Was bedeutet das Ergebnis der Bundestagswahl für uns? – Von Kevin Hoffmann

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Wer will und kann nach den Wahlen überhaupt regieren? Was bedeutet der deutliche Einzug der AfD in den deutschen Bundestag? Und was wird sich dadurch für uns ändern?

Die Ergebnisse der Bundestagswahlen zeigen es deutlich: Die Krise der „etablierten Parteien“, der bürgerlichen Parteien ist unübersehbar. Die beiden „großen Parteien“ haben bei diesen Bundestagswahlen deutlich verloren und sind für ihre vergangene Politik „abgestraft“ worden. Die SPD hat ihr schlechtestes Bundestagswahlergebnis seit 1949 eingefahren und verzichtet pauschal auf eine Regierungsbeteiligung. Die CDU ihr zweitschlechtestes. Auch die CSU ist in Bayern um 10,8 Prozentpunkte auf ihr schlechtestes Ergebnis seit 1949 gefallen.

Was zeigt uns das Wahlergebnis?

Schaut man sich das „reale“ Wahlergebnis, unter Einbeziehung der NichtwählerInnen an, so ergibt sich folgendes Ergebnis: 24,9 Prozent CDU/CSU, 24,4 Prozent nicht WählerInnen, 15,7 Prozent SPD, 9,9 Prozent AfD, 7,9 Prozent FDP, sowie Linke und Grüne jeweils 6,7 Prozent. Und dabei sind noch nicht mal die Millionen Menschen mitgerechnet, die in Deutschland leben und kein Wahlrecht haben, sei es weil sie keine deutsche Staatsangehörigkeit besitzen oder aufgrund einer attestierten Krankheit dieses entzogen bekommen haben.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Enttäuschung der Menschen über die Politik und ihre eigene Lage in Deutschland nicht zu einer grundsätzlichen Abkehr vom bürgerlich parlamentarischen System geführt hat. Seit der Bundestagswahl 2009 (70,9 Prozent) ist die Wahlbeteiligung auf 71,5 Prozent 2013 und jetzt 76,2 Prozent gestiegen. Auch die Anzahl der ungültigen Stimmen ist in den vergangenen 12 Jahren kontinuierlich zurück gegangen. Lag die Anzahl der ungültigen Stimmen bei den Bundestagswahlen 2005 noch bei 1,6 Prozent, so ist diese kontinuierlich bis auf 1,0 Prozent bei den diesjährigen Wahlen geschrumpft.

Ein neues 1933?

Schaut man sich als letztes noch das Abschneiden der AfD in Ostdeutschland mit 20,5 Prozent, ja in einigen Wahlkreisen in Sachsen sogar mit deutlich über 30 Prozent an, sowie die Wiederauferstehung der neoliberal-nationalistischen FDP, sowie den deutlichen Rechtsruck von CDU/CSU in Richtung der AfD, so dürfte die Katerstimmung perfekt sein.

Doch die seit Wochen durch die Sozialen Medien geisternde Aussage, dass nun nach der Bundestagswahl erstmals seit Gründung der Bundesrepublik wieder Faschisten im Parlament sitzen würden ist schlichtweg falsch. Bis in die 1990er Jahre wurden unter anderem ehemalige NSDAP-Mitglieder und Funktionäre für die CDU und FDP regelmäßig in den deutschen Bundestag gewählt. Auch der jetzige Einzug der AfD in den Bundestag wird nicht von heute auf morgen die „bürgerliche Demokratie“ abschaffen und den Faschismus an die Macht bringen. Aber es zeigt den Erfolg von rassistischer und nationalistischer Propaganda, der auf fruchtbaren Boden fällt und sich nun nicht nur massenweise organisiert (Siehe PEGIDA, HOGESA, AfD), durch massive verdeckte Finanzspritzen aufgebaut wurde, sondern eben auch offen im Parlament vertreten ist.

Was bedeutet das für uns?

Die Ergebnisse zeigen vor allem eines: Die ArbeiterInnen und Unterdrückten, die Frauen, Jugendlichen und auch die wahlberechtigten MigrantInnen haben keine wirkliche Alternative bei dieser Wahl gesehen. Sicherlich ist solch eine Wahl nicht der einzige und ausschlaggebende Maßstab für uns, doch er zeigt die Alternativlosigkeit des bürgerlichen Systems.

Schauen wir uns die Ergebnisse von repräsentativen Studien an, was die größten Sorgen und Probleme der Menschen in Deutschland sind, so geben die meisten an, dass bezahlbarer Wohnraum, eine gute Altersversorgung und ein Job von dem man leben kann die größten Problem sind. Das sind laut zahlreichen Befragungen allerdings nicht die Themen, nach denen ein großer Teil der Menschen entscheidet welche Partei er oder sie wählt.

Nur der Zusammenschluss der Arbeiterinnen und Arbeiter, der Frauen, Jugendlichen, MigrantInnen und RentnerInnen, in ihrem Viertel, im Betrieb, der Schule und Universität, die gemeinsame Organisierung und der alltägliche Kampf für die Veränderung unserer Gesellschaft kann eine wirkliche Alternative schaffen und Lösungsansätze für die Probleme der Menschen schaffen.

Nicht allein die Entlarvung und das Anprangern der Perspektivlosigkeit dieser Gesellschaft wird in der kommenden Zeit unsere Aufgabe sein, sondern vor allem die Schaffung einer realen Alternative. Einer Perspektive, in der die kollektiven Bedürfnisse der Menschen im Mittelpunkt stehen. Einer Perspektive die wir heute real anfangen müssen zu schaffen. Durch kollektive Organisations- und Widerstandsformen, die wird heute überall in Deutschland schaffen müssen, auch und gerade dort wo die AfD große Stimmengewinne machen konnte.

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Ergänzungen

Vor allem bedeutet es dass Connewitz-Verschwörungstheoretiker wie Siegbert Droese im Bundestag sitzen... Während Häuser und Hütten und die Luft selbst brennt, lamentiert er irgendwas von In Teilen von Connewitz werde die staatliche Ordnung nicht mehr anerkannt... In Leipzig sind grad massive Grundrechtsverstöße durch den Staatsschutz aufgflogen, aber es gibt halt nur Probleme in Connewitz... wie krank is das denn?

http://www.lvz.de/Specials/Themenspecials/Bundestagswahl-in-Leipzig/Kand...

Die sächsischen Abgeordneten im neuen Bundestag (laut bundestag.de): AfD

Karsten Hilse (direktes Mandat)
Tino Chrupalla (direktes Mandat)
Frauke Petry (direktes Mandat)
Siegbert Droese (Kandidat im Leipziger WK 152)
Christoph Neumann ( Kandidat im Leipziger WK 153)
Lars Klaus Herrmann
Heiko Heßenkemper
Jens Maier
Ulrich Oehme
Detlev Spangenberg
Verena Hartmann

http://www.lvz.de/Specials/Themenspecials/Bundestagswahl-in-Leipzig/Wahl...

"Der Richter am Landgericht Dresden und AfD-Bundestagskandidat war Mitte Januar Vorredner des thüringischen AfD-Chefs Björn Höcke im Dresdner Brauhaus Watzke. Er erklärte dort den Schuldkult für "endgültig beendet" und sprach über eine "Herstellung von Mischvölkern"."

Kaltland war gestern, heute ist GAU-land...