[Berlin] Bericht: #HabersaathBleibt! FLINTA*s auf der Straße – für den den Erhalt selbstverwalteter Schutzräume!

Regionen: 

„GEGEN EINE RÄUMUNG, GEGEN DEN ABRISS. UND FÜR EINE ZUKUNFTSPERSPEKTIVE DIE UNS MITDENKT.“

Rund 80 Personen - nicht FLINTA*-only - kamen am 13.07.2022 zur Kundgebung vor die Habersaathstraße 48, die vom dortigen selbstorganisierten FLINTA*s & Queer Safe Space (@schneckengang: https://twitter.com/SchneckeMitte) initiiert wurde, um für den Erhalt selbstverwalteter Schutzräume und gegen Abriss und Spekulation zu protestieren.

Nach der erfolgreichen Besetzung der leerstehenden Wohnungen durch Wohnungslose und Supporter:innen in der Habersaathstraße 40–48 am 18.12.2021 konnten nach längerem hin und her verhandeln mit den entsprechenden Senatsstellen neben den dort wohnenden Bestands- und Langzeitmieter:innen zahlreiche wohnungslose Menschen eine eigene Wohnung beziehen.

Schon bei der Besetzung war klar, dass es für wohnungslose FLINTA*s, die oftmals krassere Gewalterlebnisse auf der Straße haben, eigene und selbstorganisierte Schutzräume bedarf  –  und deshalb vernetzten und organisierten sich nach und nach die die FLINTA*s und Queers in der Habersaathstraße 48.

Weil der Spekulant und Abzocker Andreas Pichotta mit seiner dubiosen Real Estates Gmbh (https://www.northdata.de/Pichotta,+Andreas,+Berlin/d2e) nun doch eine Abrissgenehmigung vom Bezirksamt bekommen hat, wird eine brutale Räumung der ehemals Wohnungslosen und damit auch des FLINTA*Q-spaces befürchtet. Und eine Unterbringung in überfüllte Obdachlosen-Wohnheime.

Die gut besuchte Kundgebung war ein erster eigenständiger öffentlich organisierter Schritt der Genoss:innen, um Sichtbarkeit und Empowerment von FLINTA*s (und Queers) von/auf der Straße herzustellen und um selbstorganisiert im gemeinsamen Kampf um den Erhalt der Habersaathstraße einzutreten.

Los gings mit einer kleinen Schikane der Polizei, die mit mehr Leuten als nötig (24. EHU) inklusive 3 PMS-Zivibullen im Einsatz war. Obwohl die Kundgebung bereits ab 15:00 angemeldet war, zwecks Aufbau, waren die Bullen der irrigen Meinung, dass die Straße erst abgesperrt werden könne, wenn die ersten Kundgebungsteilnehmer:innen eintrudeln (wenn insgesamt 15 Menschen vor Ort sind). Dies verzögerte den Aufbau eines DIY Pavillons und der Soundtechnik um fast eine Stunde.

In einem ersten starken Redebeitrag stellten sich die Initiator:innen des FLINTA*spaces vor und sprachen über die aktuelle Situation und den krassen Gefahren für Frauen in der Obdachlosigkeit. (In einem Artikel in der taz vom 13.07., wo die Kundgebung angekündigt wurde unter der Überschrift »FLINTAs gegen Abriss« beschreibt eine ehemals wohnungslose Straßenkünstlerin aus der Habersaathstraße die Situation obdachloser Frauen: https://taz.de/Bewegungstermine-fuer-Berlin/!5868326/)

Im darauf folgenden Redebeitrag der FAU (Freie Arbeiter:innen Union) betonten zwei Genossinnen die Notwendigkeit des antipatriarchalen Kampfes und der Selbstorganisierung von FLINTA*s und riefen zur Solidarität mit den Genoss:innen in der Habersaathstraße auf.

Ein erstes Zwischen-Fazit von @demo_ticker via twitter kurz nach Beginn der Kundgebung: „schönes zeichen der solidarität mit dem kampf der FLINTA* gegen den drohenden verlust des wohnraumes und die patriarchale gewalt. Überall!“ (https://twitter.com/demo_ticker/status/1547252942868291585)

Danach legte Liedermacherin FaulenzA (trans female rap punk folk) los. FaulenzA ist eine transweibliche Aktivistin, Musikerin und Autorin die auch bei den SV Babelsberg 03 Fanclub "Babelsqueers" organisiert ist. Zwischen ihren Songs sprach über die Notwendigkeit der Solidarität mit Wohnungslosen und insbesondere FLINTA*s auf der Straße. Bei ihrem aktuellen Smash-Hit »Chaostage Sylt« wurde Pogo getanzt. (FaulenzA: https://www.tiktok.com/@faulenza_einhornrap)

Es folgte eine Theateraufführung vom Kalash48 Kollektiv des FLINTA*Q-space über derzeitige Probleme des Miteinanders in der Habersaathstraße angesichts drohender Räumung und Abriss.

Nach Spass und Unterhaltung folgten weitere Redebeiträge von Supporter:innen: „auch wenn cis dudes es kleinreden, FLINTA* sind ÜBERALL ohne obdach patriarchaler gewalt ausgesetzt. (@demo_ticker.)“. Und ein solidarischer Redebeitrag vom Anarchistischen CSD (ACSD) auf englisch: „More than safe spaces: we want the world!“

Zu einer kurzzeitigen Slapstick-Zwischeneinlage kam es, nach dem eine Person vor die Menge trat und erbost gegen die Genoss:innen der Kundgebung schimpfte, dass diese mit ihrer Unangepasstheit und Politik den Kampf um die Habersaathstraße sabotieren würden. Und die Besetzer:innen seien Schmarotzer:innen. Obwohl sie niemand der anwesenden Bewohner:innen kannte, behautete sie, eine Langzeitbewohnerin zu sein. Nach ihrem Statement wurde sie von den Organisator:innen höflich aber bestimmt gebeten, nicht länger zu stören und zu gehen.

Wir als Autonome kennen es schon. Dass es häufig bei drohenden Räumungen im Vorfeld auch zu Spannungen wegen unterschiedlicher Interessen und Strategien (sowie Aktionsformen) zwischen verschiedenen Bewohner:innen-Kreisen kommen kann. Einen Spaltungspilz hat hierbei schon das Bezirksamt gepflanzt: Nach der bereits erteilten Abrissgenehmigung sollen die Alt-Mieter:innen eine Übereinkunft unterzeichnen, dass die ehemals Obdachlosen freiwillig gehen und sie als Bestandsmieter:innen auch gehen müssen und dafür aber eine zwischenzeitliche Umsetzwohnung erhalten bis irgendwann der Neubau fertiggestellt ist.  Und wenn sie nicht unterschreiben, wird es zur Räumung kommen. Ein Sprecher der Initiative bezeichnete dies als Nötigung und Erpressung, was sie nicht unterschreiben wollen. Hier sollen also von den Politiker:innen für den Profit einer dubiosen Spekulanten-GmbH verschiedene Bewohner:innen-Kreise gegeneinander ausgespielt und aufgehetzt werden.

Doch allen sollte klar sein: der Kampf ums Ganze kann auch in der Habersaathstraße nur von allen gemeinsam und nicht gegeneinander geführt werden.

Als letzter Live-Act trat die Künstler_in  Describing Unity (anarcha queer folk punk with ukulele) auf mit englischen Polit-Texten und Ukulele. Ein Evergreen-Hit war hier der Cover-Song von Quetschenpaua »Kuh-damm's börning« von Anfang der 90er. (Describing Unitiy: https://describingunity.bandcamp.com/)

Zum Ende der Kundgebung bedankte sich eine Supporter:in im Namen des des FLINTA*space stark berührt von den anwesenden Kundgebungsteilnehmer:innen und der vielen Solidarität. Es wurden weitere Aktivitäten, Aktionen, Kundgebungen angekündigt. @demo_ticker: „20:06 - #b1307 #QueerSpace & #HabersaathBleibt! starke kundgebung jetzt beendet. danke den organisator_innen, unterstützer_innen, künstler_innen und den vielen solidarischen menschen für das FLINTA* Haus in der 48“.

Wer die Genoss:innen des FLINTA & Queer Space in der Habersaathstraße unterstützen oder sich über weitere Aktivitäten informieren möchte, kann sie via Direktnachricht über den Twitter-Account Schneckengang @schneckemitte (https://twitter.com/SchneckeMitte) kontaktieren oder vor Ort Kontakt aufnehmen.

Bilder: 
webadresse: 
Lizenz des Artikels und aller eingebetteten Medien: 
Creative Commons by-sa: Weitergabe unter gleichen Bedingungen

Ergänzungen

KORREKTUR: Die Firma des Spekulanten heißt "Arcadia Estates Habersaathstraße 40-48 GmbH". Bei den vielen Unterfirmen zwecks Steuervermeidung etc. kann mensch schon mal den Überblick verlieren ;-)

soligrüße vom OMZ, das kurz zuvor sehr gastfreundlich in der habersaath 48 aufgenommen wurde. danke!!! hier die Rede zum nachlesen, für die das OMZ leider nicht mehr da war:

Bilder: 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Habersaathstraße 40-48 ist keine Besetzung. Habersaathstraße 40-48 ist ein (hoffentlich langes) Wohnprojekt. Im besten Falle wird es ein Pilotprojekt, wie sozial auf durch Spekulanten verursachten Leerstand reagiert wird.

 

 

 

Es ist ein Wohnprojekt für bedürftige obdachlose Menschen, das gerade auch älteren und zerbrechlichen Obdachlosen einen neuen Start ermöglichen soll: Durch die Sicherheit einer eigenen Wohnung, einem Bad, der eigenen Küche, wieder ein angstfreies Leben und gesellschaftliche Teilhabe zurück zu erlangen.

 

Diese Menschen möchten vor allem eines: Ruhe und Angstfreiheit.

 

 

 

Insofern hat die Mehrheit der friedlichen Hausbewohner beschlossen, dass eine Person, die für ständigen Unfrieden unter der Gemeinschaft sorgt, und mit ihrem Verhalten auch wiederholt Polizeieinsätze u.a. durch Lärm, wilde Partys mit ausuferndem Drogenkonsum, Zerstörung des Gebäudes und Bedrohungen der friedlichen Hausbewohner provoziert, zum 21.08.22, 24 Uhr ausziehen möge.

 

Statt dem Wunsch der friedlichen Menschen des Wohnprojektes entgegen zu kommen, versammelte die Person seit Sonntagnachmittag eine Gruppe von ca. 20 sogenannten „Unterstützern/ Aktivisten“ vor dem Haus 48.

 

 

 

In einem Gespräch mit den sogenannten „Unterstützern/ Aktivisten“ wurde deutlich, dass diese glauben, dass es sich um eine Besetzung des Hauses handeln würde.

 

Das ist falsch.

 

Zudem handelte es sich bei den dort zusammen gekommenen Personen fast ausschließlich um mental und körperlich robuste junge Menschen mit viel anti-staatlicher Energie.

 

 

 

Daher frage ich diese Personengruppe:

 

Warum besetzt ihr nicht selbständig ein Haus? Warum wollt ihr für eure eigene Agenda ein gutes Projekt zersetzen? Warum missbraucht und terrorisiert ihr für eure „politische Agitation“ bedürftige Menschen, die viel vulnerabler sind als ihr?

 

 

 

Die Menschen in diesem Projekt suchen Ruhe. Ihr sucht Krawall. Warum könnt ihr den Wunsch der Mehrheit der friedlichen Bewohner nicht respektieren?

 

 

 

Das! ist unser Haus. Sucht euch euer Eigenes.