‚Erst denken – dann handeln’
<p>Der in der Überschrift genannte Spruch wird ja schnell auf manch unbedachten, linksradikalen Steinwurf (<em>In der 20. Reihe stehen und werfen, aber nur die eigene fünfte Reihe statt die Bullen treffen können</em>) entgegen gehalten. Dass dieser Spruch auch auf alles andere als stein-affine Vertreter des parlamentarischen Reformismus gemünzt werden kann, zeigt ein Text, der heute Nacht bei linksunten erschien. Der Text beschäftigt sich mit der Rede des griechischen Ministerpräsidenten Tsipras, mit der dieser vergangene Woche vorgezogene Neuwahlen ankündigte.</p>
In dieser Rede sagte er über seine Einigung mit der Troika u.a.: „es ist letztendlich eine Vereinbarung, die in Anbetracht unserer Ausgangsposition, mit dem schweren Erbe, was wir angetreten haben und durch die schwierigen Verhältnisse in Europa das beste ist, was wir bekommen konnten.“
Darauf antwortet der Text bei linksunten: „wenn wir mit Tsipras annehmen, daß das neue Memorandum angesichts der ‚schwierigen Verhältnisse in Europa das beste ist’, was die griechische Regierung bekommen konnte, dann sollte doch für eine Partei mit dem ursprünglichen Anspruch SYRIZAs jetzt die vordringliche Aufgabe sein, diese Verhältnisse zu ändern; also die vordringliche Frage sein, wie sie sich ändern lassen – und also sich Zeit dafür genommen werden, um diese Frage zu klären, statt Kraft und Zeit damit zu verschwenden, das für falsch Gehaltene auch noch selbst umzusetzen.“ (https://linksunten.indymedia.org/de/node/151405)
Jetzt fände ich ja mal spannend zu erfahren, was der_die Tsipras-Kritiker_in bei linksunten von dem neusten Projekt des parlamentarischen Reformismus hält: die sogenannte Volkseinheit? - Fällt die unter ‚bedachtes Handeln’ oder ebenfalls unter ‚Handeln ohne ausreichend gedacht zu haben’?
Ergänzungen
Zur Frage am Ende
Da hättest Du gar nicht gespannt sein müssen. :-) Mit etwas Recherche hättest Du nämlich schon etwas von mir zu dieser Frage finden können - um es kurz zu sagen: Meine Antwort geht deutlich in Richtung "ebenfalls [...] ‚Handeln ohne ausreichend gedacht zu haben’".
Schon bevor das Kind seinen Namen "Volkseinheit" bekam, hatte ich mich in zwei Texten kritisch dazu geäußert:
a) Bitte nicht schon wieder revolutionäre Kräfte verschwenden!
http://scharf-links.de/44.0.html?&tx_ttnewstt_news=52564&tx_ttnewsbackPid=56&cHash=21f6f2dce6
b) Die „wahren“ SYRIZA-Vertreter versuchen nun anscheinend, SYRIZA und ANTARSYA zu spalten
http://theoriealspraxis.blogsport.de/2015/08/13/die-wahren-syriza-vertreter-versuchen-nun-anscheinend-syriza-und-antarsya-zu-spalten/
Und heute habe ich etwas gelesen, das mir sehr plausibel erscheint:
„The aspirations of the PU [Popular Unity] is to become the ‚good’ SYRIZA of 2012 by defending the ‚Thessaloniki Program’ with the sole addition of a rather critical stance towards the ‚euro’. PU defines itself as an anti-memoranda, anti-austerity and conditionally an anti-eurozone political party. PU has been described by its leadership as a broad political party extending from the left socialdemocracy to the far left. Kostas Isihos, one of PU’s prominent members and an ex-minister in the SYRIZA government interviewed by Russian media, stated that the PU will defend the ‚original’ SYRIZA program.“ (http://www.leftvoice.org/I-think-that-the-dilemma-reform-or-revolution-is-still-valid)
Im Gegensatz dazu vertritt der Interviewte:
„In a series of documents we have genuinely justified our disagreement with the ‚Broad Party Strategy’ [...]. Our analysis has been tragically verified. It took a 3rd memorandum imposed upon the Greek working people so that the class nature of left reformism is exposed. Today, the PU wants to repeat the same failed experiment. They want to re-establish the good SYRIZA of 2012 with the same program. We did not relate to SYRIZA then, we are not going to relate to PU now. [...]. We favour the ‚United Front’ which is formed around specific issues and does not require a programmatic agreement among the organizations involved. On this basis, I think we should be open to cooperate with other left organizations including the PU in antifascist, antiracist work and on other crucial issues as prioritized by the social movements and their intervention and ours converge.“