+++ Veröffentlichung von Vorfällen sexualisierter Gewalt / Outing des Täters +++
HINWEIS: Im folgenden Text geht es um sexualisierte Gewalt, die ein bisher in der Interventionistischen Linken organisierter Mann verübt hat. Sie wird teilweise explizit beschrieben. Falls Ihr davon ebenfalls betroffen wart oder Informationen zu weiteren Betroffenen habt, könnt Ihr Euch an unsere Ansprechstruktur für sexualisierte Gewalt wenden: betroffenensupport(at)interventionistische-linke.org
Cassim, der über mehrere Jahre hinweg bei der iL-Ortsgruppe K2 aus Köln organisiert war, hat sexualisierte Gewalt ausgeübt. Cassim ist nicht mehr Teil unserer Strukturen und Kommunikation. Wir schließen ihn aus unserer zukünftigen Arbeit sowie Aktionen aus und machen seine Taten hiermit öffentlich. Das Ziel der Veröffentlichung ist, weitere Betroffene oder potenziell betroffene Personen zu informieren und zu schützen sowie alle über Cassims Taten in Kenntnis zu setzen, damit sein Verhalten gestoppt wird.
Dieses stellte sich wie folgt dar: Nach einvernehmlichem Sex hat Cassim ausschweifende Beschreibungen der sexuellen Handlungen sowie Nacktbilder u.a. in einer Chatgruppe geteilt. Diese Bilder sind ohne die Kenntnis und damit auch nicht im Einvernehmen der Betroffenen angefertigt worden. Es gibt keinen Zweifel daran: Die geteilten Informationen können Cassim eindeutig zugeordnet werden.
Wir haben zudem konkrete Hinweise darauf, dass es sich bei dieser Chatgruppe um ein Männernetzwerk handelt, das Listen (mindestens) über Frauen (möglicherweise über weiblich gelesene Personen und FLINTA), anfertigt. Diese Listen enthalten persönliche Daten (Adressen, Hobbys, mögliche Themen zum Ansprechen etc.). Außerdem wird pornographisches Material in größerem Umfang miteinander geteilt. Die uns bekannten Passagen aus den Chatverläufen sind zutiefst frauenverachtend.
Es ist nicht davon auszugehen, dass die Betroffenen, die auf diesen Listen stehen, ausschließlich aus politischen Strukturen kommen oder Teil der linken politischen Szene sind. Aufgrund der bestehenden Chatgruppe ist von weiteren Tätern auszugehen, die vermutlich nicht nur aus dem Spektrum linker politischer Strukturen und Szene kommen. Derzeit sind uns keine weiteren Namen anderer Täter bekannt.
Im konkreten Fall übernehmen wir Verantwortung, indem wir im engen Schulterschluss mit den uns bekannten Betroffenen flächendeckend Personen, Räume und Strukturen einsetzen, um über Cassims Taten aufzuklären – und um zu verhindern, dass er sein Verhalten fortführen kann und weitere Personen dieser Gewalt ausgesetzt werden, in unseren Strukturen und darüber hinaus. Wir werden dort, wo noch nicht geschehen, Strukturen schaffen, in denen betroffene Personen sich austauschen und vernetzen können und unterstützt werden.
Dafür ist es wichtig, dass dieses Statement möglichst breit gestreut wird. Insbesondere weil Betroffene und potenziell Betroffene nicht alleinig aus der linken politischen Szene kommen, ist es wichtig, dass die Informationen an allen relevanten Orten verfügbar sind.
Der Fall zeigt erneut, dass auch linke Räume nicht frei von sexualisierter Gewalt sind. Der laufende Prozess innerhalb der iL orientiert sich in Absprache mit den Betroffenen an unserem "Leitfaden im Umgang mit sexualisierter Gewalt in der iL".
Es ist unsere politische Entscheidung, dass der Anspruch an Parteilichkeit – und damit im Sinne der Betroffenen zu arbeiten – dabei Ausgangspunkt für unsere Arbeit sein muss. Das bedeutet, Betroffene grundsätzlich solidarisch zu unterstützen. Wir wissen, dass das in einer patriarchalen und sexistischen Gesellschaft notwendig ist, um Dynamiken wie das Schweigen der Betroffenen, auf das die Täter setzen, aufzubrechen.
Außerdem ist wichtig, dass wir gemeinsam solidarisch mit den Betroffenen handeln und die Taten als einen Angriff auf unseren politischen Kampf zu verstehen. Dafür müssen neben uns auch Personen aus Cassims Umfeld Verantwortung übernehmen und parteilich für die betroffenen Personen handeln.
Wenn Ihr betroffen oder potenziell betroffen seid, meldet Euch jederzeit bei uns. Wir behandeln alle Informationen absolut vertraulich. Es ist selbstverständlich auch möglich, sich anonym an uns zu wenden. Ihr könnt Euch dafür an die überregionale Ansprechgruppe für sexualisierte Gewalt der IL wenden: betroffenensupport(at)interventionistische-linke.org. Auf Wunsch vermitteln wir Ansprechpartner:innen in eurer Nähe. Unabhängig davon, ob in den lokalen Gruppen eine eigene Ansprechgruppe besteht, gibt es in allen Städten mit IL-Ortsgruppen auch die Möglichkeit, sich mit Genoss*innen vor Ort zu treffen und zu reden.
Selbstverständlich kann es sich für euch stimmiger sein, mit externen Stellen zu sprechen, die professionell Beratung und Unterstützung für Betroffene sexualisierter Gewalt anbieten.
Entsprechende Stellen gibt es in den meisten Städten. Hier findet ihr eine Liste mit Unterstützungsangeboten in eurer Nähe: https://www.frauen-gegen-gewalt.de/de/organisationen.html Wenn ihr dort euren Ort eingebt, ist gekennzeichnet, ob die Beratungsstellen Teil vom Bundesverband BFF sind. Diese Einrichtungen handeln nach feministischen und antirassistischen Grundsätzen.
Wir fordern alle Menschen, die Informationen über das beschriebene Netzwerk haben, dazu auf, diese Informationen mit unseren Ansprechstrukturen für sexualisierte Gewalt zu teilen (per Mail an: hinweise(at)interventionistische-linke.org) und diese Netzwerke öffentlich zu machen!
Interventionistische Linke, Juli 2022
