Auswertung der Gedenkveranstaltung zum Todestag von Andrea Wolf

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Am 21.10.2017 fand in der K9 eine Info- & Diskussionsveranstaltung anlässlich des 19. Todestages von Andrea Wolf statt. Um möglichst viele Menschen zu erreichen und im besten Fall, eine Debatte innerhalb der radikalen Linken zum Thema Gedenkpolitik anzustoßen, veröffentlichen wir unser Material zur Veranstaltung sowie eine Zusammenfassung der anschließenden Diskussion.

Gründe diese Veranstaltung zu organisieren gab und gibt es genug. Sei es das Gedenken an Andrea Wolf und all die anderen Menschen, die in emanzipatorischen Kämpfen gestorben sind, oder mögliche Antworten auf die Frage: „Warum sich Menschen dem bewaffneten Kampf angeschlossen haben, an diesem teilnehmen oder teilnehmen werden?“, zu finden.

Eine weitere Intention ist, einen Teil der Gedenkkultur an Gefallene innerhalb der radikalen Linken in Deutschland solidarisch zu kritisieren und gleichzeitig zu überlegen, wie wir Gedenken neu ausrichten können. Dies ist unserer Meinung nach notwendig, da so manche Veranstaltung sich weder tiefgründig mit den jeweiligen Kämpfen und / oder den politischen Ansichten, bzw. unterschiedlichen Hintergründen von Personen auseinandersetzt bzw. gleich zum großen Märtyrer-Kult übergeht. So fungieren diese Veranstaltungen als reines Ritual und / oder Identitätspolitik.

 

An der Diskussion, die wir im Rahmen der Veranstaltung führten, nahmen Menschen aus verschiedenen politischen Spektren teil, somit war es möglich Unterschiede zwischen der Gedenkkultur in Deutschland und anderen Ländern in die Gespräche einfließen zu lassen. Im Folgenden haben wir versucht nicht unsere Position, sondern die geführte Diskussion zusammenzufassen.
Wir haben insgesamt sechs Schwerpunkte innerhalb der Diskussion gesehen:

 

1. Die politische Einordnung / der politische Hintergrund der Gefallenen
2. kollektives Gedenken
3. fehlende Perspektive
4. Gedenken und der bürgerliche Diskurs
5. Gedenken als Wissensweitergabe
6. (fehlende) Solidarität

 

Zwischen den einzelnen Punkten gibt es mal mehr, mal weniger große Überschneidungen. Die Diskussion thematisierte fast ausschließlich Menschen, die sich „freiwillig“ [1] einem militanten und / oder bewaffneten Kampf angeschlossen haben. Nicht aus Arroganz anderen gegenüber, sondern um eine tiefer gehende Auseinandersetzung mit dieser Form des Gedenkens zu ermöglichen.

 

1. Die politische Einordnung / der politische Hintergrund der Gefallenen

 

Bei diesem Punkt ist vor allem der Unterschied zwischen Deutschland und den anderen angesprochenen Ländern (Baskenland, Nordirland und Kurdistan) hervorgetreten.
Zum Beispiel ist die Begrifflichkeit „ist Opfer von…geworden“ oder „wurde Opfer durch…“ in Deutschland fest verankert. Das Wort Opfer, ist dabei in den meisten Fällen defensiv konnotiert [2]. Dass Menschen sich selbstbestimmt und bewusst für eine Widerstandsform entscheiden, indem das Risiko zu sterben sehr real ist, wird dadurch ausgeblendet.

 

In anderen Ländern, gibt es neben der persönlichen, individuellen Trauer, auch eine Einordnung der Gefallenen in einen größeren politischen Kontext. Ein Beispiel ist dabei die Grabinschrift „killed in action“ z.B. auf dem Belfaster Friedhof, ein anderes ist Andrea Wolf. In Kurdistan ist sie nicht ein Opfer des türkischen Staates geworden, sondern im Kampf für die kurdische Bewegung und für die Freiheit aller Menschen gestorben. Dieser Kampf ist nicht vorbei. Er wird heute von anderen Genoss*innen selbstbestimmt weitergeführt.

 

Allein der Unterschied in den Begrifflichkeiten zeigt sehr gut, wie der Tod von Kämpfer*innen unterschiedlich wahrgenommen wird und ob es einen kollektiven Umgang mit dem Kampf und dem Tod gibt.

 

2. kollektives Gedenken

 

Daran anschließend wurden Beispiele aus Kurdistan und dem Baskenland genannt, wie Gedenken an die im Kampf Gefallenen zu einer kollektiven Erinnerungskultur werden kann.

 

In Spanien gibt es bspw. in Orten in denen ETA-Kämpfer*innen gelebt haben, Bilder der Gefallenen in Kneipen, womit ersichtlich werden soll, dass diese Bar den Kampf und die politische Idee unterstützt. Zeitgleich wird Geld für die Familien gesammelt um diese nicht alleine zu lassen.
In Kurdistan sind neben Bildern und Gedenkstätten auch Lieder und Texte über die Gefallenen weit verbreitet, damit die Sehids [3] und ihre Aktionen im kollektiven Gedächtnis bleiben. Dies kann dazu führen, den bewaffneten Kampf im Alltag sichtbar zu machen und somit einen kollektiven Umgang mit dieser Widerstandsform und den Risiken die diese mit sich bringt, herzustellen.
Darüber hinaus wird das Gedenken an die Personen, die eben jenes Risiko für eine freie Gesellschaft eingegangen sind, aufrechterhalten. Weiterhin werden die Angehörigen und Freund*innen mit ihrer Trauer nicht alleine gelassen, sondern kollektiv unterstützt.

 

3. fehlende Perspektive

 

Der kollektive Kampf für eine bessere Gesellschaft ist in Deutschland ein eher seltenes Phänomen. Meist organisiert ein Personenzusammenhang etwas und der Rest kommt zum konsumieren vorbei. Für den politischen Diskurs mit Genoss*innen ist kaum mehr Zeit als auf dem Plenum, von dem Versuch kollektive Lebensformen auszuprobieren ganz zu schweigen. Der Kapitalismus hat uns so sehr vereinzelt, dass es uns schwer fällt gemeinschaftlich zu entscheiden und zu Leben.

 

Dies spiegelt sich in der politischen Perspektive innerhalb der radikalen Linken in Deutschland wieder. Oftmals fällt es schwer, an einen gemeinsamen Kampf und solidarisches Verhalten untereinander zu glauben. Vielmehr geht es um Identitätspolitik und Ansehen in der Szene. Innerhalb der Diskussion wurde zu dem angemerkt, dass diese fehlende revolutionäre Perspektive zusätzlich durch eine oberflächliche Gedenkkultur und / oder nicht vorhandene Debatten über die eigene Bewegungsgeschichte, gefördert wird.

 

4. Gedenken und der bürgerliche Diskurs

 

In der Diskussion ging es jetzt um die Bezugnahme und die Erinnerung an die R.A.F. und anderen bewaffneten Gruppen in Deutschland. Hier sollte dem bürgerlichen Diskurs entgegengetreten werden. Warum gibt es so gut wie keine kritische Auseinandersetzung oder Bezugnahme mit und auf die Aktionen der R.A.F., Bewegung 2. Juni und ähnlichen Zusammenhängen? Wenn dann liegt der Fokus einzig auf der Benennung von Unterschieden, bzw. Distanzierungen zu diesen Gruppen und ihren Fehlern.
Oft wird dabei eine Moralvorstellung vertreten die in der bürgerlichen Gesellschaft ihren Ursprung findet. Mit dem bewaffneten Kampf möchte man nichts zu tun haben. Somit überlässt man die Analyse der eigenen Bewegungsgeschichte oft Personen wie Stefan Aust [4] und Co.

 

5. Gedenken als Wissensweitergabe

 

Für die radikale Linke ist eine tiefer gehende Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte, den Fehlern, als auch den speziellen Formen von Widerstand immens wichtig. Viele Probleme, mit denen wir auch heute noch zu tun haben, wurden bereits von anderen Genoss*innen angesprochen, öffentlich gemacht, theoretisch analysiert und in die praktische Arbeit eingebunden.
Diese Wissensweitergabe funktioniert aber nur, wenn Gedenken darauf ausgerichtet ist, den aktuellen Kampf voranzutreiben bzw. die Kämpfe von damals auf die heutige Zeit zu übertragen, zu aktualisieren und weiterzuführen.
Es sollte beim Gedenken an Gefallene eine wichtige Rolle spielen, sich mit den Ideen und Aktionen der jeweiligen Person auseinanderzusetzen. So gehen schon geführte Auseinandersetzungen nicht verloren, wir können voneinander lernen und unsere eigene Geschichte wird lebendig gehalten.

 

6. (fehlende) Solidarität

 

Der Mangel an Solidarität in der radikalen Linken in Deutschland ist allgegenwärtig. Ist es die Auseinandersetzung mit Menschen im Knast, der soziale Umgang miteinander oder die Ignoranz gegenüber Kämpfen die von vorangegangen Generationen geführt wurden, die in Vergessenheit geraten und / oder deren Deutungshoheit der bürgerlichen Presse überlassen wird.

 

In Kurdistan bspw. ist die Solidarität untereinander, eine Grundlage der Bewegung. Die Gemeinsamkeiten werden gesucht, die Unterschiede diskutiert. Die jeweilige Gedenkkultur lebt hierbei von der Solidarität der Menschen untereinander.

 

Zwei positive Beispiel aus Deutschland wurden dennoch gefunden, die in ihrer Form sehr unterschiedlich sind. Zum einen die tagelangen Ausschreitungen in Westdeutschland, die nach dem Tod von Günther Sare [5] stattfanden. Hierbei entlud sich Trauer, Wut und das Gedenken an ihn, in einer kollektiven Randale.
Ein anderes Beispiel das genannt wurde, ist ein Fest, welches in Celle, in Gedenken an die in Kurdistan gefallenen Kämpfer*innen stattfand. Dort haben verschiedene Gruppen und Zusammenhänge die Angehörigen der Sehids eingeladen und kollektiv den Toten gedacht, gesungen und sich gegenseitig Texte und Briefe der Gefallenen vorgelesen. Das Gedenkfest wurde somit zu einem Ort des Widerstands und des Lebens.

 

Folgender Satz, der während des Vortrags unserer Freundin fiel, fasst unserer Meinung nach die Diskussion abschließend gut zusammen:

 

„Das Gedenken an kämpfende Menschen ist ein Versuch die Widerstandsgeschichte im Gedächtnis zu behalten. Dieser [Versuch] ist aber nur dann aktiv, wenn daraus heutiger Widerstand entsteht!“
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[1] Freiwillig ist hier in Anführungszeichen gesetzt, da jede Person selbst entscheiden kann / muss ob sie kämpft oder nicht, es aber in den Ausgangssituationen und den Lebensrealitäten extreme Unterschiede gibt.

 

[2] Eine Wortmeldung brachte das Beispiel von Ibrahim Arslan an, der den Begriff Opfer für sich positiv besetzt, da er Kampf und Trauer vereint. Ibrahim Arslan überlebte 1992 den rassistischen Brandanschlag in Mölln und ist z.B.: Mitorganisator der „Moellner Rede im Exil“.

 

[3] Als Sehids werden Menschen in Kurdistan bezeichnet die im Kampf gefallen sind.

 

[4] Stefan Aust: Journalist und ehemaliger Chefredakteur von DER SPIEGEL und Die Welt, hat u.a. mit dem Buch Der „Baader-Meinhof-Komplex“ maßgeblich die bürgerliche Geschichtsschreibung über die R.A.F. in Deutschland mitgeprägt.

 

[5] Günther Sare wurde am 28.09.1985 in Frankfurt auf einer antifaschistischen Demonstration von einem Wasserwerfer überfahren, der gezielt in die Gruppe steuerte.
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Neben der Diskussion wurde in einer 12-seitigen Ausstellung das Leben und der politische Werdegang von Andrea Wolf thematisiert. Dabei kommen Freund*innen, Genoss*innen sowie ein Teil ihrer Familie zu Wort. Ein PDF der Ausstellung gibt es hier:

 

https://issuu.com/ak360/docs/andrea_wolf

 

Andrea hat in der Zeit in Kurdistan viele Briefe und Texte verfasst, diese wurden später in einem Buch veröffentlicht. Die PDF-Version gibt es hier:

 

https://www.nadir.org/nadir/initiativ/isku/hintergrund/gefangene/RONAHI/ronahi_andrea_buch.pdf

 

https://issuu.com/ak360/docs/ronahi_andrea_buch

 

Zu Beginn der Veranstaltung thematisierte der Film „Erinnerung an Andrea Wolf Ronahi“, das Leben und den Kampf von Andrea in Deutschland und Kurdistan. Den Film findet ihr in nicht so guter Qualität auch auf YouTube:

https://www.youtube.com/watch?v=v_PFQmrBhBc

 

Im Anschluss sprach eine Genossin über die politische Sozialisierung von Andrea und ihre Beweggründe sich in Deutschland zu engagieren und sich später den bewaffneten Kampf in Kurdistan anzuschließen. Weiterhin wurde in dem 30-minütigen Vortrag die politische Situation in Deutschland und Kurdistan zu eben jener Zeit thematisiert. Einen Mitschnitt findet ihr demnächst auf unserem Blog und Twitter

https://twitter.com/Antifa_36

 

Wir möchten uns herzlichst bei unserer Freundin aus Frankfurt bedanken, die uns nicht nur eine Menge Material für die Veranstaltung zur Verfügung gestellt hat, sondern auch den Vortrag gehalten hat und ein wichtiger Bestandteil der Diskussion war.
Danke auch an die K9 für die problemlose Nutzung der Räume sowie den Menschen die einen Gefangenenschreibworkshop angeboten haben.

 

Wir möchten hier nochmals betonen, dass ein Begriff wie Solidarität mehr beinhaltet, als auf Soli-Partys zu saufen und an Silvester die Anti-Knast-Demo zu besuchen. Genauso wie der Kampf gegen Nazis oder Bullen, muss auch die theoretische und praktische Auseinandersetzung mit dem Thema Knast, aber eben auch dem Tod unserer Freunde, in unseren Alltag integriert werden. Der politische Kampf muss für die Menschen nicht im Gefängnis aufhören. Schlagkräftig wird er allerdings erst richtig, wenn es parallel dazu einen radikalen Kampf auf unseren Straßen gibt. Das schlimmste was eine Bewegung machen kann, ist die Menschen im Knast alleine zu lassen, weil sie zu feige ist sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.

 

AK36 im November 2017

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Ergänzungen

Das AK36 die Veranstaltung im Gedenken an Andrea Wolf organisiert hat ist wirklich positiv hervorzuheben. Das politische Umfeld aus dem Andrea kam, dass Spektrum, dass vor und nach ihrem Tod sich solidarisch zeigte, würden viele Linke nicht mit der Kneifzange anfassen. "Schäbige Antiimps" ließe sich die spontane Bauchreaktion der "emanzipatorischen" Linken zusammenfassen. Mit dem größerer werdenden Abstand zu der Zeit, in der Andreas Kampf stattgefunden hat, ist die Hauptinterpretation für Internationalismus in den 80er, 90er und 00er Jahren vor allem durch eine reduktion auf Antisemitismus und "völkisches Denken" geprägt. Führt man im richtigen Leben oder im Netz ein Durchschnitts langweiliges Facebook-Gespräch, so ist die Bewertung zum Thema folgende: Alle internationalistischen Bewegungen sind reaktionär, weil sie einen völkischen Kern hätten. Die YPG/YPJ wird hingegen gut gefunden, weil sie gegen den IS kämpft. Grunsätzlich verweigern sich die Facebook-Emanzipationskrieger der banalen Erkenntnis, dass überall in der Welt unterschiedliche (Kampf)bedingungen vorzufinden sind dass die Schablone des deutschen Nationalismus nicht einfach über alle Konflikte und Kämpfe in der Welt gepresst werden kann. Für diese Erkenntnis musste auch das Spektrum, dem ich jetzt mal den AK26 zurechne, ein Stück weg zurücklegen. Jedenfalls ist dass wohl erst in den letzten fünf Jahren passiert, nachdem sich mit der kurdischen Bewegung intensive beschäftigt wurde.

Auch wenn jetzt alle die YPG/YPJ sexy finden, weil die schlißelich Rätedemokratie wollen und damit ja nurch noch ein paar Meter Emanzipation vom (A)-Infoladen entfernt liegen, ist eine Veranstaltung zu KämpferInnen (Kurd.: "MärtyrerInnen) nicht selbstverständlich. Dafür: Daumen hoch an die Antifa Koordination 36! Damit stecht ihr (trotzdem) aus dem autonomen Sumpf, auch in Berlin hervor.

Grade mit dem "autonomen Sumpf" in Berlin will man sich schon gar nicht mehr beschäftigen. Zu träge und behäbig ist vieles in dieser Blase, auch wenn es immer noch viele Leute gibt die sich den Arsch aufreißen. Man muss es dennoch tun. Nicht um die Szenestandarts zu verbessen (ist eh alles für'n Arsch) oder utopisches zu diskutieren, sondern weil dies ein real existierendes Personenpotential ist, dass nun mal vorhanden ist. In der Abgegessenheit ist man als Aktivist schnel dazu verleitet zu sagen "Wir konzentrieren uns auf die normalen Leute". Ich teile diesen Ansatz, Kurdistan-Soli-Arbeit zähle ich u.a. mit dazu, da es hier viele Menschen gibt, die in diesen Struggle eingebunden sind. Dennoch muss man so ehrlich zu sich sein, dass jemand den ich gerade anpolitisiere, z.B. Jugendliche, die der AK36 ,mit seiner Jugendzeitung vor der Schule "eingefangen" hat, nicht von heute auf morgen das selbe Level erreichen können wie erfahrene AktivistInnen, die schon zehn Jahre dabei sind. So was dauert einfach. Aber die Zeit rennt uns davon. Wenn man sich der Illuson hingibt, dass mit jetzt die "neuen Leute" politisiert werden und das diese dann mit mehr Wut und Motivation kämpfen, vergisst man, dass auch die wiederum aufgeben und resignieren können. Oder vielleicht bekommen sie auch Kinder und dann ist vorerst Schluss mit Nazis Boxen und dem kommenden Aufstand. Es muss also beides laufen: Menschen mit langer Erfahrung, die sich aus unterschiedlichen Gründen zurück gezogen haben, müssen reaktiviert werden. Jugendliche und Erwachsende, die durch Rechtsruck und Zwangsräumungen angegessen sind müssen eingebunden werden. Letzteres bedarf (halb)halboffener Strukturen und somit einer Arbeitsteilung zwischen der Innen- und Außenebene der eigenen Struktur.

Ich schreibe diese Zeilen, da mit AK36, seit langem wieder mal eine Antifa-Gruppe in Kreuzberg (und umgebung) existiert, die potential hat aber oft hinter den Möglichkeiten bleibt, die ihr das eigene Viertel bietet. Es ist mühselig und macht einem persönlich auch keine schönen Gedanken, wenn man sich vorstellt irgendwelche Altautonomen zu irgendetwas bewegen zu können. Da die AK36 aber nicht so ein TOP oder KP-Berlin-Anhängsel wie die AJAK oder die JAK sind, sondern eher Schwatzweißbilder mit Hassi bevorzugen und sich auf andere Traditionen berufen, haben sie eine bessere SprecherInnenposition. Sie sind wesentlih volksnäher als es andere Antifa-Strukturen in X-Berg in den letzten Jahren waren. Dennoch belibt ihr hinter eiren Möglichkeiten.

Wenn ihr zitiert: „Das Gedenken an kämpfende Menschen ist [...] (sei) nur dann aktiv, wenn daraus heutiger Widerstand entsteht!“, dann würde ich mir diesen Widerstand in meiner Gegend wünschen. Ich bin körperlich leider nicht in der lage größeres zu stemmen. Ich bin nicht so'n Konsummensch, der die Antifa als Servicetruppe sieht. Bin aber im Herzen bei allen KämpferInnen. Ich weiß dass man als Antifa-Gruppe viel zu tun habt. Aber wenn ihr schon eine Gruppe in Kreuzberg gründet, dann bitte, bitte macht was gegen die scheiß AfD hier. Antifa-Strukturen fühlen sich auch gern dazu verleite zu sagen "Dieser Kreisverband ist echt nicht so fit. Da muss man nichts machen". Ich sage: gerade da immer feste drauf! Bis der Laden kaputt geht. Gab letztes Jahr auf Indy Linksunten mal nen Artikel über zehn Jahre Kampf gegen den NPD-Kreisverband Kiel. Ein Meisterwerk von Kontinuität und Schadenfreude. Der KV der NPD war da schon am Arsch und die Antifas haben immer weiter gemacht, bis sich die Schweine (llere) Fake-Wohnungen gemietet haben, um dass dann als ihren Wohnsitz anzugeben.
Die AfD funktioniert ja nicht, weil sie gute Lokalpolitik macht (außer vielleicht so einzelne Dorfverbände), sondern weil sie von der Parteilinie und dem genrellen Hype lebt. Dementsprechend trifft ein Schlag gegen regionale Parteimitglieder die Gesamtstruktur. Anders, als wenn man gegen irgend eine Marzahn-Kameradschaft was macht. Bei der AfD wird mit jeder Attake das kollektive Trauma genährt. Kreuzberg 61, und 36: Wir haben hier den Heimvorteil diese Faschistenschweine zurückzudrängen. Aber der wird nicht genutzt. Überhaupt nicht. Man guckt nach Tühringen, nach Marzahn aber wir haben die AfD direkt vor der Nase. Kreuzberg hat mit Sybille Schmidt sei sehr langer Zeit wieder eine rechte VertreterIn einer Fascho-Partei in der BVV sitzen. Warum kann die diese Scheißperson nicht einfach mal den Jan Sturm machen und vom Fahrrad fallen? Während man in irgend einem Ostberliner Plattenbauviertel nicht einfach so Leute auschecken kann, ohne erkannt zu werden, geht das hier viel einfacher. Leute mit Jack Wolfskin Jacke laufen hier einige rum, MigrantInnen gibt es viele und es ist viel los. Antifas oder die eigenen GefährtInnen mit "nichtdeutschem" Backround können sich hier einfacher bewegen. Selbst wenn die Person im "SLIME"-Pullover am Kiosk sitzt und checkt, wird der AfD'ler sich nicht denken dass er*sie ausgespäht wurde. Und für die Cops gibt es das selbe Problem. Seit mindestens 2014/15 gibt es einen funktionierenden AfD-Verband in Friedrichshain und Kreuzberg, nicht mit massiver Ausßenwirkung aber dennoch aktiv. Die Leute vom lokalen AfD KV treten regelmäßig bei Berlinweiten Sachen auf, was meine Einschätzung bestätigt, dass es sich um eine Großstruktur ohne regionale Relevanz handelt. Das schöne ist also, dass wir die AFD in unseren Kiezen angehen können und damit dem Gesamtorganismus des Rechtsrucks schaden können. Über alle Differenzen hinweg, dürfte praktischer Antifaschismus das Machbare und Verbindene bei uns sein.

Das die IL und die TOP in ihren Lieblingswohngegenden nicht regeln werden wissen alle, das wissen sie auch. Können sie auch nicht, weil sie dringend wieder mal nach Frankfurt, Hannover oder Hamburg fahren müssen. "Kauft Tickets, oder unser Leben ist am Arsch!".
Von daher liegt es an den Gruppen die noch in Berlin da sind und sich auch hier mit ihrer politischen Aktivität verorten. Die ewigen Forderungen der Berliner Ossi-Gruppen, dass man doch bitte, bitte in den Osten kommen müsse, haben nur einen bedingten Gebrauchswert. Bei Bürgermobs stimmt das, bei Aufmärschen auch. Aber gegen die AfD versagt diese Forderung. Die Kreuzberger müssen ihre AfD'ler mit Mitteln angehen, die lokal angemessen sind und Ostberliner Antifas müssen es auf ihre Weise tun. Aber dann muss es auch passieren. Neukölln, Kreuzberg und Friedrichshain neigen dazu eher nix gegen ihre lokale AfD zu machen, geschweigedenn zu wissen wo der Feind zu finden ist. In Kreuzberg wurden Nazis jedenfalls schon für weit aus weniger rasiert, als dass wofür die AfD steht. Warum also jetzt die AfD in Ruhe lassen? Manachmal tut es auch ein einfacher Outing-Flyer. Und das schöne daran: In unserem Viertel muss man den Leuten nicht noch mal vorkaugen, warum die AfD scheisse ist. Alle hassen sie.

Freunde. Macht was draus.

36 und 61 sind unser Viertel!

... für deinen ausführlichen Kommentar.
Wir haben den einen oder anderen Punkt in der Gruppe diskutiert.

...antifaschistische Grüße ! AK