[RMK] Mit Pizza gegen Rassismus und Banners gegen Militär

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 Am letzten Donnerstag fanden im Rems-Murr-Kreis zwei (symbolische) Aktionen statt, wobei sich erstere gegen einen rassistischen Übergriff und zweitere gegen den Besuch eines Bundwehrkarriereoffiziers an einer Winnender Schule richtete.

Am 03.01.19 hatte in Erbstetten bei Backnang ein rassistischer Busfahrer eine dunkelhäutigen Menschen auf seiner Fahrt nach Hause mit Schlägen, sowie Tritten attackiert. Als Grund hierfür diente dem Busfahrer tatsächlich die mitgeführte Pizza (!) des jungen Mannes. Sick enough, dass das Unternehmen den Busfahrer weiterhin im Außendienst beschäftigt und bisher keinerlei ernstzunehmende Konsequenzen gezogen hat. Um hierauf aufmerksam zu machen beteiligten sich rund 20 Aktivist*innen an einer solidarischen Busfahrt mit Pizza essen auf eben jener Linie.

Zudem wollte sich am Tag nach der Busfahrt ein Karriereoffizier der Bundeswehr im Georg Büchner-Gymnasium in Winnenden breit machen. Wie immer wurde der Bundeswehr hier unkommentiert Feld geboten, um in einer Schule über ihr militärisches, ökonomisches Weltbild und zu referieren. Gerade in einer angeblichen Bildungrichtung sehr schön, wenn kritische Stimmen gar nicht erst geladen werden. Aktivist*innen nahmen dies zum Anlass, um die Schule um ein paar Parolen (Kreide) und Transparente zu verschönern.

Weitere Infos und Bilder:

 

 

 

Die solidarische Busfahrt

...ereignete kurzfristig am 17.01. gegen 20Uhr. Rund 20 Aktivist*innen aus unterschiedlichen Zusammenhängen beteiligten sich Pizza essend an der Busfahrt auf der Linie 455.

An der Haltestelle Erbstetten-Mitte wurde zudem in einem Redebeitrag auf den Vorfall verwiesen. Der in an diesem Tag eingesetzte Busfahrer verhielt sich in Absprache lässig und wartete den Beitrag ab, wobei er aufgrund der Menschen in den Türen eigentlich kaum eine Wahl hatte.

An der Haltestelle Kirchberg verließen die Menschen schließlich den Bus und sammelten sich vor ihm zu einem Gruppenfoto. Das Stoppen des Busses war auch hier ohne weiteres möglich und so endete die Aktion noch mit einem Dankeschön an den Busfahrer und einer Nachbar*in, welche sich für die Aktion bedankte.

 

Die Situation der betroffene Person

Nach dem beschriebenen Vorfall hatten sich solidarische Menschen die Mühe gemacht Kontakte zu dem Attackierten, sowie zu der Pizzeria aufzubauen und sich Gedanken über ein mögliches Vorgehen in diesem Fall zu machen. Einen hierbei entstandenen Text mit Hintergrundinformationen veröffentlichen wir unten anstehend.

Der geflüchtete Mensch aus Nigeria hat seit dem Angriff (berechtigte) Angst sich auf seinen Weg zur Arbeit zu machen und leidet unter den Folgen der Attacke. Dies wird dadurch verschlimmert, dass der Mensch weiterhin in einer Geflüchtetenunterkunft (Mehrbettzimmer) lebt und keine Zeit, sowie Ruhe hat die traumatischen Folgen eines solchen Übergriffes aufzuarbeiten.

Hinzu kommt, dass die Medien den Vorfall kaum aufarbeiteten, bürgerliche Gruppen zur Solidarität aufriefen oder das Busunternehmen selbst handelte. Zu Beginn gab es sogar die Information, dass der Busfahrer weiterhin auf der gleichen Linie eingesetzt wird. Aktuell scheint es so, dass er in einen anderen Landkreis versetzt wurde, jedoch weiterhin im Außendienst aktiv ist.

Wir freuen uns in diesem Zusammenhang jedoch sehr, solidarische Menschen an der Seite des Attackierten zu Wissen und bieten unseren Möglichkeiten zur Unterstützung an.

 

Wie weiter?

Als erstes bleibt diesem Fall die Erkenntnis, wie weit sich der rassistische Normalzustand in diesem Land verlagert hat. Ein Mensch wird aufgrund einer Pizza (!) in einem Bus von Busfahrer selbst massiv angegriffen und die bürgerliche Welt schweigt dazu. Das Busunternehmen reagiert so gut wie gar nicht und rein antifaschistische Zusammenhänge reagieren nur nachdem libertäre Personen die Initiative ergreifen. Im rassistischen Deutschland scheint der Übergriff auf Menschen mehr und mehr zu einer Lappalie zu werden. Zumindest solange die Person nicht weiß ist.

Man kann sich nur vorstellen, wie groß der Aufschrei gewesen wäre, wenn es eine*n weiße*n Auszubildende*n getroffen hätte. Schwer auszumalen, dass der Busfahrer dann heute noch im Außendienst wäre. Oder wenn ein*e Geflüchtete*r einen weißen Busfahrer attackiert hätte. In diesem Fall hätte es sicher große gesellschaftliche Unterstützung für das Opfer und sofortige Konsequenzen für die*den Gewalttätige*n gegeben. Für uns hingegen ist klar, dass Solidarität nicht bedeutet seine Flagge einmal in den Wind zu halten, um sich zu profilieren. Sondern das es bedeutet zusammen zustehen, um dem kommenden Dunkel zu trotzen.

In diesem Sinne freuen wir uns auf weitere Aktionen der „AG Pizza“ mit ihren drei Grundzielen:

- Der Busfahrer muss bis zur Klärung des Vorfalls in den Innendienst versetzt werden

- Eine Entschuldigung des Unternehmens* für den Vorfall

- Eine klare Distanzierung des Unternehmens* von Rassismus, Faschismus und anderen Diskriminierungsformen

 

Für eine Welt für alle!

 

* Die Linie wird aktuell von der Friedrich Müller Omnibusunternehmen GmbH, einer Tochter der Deutschen Bahn, befahren. Der Busfahrer wird im Unternehmen weiter eingesetzt. Wer sich hierüber beschweren will kann dies gerne unter: 0711/652 226 67 tun.

 

Bundeswehr = Scheißverein

Für den 18.01. hatte das Georg-Büchner-Gymnasium in Winnenden einen Aufritt eines Karriereoffiziers der Bundeswehr angekündigt. Wie zumeist wurde diesen Berufspropagandisten keine andere Meinung entgegen gestellt. Kein Auftritt eines militär-kritischen Menschen. Stattdessen eine Propagandashow einer Armee deren geführte Kriege zumeist deutlich in der Bevölkerung abgelehnt wurden und für den bewaffneten Einfluss auf der Welt.

Trotz der Kurzfristigkeit dieser Ankündigung entschieden sich einige Menschen diese Veranstaltung nicht unkommentiert stehen zu lassen und zumindest für etwas Diskussion an der Schule zu sorgen. So wurden in der Nacht mehrere Banner und Schriftzüge an der Schule angebracht, um kritisches Licht auf die Veranstaltung zu werfen. Klar unterblieb bei einer solchen Aktion die Möglichkeit zu einem längeren Diskurs über die Rolle der Bundeswehr im geopolitischen Gefüge. Dennoch ist ein stiller Protest immer noch besser als kein Protest.

Möglichkeiten für stärkeren Widerstand bieten sich zudem in der Zukunft:

- 22.02. Bundeswehr auf der Fokus Beruf Messe im Waiblinger Bürgerzentrum

- 23.02. Bundeswehr auf der Fokus Beruf Messe im Waiblinger Bürgerzentrum

- 20.03. Auftritt des Blasorchester der Bundeswehr in Steinheim an der Murr

 

Let‘s get organized – against war and military pride!

 

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Für Menschen, welche Zugang zu den Strukturen der solidarischen Linken im Rems-Murr-Kreis suchen, empfehlen wir euch die Website der Antifaschistischen Linken (www.alarm.blogsport.eu) und dort Kontakt aufzunehmen. Für die Beteiligung an Aktionen, zum Aufbau eigener Strukturen oder für Aktionen in deiner Stadt.

Eine Welt zu gewinnen.

 

 

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