500 Jahre evangelischer Antisemitismus

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Anlässlich eines Jubiläumsgottesdienstes für 500 Jahre Reformation in der St. Michaeliskirche in Hamburg bekletterten heute morgen zwei Kletter*innen die Fassade des „Michels" und hinterließen eine kleine Erinnerung daran, wie der allseits gefeierte Martin Luther zu Lebzeiten wirklich war. "Wie es unmöglich ist, dass die Aglaster ihr Hüpfen und Getzen lässt, die Schlange ihr Stechen: So wenig der Jüde von seinem Sinn, Christen umzubringen wo er nur kann", stand auf ihrem Transparent.

Im Lutherjahr kommt mensch kaum daran vorbei, sich mit Luther zu beschäftigen. Überall Dokus, Spielfilme, Veranstaltungen und Gottesdienste, die ihn feiern und seine angeblichen Verdienste betonen. Über seine Einstellung zum Judentum, Frauen, Obrigkeit und Bauernkriege wird dabei nur wenig bis gar nicht reflektiert.
Selbst Hitler berief sich auf Luther: "Luther war ein großer Mann, ein Riese. Mit einem Ruck durchbrach er die Dämmerung; sah den Juden, wie wir ihn erst heute zu sehen beginnen" (in: Mein Kampf, 1923).

Während das Transpi aufgehängt wurde, kam es zu diversen Dialogen mit Vertreter*innen der Kirche und Gottesdienstbesucher*innen. Diese zeigten, wie sehr die kirchliche Propaganda, die Luther fast nur positiv darstellt, funktioniert. Von Unverständnis: "Ohne Luther könntet ihr gar nicht hier sein" bis offenem Antisemitismus: "Die Juden sind ja auch ein bisschen selbst schuld, weil sie sich ein auserwähltes Volk nennen" war alles dabei. Auch die Kirchenvertreter ließen sich nicht auf eine Forderung nach Distanzierung von Luthers Antisemitismus ein. Angesprochen auf das Zitat auf dem Transpi wurde geantwortet, es wäre ja nur "unsere" Interpretation, in dieser Aussage Antisemitismus zu lesen.

Auch wenn mensch im Allgemeinen nicht zu viel auf die Kirche geben sollte, war es doch ein Anliegen, dieses Feiern eines Antisemiten nicht unkommentiert stehen zu lassen.

 

REVOLUTION STATT REFORMATION!!!!

Weitere tolle Weisheiten des M.Luther:

"Eine Frau hat häuslich zu sein, das zeigt ihre Beschaffenheit an; Frauen haben nämlich einen breiten Podex und weite Hüften, daß sie sollen stille sitzen." (zitiert nach Arnulf Zitelmann, 1997, "Widerrufen kann ich nicht. Die Lebensgeschichte des Marthin Luther", Beltz & Gelberg (S. 111)

"Wenn ich einen Juden taufe, will ich ihn an die Elbbrücke führen, einen Stein an den Hals hängen und ihn hinab stoßen und sagen: Ich taufe dich im Namen Abrahams" (Tischreden, Nr. 1795).

"Der Tod im Kindbett ist nichts weiter als ein Sterben im edlen Werk und Gehorsam Gottes. Ob die Frauen sich aber auch müde und zuletzt tot tragen, das schadet nichts. Lass sie nur tot tragen, sie sind darum da."

"Es ist besser, wenn Tyrannen hundert Ungerechtigkeiten gegen das Volk verüben, als dass das Volk eine einzige Ungerechtigkeit gegen die Tyrannen verübt."

"Was wollen wir Christen nun tun mit diesem verworfenen, verdammten Volk der Juden? [...] Ich will meinen treuen Rat geben. Erstlich, dass man ihre Synagoge oder Schule mit Feuer anstecke, und was nicht verbrennen will, mit Erde überhäufe und beschütte, dass kein Mensch einen Stein oder Schlacke davon sehe ewiglich. Zum andern, dass man auch ihre Häuser desgleichen zerbreche und zerstöre. Denn sie treiben eben dasselbige darin, was sie in ihren Schulen treiben. Zum Dritten, daß man ihnen nehme alle ihre Betbüchlein und Talmudisten. Zum Vierten, daß man ihren Rabbinern bei Leib und Leben verbiete, hinfort zu lehren. Zum Fünften, daß man den Juden das Geleit und Straße ganz und gar aufhebe. Zum Sechsten, daß man ihnen den Wucher verbiete und ihnen alle Barschaft und Kleinode an Silber und Gold nehme. Zum Siebten, daß man den jungen, starken Juden und Jüdinnen in die Hand gebe Flegel, Axt, Karst, Spaten, Rocken, Spindel, und lasse sie ihr Brot verdienen im Schweiß der Nase." (aus Luther: Von den Juden und ihren Lügen, S. 233-238)

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