Revolutionäre Linke aus Deutschland im Kampf für die Befreiung von Rojava

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Kampf für die Befreiung Rojava

Hier die Erklärung eines unserer Mitglieder. Unser Genosse und Freund befindet sich momentan in Rojava. Er verteidigt dort die Errungenschaften der sozialen Revolution und beteiligt sich am Kampf gegen den islamistischen Terror. Auch wenn wir den Schwerpunkt unseres politischen Kampfes auf die BRD legen, so unterstützen wir die Entscheidung unseres Genossen. Wir sind im Herzen bei ihm und allen anderen, die dort den Kampf gegen Unterdrückung und für eine befreite Gesellschaft führen.

Erklärung:

Ich bin Mitglied und Kämpfer der Revolutionären Aktion Stuttgart aus Deutschland und kämpfe als Teil der Internationalen Freiheitsbataillon in Rojava unter dem Kommando der MLKP, die der YPG untersteht. Im Internationalen Freiheitsbataillion kämpfen mehrere revolutionäre Organisationen aus verschiedenen Ländern. Seit vielen Jahren bin ich Teil der revolutionären Linken in Deutschland und war an vielen verschiedenen Kämpfen beteiligt. Ein internationalistisches Selbstverständnis und eine dementsprechende Praxis gehören für mich als Kommunisten zur politischen Arbeit dazu. So haben wir seit dem Beginn der Aufstände gegen Assad zu Syrien bzw. Rojava gearbeitet. Wir haben Demonstrationen und Veranstaltungen organisiert und unterstützt und uns mit den Geschehnissen in Rojava auseinandergesetzt. All dies war und ist wichtig, der Prozess hier muss öffentlich gemacht werden und Menschen weltweit müssen von den Errungenschaften der Revolution hier erfahren.

 

Mir persönlich hat das mit der Zeit aber nicht mehr gereicht. Für mich ist es richtig hier in Rojava zu sein, denn ich habe immer stärker den Wunsch verspürt nach Rojava zu gehen und mich dort vor Ort dem Kampf anzuschließen. Auch wenn man in Deutschland viele Möglichkeiten hat, die Revolution in Rojava zu unterstützen, konnte ich nicht länger einem mehr oder weniger normalen Leben nachgehen. Dass in Rojava Menschen für den gemeinsamen Kampf gegen Imperialismus und Reaktion sterben, hat mich bei meiner Entscheidung bestärkt.

Zu Rojava 

Der gesellschaftliche Prozess der sich hier in Rojava in den letzten drei Jahren entwickelt hat, ist sehr wichtig für die revolutionäre Linke weltweit. Während gerade in Europa ein Rechtsruck statt findet und reaktionäre Kräfte Zulauf haben, wird hier inmitten eines Bürgerkrieges ein Projekt aufgebaut, das auf Basisdemokratie und gegenseitiger Solidarität beruht. Die Menschen nehmen ihre Zukunft in die eigenen Hände und organisieren das gesellschaftliche Leben und die Verwaltung in Räten. Betriebe werden von den Arbeiterinnen und Arbeiter in Kooperativen selbst verwaltet. Es gibt auch kollektive Entscheidungen darüber, was und wie produziert wird. Gleichzeitig wird hier versucht, die Befreiung der Frauen von patriarchaler Unterdrückung konkret durchzusetzen: Während in der BRD über Frauenquoten in Aufsichtsräten diskutiert wird, ist es hier selbstverständlich, dass jede Funktion von Frauen und Männern besetzt wird. Durch die YPJ – die Frauenguerilla – nehmen Frauen völlig gleichberechtigt am bewaffneten Kampf teil und können ihre Rechte offensiv einfordern. Und während in Europa gegen Flüchtlinge und Muslime gehetzt wird, versucht man hier alle hier lebenden Menschen, unabhängig von ihrer Religion oder Volkszugehörigkeit, in den Prozess miteinzubeziehen. Und das alles, obwohl Rojava von Islamisten angegriffen wird und von reaktionären Regimen wie der Türkei, Irak oder der Regierung Assads umzingelt ist.

 

Ich mach mir dabei keine Illusionen darüber, dass hier gerade der Sozialismus oder die klassenlose Gesellschaft verwirklicht werden. Aber es werden Fragen auf die Tagesordnung gesetzt, die auch für eine sozialistische Entwicklung zentral sind: Demokratische Kontrolle über die Betriebe, Kampf gegen das Patriarchat, gegen Rassismus und gegen religiöse Intoleranz. Und auch die Erkenntnis, dass die Ergebnisse der Revolution bewaffnet geschützt werden müssen, ohne sich dabei entweder auf die Seite von Assad oder den Imperialisten zu stellen, ist sehr wichtig. 

Ich denke daher, dass hier in Rojava zwar noch nicht entschieden ist, welchen Weg die Gesellschaft nehmen wird, aber dass die Bedingungen für eine sozialistische Entwicklung sehr konkret sind und erste Schritte bereits in die Wege geleitet wurden!

Indem wir dieses Projekt (das so vielen Menschen Hoffnung gibt) verteidigen, bekämpfen wir vor allem die Dschihadisten des IS.  

 
Wir kämpfen aber auch gegen den Imperialismus, denn durch die Einmischung der Imperialisten in den nahen Osten und speziell in den syrischen Bürgerkrieg konnten Gruppen wie Daish oder die Al-Nusra-Front überhaupt erst so stark werden.

 

Außerdem haben die Türkei als Nato-Land und z.B. Saudi-Arabien als Nato-Verbündeter, den IS ganz direkt auch mit deutschen Waffen unterstützt. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass es momentan natürlich massive Widersprüche zwischen den Imperialisten und dem IS gibt. Gemein ist ihnen jedoch, dass sie kein Interesse an der Selbstverwaltung in Rojava haben. 

 

Aufgaben der revolutionären Linken

Noch ein paar grundsätzliche Worte zu meinem Verständnis von Internationalismus:
Die Aussage „der Hauptfeind steht im eigenen Land“ von Karl Liebknecht ist richtig. Sie bedeutet für uns als deutsche Linke, dass wir die Verpflichtung haben, im eigenen Land kommunistische Strukturen aufzubauen, die perspektivisch in der Lage sind die Machtfrage zu stellen. Allerdings heißt das nicht, dass wir unseren Kampf nur auf das Land reduzieren dürfen, in dem wir leben. Wenn wir uns als Unterdrückte, als eine Klasse begreifen, die weltweit von den Herrschenden angegriffen wird, dann ist klar, dass wir als InternationalistInnen in einem größeren Rahmen denken und dass wir uns mit allen fortschrittlichen und revolutionären Kämpfen solidarisieren müssen. Es gilt Verbindungen zu allen aufzubauen, die gegen Unterdrückung kämpfen.

Weltweit finden verschiedenste Kämpfe unterschiedlicher Intensität gegen die herrschenden Verhältnisse statt. Sie orientieren sich an der jeweiligen spezifischen Situation, den historischen Verhältnissen und den objektiven Möglichkeiten. Internationale Solidarität war und ist wichtig und muss immer in eine konkrete Praxis umgesetzt werden. Ein wichtiges Vorbild hierfür ist die Bildung der Internationalen Brigaden im spanischen Bürgerkrieg. Sie kann aber sehr verschiedene Formen annehmen.

 

Gerade in Deutschland ist es momentan wichtig, ein solidarisches, internationalistisches Bewusstsein in der Bevölkerung zu schaffen. In Anbetracht der Schwäche der deutschen Linken, kann unser Internationalismus also nicht bedeuten, alle aufzurufen nach Rojava zu kommen – auch wenn das wünschenswert wäre. Jede und Jeder muss das für sich selbst entscheiden und überlegen, wo sie oder er im Sinne eines proletarischen Internationalismus momentan am besten aktiv sein kann.

 

Zuletzt sollte auch nicht unerwähnt bleiben, dass die InternationalistInnen die hier die Revolution unterstützen und daraus lernen, Erfahrungen sammeln, die auch dem Kampf in Deutschland nutzen werden.  

 

Ich möchte zum Schluss alle auffordern, die Revolution in Rojava mit euren Mitteln zu unterstützen. Der Kampf um Befreiung, gegen die Unterdrückung des Menschen durch den Menschen, für den Kommunismus, ist ein langer Weg. Er kann nur gelingen, wenn wir uns solidarisch zusammenschließen, über den eigenen Tellerrand schauen und heute beginnen!

 

Hoch die internationale Solidarität!
Für eine revolutionäre Perspektive!
Für den Kommunismus!

Aktuelle Infos und Aktionen vom Internationalen Freiheitsbataillion auf:
facebook.com/pages/International-freedom-battalion/1597451687171173

 

Bilder: 
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Ergänzungen

Das ganze liest sich wie eine Entschuldigung, statt hier zu kämpfen woanders den Kampf zu unterstützen.

Es ist vollkommen richtig dorthin zu gehen und praktische Solidarität zu leisten!

Aus dem Umkreis der MLPD gehen deshalb über hundert Leute nach Kobane.

Das ist gelebte Solidarität und internationale Hilfe, und für eine Partei, die den Kampf international führt, eigentlich auch eine Selbstverständlichkeit. Eigentlich.

Unser Feind agiert international, und muss deshalb überall bekämpft werden.

Dafür muss man sich nicht entschuldigen.,. Im Gegenteil.

Die Frage ist allerdings, was man dort macht.

Auf dem im Artikel sind lediglich fahneschwenkende Leute zu sehen.

Die über 100 Leute, die dort von der ICOR aus hingehen, werden ein Gesundheitszentrum aufbauen.

Dann macht das auch Sinn. 

Revolutionstourismus, nur um "dabei" gewesen zu sein, ist kontraproduktiv.