Our Revolution

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Die Originalveröffentlichung in englisch hier:

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An alle Revolutionär*innen,

7000 Menschen im Hungerstreik, eine Mauer um Afrin; Menschen, die aus ihren eigenen Dörfern vertrieben werden. Zerstörte Grabstätten; mit Blut getränkter Boden. Das ist die Situation in Kurdistan. Weltweit sehen wir Ausbeutung, Zerstörung, Mord! Lasst uns zusammenhalten. Gemeinsam - weltweit - entschlossen! Lasst uns Themen verbinden! Lasst uns uns gegenseitig unterstützen! Gemeinsam können wir etwas aufbauen, grösser als alles, was das System je herausgefordert hat!

 

Our Revolution

Noone is free - until we all are free!

by Elefteriya Hambi and Günes

Wie sehen wir unsere Welt? Was ist unsere Realität? Ist es ein naiver Kindertraum, die Welt verändern zu wollen? Sind wir (allein) dazu in der Lage? Was können wir als einfache Menschen an der Grausamkeit in der Welt ändern? Was wäre unsere eigene Rolle dabei? Macht es überhaupt noch  Sinn? Ist es bereits zu spät? Sind Menschen als Ganzes überhaupt in der Lage, ohne ein Herrschaftssystem zu überleben? Was geht es uns an, was mit anderen Menschen, gar an weit entfernten Orten, geschieht? Liegt es in unserer Verantwortung, deren Probleme zu Unseren zu machen? Was bedeutet 'ich', 'wir','die anderen'? Gibt es 'das Böse', verantwortlich für alles Grausame dieser Welt?
Diese häufig aufkommenden fundamentalen Fragen sind sicher wichtig, wenn wir verstehen wollen, wie Klimakatastrophe, Genozide, Versklavung, Faschismus und Kriege aufzuhalten sind. Es sieht so aus, als würden wir uns immer weiter in Probleme hineinlavieren. Wie wir wieder herauskommen, ist eine Frage, mit der sich alle Revolutionär*innen der Vergangenheit beschäftigt haben und woran die heutigen Revolutionär*innen noch immer arbeiten.  

Wir müssen einräumen, dass wir in der Vergangenheit Fehler gemacht haben.
Mit wir, sind wir Menschen gemeint, die seit der Konstruktion des Ziggurats, nach einem Weg suchen, uns wieder von der Herrschaft, der Versklavung, zu befreien, in die wir uns hineinkatapultiert haben. Wir haben es auf so viele Weisen versucht und die Konzepte wurden immer komplexer bis sie schliesslich in der Tyrannei des Realsozialismus gipfelten. Heute scheint es absurd eine solch oppressive Institution zu erschaffen und zu glauben, sie könnte die Freiheit bringen. Doch genau auf diese Idee gründet sich auch die sogenannte parlamentarische Demokratie, an der sich viele Reformist*innen noch immer ängstlich festklammern, statt auch sie abzuhaken mit dem Vermerk: Funktioniert nicht, denn das Problem des unterdrückenden Systems ist das unterdrückende System selbst.

Es ist verständlich, dass wir, die wir gezwungen wurden, eine vollkommen durchkonstruierte Identität anzunehmen, die fern von allem ist, was man natürlich nennen könnte und manchmal vielleicht sogar stolz darauf sind, Zeit und intensive Recherche benötigen, um unsere Arroganz mit der wir uns eine "hochentwickelte Zivilisation" nennen, herabzuschrauben und das Problem bei seinen Wurzeln zu packen.

Öffnen wir uns Thomas Mores Vision von "Utopia", welche vor über 500 Jahren entstand, so hören wir bereits den verzweifelten Schrei nach einer anderen, einer egalitäreren Gesellschaft und sehen selbst einige interessante Ideen doch das gesamte Gedankengebäude gründet noch immer auf ein zutiefst patriarchales, ausbeuterisches und hierarchisches Fundament. In diesem ist es die Natur der Frau, dem Mann zu dienen, die der Kinder, den Erwachsenen zu dienen, die der Sklaven, allen zu dienen und in diesem tun auch weiterhin die Menschen mit den Tieren, deklariert als Privateigentum, mehr oder weniger was immer sie wollen aus dem einfachen Grund: weil sie können.
Aber wir lernen.

Étienne de la Boétie stellte nur kuze Zeit später die 'Servitude Volontaire' generell in Frage, die Einsicht, dass kein Tyrann in der Lage ist, Menschen zu unterdrücken, sofern es niemanden gibt, der seinen Herrschaftsanspruch akzeptiert und ihm dabei hilft, ihn durchzusetzen. Er rief zum kollektiven Widerstand auf. Und das war ein guter Startpunkt. Doch es reichte noch nicht, um ein Bewusstsein für eine Alternative zu schaffen.

Hannah Arendt formulierte später, vor allem auf den deutschen Faschismus und die darin vollzogenen Gräueltaten Bezug nehmend, die Notwendigkeit, Selbstverantwortung für all unser Handeln und Nicht-handeln zu übernehmen.
Die "Banalität des Bösen", dem instiutionalisiertem Abschieben der Verantwortung, ist in der Tat die Basis für strukturelle Unterdrückung. Daher muss hier auch angesetzt werden. Es ist das tiefere Verständnis davon, wie wir vermeiden können, in die Falle der Sklaverei zu tretten, Helfer eines unterdrückenden Systems zu werden, inklusive es auch nur zu akzeptieren ohne dem mit jedem notwendigen Widerstand entgegenzutreten.
Das bereits ist nicht kompatibel mit jeder Zentralregierung. Doch nicht nur damit: Die Akzeptanz von Ausbeutung und Ungerechtigkeit überall auf unserer Welt ist, kurz gesagt, unvereinbar mit dem Kampf gegen die 'freiwillige Knechtschaft'. 

Wir hätten hier ansetzen sollen. Unglücklicherweise machen wir, obwohl wir es eigentlich besser wissen, häufig den Fehler, es uns zu einfach zu machen und statt bei uns selbst anzufangen, beginnen wir damit, unseren Feind zu personifizieren: das Proletariat gegen einzelne Repräsentant*innen der Bourgeoisie, die kommunistische Masse gegen die Einzelnen oder den Individualisten, u.a. vom Kapitalismus geformt, gegen seine eigenen Mitmenschen. 
Die 'Propaganda der Tat' ist nur eins von vielen Beispielen. Diese gründet auf die schöne Idee zu zeigen, dass Hegemonien in der Tat nicht allmächtig und unbezwingbar sind, dass wir, als normale Menschen die Fähigkeit haben, uns selbst zu empowern und ihre Strukturen zu zerstören sowie sie anzugreifen und damit zu weiterer Revolutionsentwicklung zu motivieren. Das ist mit Sicherheit ein wichtiger Teilbereich des Widerstands. Doch nur darauf fokusiert, endet dieser in Leere.

Triebfeder dafür, Menschen gegeneinander aufzuhetzen, statt das System selbst zu bekämpfen, sind hauptsächlich drei Gruppen:
jene, welche vom Kampf zwischen Menschen profitieren wollen, die Gesellschaft und die Revolutionär*innen selbst, wobei die erste Gruppe hierin überwiegt: Diese hat starkes Interesse daran, oft aus zwei Gründen: Entweder weil sie sich in einer präkeren Situation befindet, die es nötig macht, von der Gesamtsituation abzulenken (Beispielsweise indem der Staat, der im Fokus von starker Kritik steht oder stehen sollte, die Diskussion um Geflüchtete anheizt) oder weil sie glauben davon für Eigeninteressen zu profitieren, letztlich jedoch selbst nur zu Sklaven ihrer eigenen Habsucht werden.
Die Gesellschaft selbst tut des meist nicht bewusst. Sie reproduziert was sie lernt, eingeschlossen nicht nur dienen und herrschen, sondern ebenso Menschen zu entzweien.
Es wurde nahezu zum Selbstläufer welches innerhalb dieser Mentalität permanent neue Generationen von Dienenden und Herrschenden hervorbringt. Natürlich liegt es im Interesse der Hegemonien, diesen Prozess aktiv aufrecht zu erhalten.
Revolutionär*innen selbst taten und tun dies entweder da sie nicht zur Wurzel des Problems vordrangen oder diese zumindest gegenüber den Menschen nicht richtig darlegen konnten oder weil sie einen spannungsgeladenen Moment nutzten um eine unzufriedene Masse in Raserei versetzten um einen Aufstand und damit vielleicht sogar eine Revolution zu verursachen.
Diese Strategie allein hat noch nie funktioniert und der Grund dafür ist simpel: In dem vom entstehenden Aufstand verursachten Machtvakuum würden zur Hierarchie erzogene Menschen einfach ein neues autoritäres System aufbauen, da der Aufstand selbst nicht von einer Veränderung der Mentalität geleitet wurde. Das passierte häufig in Revolutionsversuchen auch jüngster Vergangenheit. Eindeutiger ausgedrückt: Ein Aufstand muss mit dem Wunsch der Menschen beginnen, beides zu verändern: sowohl das politische System durch die völlige Zerschlagung des Alten und grundlegenden Aufbau eines Neuen, als auch die Gesellschaft. Eines funktioniert nicht ohne das andere. Es kommt auch nicht eines vor dem anderen oder durch das andere. Beides muss Hand in Hand geschehen, denn die einfache Wahrheit ist: Jedes neue System, gemacht von Menschen, wird genauso sein wie die Menschen, die es kreieren.

Jeder revolutionäre Akt ist ein Lernprozess für jede*n von uns um uns und unsere Umgebung zu verändern.
Erst langsam und mit all den Fehlern die begangen wurden, konnte sich diese Erkenntnis herauskristallisieren: dass neben dem aufmerksamen Studium der menschlichen Geschichte, dem Verständnis vom Aufkommen und der Zementierung von Unterdrückung sowie der politischen und gesellschaftlichen Entwicklung letztlich folgendes unerlässlich ist: die schlichte und ehrliche Selbstbetrachtung, in der wir neben der wichtigen Analyse dessen, was wir nicht mehr wollen, und dementsprechend in Zukunft verhindern müssen, uns alle nun auch endlich die Frage stellen: Was ist es das wir stattdessen wollen?
Und die Antwort im kleinsten gemeinsamen Nenner ist denkbar einfach: Wir alle wollen leben. Wir wollen leben, nicht nur überleben. 

Das bedeutet wir müssen verstehen, dass der Fokus auf die Personalisierung unseres Feindes in unterschiedlichen Formen von Chauvinismus endet statt eine weltweite Bewegung für Freiheitliche Menschlichkeit aufzubauen, geleitet von der Idee: Menschen helfen Menschen statt einem autoritären System, ungachtet wo oder mit welcher Hautfarbe, Ethnik, Spiritualität oder Gender wir gewohnt sind uns zu identifizieren. Das Problem ist, dass wir heutzutage dazu gebracht werden, alles zu kategorisieren; so sehr, dass es beinahe so wirkt, als würden die Menschen etwas vermissen, könnten sie für sich nicht eine sehr klare, enge und abgeschlossene Identität definieren, indem sie sich selbst in Schubladen stecken und - das ist das noch grössere Problem daran - andere ausserhalb davon platzieren.
Uns von anderen zu seperarieren ist ein Werkzeug, das Staat und Kapitalismus gegen uns verwendet um Staatspatriotismus, Nationalismus und Kämpfe verschiedener Art zwischen den Menschen zu verstärken. Um es anders auszudrücken: um Loyalität zum Staat statt Solidarität zwischen Menschen zu kreieren. 
Wir können Diversitäten schätzen ohne Hass, Neid, Eifersucht und Chauvinismus. Und Menschen tun das. Mit jedem solchen Akt rammen wir die massive Wand, welche das System zwischen uns baut, verursachen Risse und machen sie porös...

Den Einsatz, den Menschen in dieser Erkenntnis für andere erbracht haben, um diese Wand entgültig abzureißen, reicht bereits, um den Staat in seinem Versuch, uns glauben zu machen, wir seien Werwölfe, die sich ohne eiserne Kette zerfleischen, zu entwaffnen.
Das war weder die Wahrheit in der Vergangenheit, vor allem bevor das System sich entwickelte und damit für die längste Zeit der Menschheitsgeschichte und - betrachten wir all den Widerstand - ebensowenig für die Gegenwart.

Hier sei nicht nur das Engagement unzähliger Menschen überall und jeden Tag auf der Welt zu betrachten. Wieviele unserer Comrades kämpfen Tag um Tag ohne eine einzige Sekunde zu zweifeln, ob es all das wert ist; wie viele gaben und geben in der Vergangenheit und Gegenwart sogar ihr Leben für die Freiheit aller?
Ja, wir wurden entsprechend seinen Interessen geformt, sprichwörtlich gezüchtet; wir wurden ausgehungert und aufeinandergehetzt aber das konnte unseren Widerstand niemals stoppen.
Niemals trocknete der stetige Fluss unserer Ideen, unserer Suche nach Lösungen, unserer Projekte, Versuche and Aufstände aus. Stattdessen wurde er klarer, stärker und brachte uns, Mündung für Mündung, vorwärts.
Und er wächst - und irgendwann kommt der Moment, er sich in eine kraftvolle Sturzflut verwandelt; wenn der Tag X kommt - und die Revolution beginnt...

Wir sind keine Werwölfe und wir brauchen keinen Staat, welcher uns in Ketten legt. Was nötig ist, ist uns als Gesellschaft neu zu kreieren; eine Gesellschaft basieren auf gegenseitigen Respekt, Selbstinitiative, Verantwortungsbewusstsein, konstruktiver Konfliktführung, Lernbereitschaft, Solidarität und Gemeinschaft gründet, statt auf Angst und seine Folgeerscheinungen wie Hass, Rassismus, Eifersucht, u.v.m..
Sowie die Schönheit einer jeden Frau erst sichtbar wird, wenn sie sich die Maske vom Gesicht reisst und beschliesst zu kämpfen, so wird die Schönheit des Zusammenlebens zwischen Menschen erst wahr, wenn es wieder um den Menschen selbst, nicht um seine Hautfarbe, sein Eigentum, seine Karriere, oder seine Machtposition geht.

Doch selbst wenn wir wir es schaffen, eine solche Gemeinschaft zu werden, würde alles nichts bringen, sägen wir doch den Ast ab, auf dem wir alle gemeinsam sitzen. Wir sind dabei, Mutter Erde zu zerstören.
Sie weiterhin als Privateigentum zu betrachten, sie auszubeuten und zu töten ist unser eigenes Todesurteil.
Wir sollten uns daran erinnern, dass sie ein lebendiger Teil von uns selbst ist. Sie kann sehr gut ohne uns leben, doch wir können nicht ohne sie leben, nicht einmal überleben.
Das verlangt nach einer drastischen Änderung unseres Konsumverhaltens und einer Veränderung des Bewusstseins für unsere gesamte Umwelt und damit auch uns selbst.
Doch es geht nicht nur um das Überleben.

Der Mann schlägt die Frau, welche das Kind schlägt, welches den Hund tritt. Die Frage, welche diese Methapher aufwirft ist: Wo beginnt Unterdrückung? Wo liegt die Wurzel von Knechtschaft begraben? Beginnt es tatsächlich erst mit dem Menschen oder müssen wir tiefer graben?
Mit Sicherheit sollten wir die Frage stellen, weshalb Abrahams Söhne uns erzählten, Gott wolle, dass Adam über alles Leben herrscht. Bereits an diesem einen Startpunkt des Patriarchats - sicher nicht der erste und nicht nur hier - wird die erste Tür zur Unterdrückung generell geöffnet.
Könnten wir uns nur vorstellen wir würden die Natur mit dem Respekt behandeln, den sie verdient, nur das von ihr entnehmen, was wir benötigen und auch mit der Ausbeutung der Tiere stoppen, wie könnten wir dann Knechtschaft zwischen den Menschen rechtfertigen? Wir können diese hierarchische Mentalität abbauen und mit der Zeit zu einer Beziehung zur Natur zurückkehren, in welcher wir lernen, jedes Lebewesen mit Respekt zu behandeln.  

Nichts von dem, was hier geschrieben wurde, ist neu. Es ist lediglich ein winziger Abriss von Erkenntnissen, zu welchen Revolutionär*innen im langen Prozess unserer Revolution gelangt sind.
Daraus resultierend, benötigen wir ein politisches System, einen Weg der Organisation welcher zu der neuen Gemeinschaft passt, zu welcher wir werden wollen.

Was viele noch nicht so 'hochentwickelte' Gesellschaften schon immer befürworteten, findet nun seinen Platz in revolutionären Konzepten staatenloser Organisation überall auf der Welt: Ein (kon-)förderales System autonomer Gemeinschaften.
Diese Gemeinschaften können sich selbst organisieren und ihr Leben nach ihren Wünschen und Bedürfnissen aufbauen.
Diese grundsätzliche Idee muss an allerdings für jeden Ort entsprechend der kulturellen und lokalen Umstände von den Menschen selbst weiter ausgebaut und realisiert werden.

Es ist nur logisch, dass, je mehr die Entscheidungsfindung zentralisiert ist, desto weniger ist Teilnahme all derer, die davon betroffen sind, möglich. 
In einem dezentralisierten System können Menschen hingegen aktiver teilnehmen und auch auf die Bedürfnisse anderer Teilnehmer*innen, selbst anderer Gruppen, Nachbarschaften oder Dörfer achten. Und dann ist selbst die Möglichkeit für eine Konsensfindung gegeben, was bedeutet, nach der bestmöglichen Lösung für alle zu suchen, wenn ein Problem auftaucht, welches eine Entscheidung nötig macht.
Dann sind Entscheidungen in der Tat von und für alle Menschen gemacht, nicht von und für wenige oder die Mehrheit, während die Minderheit ignoriert wird.
Das ist, heruntergebrochen, auch einer der Gründe, weshalb Demokratie in einem zentralisierten System nicht funktionieren kann.
Staat und Demokratie sind begriffliche Widersprüche und diese beiden Wörter zusammen zu verwenden ist nicht viel mehr als kalter Zynismus derer, die nicht nur uns durch ihre Tyrannei besitzen sondern auch Menschen überall auf der Welt mit ihren Entscheidungen treffen, welche keinerlei Möglichkeit haben durchzubringen, dass sie mit diesen und den Folgen für sie nicht einverstanden sind.

Zwei lebendige Beispiele sind bereits sehr bekannt:
Die Zapatista sind dabei wieder basisdemokratische förderale Gemeinschaften aufzubauen welche die Ureinwohner Mexikos nie aufgeben wollten da es ihrer natürlichen Lebensweise entspricht.
Abdullah Öcalan erarbeitete die Idee des demokratischen Konförderalismus als Werkzeug für den Weg der kurdischen und anderen dort lebenden Menschen in eine freie Gesellschaft in Form einer 'demokratischen Nation'. Ein Begriff, den er völlig neu definierte. Er entwickelte dieses Ziel entsprechend der komplexen Konfliktsituation im Mittleren Osten und dem Terror des Türkischen Regimes mit einer tiefgehenden Analyse der (lokalen) Menschheitsgeschichte, den Interessen (westlicher) Staaten und insbesondere der speziellen Rolle der Frau für die Befreiung der Gesellschaft als Ganzes überall auf der Welt.
Diese sind bei Weitem nicht die einzigen Beispiele, doch für den Moment jene, die am weitesten entwickelt und erfolgreichsten sind.

Jeden Tag, an dem wir mit neuen Projekten starten, neue Strukturen aufbauen und auch Fehler machen, von denen wir permanent lernen; jedes Mal, wenn wir Widersprüche erkennen, sobald Theorie auf Praxis prallt und wir Lösungen finden oder wenn wir mit unerwarteten Problemen konfrontiert werden und sie überwinden, kommen wir Schritt für Schritt näher.

Nun ist es allerdings auch notwendig den Widerstand, welcher uns entgegenschlägt, zu benennen: Je mehr Menschen dabei sind, sich vom System zu lösen, desto mehr werden jene, die es erhalten wollen in die Zwangslage gebracht, entweder aufzugeben oder Wege zu finden, unsere Revolution zu zerstören. Es ist keine allzuschwere Frage, für was sie sich entscheiden werden...

Wir können bereits sehen wie das System weltweit auf Aufstände oder auch in Befürchtung eines solchen reagiert:
Der Repressionsapparat wird ausgebaut, Gesetze werden geändert, Konzepte wie NATOs USECT werden kreiert, mehr Waffen aus sogenannten 'Demokratischen Staaten' werden gesendet um Befreiungsversuche an anderen Orten niederzuschiessen.
Das wohl bekannteste Beispiel ist die Hand-in-Hand Arbeit zwischen (NATO-)Staaten (hier allen voran Deutschlands Engangment genannt) und der Türkei mit ihren eigenen Interessen genannt. Schon deshalb müssen wir zusammenhalten. Die Unterstützung untereinander ist ein Akt der Selbstverteidigung.
Und abgesehen von den historischen Fakten, wie die Kurdischen Menschen in ihre unterdrückte Position gekommen sind, wie könnten wir ignorieren, dass es Bomben aus unserem Zuhause sind, welche auf die Köpfe kurdischer Familien regnen? Oder dass die Panzer aus unserem Zuhause stammen, welches ihre Häuser zertrümmern? Und dass es unsere Akzeptanz ist, die diese mörderische Allianz möglich macht - unsere 'Servitude volontaire'...

Und damit, natürlich, ist jeder Kampf um Befreiung auch unser Aufstand und somit jedes Massaker, jeder Genozid und jeder Terrorakt der Allianz unserer Feinde um Aufstände zu zerschlagen auch eine Attacke gegen uns. Und nicht nur das: Jeder Versuch von Ausbeutung und Versklavung überall in unserer Welt ist eine Attacke gegen uns als menschliche Wesen!

Es gibt so viele Arten, wie wir uns gegenseitig unterstützen können, voneinander lernen können, uns gegenseitig inspirieren können, Selbstinitiative zeigen und uns mit anderen zusammentun können.
Das, und der physische Kampf welcher leider manchmal unvermeidbar ist, Schulter an Schulter mit unseren Freund*innen, ist ebenso Teil unserer Selbstverteidigung. 
Es sollte keine Rolle spielen, wo es passiert oder wie hart es werden kann. In Kurdistan sehen wir wie weit der Feind bereit ist zu gehen; er lässt keinen Zweifel daran, dass er absolut entschlossen ist, diese Revolution dem Erdboden gleichzumachen und diesen dann mit unserem Blut zu tränken. 

Würden wir einen Punkt akzeptieren an dem das Leiden zu schwer und die Angst zu gross wird, und wir aufgeben würden, bedeutete das nichts anderes als dem System eine Grenze aufzuzeigen, die sie lediglich zu überschreiten haben, um uns niederzuschlagen.
Hier in Kurdistan wird das, mit Sicherheit, niemals passieren.

Die Stärkung des Miteinanders bedeutet die Schwächung des Staatengebildes; innerhalb konstruierter Grenzen und weit darüber hinaus.
Unsere gemeinsame bunte, kreative Revolution ist das, was wir stumpfem Nationalismus, Faschismus, Patriarchat und Kapitalismus entgegensetzen können mit Hoffnung, Mut und Entschlossenheit! "Eine andere Welt ist möglich" wenn wir erkennen, dass am Ende alles auf das älteste anarchistische Prinzip herausläuft: Noone is free, until we all are free! Çi bibe, bila bibe….

Jin jiyan azadi! Berxwerdan jiyan e!

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