These nights are for Alexis – Ein anderer 6. Dezember in Athen

Regionen: 

 

Der diesjährige Jahrestag der Ermordung von Alexis verlief in Athen in vielerlei Hinsicht anders als in den letzten Jahren, was sowohl am politischen Kontext als auch an neuer taktischer Feinjustierung der antagonistischen Splitter lag.

 

Seit dem Regierungsantritt der neuen rechten Regierung sind zahlreiche besetzte Häuser in Athen geräumt worden, die Repression richtete sich vor allem gegen von Flüchtlingen/Migranten besetzte Häuser. Aufstandsbekämpfungseinheiten sind seitdem fast ständig in Exarchia präsent, es gab einiges an Bullenterror gegen die Bewohner des Viertels und auch gegen bekannte linke Projekte, wie z.B. das K*Vox. Großspurigen Propaganda Attacken, „man werde in Exarchia aufräumen“ folgte dann ein Ultimatum an die besetzten Häuser, dass am 5. Dezember auslief.

 

 

Am Abend des 5. Dezember versammelten sich dann 2000- 3000 Leute zu einer Demo in Athen, die relativ unspektakulär verlief und alle warteten gespannt auf den nun folgenden Tag. Am Mittag des 6. Dezember dann die mittlerweile traditionelle Demo der Studenten und Schüler, vorneweg ein „schwarzer Bock“ von um die 500 Leute, mit Abstand dann der Rest der Demo, bedauerlicherweise angeführt von der stalinistischen KKE Jugend.

Zur eigentlichen Hauptdemo fanden sich dann um die 10.000 Menschen zusammen, die größte Demo zum 6. Dezember der letzten Jahre. Viel Schwarz und Schutzausrüstung, Helme, Feuerlöscher, praktische dicke Fahnenstangen mit kleinen schwarzen Fähnchen. Es ging eine Runde durch die Innenstadt und dann nach Exarchia. Dort (für griechische Verhältnisse) begrenzte Zusammenstöße, Steine, Molotows, einige eher symbolische Barrikaden. Die Bullen waren Herr der Lage und es gab etliche Festnahmen und Übergriffe.

Aber als sich nun der Gegner anschickte zu frohlocken und die Kommentare über den Niedergang der Staatsfeinde für die Morgennachrichten schon geschrieben waren, tauchten wie von Zauberhand in zahlreichen Stadtteilen von Athen gut organisierte Gruppen auf, die ihr Zerstörungswerk in Angriff nahmen. Be water my friend. Von HongKong lernen, heißt siegen lernen. DerHồ-Chí-Minh-Pfad des 21. Jahrhunderts sind militante flashmobs, Angriffe auf die Infrastruktur, die Blockade strategischer Logistikpunkte. Noch vor dem Morgengrauen wurden am 7. Dezember 30 staatliche und kapitalistische Ziele in 13 verschiedenen Stadtteilen Athens angegriffen.

"Wenn wir angreifen können, müssen wir unfähig scheinen, wenn wir unsere Kräfte nutzen, müssen wir untätig scheinen, wenn wir in der Nähe sind, müssen wir den Feind glauben lassen, dass wir weit weg sind, wenn wir weit weg sind, müssen wir ihn glauben lassen, dass wir nahe sind. Werfe Köder aus, um den Feind zu anlocken. Täusche eigene Unordnung vor und zerstöre ihn dann. Wenn er an allen Punkten sicher ist, sei auf ihn vorbereitet. Wenn er in überlegener Stärke ist, weicht ihm aus. Wenn er reizbar ist, versucht, ihn zu reizen. Gib vor, schwach zu sein, damit er arrogant wird. Wenn er sich beruhigt, gönne ihm keine Ruhe. Wenn seine Kräfte vereint sind, trenne sie. Greif ihn an, wo er unvorbereitet ist, erscheine dort, wo du nicht erwartet wirst."

Sun Tzu

11 Jahre nach der Nacht, die eine ganze Generation prägte, in der jeder einen Platz in einer schlafenden Stadt einnehmen musste, 11 Jahre danach war unserer Überzeugung nach alles möglich, wenn WUT mit Bewusstheit einhergeht...
Elf Jahre später halten wir den roten Faden eines Aufstandes in unseren Händen und seine Flamme erlischt nicht. Das heißt, dass die Revolte nicht ausgerottet wurde, trotz der Härte der Anti-Aufstandspolitik, die von der staatlichen Gewalt in den ersten Jahren nach dem Dezemberaufstand durchgesetzt wurde. Sie verschwand nicht in dem Elend und der sozialen Verwerfung der "Krisenjahre". Nicht einmal in den Jahren, in denen man mit "Zuckerbrot" versuchte, sie zu integrieren und effektiver zu unterwerfen als dies mit der repressiven Peitsche möglich war, wurde sie ausgelöscht.

Die Flamme des Aufstandes bleibt auch unter den neuen Kampfbedingungen, die vor uns liegen, eine lodernde Flamme. Bedingung für die Verteidigung gefährdeter Strukturen. Bedingung für einen Gegenangriff gegen den Angriff des Regimes auf unsere Klasse. Ein Gegenangriff, der an jedem Arbeitsplatz, in jeder Nachbarschaft organisiert werden muss.

Der "Kampf der Leute von Exarchia" ist nichts anderes als eine Symbol für die Auseinandersetzung zwischen der Welt der Macht und die Welt des Kampfes. Andernorts zielen „Think Tanks“ mit ihrer Rhetorik der „Gesetzlosigkeit der Orte“ darauf ab sozialen Widerstand brechen, Angst zu verbreiten und Unterwerfung zu organisieren. Auf der anderen Seite ist unser "Exarchia" die Brutstätte des Widerstands im sozialen Bereich.

Das hat uns der Dezember gelehrt. Dass der Aufstand Sauerstoff tankt dadurch, dass er sich ausbreitet. Und wir wissen, dass alles nach den Kämpfen beurteilt wird, die vorgegeben sind, den Kämpfen, die kommen werden.
Der "Ball" wird zurückgeworfen und "Exarchia" verbreitet sich in der ganzen Stadt. Diffundierender Widerstand. Wenn sie dort ihre "Allmacht" erreichen, und genau in diesem Augenblick erwarten sie es am wenigsten. Die Rückkehr der Angst!

Wir haben noch nicht das letzte Wort gesprochen. Und diese Nacht gehörte Alexis!

In der Nacht des 6. Dezember 2019 griffen wir 30 staatliche und kapitalistische Ziele in 13 verschiedenen Stadtteilen unserer Stadt an:

 

Eurobank und Sklavenitis Bank, Panormou Street, Ampelokipoi

 

Piräusbank, Korfu Straße, Kypseli

 

Eurobank Bank, Durres Street, Sepolia

 

ATM National and My Market, G. Papandreou Street, Zografou

 

Nationalbank und AB Vassilopoulos, Peace Avenue, Pefki

 

2 Geldautomaten der Piräus Bank, Pentelis Avenue, Vrilissia

 

Bank von Piräus, Hondos Centrer, Berska, Man / Maneti und Boss, Agios Ioannis Street, Agia Paraskevi

 

Club der pensionierten Offiziere, Cholargos

 

EYDAP, AB Vassilopoulos, Sklavenitis, OPAP und Goodys, Thebes Avenue, Ilion

 

Kotsovolos, Vouliagmenis Allee, Ilioupoli

 

Nationalbank, Agios Dimitrios Straße, Brahami

 

LIDL und JYSK, Iasonidou Street, Elliniko

 

Bank of Pireus, Marks n'Spencer, Sklavenitis, 2 Sicherheitsunternehmen und ein Sicherheitsfahrzeug, Vouliagmeni Avenue, Glyfada.

 

webadresse: 
Lizenz des Artikels und aller eingebetteten Medien: 
Creative Commons by-sa: Weitergabe unter gleichen Bedingungen

Ergänzungen

danke für den bericht.

solidarische grüße nach athen aus berlin

-Belgischer Anarchist wegen Explosivstoff-Besitz in Geiselhaft

-Solidemos in Vienna und in Copenhagen

 

https://actforfree.nostate.net/?cat=1064

Solange der Link fehlt

Ansonsten gab's noch ca. 15 Neu- oder Scheinbesetzungen in Athen

NIEDER MIT ALLEN STAATEN - Schmeisst sie alle raus: Botschaften und Konsulate zu Sozialen Zentren, Konsum- und Bonzentempel zu freien Wohnungen und alle Villen den besonders benachteiligten Opfern des kapital-sozialen Freiheitsschleims der imperialistischen anti-operaistischen Metropole, Demokratie kann nur weltweit und ohne nazionale Trennung funktionieren.

Den Feind vereint bloß aus stinkender Faulheit verwöhnter Bonzengören resultierende Verachtung und Hass auf das Proletariat, weshalb er immer trickreicher wird um es zu versklaven

Classe Operaia Nera

 

Fotos und Videos vor den Tagen für Alexis:

https://de.crimethinc.com/2019/11/23/neue-demokratie-das-neue-gesicht-de...

Vorgestern gab es eine Intervention von Anarchisten bei einem städtischen Weihnachtsevent https://mpalothia.net/athens-anarchists-intervene-at-the-christmas-tree-...

das passiert in der art meistens nur deshalb, weil indymedia unterbesetzt is und in der hektik fehler unterlaufen, ein indymedia is einfach zu wenig, linksunten war eigentlich als regional gedacht, wurde dann aber vom norden zugekackt.
es müssten eigentlich schon lange lokale indymedias her: indymedia leipzig/dresden/weimar für osten, indy hugenotte für berlin und drumherum, indy cheeseburg für die fischköppe, ruhrpott/rheinland (mit deutschsprachige umland in belgien etc, ein einzugsgebiet von 15-20 millionen also das doppelte, wie indy athen und es gab ja auch mal indy patras) indy startbahn für rheinmain-gebiet, stuttgart oda münchen oda freiburg fürn süden usw
auch wenn es manchmal so aussieht, als ob es keinen sinn mehr macht und die meisten englischsprachigen z.b. abgekackt haben, wird es dort immer indybay geben wie es immer indyathens geben wird und frau kann dort auch gerne posten, aber bei der menge, was in deutschland nicht als schrott, aber irgendwie doch, weil mit viel zu langen texten, kommt, würde das nerven. Es sagt niemand von uns, dass nur militantes zeugs kommen soll - wobei der militanzbegriff genauso wie der radikale -an die wurzel - immer wieder falsch begriffen wird, denn militanz is nich mit gewalt gleichzusetzen, ein hungerstreik ist genauso militant wie ein transpa, ein graffito, ne band, ein angriff, ein konzert, disco, szenekantine oder ein scheiss plärrum, am besten täglich im bedrohten projekt- übrigens ähnlich falsch verstanden wie direkte aktion, die erstmal gar nichts mit angriff im falsch besetzen begriff der militanz zu suchen hat, sondern eher für wilde streiks u.ä. stand.
Ganz einfach: Jede so wie er kann oder umgekehrt und das Sternchen in der Mitte, obwohl das auch vielleicht völlig milchkaffee is, weil sonst würde der feind das nicht auch überall einführen... plus "Migranten", d.h. indymedia im deutschsprachigen raum muss noch mehrsprachiger werden: russisch, türkisch, polnisch, italienisch, kurdisch, griechisch, arabisch, kölsch usw, wobei eins sollte nie vergessen werden: sprachkurse gibts nur aus kapitalistischen gründen, deshalb bezahlt das asiamt auch deutschkurse und keine griechischkurse, logisch, weil griechisch und türkisch vielleicht viel wichtiger wären für die revolution oder sei es auch nur, um den anfang des dritten weltkriegs um die öl- und gasquellen im östlichen mittelmeer zu verhindern, wobei der natürlich in gewissen sinne cool wäre, um deren förderung zu verhindern.
radikal is offen für die nächste nummer, macht sie selber oder mehrere am besten wöchentlich
als tip: es gibt immer mehr leute, die ein ganz normales handy wollen und kein smartphone, sie lesen lieber indymedia in druckform und am besten vierseitig im layout einer boulevard-zeitung, in der guten alten radi ca. 83 war viel (punk)kultur, verboten war sie nicht, sie wurde kriminalisiert, klar, aber beide kriminaliserten wurden von den grünen ins eu-parlament gesetzt, zwecks immunität, und auch wenn ihr alle heimlich wählen geht im szene-"kiez", welche will schon was mit diesen lappen zu tun haben...

Diese "Argumente" mit Presse sind tiefste 80er Jahre, normalerweise brauchen auch bei völlig eindeutigen Zielen wie Banken, etc überhaupt keine Erklärungen folgen - aber das entscheiden Leute selbst - denn dann spricht die Aktion ja aus sich selbst und Passant*innen jubeln auf dem Weg zur Arbeit und haben beim Schwarzfahren weniger Paranoia, Angestellte der Ziele freuen sich über Abwechslung und Pause, werden sie nicht bezahlt deswegen, steigt ihr Hass auf den Patron und der Kapo kriegt vielleicht auch noch aufs Maul, weil er abdreht.
Bei der Autonomia hiess das A-Politik, in Teutonesisch Anti-Politik