[B] Aufruf zur Demonstration in Solidarität mit dem Hunger- und Durststreik des Revolutionärs Dimitris Koufontinas in Griechenland

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Demonstration – 27.02.2021 – 15h – Kottbusser Tor

 

Dimitris Koufontinas befindet sich seit dem 08. Januar 2021 im Hungerstreik, nachdem die rechtskonservative Regierung Griechenlands eine Gesetzesänderung beschlossen hat. Hiernach sollen Gefangene, die als Terrorist:innen verurteilt oder angeklagt wurden, in Hochsicherheitsgefängnisse verlegt werden. Aufgrund dieses Gesetztes wurde Dimitris Koufontinas aus dem Landwirtschaftsgefängnis bei Volos in das alte Hochsicherheitsgefängnis in Domokos verlegt.

 

Dimitris Koufontinas Forderungen sind die Verlegung in das Gefängnis Korydallos in Athen und die Beendigung der willkürlichen Eingriffe gegen ihn, gesetzliche wie tatsächliche, sowie seine systematisch diskriminierende Behandlung einzustellen.

 

Am 16. Februar 2021 wurde Dimitris Koufontinas auf die Intensivstation im Krankenhaus von Lamia verlegt, wo er bis heute, den 22. Februar 2021, ausschliesslich Kochsalzlösung erhalten hat. Seine gesundheitliche Situation hat sich so weit verschlechtert, dass er keine Flüssigkeiten mehr aufnehmen kann. Hinzu kommen Sehschwäche, Zahnfleischbluten, Muskel- und Gewichtsverlust. Er kann nicht mehr laufen und seine Organe sind angegriffen.

Am 22. Februar hat er gefordert, dass die Ärzt:innen die intravenöse Behandlung unterbinden.Das bedeutet, dass er sich nun, am 46. Tag seines Hungerstreiks, auch im Durststreik befindet.

Die behandelnden Ärzt:innen erklären, dass sie nichts gegen den Willen ihres Patienten unternehmen werden. Dasheisst, dass nur der Staat die Verantwortung trägt und den Tod des Streikenden verhindern kann.

 

Dimitris Koufontinas befindet sich als Mitglied der revolutionären Guerilla-Organisation 17. November (17N) seit 2002 in Gefangenschaft. Nach einem missglückten Bombenanschlag der Gruppe, bei dem ein Mitglied sehr schwer verletzt wurde, kam es zu mehreren Festnahmen und in der Folge zu Distanzierungen und einigen gegenseitigen Belastungen. Dimitris Koufontinas war erfolgreich untergetaucht, jedoch stellte er sich freiwillig, um die politische Verantwortung für die Organisation und deren Aktionen zu übernehmen.

In seiner jahrelangen Gefangenschaft hat er konsequent gekämpft und Widerstand geleistet. Er war vor diesem schon an vier Hungerstreiks beteiligt, nicht nur, um eigene Forderungen durchzusetzen, sondern auch in Solidarität mit anderen Gefangenen.

Er ist in seiner Gefangenschaft dauerhaft dem Druck verschiedener Akteure ausgesetzt. Die Organisation des 17N hat im Laufe ihrer Existenz verschiedene Ziele angegriffen, die die herrschende Ordnung repräsentier(t)en. Hierzu gehörten Folterer der griechischen Militärdiktatur, U.S.-Institutionen und Soldaten, CIA-Mitarbeiter, verschiedene Industrien und Industrielle, aber auch ein Mitglied der aktuellen Regierungspartei Nea Demokratia.

Der vom 17N hingerichtete Pavlos Bakoyannis war der Onkel des aktuellen Ministerpräsidenten Mitsotakis. Vor allem diese Aktion ist eine Erklärung dafür, dass der griechische Staat und die aktuelle Regierung so bedingungslos gegen Dimitris Koufontinas vorgeht.

 

Unterstützt Dimitris Koufontinas in seinem Kampf gegen den griechischen Staat und das Knastsystem.

 

Für die sofortige Erfüllung seiner Forderungen!

 

Unsere Leidenschaft für die Freiheit ist stärker als jede Repression!

 

Demonstration – 27.02.2021 – 15h – Kottbusser Tor

 
 

Anarchistische Unterstützer:innen aus Berlin

 

 

 

Hintergrundinformationen und Aufruf zu dezentralen Aktionen: https://de.indymedia.org/node/140880

 

 

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Ergänzungen

Griechenland: Pola Roupa Mitglied der Revolutionärer Kampf: Über den Verkehrsunfall und meine ständigen Verlegungen von einem Gefängnis zum anderen

 

Ursprünglich veröffentlicht von Athens Indymedia. Übersetzt ins Englische von Act For Freedom Now! Aus dem Englischen von Enough 14.

15/2/2021

Der Verkehrsunfall, mit dem ich während einer meiner vielen Verlegungen am Ende eines weiteren Prozesses konfrontiert wurde, war zu erwarten, da die Chancen aufgrund meiner zahlreichen Verlegungen in Käfigen, welche mir vom Ministerium für ProPo (Ministerium für Bürger:innenschutz) auferlegt wurden, steigen.

Dieser spezielle Käfig war auf der nassen Oberfläche der Kifissos Avenue praktisch unkontrollierbar geworden und der Fahrer schrie, dass er keine Bremsen habe. Die Kollision fand bei 50 km/h statt, wodurch ich aus dem Metallsitz im Käfig von circa 0,40 (X 0,40), der mich während der Transfers auffängt, herausgeschleudert wurde und mein Kopf und meine Wirbelsäule hart getroffen wurden. Selbstverständlich wurde ich in einen weiteren Käfig verlegt. Auf Anordnung des Gefängnisarztes, welcher mich nach meiner Ankunft im Eleonas-Gefängnis untersuchte, wurde ich in einem Krankenhaus (Theben) gebracht.

Dieser Vorfall ist nicht etwa nur ein bedauernswerter Unfall. Als ich einen Polizisten fragte, „wie sie es akzeptieren können, in Käfigen ohne Bremsen zu fahren, da sie sich doch selber in Lebensgefahr begeben“, erzählten sie mir, dass sie „ständig Meldungen über die Käfige, welche nicht gewartet werden, erstatten und wie diese ignoriert werden. Wenn einer von ihnen sich weigert, die Verlegung durchzuführen, wird er gefeuert.“ Zudem ist durch die große Anzahl der Transferfahrten, dem Druck, unter dem sie durchgeführt werden, den hohen Geschwindigkeiten, welche die Fahrzeuge aus Sicherheitsgründen erreichen, in Kombination mit dem Betriebszustand jener Käfige ohne Bremsen, ihrer abgefahrenen Reifen, ohne jegliche mechanische Wartung, ein Autounfall mathematisch gesehen sicher. Wenn dieser unvermeidliche Unfall woanders passiert wäre und der Käfig eine höhere Geschwindigkeit erreicht hätte, dann hätte er tödlich enden können. Und das alles nur deshalb, damit ich nicht länger als zehn Tage bis zum nächsten Prozess, der für den 24. Februar angesetzt ist, in Korydallos bleibe und obwohl noch viele andere Prozesse (im Sondergericht des Gefängnisses von Korydallos) folgen werden. Eine große Anzahl von männlichen und weiblichen Gefangenen wird im Korydallos-Gefängnis für die Dauer ihres Prozesses festgehalten, und so sollte es auch sein.

Gegen dieses Vorgehen habe ich wiederholt beim Ministerium protestiert, ebenso wie in Stellungnahmen, in denen ich meine ständigen Verlegungen von einem Gefängnis zum anderen öffentlich gemacht habe. Hierbei handelt es sich um inakzeptable Vergeltungsmaßnahmen aus rein politischen Gründen. Wie sich herausgestellt hat, bringen diese Vorgänge letztendlich mein Leben in unmittelbare Gefahr, weil ich zahlreiche Verlegungen in ungebremsten Käfigen über mich ergehen lasse, wobei ich permanent der Gefahr einer Infektion mit COVID 19 ausgesetzt bin. In der Zwischenzeit hat die stillschweigende Weigerung, meine Verlegung in das Korydallos-Gefängnis zu akzeptieren, dazu geführt, dass ich viele weitere Monate meiner Haft zusätzlich zu denen des Gesetzes zu verbüßen habe und einen großen Teil meiner Strafe in Quarantäne absitzen muss, da ich andauernd von einem Gefängnis zum anderen verlegt werde. Und während die zahlreichen vom Ministerium angeordneten Verlegungen mein Risiko einer Ansteckung mit SARS-COV 2 erhöhen, steckt mich das Ministerium in eine Quarantäne, deren Anwendung es den Gefängnissen aufzwingt. Und während wir, die Gefangenen, uns diesem Regime mitsamt aller Einschränkungen, welche es mit sich bringt, unterwerfen, wird das Gesetz, wonach diese Inhaftierung als doppelt [verbüßte] Zeit angerechnet wird, so wie es für Polizeidienststellen und Verlegungen gilt, noch nicht einmal angewendet.

Am 24.2., wenn meine nächste Verhandlung ansteht, werde ich erneut verlegt und komme aus der Quarantäne von Thebes für weitere 14 Tage in die Quarantäne von Korydallos. Wenn ich in der Zwischenzeit eine Verhandlung von mehr als 10 Tagen habe, werde ich wieder nach Thebes verlegt, um erneut 14 Tage in Quarantäne zu verbringen, und dieser Prozess kann dann bis zum Ende der Verhandlung fortgesetzt werden. Die Quarantäne bedeutet besonders schwierige Haftbedingungen mit eingeschränkten Rechten, und das in Zeiten, in denen die Kontrolle überstellter Gefangener (direkt) durch Tests erfolgen könnte. Allerdings kosten Tests Geld, während die Einschränkung der Rechte der Gefangenen dies nicht tut!

Während ich all dies erleide und dabei ständig meine Gesundheit und mein Leben in Gefahr sind, werden auch viele meiner Rechte als Gefangene und als Angeklagte verletzt. Die rachsüchtige Haltung, mit welcher das Ministerium auf Anweisung der Generalsekretärin der Anti-Verbrechens-Politik, Sofia Nikolaou, aber auch des Ministers Michalis Chrysochoidis, (Minister für Bürger:innenschutz) aus rein politischen Gründen gegen mich vorgeht, ist gefährlich und kriminell. Und um dem Ganzen kein Ende setzen zu müssen, sind ihnen sogar ihre eigenen staatlichen Ordnungshüter:innen gleichgültig.

Schließlich ist es, wie die Tatsachen beweisen, finanziell vorteilhafter, sie in Gefahr zu bringen – oder Häftlinge, die nichts auf die Waage bringen -, als diese Käfige zu warten und Bremsen und Reifen zu montieren. Auch das zeigt, wie heuchlerisch die Herrschenden sind, wenn sie über den Wert des menschlichen Lebens sprechen.

Die ganze Gesellschaft sieht die gleiche Heuchelei in jener Politik, welche im Hinblick auf die Pandemie angewandt wird, und zwar hinsichtlich der strikten Weigerung, den NSS so weit wie nötig zu stärken, eine Wahl, die offensichtlich kostspieliger ist, als eine ganze Gesellschaft mit Knüppeln zu jagen, sie demütigenden Restriktionen zu unterwerfen sowie sie zu kontrollieren und Bußgelder zu verteilen, welche – zugegeben – die Staatskasse durch weitere Ausmerzung der Armen aufstocken. Ich erinnere euch daran, dass diese ganze Sonderbehandlung für mich im Frühjahr 2020 nach einer Mobilisierung im Frauengefängnis von Korydallos, bei der die Entlastung der Gefängnisse gefordert wurde, begann, als ich plötzlich von einem starken Polizeiaufgebot in das Gefängnis von Eleonas -Thebes verlegt wurde. Diese Behandlung muss jetzt aufhören und meine Verlegung in das Korydallos-Gefängnis muss akzeptiert werden, um zu unterbinden, dass meine Rechte als Gefangene und Angeklagte weiter missachtet werden, und um zu verhindern, dass meine Prozesse zu Parodieprozessen werden, damit meine Gesundheit und mein Leben selbst nicht gefährdet werden. Die Tatsache, dass meine Gesundheit und mein Leben in ständiger Gefahr sind, wie es sich bei der Kollision des Käfigs, welche mir am 2.11. wiederfahren ist, herausstellte, liegt die Verantwortung des Zentralen Überstellungskomitees (KEM) und ihrer politischen Führer:innen, dem Ministerium und der Regierung von N.D.

Aus der Quarantäne von Eleonas – Thebens Gefängnisse

Pola Roupa Mitglied des Revolutionären Kampfes