[RMK] Kriseninfo- Solidarität über Grenzen hinaus

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Im Kontext der aktuellen Corona-Situation haben wir die erste Kriseninfo für den Rems-Murr-Kreis verfasst. Diese beschäftigt sich vor allem mit der Situation der Geflüchteten in Rems-Murr, sowie dem Quarantänelager in Sechselberg.

Den Text könnt ihr auch hier downloaden, ausdrucken bei euch in der Stadt verteilen und/oder aushängen.

Hier als PDF: Geflüchtete – Zudem unten anstehend der gesamte Text.

 

 

„Das öffentliche Leben kommt zum erliegen.

Nachdem Anfang März der „Shutdown“ in allen Bundesländern verkündet wurde, hören wir in der aktuellen Situation seitens der Bundes- und Landesregierungen von viel „Solidarität“, dem nötigen Mindestabstand von zwei Metern, die untereinander eingehalten werden sollen und das Nutzen von Hygieneprodukten wie z.b. Desinfektionsmittel. Geschäfte, die nicht systemrelevant sind, sollen schließen. Zusätzlich möchte doch jede*r Bürger*in jeglichen Kontakt zu Freunden, Bekannten etc. dauerhaft vermeiden und wenn nicht anders möglich, übergehen zur „Home Office Arbeit“ und nur einkaufen, wenn es wirklich sein muss.

Wie Menschenmengen in einem Geflüchtetenlager vermeiden?

Doch dass nicht jeder Mensch die Maßnahmen genauso umsetzen kann, ist immer mehr zu vernehmen. Beispiel Landeserstaufnahmestelle (LEA) Ellwangen:

Enge Platzverhältnisse, in denen mehrere Menschen in einem Mehrbettzimmer untergebracht werden, Desinfektions- und Hygienemittel werden nicht mehr zu Verfügung gestellt. Kein Wunder, dass sich das Virus unter diesen Umständen ausbreiten kann wie ein „Lauffeuer“.
Bei allem Übel ist das WLAN, um mit außenstehenden Kontakt zu halten und nicht völlig von der Außenwelt abgeschnitten zu sein, nicht überall empfänglich. Mittlerweile ist Fakt, dass sich 313 der 587 Mitbewohner*innen in der LEA Ellwangen mit dem Virus angesteckt haben, Tendenz steigend.

Seitens der Leitung gibt es nur noch kosmetische Maßnahmen zur Eindämmung.

Die Menschen sind auf sich selbst gestellt und dem Virus ohne jeden Schutz ausgeliefert.

Rems-Murr: Zwischen Quarantänelager und Unterkünften

Notgedrungen wurde versucht sichere „Isolationslager“ für Infizierte aus der LEA einzurichten. Eines davon wurde in Sechselberg (bei Althütte) Mitte April eröffnet. Dieses bietet Platz für nur rund 50 Personen. Offensichtlich zu wenig Raum für infizierte Menschen aus ganz Baden-Württemberg. Um Außenstehende nicht zu gefährden und damit die Ausgangssperre eingehalten wird, sind hierfür Securities vor dem Gebäude positioniert und es darf nur im jeweiligen Zimmer gegessen werden.

Zeitgleich sind Geflüchtetenunterkünfte mit ihren Mehrbettzimmern und engen Lebensverhältnissen weiterhin im Kreis das Mittel der Wahl, mit teilweise weit über 100 Menschen auf engstem Raum.

Gemeinsam durch die Corona-Krise

Für die Menschen in den Lagern ist es unabdingbar wichtig, dass ausreichend hygienische Mittel zu Verfügung gestellt werden. Um die Unterkünfte nicht weiter wie Gefängnisse zu verschachteln und die Leittragenden zu isolieren, muss es Kontakt nach außen geben.

Für wichtiger halten wir es Hotelbesitzer*innen und Wohnungskonzerne dazu zu bewegen geschlossenen Räume für infizierten Menschen aus den Lagern bereitzustellen – nur so kann der benötigte Mindestabstand gehalten und den chaotischen Verhältnissen entgegengewirkt werden.

Solidarität heißt nicht nur „deutsche“ Leben retten!“

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