Farbanschlag auf die europäische Idee
Vergangene Woche haben wir eine neu aufgestellten Statue von Kaiser Karl, die die europäische Idee ehren soll, mit Farbe verschönert.
Bekenner*innenschreiben
Vergangene Woche haben wir eine neu aufgestellten Statue von Kaiser Karl, die die europäische Idee ehren soll, mit Farbe verschönert. Die Aachener Nachrichten sprachen von einem „Anschlag“, der Künstler unterstellt uns „Hass, Zerstörung und Gewalt“.
Doch in diesen Zeiten die Idee Europas hochzuhalten, ist nichts als zynisch.
Es entwickelt sich in liberalen Kreisen eine nationalistisch anmutende Ideologie rund um Europa – wenn wir nicht mehr stolz auf Deutschland sein dürfen, sind wir halt stolz auf Europa. Vermeintlich ist Europa fortschrittlicher, gerechter, zivilisierter und einfach besser als der Rest der Welt.
Doch Europa ist vor allem eine kapitalistische Interessengemeinschaft, die zudem immer weiter nach rechts driftet. Wenn Menschen sich dem konstruktiv und kreativ entgegenstellen wollen, begrüßen wir das – aber warum ausgerechnet in Gestalt von Kaiser Karl? Einem Kriegsherrn, der Andersdenkende und -gläubige abschlachtet und in Aachen trotzdem wie ein Heiliger verehrt wird. Und die EU tritt in seine Fußstapfen.
An den Außengrenzen zeigt sich immer wieder: Europa bedeutet Ausgrenzung und Gewalt. Jedes Jahr sterben unzählige Flüchtende im Mittelmeer. In Griechenland, Bosnien etc. werden Menschen ausgehungert, gefoltert und illegal zurückgewiesen, damit innerhalb der EU der schöne Schein eines friedlichen Lebens im Wohlstand gewahrt werden kann. Doch unser Wohlstand basiert auf einer Geschichte der Ausbeutung, die tief in die europäische Kolonialgeschichte hineinreicht und bis heute andauert.
Da nichts davon in dem Kunstwerk kritisiert wurde, sehen wir es als legitim an, diese Kritik mithilfe von Farbe zu ergänzen.
Europa ist eine Festung. Greifen wir es an.