Nichts ist bewiesen. Was ist das politische Moment?

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Eine Stellungnahme von Indymedia zu den Kölner IL-Outing ++ Das Crossposting zu https://gegendarstellungouting.wordpress.com/aufgedeckt-kolner-il-outing... behauptet neue Beweise zu liefern und ist aber nur die Fortsetzung einer bürgerlich legalistischen Argumenationskette. Zur Dokumentation belassen wir diesen Text das letzte Mal im Openposting.

Im Juli 2022 wurde gegen einen Genossen aus der Ortsgruppe Köln "K2" der Interventionistsichen Linken der Vorwurf der sexualisierten Gewalt geäussert: https://www.outing-koeln.org/#statement1 bzw: https://de.indymedia.org/node/207738. Gemäß dem eigenen "Leitfaden im Umgang mit sexualisierter Gewalt" (https://interventionistische-linke.org/leitfaden) wurden diverse Gruppen, wie etwa eine Ansprech- und Kontaktgruppe, eingerichtet und das Outing veröffentlicht. Es wurde im Nachgang von der IL noch ein weiteres Statement verfasst: https://www.outing-koeln.org/, das erklärt, warum sie weiterhin hinter dem Outing stehen, nachdem erste Kritiken veröffentlicht wurden.

Mittlerweile häufen sich hier auf Indymedia Artikel, welche bürgerlich legalistische Positionen darstellen und "Beweise" konstruieren, um damit die Glaubwürdigkeit des Outings anzuzweifeln. Das sind bisher fast ausschließlich Artikel von der Seite https://gegendarstellungouting.wordpress.com. Die Authentizität der Gruppe dahinter ist NICHT ersichtlich und auch die "Beweise" lassen sich NICHT nachvollziehen.

Indymedia möchte auf folgendes hinweisen:
* Bei Outings sehen wir für uns eine erweiterte politische Verantwortung und bewerten diese differenzierter. Es ist wichtig, dass die outende Instanz glaubwürdig ist. Die IL hat hier ein großes Vertrauen, da sie sich mit sexualisierter Gewalt auseinandergesetzt und Grundlagen der Bewältigung im Umgang mit Outings geschaffen haben. Deshalb hat sich das Moderator*innen-Kollektiv entschiedenen, das Outing nicht weg zu moderieren und steht dazu auch.
* Indymedia stellt kein linkes Ersatzgericht da, worüber die "Beweise" ausgetauscht werden und am Ende ein "Urteil" gefällt wird.
* Es sollten sich alle vor Augen führen, dass mitlerweile Rechtsstreitigkeiten stattfinden. Im Zuge dessen werden auch Bestrebungen unternommen, linke Gruppen wie die IL zu schwächen und von anderen Gruppen zu separieren. Ferner besteht immer die Gefahr, dass, wenn hier interne Informationen veröffentlicht werden, das vordergründig dem Repressionsapparat dient und NICHT der Aufklärung des politischen Sachverhalts.

Das ursprüngliche Outing wurde veröffentlicht, um weitere Personen zu warnen. Darüberhinaus möchten wir uns an keinem unsolidarischen "Szenestreit" beteiligen oder ein Podium dafür bieten, das möglicherweise das Ziel hat, die Bewegungen zu spalten oder auch Repressionsbehörden Möglichkeiten der Handhabe zu liefern.

P.S.: Im Übrigen denken wir, dass eine solche Auseinandersetzung NICHT auf Twitter und Co aus Gründen geführt werden sollte.

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Ergänzungen

Ihr schreibt:

"Es ist wichtig, dass die outende Instanz glaubwürdig ist. Die IL hat hier ein großes Vertrauen, da sie sich mit sexualisierter Gewalt auseinandergesetzt und Grundlagen der Bewältigung im Umgang mit Outings geschaffen haben."

Das ist gelinde gesagt absurd: Die Auseinandersetzung mit sexualisierter Gewalt macht niemanden glaubwürdiger in irgendeiner Hinsicht. Teils gilt gar das Gegenteil. Beispielsweise lässt sich auch über die Person gegen die sich die Vorwürfe richten behaupten, dass sie sich – und zwar da angeblich Mitglied der IL sowieso automatisch im gleichen Umfang wie die IL selbst – mit sexualisierter Gewalt auseinandergesetzt hat und die selben Grundlagen wie die IL sie sich auch gegeben hat, ebenfalls mitgetragen hatte. Aber was hat das nun mit Glaubwürdigkeit zu tun? Umgekehrt wird vielmehr ein Schuh daraus: Gerade weil sich viele auf einer – ich würde ja sagen rein inszenierten Ebene, weil es eben nicht an den Ursprüngen sexualisierter Gewalt rüttelt, zumindest in aller Regel nicht – oberflächlichen Ebene mit sexualisierter Gewalt auseinandersetzen, das auch in weit übertriebenem Maße nach außen tragen und somit ganz allgemein völlig unklar bleiben muss, was ein solches "Nach-Außen-Tragen", also beispielsweise sich wie die IL sich Richtlinien (eine Art Strafprozessordnung an sich …) geben, überhaupt bedeutet. Die (formelhafte) Auseinandersetzung mit sexualisierter Gewalt macht also wenn überhaupt eine Person oder eine Gruppe zunächst einmal vielmehr unglaubwürdig, weil sie zeigt, dass diese Person/Gruppe ganz genau weiß, welches Vokabular sie bemühen muss, welche Argumente sie gebrauchen muss, usw. um "glaubwürdig" zu erscheinen und somit auch den instrumentellen Charakter dieser formelhaften Safe-Space-Sprache für sich zu nutzen weiß. Das ist hier bei der IL der Fall, aber auch bei der beschuldigten Person. Und genau das ist eben das Problem. Mit einem Outing wird so auf eine propagandistische Art und Weise etwas nach außen gekehrt, dessen innere Zusammenhänge notwendigerweise unklar bleiben müssen. Die Funktion andere zu warnen ist damit gerade bei einem Internetouting in aller Regel mäßig erfüllt. Klassische Plakate an Szeneörtlichkeiten mögen irgendwelchen Dating-App/sonstwas Chatdingen vielleicht auch nicht gerecht werden, aber ein Indymedia-Outing erfüllt diese Funktion halt auch nicht. Folglich muss man zumindest wenn man den Urheber*innen eines solchen Outings unterstellt, irgendwelche Ziele mit ihrem Handeln zu verfolgen und nicht bloß ein Theater an etablierten Codes zu inszenieren, annehmen, dass ein solches Outing eben ganz klar politische Ziele im Sinne von einer Diffamierung usw. verfolgt. Und eben das schafft dann jenen Reflex vieler Leute die nicht dargestellte und auch unmöglich darstellbare Glaubwürdigkeit der Zusammenhänge in Frage zu stellen. Vielleicht ein Reflex der gewissermaßen als Solidarität mit der geouteten Person missverstanden werden kann, aber eigentlich ein Reflex den propagandistischen Charakter eines solchen Outings in Frage zu stellen und anzugreifen, denn aufgrund dieses Charakters löst solch ein Outing nämlich gar nichts. Selbst die Diskussionen, die darum entstehen, drehen sich dann um einen Fall und eine Person, während die wahren Ursachen sexualisierter Gewalt weiter unangetastet bleiben. Und genau dem Prozess leistet ihr mit derlei Haltungen halt auch Vorschub, wenn ihr eine Glaubwürdigkeit an einem solchen formelhaften Bekenntnis zur "Auseinandersetzung" festmacht und die eine Position gegen die andere ausspielt (anstatt beispielsweise beides, Outing und Gegendarstellung entweder stehen zu lassen oder wegzulöschen, das hängt halt dann von der "Zensur"-Politik ab und nicht von irgendetwas anderem).

Vor zehn Tagen hat die Unterstützergruppe der vom Outing durch die Interventionistische Linke (bundesweit) im Juli 2022 Betroffenen diese Stellungnahme veröffentlicht: https://gegendarstellungouting.wordpress.com/aufgedeckt-kolner-il-outing-basiert-auf-gefalschten-beweisen-und-falschen-behauptungen/
Wir (“Kontaktgruppe3”) hatten als eigenständige, seit August 2022 aktive Gruppe diese Stellungnahme geprüft und für sachlich richtig befunden: https://k3-2022.tumblr.com/post/706515859129155584/aufgedeckt-k%C3%B6lner-il-outing-basiert-auf

Zu euren Fragen an uns:

1. 
Die IL hat bisher nicht reagiert und leider keinen Kontakt mit uns aufgenommen. Wir hoffen auf eine baldige klärende Antwort.

2.
In der Stellungnahme und unserer Bestätigung fehlt eine Position zum grundsätzlichen Umgang mit sexualisierter/sexueller Gewalt in der linken Bewegung. Das ist ein Mangel, danke für die Kritik! Wir wünschen uns dazu einen solidarischen Diskussionsprozess, der die Erfahrungen mit dem Kölner Fall einbezieht. Es muss verhindert werden, dass durch Fälle wie diesen das Vorgehen gegen sexualisierte/sexuelle Gewalt erschwert wird.

3.
Wir empfehlen diesen Beitrag von Flintas aus Kontaktgruppe3 zur Aufarbeitung:
https://k3-2022.tumblr.com/post/707397097580904449/statement-zu-den-aktuellen-entwicklungen-des
Sinnvoll ist auch die prüfende Lektüre des IL-Leitfadens:
https://interventionistische-linke.org/leitfaden
Rehzi Malzahn hat die Aufdeckung kommentiert: https://rehzimalzahn.net/nachricht-aus-der-schlangengrube/

4.
Wir laden wegen des großen Redebedarfs zu einem Treffen ein:
Mittwoch, 8. Februar, 19 Uhr, Alte Feuerwache (Offener Treff oder Versammlungsraum)

Kontaktgruppe3 (Klaus F., Zöhre G., Paula R., Sophia, Ulf P. und weitere Aktivistinnen)

Köln, 25. Januar 2023

kontaktgruppe3@riseup.net
https://k3-2022.tumblr.com

Das politische Moment wird sich dann herausstellen, wenn die IL sich zur Sache äußert.

Frage 1:
Who done it?
Handelt es sich lediglich um die beiden Täter:innen, die ihre eigene IL-Ortsgruppe getäuscht haben?
War es eine gemeinschaftliche Tat der Düsseldorfer IL-Ortsgruppe unter Täuschung der bundesweiten IL?
Oder ist die Tat mit Wissen von Führungskadern der bundesweiten IL vollzogen worden?
Solange die IL schweigt, muss von letzterer weitreichendsten Möglichkeit ausgegangen werden.

Frage 2:
In Abhängigkeit von der ersten Antwort stellt sich die Motivfrage.
Stehen persönliche Befindlichkeiten zweier isolierter Täter:innen im Vordergrund?
Sprechen wir über einen lokalen Machtkampf einer politischen Gruppe?
Oder handelt es sich um eine strategische Aktion der hierzulande immerhin größten als linksradikal gelesenen Organisation?
Der bisherige Gesamtverlauf und die bekannten Hintergründe weisen ohne Erklärung der IL ebenfalls auf letzteres.

Weitreichende politische Fragen werfen alle diese Varianten und ihre möglichen Zwischentöne auf. Diese betreffen in allen Varianten zum einen die Organisationsstruktur und Politik der IL, zum anderen aber auch den grundsätzlichen Umgang mit Konflikten in der radikalen Linken. Die Schwerpunkte und die Form der notwendigen politischen Auseinandersetzung sind dabei aber ganz entscheidend von den Antworten auf die oben gestellten Fragen abhängig. Das betrifft besonders die Frage, ob diese Auseinandersetzung MIT der IL geführt werden kann oder ÜBER sie geführt werden muss.

Das Indymedia-Moderationskollektiv als solches könnte allenfalls einen politisch progressiven Beitrag leisten, indem es sein offensichtlich befangenes Verhältnis zur IL transparent macht. Damit würde zugleich einer möglichen Erpressbarkeit durch IL-Kader Vorschub geleistet, wie sie anderen Medien der radikalen Linken bereits angedroht worden ist.

Statement zu den aktuellen Entwicklungen des IL-Outings

Die Kontaktgruppe3 ist eine unabhängige Recherchegruppe, die in den letzten Monaten versucht hat, das von der Interventionistischen Linken  (IL) behauptete sexistische Männernetzwerk aufzudecken. Dazu haben wir zunächst auf neutraler Ebene das Gespräch gesucht. Die Gesprächsangebote an die IL wurden jedoch von dieser nicht angenommen. Dennoch haben wir weiterhin versucht, möglichst viele Informationen zusammen zu tragen, mit dem Ziel das sexistische Männernetzwerk aufzudecken und dem Vertrauensverlust innerhalb der linken Szene, etwas entgegenzusetzen. Das Ergebnis unserer Recherche deckt sich mit den Aussagen des am 15.01.23 veröffentlichten Statements, das von den Betroffenen und Kritiker:innen des Outings erarbeitet wurde.

Viele Menschen, sowohl innerhalb der IL als auch in verschiedenen anderen politischen Strukturen sowie im erweiterten Umfeld, hatten Fragen und Zweifel zum Outing im Juli 2022. Die IL ist weder vor, noch nach dem Outing auf diese Zweifel eingegangen und hat Nachfragen abgeblockt. Es hätte viele Wege gegeben, mit den Vorwürfen umzugehen, ohne sie zu verharmlosen. Die IL hat sich trotz zahlreicher Bitten und geäußerter Zweifel entschieden, an die Öffentlichkeit zu treten. Nur deshalb wird dieser Diskurs jetzt öffentlich ausgetragen, der auch innerhalb der linken Szene hätte geklärt werden können.

In dem Outing wurde behauptet, es gebe keine Zweifel an der Darstellung der IL. Diese falsche Behauptung hat auf vielen Ebenen nachhaltig Schaden angerichtet, den wir im Folgenden benennen möchten. Wir möchten aufzeigen: Ein solches Verhalten hat massive Konsequenzen:

Die IL hat nicht nur das Leben des geouteten Genossen und seiner Familie existenziell beschädigt, sondern viele weitere Opfer hervorgebracht und der linken Szene insgesamt immensen Schaden zugefügt. Durch die – wie sich jetzt herausgestellt hat – erdachten Vorwürfe gegen C. und den weiteren Umgang mit diesen, wurde eine funktionierende Kölner Politgruppe (eine IL Ortsgruppe; K2) zerstört. Die meisten der ehemaligen Mitglieder sind seitdem nicht mehr in politischen Zusammenhängen aktiv. Viele Menschen aus dem erweiterten Umfeld haben sich von der linken Szene abgewandt, da ihr Vertrauen in diese nachhaltig gestört wurde.

Eine autoritäre Vorgehensweise der IL, die auf blindem Vertrauen in bestimmte Gremien beruht, hat dazu geführt, dass kritisches Nachfragen durch Täterschutzvorwürfe praktisch verunmöglicht wurde. Die IL und ihre Unterstützer:innen sorgten stets dafür, dass gerade bei den Plena, auf denen sie Fragen zu ihrem Vorgehen beantworten sollten und auf denen es eigentlich zu einer Debatte kommen sollte, kritische Stimmen gezielt eingeschüchtert wurden. Zudem wurden auf diesen Plena von der IL unterschiedliche, sich teils widersprechende Aussagen weitergegeben, was dafür spricht, dass diese selbst nicht richtig über den Sachverhalt informiert waren, dies aber dennoch unkritisch hinnahmen. Diese unkritische Übernahme führte schließlich zu deutschlandweiten Reaktionen, bis hin zu Artikeln in der taz und im nd. Die IL kennt offenbar für Flinta nur zwei Rollen: Die der Täterschützer:in und die des Opfers. Dass es nie im Interesse der IL war, eine wirkliche feministische Politik zu betreiben, zeigt sich an vielen Punkten:

So wurden etwa nie Flinta aus der Politgruppe Cs. oder aus seinem Umfeld angesprochen und nach möglichen schlechten Erfahrungen mit diesem befragt oder gar gewarnt. Auch Partner:innen von männlichen Mitgliedern der Gruppe wurden nie befragt oder über den Sachverhalt von der IL selbst aufgeklärt. Die IL hat zu keinem Zeitpunkt zu der Bedrohung durch das angeblich bestehende Männernetzwerk recherchiert und verweigerte eine angemessene Offenlegung ihrer Informationen. Ihr einziger Beitrag war das Outing mit dem Hinweis, dass sich betroffene Personen doch bitte melden sollten. Dies hätte schon deswegen nicht funktionieren können, da potenziell Betroffene nicht wissen konnten, ob sie ebenfalls ein Opfer dieses vermeintlichen Netzwerks sind. Hätte es dieses also tatsächlich gegeben, wären die betroffenen Flinta komplett alleine gelassen worden. Aufgrund einer völlig fragwürdigen Beweislage dies aber zu behaupten bedeutet, dass eine große Anzahl von Flinta in die Sorge versetzt wurden, ein mögliches Opfer dieser Machenschaften geworden zu sein. Jeder Mann hätte Teil dieses Männernetzwerks sein können, womit auch jeder Genosse ein möglicher Täter wäre. Die Ängste, die dadurch bei vielen Flinta innerhalb der linken Szene verursacht wurden, hat die IL verursacht, so dass wir auch von dieser fordern, öffentlich einzugestehen, dass sie keinerlei Informationen zu der Existenz des Netzwerks haben und sie diese Ängste völlig grundlos geschürt haben.

Die IL hat einen großen Schaden in der linken und linksradikalen Szene angerichtet, indem sie nicht nur antifeministisch gehandelt hat, sondern auch sexuelle Gewalt durch unpassende Vergleiche verharmloste. Interne Vorgehensweisen und Informationen über die eigenen Strukturen und über Strukturen, die mit ihnen zusammenarbeiten, werden der Polizei und der Justiz auf dem Silbertablett serviert. Sie sind mit offensichtlichen Falschaussagen an die Öffentlichkeit gegangen und haben mit ihrer “zweifelsfrei bewiesen”-Argumentation das Vertrauen in die linke Szene bei vielen zerstört. Was aber vielleicht am schwersten wiegt ist, dass das Vorgehen gegen sexuelle Gewalt durch ein solches Vorgehen erschwert wird, da unter anderem die Glaubwürdigkeit von Flinta, die sexuelle Gewalt erlebt haben, unter einem solchen Vorgehen leidet. Das Sicherheitsgefühl von Flinta innerhalb der linken Szene wurde nachhaltig beeinträchtigt, die Position von Opfern und damit die Sicherheit von Flintas wurde geschwächt.

Die autoritäre Denkweise der IL, die dazu führt, dass lieber geschwiegen wird, als eine Gegenmeinung zu formulieren, wurde von einer linken Szene angenommen, die lieber opportunistisch agiert oder aus Angst vor Konflikten Sachverhalte ignoriert, anstatt Haltung zu zeigen. Gut begründete Gegenmeinungen werden in so einem Umfeld weder gehört, noch berücksichtigt oder abgewägt. Große Teile der linken Szene schauten allerdings trotz eines unguten Gefühls diesem „Prozess“ lieber stillschweigend zu.  Rechtsgrundsätze wurden in ihr Gegenteil verkehrt. Statt Gewaltenteilung hat sich die IL selbst zum Ermittler, Richter und Strafenden ernannt, statt Unschuldsvermutung wurde der „Täter“ abgeurteilt, ohne ihn auch nur einmal anzuhören, statt Beweise zu prüfen wurden kritisch nachfragende Flinta zu Täterschützer:innen erklärt. Selbst reine Kritik am Verfahren wurde nicht ernst genommen.

Wir fordern die IL auf, endlich verantwortlich, solidarisch und vor allem endlich feministisch zu handeln!

Existenzieller Schaden wurde bei C., seiner Familie und seinem Umfeld angerichtet. Vertrauen in der linken Bewegung ist beschädigt. Nicht zuletzt schadet das falsche Vorgehen der IL dem Kampf gegen Sexismus.

Wir fordern von der IL eine lückenlose Aufarbeitung der benannten Geschehnisse. Die IL muss transparent machen, wie es zu einem solchen Outing kommen konnte und die entsprechenden Täter:innen zur Verantwortung ziehen. Eine solches Vorgehen darf nicht noch einmal passieren. Strukturen, in denen so etwas möglich ist, müssen diese dementsprechend überarbeiten. Ansonsten sehen wir nicht, wie mit solchen vertrauensvoll zusammengearbeitet werden kann.

Von Flintas aus Kontaktgruppe3

 

https://k3-2022.tumblr.com/post/707397097580904449/statement-zu-den-aktu...
kontaktgruppe3@riseup.net

Köln, 25. Januar 2023

Erinnerung für alle, die trotz der furchtbaren Katastrophe in der Türkei, Syrien und Kurdistan Kraft und Geduld haben, bei der Klärung mitzuhelfen:

Öffentliches Treffen zum IL- Outing und weiterem Vorgehen

Mittwoch, 8. Februar, 19 Uhr, Alte Feuerwache(Offener Treff oder Versammlungsraum)

Bitte kommt getestet und mit Maske. Es soll keinen Ausschluss von Vulnerablen und Long-Covid-Geschädigten geben. 

 

Update: Die IL hat bisher nicht reagiert und ist leider immer noch nicht zum Gespräch mit uns oder anderen bereit. 

 

Eure Kontaktgruppe3

07.02.2023

Mittwoch, 22. März 2023, 19 Uhr, Alte Feuerwache (Kleines Forum)

Beim ersten Treffen am 8. Februar haben ca. 60 Leute aus der Kölner linken Szene drei Stunden intensiv über die offenen Fragen und die Kritik am Vorgehen der Interventionistischen Linken (IL) diskutiert. Wir hatten dort den zweiten Termin angekündigt und schlagen diese Punkte zur Diskussion vor:
- aktuelle Erkenntnisse von IL und anderen
- was ist mit dem angeblich existierenden überregionalen sexistischen Männernetzwerk?
- unabhängige Aufklärung auf Vertrauensbasis gemeinsam mit Betroffenen und IL
- Schadensbegrenzung und Wiedergutmachung
- grundsätzliches Vorgehen gegen sexualisierte Gewalt in der linken Bewegung

Leider verweigert die IL weiterhin Gespräch und Dialog. Am 7. Februar hat die IL ein „Drittes Statement zu Vorfällen sexualisierter Gewalt“ veröffentlicht und damit das Outing trotz aller begründeten Zweifel aktualisiert (gespiegelt hier: https://t.ly/sAJT). Auch auf diese am 13. Februar veröffentlichten, sehr dringlichen und ernsten Statements von sechs Flinta-Personen gab es keine Reaktion: https://feministischeperspektiven1.wordpress.com/.

Deshalb haben wir die IL (Bundesorganisation) auf mehreren Wegen frühzeitig gebeten, zum zweiten Treffen am 22. März Vertreter:innen zu schicken, die mitdiskutieren und soweit möglich Fragen beantworten können. Wir meinen, dass der juristische Weg die Probleme in den linken Zusammenhängen nicht löst und wir gemeinsam politisch handeln sollten.

In ihrem Statement vom 7. Februar schrieb die IL: „Wir werden eine Untersuchung unter Einbindung Externer durchführen, die sämtliche Aspekte unvoreingenommen bewertet.“ Die Analyse der Fälschungen und Manipulationen der E-Mails der angeblich existierenden anonymen Quelle ist eine Sache von wenigen Tagen. Es sollten also bereits Ergebnisse vorliegen. Einer der Fehler der IL war, diese E-Mails und die von vielen erkannten Widersprüche nicht vor dem Outing zu prüfen. Dazu ausführlich: https://k3-2022.tumblr.com/post/708727959890100224/betroffene-unterst%C3%BCtzen-kollektiv-verantwortung

Das Treffen ist selbstverständlich autonom und kann sich Struktur und Themen wählen. Bitte kommt getestet und mit Maske. Es sollte keinen Ausschluss von Vulnerablen und Long-Covid-Geschädigten geben.

Eure Kontaktgruppe3 am 8. März 2023

 https://k3-2022.tumblr.com/

Hier die Ergebnisse unserer im August 2022 begonnenen Recherchen. Leute aus der Interventionistischen Linken (IL) und ihrem Umfeld in Köln, Hamburg, Berlin, Düsseldorf und Karlsruhe haben uns mit Information und Diskussion unterstützt. Der aktuelle Stand vom 9. Mai 2023 ist hier fett hervorgehoben.  Er ergänzt unsere Veröffentlichung vom 8. Februar (https://k3-2022.tumblr.com/post/708727959890100224/betroffene-unterstuetzen).

1. Am 11. Juli 2022 wurde C durch die Interventionistische Linke (IL) als Täter sexualisierter Gewalt geoutet. Er soll bei einem einvernehmlichen Date mit einer Frau (im Folgenden X genannt) Anfang Dezember 2021 ohne ihr Wissen und Einverständnis sexuelle Fotos gemacht haben. Diese Fotos soll er in einer Chatgruppe geteilt haben, die Teil eines größeren sexistischen Männernetzwerks sein soll.

2. Die Quelle für diese Vorwürfe ist laut Aussage von X eine bis heute unbekannte Informantin. Sie soll von der anonymen Mailadresse jennifer.hills@skymail.de zunächst an das männliche IL-Mitglied M. und dann an X mehrere E-Mails gesendet haben. „Jennifer Hills“ schreibt in ihrer Mail vom 14.01.2022, dass sie Teil einer Gruppe sei, die das Männernetzwerk zerschlagen will: „wir sind fast am ziel und dürfen nur keine fehler machen, und du wirst dabei sein wenn sie das bekommen was sie verdienen.”

3. X hat die angeblich empfangenen E-Mails inklusive der E-Mail-Header in einer PDF-Datei dem Landgericht Düsseldorf vorgelegt. Der Header der ersten Mail ist eine plumpe Fälschung, die weiteren Mails sind manipuliert und haben FälschungsmerkmaleDie erste Mail vom 10.12.2021, die von „Jennifer Hills” an das langjährige männliche IL-Mitglied M. adressiert ist, kann nicht empfangen worden sein. Sie wurde nachträglich gefälscht. Das ist durch die Analyse des Headers eindeutig bewiesen. Damit ist nicht erklärbar, wie der folgende, darauf aufbauende Mailverkehr mit „Jennifer Hills” möglich gewesen sein soll. Ein später (Oktober 2022) berichteter Videocall mit der Quelle am 14.01.2022 kann also nicht stattgefunden haben oder war ebenfalls eine Manipulation (die dort angeblich gezeigten Detailfotos sind fälschbar).
Die zwei Fotos, die einer angeblichen Mail vom 14.01.2022 anhängen, haben keine Beweiskraft. Sie zeigen weder C noch sexuelle Handlungen. Die angebliche Quelle und ihre Gruppe sind seit einem Jahr spurlos verschwunden.

4. Grundlage für das Outing waren allein die Informationen der angeblich existierenden anonymen Quelle. Diese sind, wie sich herausgestellt hat, nicht glaubwürdig. Damit hat sich die Begründung der IL für das Outing als falsch erwiesen. Es muss deshalb öffentlich zurückgenommen werden.

5. Das angeblich existierende Männernetzwerk soll in mehreren Städten mit Methoden von „Pick-Up-Artists“ aktiv sein, große Mengen illegal bei Dates angefertigter Fotos und Videos gesammelt sowie sexualisierte Gewalt geplant haben. Aus der E-Mail von „Jennifer Hills" vom 03.01.2022: „Dauertests“ und „Belastungstests“ sowie „spontane Hausbesuche“ seien in einigen Städten geplantEs ging also nicht um eine angebliche Bedrohung durch einen Einzeltäter, sondern um organisierte sexualisierte Gewalt einer überregionalen Männergruppe.

6. „Jennifer Hills“ soll im Oktober 2021 bei einem internen bundesweiten Treffen der IL in Köln ein langjähriges männliches IL-Mitglied (M.) angesprochen haben. Sie bezieht sich in ihrer ersten Mail an M. vom 10.12.2021 auf dieses Treffen: „ich habe dich in Köln angesprochen”. Da diese Mail nicht empfangen worden sein kann (siehe oben, Punkt 3), ist auch dieses Treffen fraglich. Wenn es stattgefunden hätte, dann würde M. die Quelle kennen oder zumindest beschreiben können. Dazu schweigt er. Wir gehen deshalb bis zum Beweis des Gegenteils davon aus, dass die anonyme Quelle mit dem Pseudonym „Jennifer Hills” nicht existiert, sondern eine Erfindung ist.
M. und X erfuhren laut den E-Mails Mitte Dezember 2021 von der Gefährlichkeit der sexistischen Männergruppe. Anfang März 2022 hat X der IL davon berichtet. Nach ihren eigenen Aussagen wollte X ausschließlich das Outing von C. Die IL hat sie darin unterstützt.  M. war innerhalb der IL eine treibende Kraft für das Outing. Das angeblich existierende Männernetzwerk schien niemanden weiter zu interessieren. Im zweiten und dritten Outing-Statement der IL vom 27.07.2022 und 07.02.2023 wird es gar nicht mehr erwähnt. Einzelne Vertreter:innen der IL bestreiten inzwischen, dass die IL jemals die gesicherte Existenz des Netzwerks behauptet habe (was nicht stimmt). Für die Existenz des sexistischen Männernetzwerks gibt es außer den gefälschten Mails keine Hinweise.

7. Wir haben seit August 2022 selbst in der Kölner linken Szene nach dem Männernetzwerk recherchiert. Dabei haben wir festgestellt, dass die IL dort nicht ermittelt. Weiterhin hat sie die Zusammenarbeit mit uns bei der Recherche abgelehnt.

8. Das Outing lief bundesweit mit Foto, eigenem Twitter-Hashtag und verstärkt durch Artikel in taz und nd. Die Folgen sind katastrophal:
- die Aufklärung der behaupteten Bedrohung durch das Männernetzwerk wurde erschwert
- die Verunsicherung in der linken Szene blieb bestehen
- C und seine Familie (darunter zwei FLINTA*-Personen) sind schwer in ihrer psychischen Gesundheit und existenziell materiell geschädigt, vor allem beruflich
„Jennifer Hills” ist die Hauptfigur der Horrorfilm-Reihe „I spit on your grave.” Sie nimmt blutige Rache an Vergewaltigern und auch deren Familienmitgliedern. Mit dieser Namenswahl haben die Erfinder der anonymen Quelle C und seine Familie massiv geängstigt und zusätzlich psychisch geschädigt.

9. Die politische Verantwortung liegt bei der IL und ihrer „bundesweiten Ansprechgruppe“. Vor dem Outing schrieb die bundesweite Ansprechgruppe der IL in einem internen Bericht: „Die Chat Verläufe und Aussagen der Quelle könnten theoretisch gefälscht/manipuliert sein“ . Im ersten Outing-Text vom 11. Juli 2022 behauptet die IL dagegen öffentlich: „Es gibt keinen Zweifel daran: Die geteilten Informationen können C eindeutig zugeordnet werden.“ Das war eine Lüge, denn innerhalb und außerhalb der IL hatten viele Leute und Gruppen gut begründete Zweifel geäußert. Diese Zweifel wurden ignoriert und als „Täterschutz“ denunziert. So wurden Vertrauensbeziehungen beschädigt und Menschen eingeschüchtert. Eine Folge war, dass die Kölner IL-Mitgliedsgruppe K2 sich auflöste.

Viele in der IL glauben die Geschichte mit der spurlos verschwundenen Jennifer Hills  und dem geheimen Männernetzwerk nicht mehr. Offenbar geht es den verantwortlichen Kräften in der IL nur noch um Gesichtswahrung. Die Auswirkungen auf die Betroffenen, darunter viele FLINTA*-Personen, werden als Kollateralschaden hingenommen. 

Kontaktgruppe3 am 9. Mai 2023

https://k3-2022.tumblr.com/