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„Wer vom Kapitalismus nicht reden will, der soll vom Faschismus schweigen.“

 

– Max Horkheimer

 

Gerade hier in der Provinz stellt sich die Frage wie wir umgehen mit den Strukturen der Mörder, den Mauern des Schweigens und den ungesühnten Verbrechen von Faschisten, die vom Staat nur wenig bis gar nichts zu befürchten haben.

 

Angelehnt an die Redneck Revolt in den USA und den Schwarzen Scharen in der Weimarer Republik rufen wir dazu auf auf nicht nur zu reden, nicht nur Pamphlete zu verfassen und Disskussionsrunden in den sicheren Zonen von alternativen Projekten in der Stadt zu führen.

 

Viele Orte außerhalb dieser ghettoartigen Strukturen der antiautoritären Linken wurden unlängst aufgegeben. „Der Arbeiter“ wurde den Rechten überlassen und ebenso jene Orte der Rekrutierung: Regionale Fußballspiele, Schützenvereine, Betriebe, Schulen, Sportvereine und viele mehr wurden den Rechten als Propaganda- und Rekrutierungsorte überlassen. Das Endergebnis sieht man heute in Form eines brutalisierten, gesellschaftlichen Diskurses gegen alles und jeden, der nicht „abendländisch“ genug scheint.

Wir müssen diese Orte und die Arbeiter als Klasse (die heute vor allem im Niedriglohnsektor ausgebeutet werden) zurückerobern und den berechtigten Zorn über das System umlenken. Weg von den „einfachen Sündenböcken“ wie Ausländern, Obdachlosen oder Armen hin zu denen, die wirklich für die schlechte Situation können: den Kapitalismus mit seiner Profitmaximierung, der den großteil der arbeitenden Bevölkerung in die Armut treibt über Minijobs, Niedriglöhne und Zeitarbeit und dann ausgerechnet die Schwächsten der Schwachen als Konkurrenz und Sündenbock für das Fehlen von gesellschaftlichen Strukturen hinstellt.

 

Der Faschismus ist die ausgeprägteste und aggressivste Form des Kapitalismus. Er ist nicht nur an bestimmten Daten wie dem G20 anzugreifen, sondern immer und überall. Mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln.

 

Dabei geht es nicht um die symbolische Entglasung von Geschäften und Banken, sondern darum ernsthafte Alternativen zu schaffen zu diesem System aus Gewalt und Angst.

 

Die deutsche Linke zeichnet sich vor allem durch Jammerei und Nichtstun aus. Während auf Faschisten Nägeln mit Köpfen machen streitet man in linken Kreisen darum, ob man Faschisten denn Faschisten nennen darf und ob Gewalt gut oder böse ist.

 

Gewalt ist ein Mittel zum Zweck. Sie kann aktiv sowie passiv sein. Sie kann Teil einer Gesamtstrategie sein. Ihr alleiniger Einsatz an sich ist nicht moralisch, sondern taktisch.

 

Wenn der Spiegel & Co schreiben in Hamburg „herrscht Krieg“ wegen ein paar brennender Autos, dann ist der blanke Hohn gegenüber denen die tagtäglich mit faschistischen Terror konfrontiert sind und gegenüber denen, die als Kriegsflüchtlinge zu uns kommen und denen man dann noch erzählt ihr Land sei „sicher“.

 

Genau solcher Hohn ist es aber, wenn Linke in diesem Land immer versuchen Faschisten und Imperialisten nur mit Protestsongs und Diskutierrunden zu bekämpen. Das wird sie kaum beeindrucken. Im Gegenteil.

 

Wir müssen uns entscheiden, ob wir weiterhin alles machen wie seit 30 Jahren und nur zusehen anstatt zu handeln oder ob den markigen Worten, die regelmäßig durch Portale wie Indymedia tröten, endlich auch Taten folgen.

 

Alleine auf sich gestellt kann der Revolutionär rebellieren wie er will, er wird nichts erreichen. Nur gemeinsam werden wir die nötige Stärke entwickeln können. Ganz egal ob Anarchist, Kommunist oder einfach nur Mensch, der die Nase voll hat von diesem System, dass einen ausblutet und am ausgestreckten Arm verhungern lässt.

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Ergänzungen

Wer über den Sozialismus nicht reden will, der soll vom Nationalsozialismus schweigen.

Eine Tyrannei, einmal zur Macht gelangt und nicht gestürzt, kann der Mittel, die sie gebrauchte um die Herrschaft zu erringen, nicht mehr entraten. Der Terror muss zum System der Aufrechterhaltung der Herrschaft ausgebaut werden, weil niemals ein System der totalen Rechtlosigkeit oder des systematischen Unrechts gegen Einzelne und Gruppen auf Dauer ohne aktive Widersacher bleibt. Platon hat aus diesem Grund den Tyrannen als den unglücklichsten aller Menschen bezeichnet, der vom Hass erfüllt, Hass um sich herum fühlt, seine Komplizen verachtet und zugleich fürchtet und daher niemand sonst in seiner Umgebung duldet als unterwürfige Kreaturen.

Terrormittel in begrenzter Auswahl und in meist abgeschwächter Form verschmähen zur Aufrechterhaltung von Vorherrschaftsverhältnissen auch andere Systeme als Despotien, ja sogar freiheitliche Regime nicht, die sie zuweilen wenigstens zulassen. Immer handelt es sich hierbei um die Wahrung von Privilegien, die anzustreben zwar theoretisch-formal Allen möglich ist, die aber tatsächlich in der Hand Weniger liegen, so dass sie unter dem Motto verfassungsrechtlich gesicherter Freiheiten unter Umständen auch mit terrorähnlichen Methoden aufrecht erhalten werden. Die Entwicklung des kapitalistischen Wirtschaftssystems war voll von solchen Praktiken, sowohl in seinen so genannten Mutterländern wie insbesondere in den Kolonialgebieten. Sozial willkürliche Entlassungen, willkürliche Stilllegungen oder ihre Androhung können auf den schuldlos wirtschaftlich Ungesicherten nicht weniger vernichtend einwirken als einige der Terrormaßnahmen einer politischen Diktatur, und sie haben es in der Geschichte auch oft genug getan. Der ökonomische, soziale und schließlich politische Klassenkampf, eine beständige Existenzgefahr der Demokratie, ist nicht dem Gehirn von Karl Marx entsprungen, obgleich er es war, der ihn zum Prinzip der geschichtlichen Entwicklung überhaupt erklärte, das seiner Meinung und Hoffnung nach durch eine letzte gleichartig organisierte Anstrengung des Proletariats überwunden werden müsse und überwunden werden könne.

Der ökonomische Terror der Inhaber tatsächlich errungener, formalrechtlich gesicherter Privilegien hat jenen anderen Terror bis hinauf zum System der Sowjetunion in einer Kette verhängnisvoller Wechselwirkungen erst hervorgerufen. Und man weiss sehr wohl, dass es nicht nur die Linkssysteme sind, die sich aus ihrer Ideologie mitsamt innewohnender, zuweilen auch äußerer Notwendigkeit des Terrors bedienen, um Oberhand zu gewinnen oder die Herrschaft zu bewahren, sondern ebenso jene Rechtssysteme, die nur den Namen des Rechts mit ihrem Standort gemeinsam haben, in Wahrheit magna latrocinia sind: staatlich organisierte Ausbeutergesellschaften, die zuerst den ökonomischen Terror wie selbstverständlich handhaben, wenn die Gesamtheit ihn nicht rechtzeitig und immer wieder im Wege der politischen Interessenauseinandersetzung überwindet, dann ihn systematisch heranzüchtet, sobald ihre Privilegien, elementar bedroht, ihnen nicht mehr anders rettbar erscheinen. Auch hier zeigt die Erfahrung, dass es auf dem Wege des Terrors schwerlich einen Halt gibt. Ist er einmal beschritten, und sei es auch nur im Kleinen oder im >Vorpolitischen<, wie sich einer der späteren Staatsgangster Hermann Göring auszudrücken pflegte, dann steigt die Lust zu seiner Anwendung reziprok mit der Abwehr des Gegners. Auf der nächsten Stufe besteht dann schon die >Notwendigkeit<, in die sich nunmehr beide versetzt sehen. Was wir am Ende des Weges, im Terror der totalitären Systeme erlebt haben, müsste, so möchte man meinen, jeden Einsichtigen und Gutwilligen dazu bringen, der Praxis und Theorie von der angeblich in der Natur des Menschen oder in der Geschichte liegenden Notwendigkeit gewaltsamer Auseinandersetzungen zu entsagen.

Auszug aus: Eugen Kogon: Der Terror als Herrschaftssystem