[Kiel] Hanau ist überall - Straßen in Gaarden erinnern an Mercedes Kierpacz und Vili Viorel Păun

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Zum ersten Jahrestag des rassistischen Mordanschlags in Hanau am 19. Februar 2020 haben Antifaschist*innen in Kiel-Gaarden zwei Straßen umbenannt. Seit der Nacht auf Freitag erinnern die Mercedes-Kierpacz-Straße (ehemals Iltisstraße) und die Vili-Viorel-Păun-Straße (ehemals Gazellenstraße) an Todesopfer rassistischer Gewalt in Deutschland. Auf Aushängen wurden die Anwohner*innen über die Hintergründe der Umbenennung in Kenntnis gesetzt, außerdem wurden in den Straßen Plakate mit den Porträts aller neun Ermordeten verklebt.

Mercedes Kierpacz starb in dem Kiosk der Arena Bar. Die 35-jährige Rom*nja hinterliess zwei Kinder. Vili Viorel Păun versuchte den Attentäter zu stoppen, in dem er ihn durch die Stadt verfolgte, obwohl er beschossen wurde. Die Polizei beantwortete keinen seiner Notrufe und verweigert sich bis heute der Forderung seiner Familie nach Aufarbeitung des Versagens. Der 23-Jährige Rom starb vor der Arena Bar.

Diese Aktion soll dazu beitragen, gemeinsam mit den Angehörigen, Familien und Freund*innen der Opfer das Gedenken an Ferhat Unvar, Hamza Kurtović, Said Nesar Hashemi, Vili Viorel Păun, Mercedes Kierpacz, Kaloyan Velkov, Fatih Saraçoğlu, Sedat Gürbüz und Gökhan Gültekin wach zu halten und zum Widerstand gegen Rassismus und rechten Terror zu mahnen.

Bis gestern glorifizierten die Straßennamen Iltisstraße und Gazellestraße die Verbrechen der deutschen Kolonialgeschichte. Die Kriegsschiffe „Iltis“ und „Gazelle“ haben mit ihren Einsätzen in deutschen Kolonien die rassistischen Verhältnisse mitbegründet, dessen Kontinuitäten sich bis zu den Hanauer Morden vor einem Jahr nachvollziehen lassen. Eine Umbennung war daher längst überfällig.

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