Intervention bei Amnesty International - Stoppt die Folter durch den Griechischen Staat!

Regionen: 
Kyriakos Xymitiris, Ampelokipi

Medizinische Behandlung für Marianna M und alle Gefangenen – Stoppt die Folter durch den griechischen Staat

Am 23.12 gab es eine Intervention mit Transparent, Flugblättern und Plakaten bei Amnesty International Deutschland.

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ENG

Intervention at Amnesty International - Stop the torture of the Greek State

Medical Treatment for Marianna M and all prisoners - Stop the torture by the Greek State

On 23.12. there was an intervention with banner, flyers and posters at Amnesty International Germany

 

Wir führen diese Intervention als Teil der Aktionstage in Gedenken an Kyriakos X. und in Solidarität mit den Verfolgten des Ampelokipi Fall durch, um die notwendige medizinische Behandlung von Marianna M zu unterstützen. Marianna M befindet sich seit dem 31. Oktober 2024 in den Händen des rachsüchtigen griechischen Staates, direkt nachdem sie bei einer Explosion im Athener Stadtteil Ampelokipi lebengefährlich verletzt wurde. Der Staat will sich an ihr dafür rächen, dass sie schon immer auf Seiten der Unterdrückten, Marginalisierten, Migrant*innen etc. steht und ein integraler Teil der Kämpfe in Wort und Tat ist.

Bei der Explosion, die ihren engsten Weggefährten Kyriakos Xymitiris tötete, erlitt Marianna M mehrere schwere Verletzungen. Darunter Schnittwunden, Knochenbrüche und ein Schädel-Hirn-Trauma. Nach ihrer Ankunft im Krankenhaus wurde sie unter Polizeiaufsicht gestellt und es wurden von ihr Fingerabdrücke und eine DNA-Probe genommen – all das während sie bewusstlos war. Diese Behandlung fand unter den Augen von Krankenhausangestellten statt, die mit der Polizei kollaborierten.

In diesen Tagen, nach ihrem Aufwachen, wurde in ihrer Isolation erheblicher Druck auf sie ausgeübt, um sie zu verhören und sie möglichst schnell aus dem Krankenhaus zu entlassen. Dabei wurden die offenen Wunden und ihre immer noch notwendige Behandlung ignoriert.

Nach nur zwei Wochen Aufenthalt im Krankenhaus und einen Tag nach ihrer zweiten Operation mit Vollnarkose wurde sie in das Gefängnis in Korydallos gebracht. Dort wurde sie ohne Medikation und Desinfektionsmöglichkeiten in eine schmutzige Zelle mit Kakerlaken gesperrt. Die ärztliche Behandlung von Marianna M wurde damit beendet. Mit frischen Wunden bestand für sie einen hohe Infektionsgefahr. Die medizinische Versorgung in griechischen Gefängnissen beschränkt sich bekanntermaßen schon immer und auch in diesem Fall auf die Gabe von Paracetamol ohne Möglichkeiten zur Untersuchung oder Nachuntersuchung oder zur Rehabilitation. Auch die Verunmöglichung einer angemessenen medizinischen Behandlung oder Betreuung ist eine Form der Folter.

Vergangene Woche wurde die DNA aller Beschuldigten gewaltsam durch die Anti-Terror-Einheit genommen – auch wieder von Marianna M, obwohl sie bis heute keine medizinische Betreuung erhielt. Seit ihrer Verhaftung kämpft sie dafür, die notwendige Behandlung zu erhalten, was jedoch vom griechischen Staat immer noch verhindert wird.

Wir veröffentlichen diesen Fall von Gesinnungsjustiz und Folter, um der Welt die Methoden der griechischen Polizei aufzuzeigen. Gleichzeitig erklären wir uns dadurch solidarisch mit Marianna M und den weiteren Betroffenen, die im Rahmen der gleichen repressiven Operation nach der Explosion in Ampelokipi vom Staat verfolgt werden.

Warum haben wir das Büro von A.I. Deutschland für unsere Aktion ausgewählt?

Bereits im Juli 2022 wurde das Büro von A.I. Deutschland in Solidarität mit Kämpfen in griechischer Gefangenschaft besetzt. Giannis Michailidis war in einen Hungerstreik getreten um der gegen sein Leben und die anarchistische Bewegung gerichtete Rachsucht des griechischen Staates entgegen zu stellen. Auch dank der internationalen Solidaritätskampagne wurde Michailidis’ Freilassung erreicht.

Amnesty International ist eine Nichtregierungsorganisation und behauptet, die größte Bewegung weltweit zu sein, die für die Menschenrechte kämpft. Die Organisation setzt sich international für die Durchsetzung der Menschenrechte ein und blickt auf viele Erfolge in ihrer eigenen Geschichte zurück. Eines ihrer Hauptbetätigungsfelder ist nach eigenen Angaben der Bereich Haft und Gefangenschaft. Auf ihrer offiziellen Website listet A.I. einige Hauptprobleme im Zusammenhang mit Haft und Gefangenschaft auf:

-politische Häftlinge - Personen, die unter den Umständen, die zu ihrer Inhaftierung geführt haben, keine Gewalt oder Hass ausgeübt oder befürwortet haben, sondern ausschließlich aufgrund ihrer Person (sexuelle Ausrichtung, ethnische, nationale oder soziale Herkunft, Sprache, Geburt, Hautfarbe, Geschlecht oder wirtschaftlicher Status) oder ihrer Überzeugungen (religiöse, politische oder sonstige Überzeugungen) inhaftiert sind.

-Willkürliche Inhaftierung - Inhaftierung ohne rechtmäßigen Grund oder ohne Gerichtsverfahren

-Incommunicado - Inhaftierung ohne Zugang zu Familie, Anwalt usw.

-Unzureichende Haftbedingungen - wie Überbelegung und verlängerte Einzelhaft.

-Folter und andere Formen der Misshandlung.

Darauf basierend ruft A.I. dazu auf:

    Keine Folter oder andere Formen der Misshandlung.

    Schneller und regelmäßiger Zugang zu Anwälten, Ärzten und Angehörigen.

    Wirksame rechtliche Verfahren, damit die Menschen ihre Inhaftierung und Behandlung anfechten können.

    Unabhängige Richter.

    Angemessene Haftbedingungen. Dazu gehört auch die Beendigung der langen Isolationshaft.

    Freilassung aller politischen Häftlinge ohne Auflagen.

Mit der Intervention am Büro von Amnesty International wollen wir A.I. an ihre eigenen Prinzipien erinnern und sie dazu anhalten, Druck auf die griechische Regierung und ihre Justiz ausüben, der verwundeten Anarchistin Marianna M Zugang zu Ärzten und einer angemessenen medizinischen Behandlung ermöglichen, sowie ihre Folterpraxen einzustellen.

Wir haben uns wieder für die NGO Amnesty International entschieden, weil sie in der westlichen Gesellschaft als eine Kraft bekannt ist, die in der Lage ist, Entscheidungen von Regierungen zu beeinflussen. Wir wollen nicht mit A.I. zusammenarbeiten, weil wir mit ihrer politischen Agenda nicht einverstanden sind, die nur Menschen unterstützt, die einen pazifistischen Weg des Kampfes gewählt haben. Und wir sind auch nicht mit der Unterteilung der Gefangenen in politische Häftlinge, die es Wert sind von A.I. unterstützt zu werden und in all solche, die ihrem Schicksal überlassen werden ohne eine generelle Kritik am Knastsystem zu formulieren, einverstanden. Wir sind zu diesem Büro gekommen, um über die humanistische Fassade Europas zu sprechen, die zur Legitimierung von Gräueltaten aufrechterhalten wird. Amnesty reproduziert die Sprache von einem humanitären Europa. Mit unseren Forderungen an Amnesty International wollen wir die westlichen Demokratien und insbesondere die griechischen Behörden daran erinnern, dass wir die Macht haben, diese Fassade zu zerstören, die so wichtig für ihre Macht ist.

Wir halten die Verantwortlichen von A.I. Deutschland dazu an, Marianna M.‘s Bedarf an medizinischer Behandlung zu unterstützten, die Foltermaßnahmen des griechischen Staates zu beenden und den Widerstand gegen die moderne Junta in Griechenland zu unterstützen, die ihren eigenen Bürgern ein Leben in Würde verweigert, die Opposition innerhalb ihres Territoriums durch den Einsatz von chemischen und "weniger tödlichen" Waffen brutal unterdrückt, die in hunderte von Fällen von so genannten Pushbacks an den Grenzen involviert ist und die Willkür und Folter gegen alle Gefangene einsetzt.

Solidarität und Freiheit für die Verfolgten –

Kyriakos – hier!

Beteiligt euch an den internationalen Aktionstagen am 30.12.-01.01: In Gedenken an Kyriakos X und in Solidarität mit den Verfolgten im Ampelokipi Fall

 

 

 

 

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ENG

We are carrying out this intervention as a part of the action days in memory of Kyriakos X. and in solidarity with the persecuted of the Ampelokipoi case to support Marianna M's needs for medical treatment. Marianna M has been in the hands of the vengeful Greek state since 31 October 2024, right after she was critically injured in an explosion in the Ampelokipi neighbourhood of Athens. The state wants to take revenge on her for the fact that she has always been on the side of the oppressed, marginalised, migrants and she is an integral part of the struggles in word and action.

Marianna M suffered several serious injuries in the explosion that killed her closest companion Kyriakos Xymitiris. These included cuts, broken bones and a traumatic brain injury. After her arrival at the hospital, she was placed under police surveillance and her fingerprints and a DNA sample was taken from her - all while she was unconscious. This treatment took place under the eyes of hospital staff who collaborated with the police.

In all those days, after she woke up, they put a lot of pressure on her in her isolation, to interrogate her and discharge her faster from the hospital – Ignoring the open wounds and necessary treatment that is still needed.

After only two weeks in hospital and one day after her second operation under general anesthetic, she was taken to the prison in Korydallos. There she was locked in a dirty cell with cockroaches and without medicines and disinfection. Marianna M's medical treatment was thus terminated. With fresh wounds, she was at high risk of infection. It is well known that medical care in Greek prisons has always been limited to the administration of paracetamol, without the possibility of examination, follow-up or rehabilitation. The denial of adequate medical treatment or care is also a form of torture.

Last week the DNA of all persecuted was taken by force by the Anti-Terror-Unit including Marianna M. again, even though she did not receive decent medical care until now. Since her imprisonment she is fighting for a necessary treatment what is still prevented by the Greek authorities.

We are publicizing this case of hate crime and torture to show the world the methods used by the Greek state and its police. At the same time, we declare our solidarity with Marianna M and the other affected who are being persecuted by the state as part of the same repressive operation after the explosion in Ampelokipi.

Why did we choose the office of A.I. Germany for our action?

Already in July 2022, the office of A.I. Germany was occupied in solidarity with struggles in Greek captivity. Giannis Michailidis had gone on hunger strike to confront the Greek state's vindictiveness against his life and the anarchist movement. Also because of the international solidarity, this campaign had successfully secured Michailidis' release

Amnesty International is a non-governmental organisation and claims to be the world's largest movement fighting for human rights. The organisation campaigns internationally for the enforcement of human rights and can look back on many successes in its own history. According to the organisation, one of its main areas of activity is detention and imprisonment. On its official website, A.I. lists some of the main problems associated with detention and imprisonment:

-political prisoners - persons who have not engaged in or advocated violence or hatred in the circumstances that led to their detention, but are detained solely because of their person (sexual orientation, ethnic, national or social origin, language, birth, skin colour, gender or economic status) or their beliefs (religious, political or other beliefs).

-Arbitrary detention - Detention without lawful reason or without trial

-Incommunicado - detention without access to family, lawyer, etc.

-Inadequate detention conditions - such as overcrowding and prolonged solitary confinement.

-Torture and other forms of ill-treatment.

Based on this, A.I. calls for:

    No torture or other forms of ill-treatment.

    Quick and regular access to lawyers, doctors and relatives.

    Effective legal procedures so that people can challenge their detention and treatment.

    Independent judges.

    Adequate detention conditions. This includes an end to prolonged solitary confinement.

    Release of all political prisoners without conditions.

By intervening at the Amnesty International office, we want to remind A.I. to their own principals and to urge them to put pressure on the Greek government and its judiciary to allow the wounded anarchist Marianna M and all the other imprisoned access to doctors and adequate medical treatment, and to stop her torture practices.

We have again chosen the NGO Amnesty International because it is known in Western society as a force capable of influencing government decisions. We do not want to work with A.I. because we do not agree with their political agenda, which only supports people who have chosen a pacifist path of struggle. And we also disagree with their categorisation of prisoners into political prisoners, that worth it to be supported by A.I. and all the others that are left behind without a general critic on the prison system. We have come to this office to make a statement against the humanist façade of Europe that is maintained to legitimise atrocities. Amnesty reproduces the language of a humanitarian Europe. With our demands to Amnesty International, we want to remind the Western democracies and especially the Greek authorities that we have the power to destroy this façade that is so important to their power.

We urge those in charge of A.I. Germany to support Marianna M.’s needs for medical treatment, to end the torturous measurements used by the Greek state and to support the resistance against the modern junta in Greece which denies its own citizens a life in dignity, brutally suppresses the opposition within its territory through the use of chemical and ‘less lethal’ weapons, is involved in hundreds of cases of so-called pushbacks at the borders and uses arbitrariness and torture against all prisoners.

Solidarity and Freedom for the Persecuted Comrades – Kyriakos always present!

Join the international call for action days 30.12-01.01: In memory of Kyriakos X and in solidarity with the persecuted of the Ampelokipi case

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