und die ukrainischen Frauen und Kinder, die Schutz suchen. Ein Narrativ, das sich in unsere Hirne rein frisst. Und die paar Kampfsanitäterinnen im Heer bestätigen nur die patriarchale Regel.

 

Und jene Männer, die nicht morden oder ermordet werden wollen, haben versucht zu fliehen. Mehrere 100.000 Männer aus Russland. Aus der Ukraine sind um die 650.000 Männer in der EU gelandet. Und 20.000 Männer wurden von dem ukrainischen Grenzschutz, (wahrscheinlich mit deutscher Technik) abgefangen, die sich dem Militär entziehen wollten.

 

Jeder Mann, der von der Front abhaut, gefährdet die Kampfkraft und die patriarchale Kriegslogik. So sehen wir das.

 

Als Militärdienstverweigerer, als Deserteure müssen sie endlich auch in diesem beschissenen Land anerkannt werden.

 

Wollen wir den Krieg sabotieren, müssen wir das Patriarchat angreifen. Denn die Herstellung von Männer- und Frauenbildern ist eine Basis für den Krieg. Die soziale Rollenzuschreibungen, festgemacht an zwei angenommenen biologischen Geschlechtern, sind Voraussetzung patriarchaler Mobilmachungen der Nation.

 

Das Schweigen der Linken zu Militarisierung und Patriarchat stützt Kriegsverhältnisse.

 

Die Ausblendungen sind eine Katastrophe, weil nicht verstanden wird, wie maßgeblich somit auch politische Strategien gegen Krieg und Sozialkürzungen ins Leere laufen.

 

Wir fordern:

 

Deserteure aus allen Kriegen unterstützen.

 

Nazis, Vergewaltiger, Soldaten und Fundamentalisten entwaffnen!

 

Gegen jeden Krieg! Gegen jedes Militär.

 

Es lebe die Anarchie.

 

 

 

 

 

 

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