Gepflasterte Sackgasse

Von Träumen von einer Welt die nicht nur aus Schwarz und Weiß besteht.

Ohnmacht. Und jede Entscheidung wird die Falsche sein.
Ohnmacht bleibt für mich oft die Konsequenz unserer Suche nach der richtigsten Entscheidung. Alle Wege gepflastert mit unmoralischen Steinen. Begleitet von Ohn- Mächtigkeit war für mich die Entscheidung den weiten Weg nach Abya Yala (indigener Begriff für Südamerika) zu gehen oder nicht zu gehen. Das Gehen enzündete geladene Funken der Gedanklichkeit in mir. Verbundenheit mit Träumen in mir drinnen, seit vielen Jahren. Doch da war auch das Nicht-gehen, hier bleiben. Ich, weiß, europäisch und alles was ich dort tue, sage, bewege und beeinflusse wird von weiß und europäisch getan worden sein. Das ist Fakt.
Meine Privilegierten Hände dürfen nur die privilegierte Massen kneten.
Würden sie sich anderen Massen zuwenden dann sei das eine Aneignung einer Realität die nicht meine ist. Realitäts-Privatanspruch.
Wenn ich mich in meinem Restriktionsmuster, dem in linksradikalen Kreisen gängigem Privilegienbewusstseins, übergebe verlasse ich das gesellschaftlich gängige Wertesystem. Während derselbe Virus die ganze Welt auf den Kopf stellt fällt es mir besonders auf. Stimmen aus linksradikalen Kreisen aus dem globalen Norden, dringen zu mir, sie erzählen mir von Schwierigkeiten in diesen Zeiten, Schmerz, Frust, Wut, aber die meisten sagen zu sich selbst sie sollten nicht so sehr JAMMERN, ihre Situation ist ja nicht vergleichbar mit dem was Andere in anderen Breiten erleben.
Dann fangen sie an ihre Gefühle, ihre Gedanken, ihre Wörter und ihre Taten zu filtern. Wenn ich der Selbstreflexion fähig bin wird mir auffallen dass ich viel Bullshit denke, spreche und tue.
So entwickel ich Bewusstsein für unsere Mitmenschen. Soweit so gut.
Ich werde mein Verhalten anpassen.
Selbstrestriktion.

So wird sie die Steine aus ihrer Fassung reißen in ihre Taschen füllen und zur und sie mit sich tragen nutzen im Falle einer Situation die Verteidigung bedarf werden sie ihren wahren Zweck erfüllen

Jetzt bin ich hier, in Abya Yala. Die Bedenken ignoriert.
Und jeden Tag lassen mich Menschen spüren, dass das gut ist. Sie lassen mich spüren, dass es ist richtig das ich meine Meinung sage/ tue. Dieser Ort ist im Aufstand, stark und schön zugleich. Im Zerschlagen des Patriachats, im Wertschätzen indigener Sprache und Gesang. Es passiert der Steinwurf in Gemeinsamkeit gegen Polizeirepression, oder in seiner Symbolhaftigkeit gegen das unterdrückende neoliberale System. Das politisches Bewusstsein wächst hier (logischerweise) selbststärkend/selbstliebend, es ist ein Wertschätzen von allem was aus diesen Territorien kommt als Emanzipation von Jahrhunderten europäisch und nordamerikanischen Unterdrückung. Das fängt bei dir selbst an, bei dem
eigenen Körper, den eigenen Fähigkeiten und Wurzeln. Zuerst einmal ist alles an dir selber ok. In allem was du tust und was du fühlst bist du selber gut genug. Für mich fühlt sich das sehr gesund an.

So vergeht die Zeit und sie wird verstehen und akzeptieren. So vergeht die Zeit und sie wird den Rücken kehren dem Schwarz und Weiß in unseren Köpfen. Gut und Schlecht

Ich frage mich: Ist wichtig das beide geographisch unterschiedlichen Orte diese entgegen gesetzten Wege gehen? Müssen wir den Schmerz fühlen damit sich für Jahrhunderte unterdrückte Territorien von der Last befreien können? Müssen wir uns in unser Schneckenhaus zurück ziehen aus Angst unseren Mitmenschen aufgrund unserer Vorteilhaften Situation auf den Schlips zu treten?
Ich spreche meinen Mitbewohner hier in Abya Yala darauf an, lachend winkt er ab und sagt: „Sollen die sich doch um ihre eigenen Probleme kümmern. Was nützt es uns denn hier wenn die sich alle in Christ*innen verwandeln.“
So lassen wir zu, dass unsere Moralvorstellungen und die unseres Umfeldes uns in unseren Entscheidungen bestrafen.
Reue. Schuld. Schlechtes Gewissen.
Wenn ich es konkretisiere scheint es mir wie die versteckte Perversion der Christlichkeit die in unseren Köpfen weiterlebt. Was ist Privilegienbewusstsein?

So wird sie sich ihren Vorteile bewusst sein und aus purem Zuspruch zu dir gegenüber sie mit dir teilen wollen

Zähne-zusammen-beißen. Wir verbieten uns das Jammern. Damit schaffen wir Bewusstsein für die drastischere Zustände Anderer. Wir sind nicht alleine, unsere Normalität ist nicht normal. Aber normaler wird die Norm der anderen dadurch auch nicht. Gleichzeitig verbiete ich mir selber meine eigenen Gefühle. Ich darf nicht fühlen, denken, sein, wohl möglich muss ich erst ein Opfer erbringen um Leiden zu dürfen, schreien zu dürfen.

So sah sie Kämpfer*innen dessen Kampf die pure Auslieferung ihrer selbst dem Feindes bestand. Dessen Ziel es war die anderen die Geschichte der Brutalität des Feindes zu erzählen in dem die Kämpfer*innen alle Gewalt über sich ergehen ließen

In einer neoliberalen Gesellschaft, gewachsen auf christlichen Werten, ist die Konsequenz von Schuld Bestrafung.

Währenddessen sehe ich in euren Gesichtern das peitschende Schuldgefühl. Unsere Vorfahren waren Teil einer systematischen Ausbeutung riesiger Gebiete in Form von Kolonien. Wir sind Teil davon, schuldig der fortführenden Gewalt, die weiterhin passiert. Wer soll die Last der Schuld tragen wenn nicht wir? Die uns selbst gewidmeten Peitschenhiebe sind jene die am stärksten sind. Mit ihrer Stärke wollen wir jenen zu unserer Rechten und Linken zeigen wir meinen es ERNST.

So begegneten ihr in ihren Kindertagen verletzte Kinder, Kranke Kinder. Wieder und wieder bemerkte sie um die leidenden Kinder Scharen von Geschichten-Erzähler*innen. Die Stimmen der Scharen erzählten teilten ihre Leiden der vergangenen Tage

Die privilegierten Weltbewohner*innen zu sein bedeutet also nicht fühlen zu sollen. Ist es dann ok wenn wir träumen? Dürfen wir in unseren Körpern und Köpfen unsere Idee von Freiheit entwickeln? Denn, auch wenn es uns nicht am schlimmsten trifft (wenn es überhaupt so etwas wie eine Skala von Schlimmheit gibt) sind wir und werden wir immer bleiben: Individuen die innerhalb dieses Systems leben. Wir alle sind politische Subjekte.

So träumte sie Tages sie sei ein Tiger

Zweite Frage: Wie soll unsere Utopie aussehen wenn wir uns verbieten zu träumen bevor wir alle befreit haben?

Dritte Frage: Wie wird die Freiheit der weniger Privilegierten aussehen die wir befreien wollen, wenn wir selber uns das Träumen verboten haben?

Erste Frage: Wieso sprechen wir von Freiheit der weniger privilegierten wenn aus unserer Vorstellung nur Wege gepflastert mit unseren Steinen entspringen können. Und wir nicht wissen ob jene nicht die Trampelpfade am Rande des Waldes bevorzugen werden?

Vierte Frage: Was würde passieren wenn wir anstatt uns unsere Träume zu verbieten, träumen würden? Wenn wir nicht mehr uns gegenseitig die Traumpolizei spielen würden und statt dessen, frei von Wir und die Anderen – also gemeinsam, unsere Fantasie Realität verschaffen.

Fünfte Frage: Was ist, wenn wir uns in einer Sackgasse befinden?

Sechste Frage: Was wäre wenn wir in einer Welt leben würden die nicht nur Schwarz und Weiß ist?

Doch was statt dessen tun? Vielleicht zuerst einmal die eigenen Gefühle akzeptieren. Raum schaffen. Raum für die Tränen deiner Mitbewohner*in aus Angst eine Prüfung nicht zu bestehen, Raum für den Wunsch deiner Freund*in in die Ferne zu reisen. Natürlich auch Raum oder ein Obdach gegen Obdachlosigkeit. Natürlich auch Raum oder eine Stimme für jene denen die Staaten die Wörter verboten haben. Unsere Wege mögen divers sein. Wenn wir anfangen sie gemeinsam zu pflastern ermöglichen wir vielleicht allen ihren Nutzen.
Und noch was: Unterdrückte werden uns als privilegierte Weltbewohner*innen nicht um Erlaubnis bitten um sich aus ihrer Unterdrückung zu befreien.

 

 

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