Steine lebt!
Wir sind wütend, wir sind traurig, denn die Glitzerverwaltung, die in den letzten zwei Wochen ein Zuhause und ein offener Raum für viele geworden ist, ist gestern (Dienstag) geräumt worden. Und wir kämpfen weiter.
Nachdem das Dorf einige Jahre zu großen Teilen leer stand, sind in den lezten Tagen Menschen nach Steine eingezogen, um das Dorf wieder zu beleben. Wir wurden heute Morgen in aller Frühe geweckt. Die Staatsmacht hat Fakten geschaffen und die Cops sind mit etwa 20 Wannen (also: 20mal mehr Menschen als Bewohner*innen) in die wiederbelebte dörfliche Idylle eingerückt. Die Cops sind in das Haus, das in den letzten Wochen instandbesetzt, geputzt, eingerichtet und repariert wurde, gewaltsam eingebrochen, sie haben die Eingangstür und mehr zerstört. Und das, obwohl vorher von uns klar kommuniziert wurde, dass wir den Räumungstitel sehen wollen (der uns bis zum Schluss nicht gezeigt wurde) und dass uns ganz sicher nicht daran gelegen ist, die Glitzerverwaltung zu zerstören, denn sie wurde in den letzten Tagen von uns und anderen, von vielen Träumer*innen und solidarischen Anwohner*innen immer schöner, bewohnbarer und gemütlicher gemacht. Wir sind heute müde und erschöpft, aber auch weiter kämpferisch und freudig. Wir ziehen viel aus den letzen zwei Wochen, aber auch aus dem heutigen Tag. Die Solidarität unserer Nachbar*innen war überwältigend und auch heute waren wir zu keinem Zeitpunkt alleine, sondern sind unterstützt und aufgeommen worden, sitzen jetzt beisammen und sammeln Kraft. Es ist uns bis zu diesem Zeitpunkt völlig unklar ob die Räumung nach geltendem Recht durchgeführt hätte werden dürfen: Es wurde kein Räumungstitel vorgezeigt, der Name auf dem Strafantrag war nicht lesbar und es ist unklar, ob es überhaupt eine zeichnungsberechtigte Person der Eigentümer*innen des Geländes in Steine gibt. Trotz dieser Unklarheiten, die auch die Cops nicht ausräumen konnten, wurde das Gebäude geräumt. Schon heute Nachmittag haben die Cops eine Pressemittteilung rausgehauen, ohne diese Dinge zu klären oder weiter auszuführen. Wir stellen einige Dinge aus dieser Pressemitteilung selbst klar. Wir seien nicht von hier, schreiben sie, dabei sind wir hier eingzogen um zu bleiben, haben Kontakte geknüpft zu Nachbar*innen, uns wild und spontan verbunden, sind von hier geworden, egal woher wir kamen. Außerdem haben die Bullen uns (obwohl sie uns vorher nach Pronomen gefragt haben) immer weiter misgendered und in ihrer Pressemitteilung die vermeintlichen geschlechtlichen Identitäten der Besetzer*innen kundgetan. Wir bestimmen selbst wer wir sind und sein wollen! Wir sind nicht unsere Passidentitäten, wir lassen uns nicht fremdbestimmen vom Staat. Dieser Umgang beweist einmal mehr warum es Freiräume braucht! Freiräume auf dem Land, Freiräume, in denen wir queers und trans* Menschen uns ausleben können, frei von Fremdbestimmung. Queere Lebensweisen bedeuten für uns selbstbestimmt zu leben, uns spontan und improvisiert zu verbinden, uns die Räume zu nehmen, die wir brauchen. Euer hochgehaltenes Gut Eigentum bedeutet Leerstand, bedeutet Verfall, bedeutet das Kapital zu stellen vor das Leben der Menschen in den Dörfern. Wir werden uns ausruhen, umeinander kümmern, singen und lachen, Kraft schöpfen aus der Solidarität, die wir erleben durften und die wir weiter erleben. Wir kämpfen weiter für queere Freiräume, für selbstorganisierte anarchistische Strukturen auf dem Land und dafür, dass Steine wieder Dorf wird! Wir holen uns die Dörfer zurück, Steine ohne Schweine! Glitzerverwaltung lebt